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'Lassen Sie mich durch, ich bin Mutter' - Seiten 001 - 064
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Bin gerade mal auf der Seite 24, muss aber echt feststellen das dies ein "Zungenbrecher Buch" ist. Oder was sagt Ihr ;-)...irgendwie witzig!!!
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Gefühlte 100 Jahre nach der ersten Ausgabe der 'Emma' beginnt Frau Maier ihr Buch mit Männern, die Babys vor dem Bauch tragen oder in teuren Kinderwagen vor sich herschieben und bezeichnet das als "soziales Ritual". Nun frage ich mich als Leser - ist es ein emanzipatorischer Erfolg, wenn Kinderwagenschiebende Männer ein soziales Ritual sind (ich schiebe auch, aber nicht ritualisiert, sondern mehr aus rein praktischen Erwägungen)? Aber darum geht es Frau Maier in ihrem Buch gar nicht. Es geht eher um - aus meiner Sicht - so eine Art Paradies: Ein Ort, in dem man ohne schlechtes Gewissen Cafes oder Restaurants mit Kindern besuchen kann, wo es für die kleinen sogar aufgeschäumte Milch gibt; in öffentlichen Verkehrsmitteln stehen die Leute unaufgefordert auf, um den Rollstuhl- und Kinderwagenbereich freizugeben, wenn Eltern mit Kinderwagen einsteigen (weil es offenbar ganz normal ist!) und man muß nicht kilometerweit fahren, um Kinderklamotten zu bekommen, die nicht gerade von KIK oder ALDI sind. Die Autorin nennt diesen Ort "Familienoptimiert" und kritisiert ernsthaft, daß es dort so viele Personen mit Kindern gibt. Wen wunderts, bei derart paradiesischen Zuständen, sage ich nur.
Was genau das für Eltern sind, konnte ich aus den ersten Kapiteln nicht ganz entnehmen. Es scheint sich um eine Art reiche Erben zu handeln, denn sie besuchen offenbar sündteure Kinderklamottenläden, kaufen ausschließlich im Bioladen, fahren die teuersten Kinderwagen, schicken die Kinder auf teure Privatschulen und "geben für die Kinder ihre Karriere auf". Die Autorin meint, daß die Kinder an erster Stelle stehen und das auch wüßten, aber wenn ich lese, daß sie auf den Urlaub mit Mama und Papa verzichten sollen, damit die ihnen den teuren Fremdsprachenkurs finanzieren können, werden die Kinder meiner Ansicht nach nicht gerade ihren persönlichen Vorteil darin erkennen. Mein Sohn jedenfalls (2 Jahre + 8 Monate) ist bisher immer eher für sofort Spaß als für später ein gutes Leben. Aber vielleicht sind die Kinder in Prenzlauer Berg anders gestrickt.
Lustiges konnte ich in dem Buch bis dato eher wenig entdecken. Lediglich im Kapitel "Markttag" gibt es eine nette Episode. Dort kritisiert die Autorin gerade vehement, es gingen "Privatinteressen vor Allgemeininteressen" und illustriert das ohne für mich erkennbare Ironie mit Rauchern und Hundebesitzern, die im Prenzlauer Berg mit bösen Blicken / Worten leben müssen.
Am besten gefielen mir bis hierher die Artikel, bei denen die Hebamme und die Kinderärztin von ihrer Arbeit berichten. Dort wird einigermaßen sachlich über die Probleme vor Ort erklärt. Frau Maier hingegen betreibt in erster Linie Bashing gegen die Eltern vom Prenzlauer Berg. Dabei scheint es ihr gar nicht wirklich um die Eltern als solches zu gehen, sondern in erster Linie um ihr früheres Viertel. Selbst die schlimmsten Sachen gilt es gegen die eindringenden Neubewohner zu verteidigen. So ergreift sie unter anderem Partei für die Alkoholiker, die sich offenbar regelmäßig auf dem Helmholtzplatz treffen. Jene waren schließlich schon immer da und stehen deshalb offenbar unter Artenschutz. Für mich nicht nachvollziehbar. Auch bei den Klagen der Anwohner gegen den Lärm von Bauarbeiten an der U-Bahn oder von der Disco habe ich so meine Zweifel, ob es hier noch um das Eltern/Kind-Thema geht. Kennt sich irgendwer von Euch in Berlin aus und hat zufällig mitbekommen, ob es in diesen Fällen überhaupt Eltern waren, die sich beschwert haben?
Wenn ich einen Wunsch für eines der kommenden Kapitel äußern dürfte, so wäre es, eine nähere Beschreibung der Tatsache, daß die ganzen Macchiato-Mütter Sonntags zur Kirche rennen (S. 14, ganz unten). Daß plötzlich die Kirchen in Prenzlauer Berg von Kleinfamilien belagert werden, sollte von den Kirchen unbedingt genauestens untersucht werden, vielleicht sind wir dann doch nicht alle des Teufels und man könnte mit einem ähnlichen Konzept auch wieder die Kirchen nicht nur an Weihnachten füllen?
Ich danke für Eure Geduld beim Lesen und entschuldige mich, wenn mein erster Beitrag für eine Leserunde evtl etwas zu lang geraten ist. Es gab irgendwie einfach so viel zu sagen.
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Nach den ersten Seiten hatte ich das Gefühl, dass der Hauptbeweggrund für dieses Buch gar nicht mal so sehr diese Invasion von durchsetzungswilligen Neubürgern war, sondern der Groll der Autorin darüber, dass man ihr und den Alt-Prenzlauern ihre Heimat geklaut hat. Weiterhin höre ich eine Nostalgie heraus, die sich wohl immer einstellt, wenn man etwas älter wird und die nächste Generation heranwachsen sieht.
Soweit so normal. Ich kann es bloß nicht mehr hören: "Weißt du noch, früher.....". Früher war vieles anders, einiges besser, einiges schlechter. Das ist der Lauf der Welt.
Manches erinnert mich an ein Programm eines ca. 40-jährigen Kabarettisten, der von seiner ach so tollen Kinderzeit ohne Handy und Internet schwärmt, als man sich noch ganz normal per Telefon mit seinen Freunden verabredete und Musik per Mikrofon auf Kassette aufnahm. Ich vergesse nicht das müde, versteinerte Lächeln eines etwa 60-jährigen, der sich bestimmt gedacht hat: "Du Idiot, ich hatte nicht einmal Telefon, geschweige denn einen Kassettenrekorder!"
Und was denkt sich ein 80-jähriger? Kindheit? Ich musste arbeiten. Keine Zeit zum Spielen. -
LeSeebär, erstmal freue ich mich, dass Du Deine vorgefertigte Aversion gegen das Buch beiseite gepackt hast und es nun doch noch liest.
Ich glaube, das Problem bei diesem Buch ist, dass man Vieles schnell negativ auf sich selbst bezieht. (Wenn man Vater oder Mutter ist.) Ich habe es ja in meiner Rezi bereits geschrieben, dass das Buch sehr wohl polarisieren kann. Weshalb ich dem dennoch positiv gegenüberstehe ist die Tatsache, dass ich bei der Autorin keinen Sozialneid erkennen kann. Frau Maier kommt aus dem Prenzlauer Berg, einem Viertel, dass nach der Wende zum "Szenekiez" wurde, dann kam die Gentrifizierung mit Luxussanierungen etc. Sie beobachtet und beschreibt. So kommt es MIR zumindest vor, weil ich schon zig Mal ähnliche Situationen beobachten durfte, wenn ich dort unterwegs war. Und das ist es, was mich schmunzeln lässt, diese auf den Punkt gebrachte Realsatire.
Im Moment habe ich nicht soviel Zeit, außerdem habe ich das Buch ja auch nicht mehr, aber auf ein paar Dinge möchte ich eingehen.
ZitatEin Ort, in dem man ohne schlechtes Gewissen Cafes oder Restaurants mit Kindern besuchen kann, wo es für die kleinen sogar aufgeschäumte Milch gibt; in öffentlichen Verkehrsmitteln stehen die Leute unaufgefordert auf, um den Rollstuhl- und Kinderwagenbereich freizugeben, wenn Eltern mit Kinderwagen einsteigen (weil es offenbar ganz normal ist!) und man muß nicht kilometerweit fahren, um Kinderklamotten zu bekommen, die nicht gerade von KIK oder ALDI sind. Die Autorin nennt diesen Ort "Familienoptimiert" und kritisiert ernsthaft, daß es dort so viele Personen mit Kindern gibt. Wen wunderts, bei derart paradiesischen Zuständen, sage ich nur.
Es verhält sich andersrum. Kinder werden nicht in Cafes gut behandelt, sondern die Cafes SIND in erster Linie für Kinder. Hier Beispiele: (es gibt noch Dutzdende andere,und NICHT nur am Prenzlauer Berg!)
Man kann sich drüber streiten, ob so etwas "gesund" ist für das Kind, auf die Erziehung bezogen und auf das Vorleben an sich. Nach einigen Besuchen ( mit meinen Kindern) in einer solchen Einrichtung kann ich für mich sagen: Nein. Auf gar keinen Fall.
ZitatSelbst die schlimmsten Sachen gilt es gegen die eindringenden Neubewohner zu verteidigen. So ergreift sie unter anderem Partei für die Alkoholiker, die sich offenbar regelmäßig auf dem Helmholtzplatz treffen. Jene waren schließlich schon immer da und stehen deshalb offenbar unter Artenschutz. Für mich nicht nachvollziehbar. Auch bei den Klagen der Anwohner gegen den Lärm von Bauarbeiten an der U-Bahn oder von der Disco habe ich so meine Zweifel, ob es hier noch um das Eltern/Kind-Thema geht. Kennt sich irgendwer von Euch in Berlin aus und hat zufällig mitbekommen, ob es in diesen Fällen überhaupt Eltern waren, die sich beschwert haben?
Hier kannst Du über den Knaack- Club lesen.
da ziehen Leute in einen Szenekiez,in ein neu errichtetes Haus, neben einen Club, den es schon lange gibt. Dann fällt ihnen auf, dass die Musik aber doch zu laut ist, wenn man da wohnt und dass ab 22 Uhr Ruhe herrschen soll. Ich frage mich: warum zieht man da da hin, wenn einem das nicht passt und nicht woanders hin, zB an den Stadtrand? Ich zumindest verstehe es nicht. Das Gleiche gilt für die Penner. Und da in der Gegend größtenteils Familien wohnen, werden da wohl ein paar beigewesen sein,oder?
made :
ZitatUnd im Prinzip schreibt die Autorin vom aktuellen Zeitgeist, der hier gepaart mit viel Geld sich zum Verdruss der Alteingesessenen in besonderem Maß konzentriert und rücksichtslos ausbreitet. Im Kleinen gibt es das immer und überall, je nach Mode und Geldbeutel. Und eine Frage sollte sich jeder selbst beantworten: "Was hätte ich unter gleichen Umständen getan?"
Das impliziert also: großer Geldbeutel, gleiches Benehmen? Das finde ich ganz und gar nicht. Geld hat mit innerer Einstellung mE nach nicht viel zu tun.
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rienchen, natürlich finde ich es schrecklich, was da abgeht! Baby-cafe, beheizter Sandkasten, usw.
Dass da die Alteingesessenen verärgert sind, verstehe ich nur allzu gut!
(Und die Frage, warum sie überhaupt hierher gekommen sind!)Das, was die Autorin kritisiert, gibt es überall in Deutschland. Ich sehe überall die gleichen Ansätze, nur können es sich die meisten nicht in dem Maß leisten wie sie gerne möchten.Sie behelfen sich, indem die Designerware second-hand kaufen, sich auf ein Kind beschränken, aber trotzdem im Van (mindestens 10 Jahre alt) zur Krabbelgruppe fahren, und ihren Kinder in der Öffentlichkeit Dinge weit über jedes Maß erlauben.
Allerdings ist es am Prenzlauer Berg extrem deutlich, weil sich dort sehr viele sehr wohlhabende Leute konzentriert haben, die sich gegenseitig hochschaukeln und in ihrem Denken und Handeln bestätigen.
In etwas durchmischteren Wohngegenden wird man eher wieder auf den Teppich geholt.Sicher ist Geld nicht gleich Benehmen. Aber ich gehe noch weiter als die Autorin und behaupte, es würde noch viel mehr solche Auswüchse geben, wenn die entsprechenden Leute das Geld dazu hätten, und sicher gibt es auch viele Reiche, die das niemals mitmachen würden.
Wie du gesagt hast: Geld hat nichts mit innerer Einstellung zu tun, aber oft wird Geld missbraucht, um seine Einstellung zu äußern. -
Und zu der Frage: Was hätte ich unter gleichen Umständen gemacht?
Da kann ich nur sagen, eine verkehrsberuhigte Straße hätte uns Eltern in unserer Straße auch gefallen.
Wir haben uns nicht dafür eingesetzt. Warum nur? Sicher nicht aus Rücksicht auf die autofahrenden Anwohner. -
Zitat
Original von rienchen
LeSeebär, erstmal freue ich mich, dass Du Deine vorgefertigte Aversion gegen das Buch beiseite gepackt hast und es nun doch noch liest.Versteh Dich gerade leider nicht. Ich lese das Buch wegen meiner "vorgefertigten Aversion" und der hoffentlich sehr interessanten Diskussion hier. Danke, daß Du es mit Deiner Rezi ermöglicht hast (bzw das allgemeine Interesse geweckt hast).
ZitatIch glaube, das Problem bei diesem Buch ist, dass man Vieles schnell negativ auf sich selbst bezieht. (Wenn man Vater oder Mutter ist.)
Volle Zustimmung.
ZitatWeshalb ich dem dennoch positiv gegenüberstehe ist die Tatsache, dass ich bei der Autorin keinen Sozialneid erkennen kann. Frau Maier kommt aus dem Prenzlauer Berg, einem Viertel, dass nach der Wende zum "Szenekiez" wurde, dann kam die Gentrifizierung mit Luxussanierungen etc. Sie beobachtet und beschreibt. So kommt es MIR zumindest vor,
Nein, Sozialneid erkenne ich auch nicht. Aber unter "Beobachten und Beschreiben sehe ich etwas deutlich anderes. Ein Beispiel: Sie schreibt über einen Laden namens "richtig gutes kinderzeug" und erklärt dem Leser: "Kleinschreibung wie bei der RAF" - das ist für mich eindeutig nicht nur "beobachten und beschreiben", das ist mindestens interpretieren, wenn nicht unterstellen. Ich vermute, die Kleinschreibung bezieht sich, wie bei vielen Kindergeschäften, auf die Tatsache, daß die Kunden eben auch die Kleinen sind. Man mag dazu stehen, wie man will, aber einen RAF-Bezug zu konstruieren, finde ich schon sehr derbe. Und das ist, was ich mit "Bashing" meine. Falls Du an das Buch noch einmal rankommst, lies Dir noch einmal die Beiträge der Hebamme und der Kinderärztin durch -> das nenne ich "Beobachten und Beschreiben".
ZitatEs verhält sich andersrum. Kinder werden nicht in Cafes gut behandelt, sondern die Cafes SIND in erster Linie für Kinder.
Ich finde ja den beheizten Sandkasten auch übertrieben, aber der Rest beim Kiezkind klingt doch recht attraktiv für Eltern und Kinder:
ZitatZitat Homepage Kiezkind:
...sowie die große Spiel-Material-Sammlung und Bücherecke des Kiezkindes bereit. Wickeltisch und Kuschelecke freuen sich auf Arbeit... Im Außenbereich heißt es rutschen und plantschen. Roller, Laufräder, Laufhilfen, Dreiräder und Bobbycars freuen sich bewegt zu werden, während Muttis und Vatis kostenlos unseren Wlan nutzen können und bei Kaffee und Kuchen entspannen.ZitatMan kann sich drüber streiten, ob so etwas "gesund" ist für das Kind, auf die Erziehung bezogen und auf das Vorleben an sich. Nach einigen Besuchen ( mit meinen Kindern) in einer solchen Einrichtung kann ich für mich sagen: Nein. Auf gar keinen Fall.
Warum nicht? Was ist das Problem dort - sorry, ich erkenne es wirklich nicht. Das klingt so viel besser als die Angebote von McD und Co hier in Bremen und, wie gesagt, ins Cafe Knigge oder zu Steckers Ratscafe traut man sich mit dem Lütten doch gar nicht, man hat jedes Mal das Gefühl, daß die anderen Gäste sich gestört fühlen.
Zitatda ziehen Leute in einen Szenekiez,in ein neu errichtetes Haus, neben einen Club, den es schon lange gibt. Dann fällt ihnen auf, dass die Musik aber doch zu laut ist, wenn man da wohnt und dass ab 22 Uhr Ruhe herrschen soll. Ich frage mich: warum zieht man da da hin, wenn einem das nicht passt und nicht woanders hin, zB an den Stadtrand?
Sehe ich hundertprozentig genauso und finde die Leute recht dämlich. Ähnliches Problem gibts hier auch, in einer Vegesacker Kneipenstraße werden abends um 22 Uhr die Tische reingeholt, weil die Anwohner sich gestört fühlen. Dabei gibts die Kneipen schon lange dort. Ich sehe nur die Verbindung zu den Eltern nicht und wollte mit der Erwähnung dieses Beispiels eigentlich nur darauf hinweisen, daß es der Autorin meines Erachtens gar nicht so sehr um das Thema des Buches geht, sondern daß das Buch veilleicht eigentlich "Wie die Wessis meinen Kiez zerstören" heißen sollte.
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Ich habe das Buch ja übers Wochenende fertig gelesen, aber wirklich lachen konnte ich dabei auch nicht. V.a. habe ich das Gefühl, dass da unterschwellig noch ganz viele Ost-West-Konflikte schwelen!
Ansonsten sehe ich das Buch auch eher so, dass die Autorin darin ihren ganzen Frust darüber ablädt, dass sich ihr alter Stadtteil in eine Richtung verändert hat, die ihr nicht gefällt. Aber was will sie damit erreichen???
Manches mag ja übertrieben sein - ich muss auch immer grinsen, wenn ich höre, wie Mütter für ihr Kind im Café einen "Babycchino" (= ein Tässchen Milchschaum pur) bestellen, und ein beheizbarer Sandkasten auch nicht wirklich sein - wozu gibt es gefütterte Matschhosen???Ich fand im ersten Teil des Buches auch die Berichte der Hebamme und der Kinderärztin am besten; da war nix übertrieben und auch nichts wirklich bösartig formuliert.
Im übrigen kann ich die "Latte Macciato"-Mütter auch bis zu einem gewissen Grad verstehen. Da werden sie aus der Heimat nach Berlin verpflanzt, weil der Gatte dort Karriere machen kann (und sie selber vielleicht auch, solange noch keine Kinder da waren). Dann kommt das Baby, bei vielen recht spät wg. langer Ausbildung, evtl. Auslandsaufenthalte und Berufserfahrung. Und dann??? Der Wiedereinstieg in den Beruf klappt bei den wenigsten gleich, zumal sich die wenigsten hochqualifzierten Tätigkeiten in Teilzeit ausüben lassen. Da heißt es oft ganz oder gar nicht, und das umzusetzen ist a) nicht einfach (v.a. wenn das familiäre Netzwerk fehlt) und b) auch nicht von allen gewollt. Tja, und somit fallen diese hochqualifizierten, späten Mütter in ein Loch, das sie irgendwie füllen müssen, und sei es mit Latte Macciato und Frühförderung für ihre Kinder. Geld genug haben die meisten (zumindest die im Buch geschilderten), und so ist es für mich durchaus nachvollziehbar, dass dieses Geld in die Kinder investiert wird. Soweit ist dieser Gedanke von dem "Ihr sollt es mal besser haben!" unserer Eltern gar nicht entfernt - auch diese Eltern wollen ihren Kindern die bestmöglichen Startvoraussetzungen für ihre berufliche Zukunft geben.
Dass sie dabei manchmal über das Ziel hinausschießen, steht auf einem anderen Blatt, ebenso, dass es den Kindern nicht guttut, wenn sie derart hoffiert und betüddelt werden.Später mehr,
LG, Bella
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Von mir auch ein Hallo in die Runde!
Ich habe heute wenig Zeit, deshalb auch nur ein ganz kurzer Eindruck.
Das Buch habe ich letzte Woche ausgelsesen und ich konnte schon herzhaft lachen, denn es deckt sich mit den Erfahrungen, die ich z.T. auch mit anderen Müttern gemacht haben und die mich so gestört haben, dass ich mich von diesen Müttern zurückgezogen habe.ZitatOriginal von LeSeebär
...Warum nicht? Was ist das Problem dort - sorry, ich erkenne es wirklich nicht. Das klingt so viel besser als die Angebote von McD und Co hier in Bremen und, wie gesagt, ins Cafe Knigge oder zu Steckers Ratscafe traut man sich mit dem Lütten doch gar nicht, man hat jedes Mal das Gefühl, daß die anderen Gäste sich gestört fühlen.
An deinem Beispiel, LeSeeBär, kann ich gut erklären, was ich für die Kinder als ungesund empfinde.
Das ist, dass sie der absolute Mittelpunkt und der Lebensinhalt der Eltern sind. Diese Mütter empfinden sich nicht als Petra, Helga oder Karin, sondern als Mutter von Janosch, Ella und co.
Folgerichtig richtet das Café sein Angebot auch an die Kinder, die logischerweise wie kleine Erwachsene behandelt werden und nicht wie Kinder. Ich finde das nicht normal.Ein Café ist in erster Linie für diejenigen da, die dort auch bezahlen, also für die Erwachsenen. Dass es dort Wickelmöglichkeiten oder auch eine Spielecke gibt, ist sicher eine gute Sache.
Als unsereKinder Kleinkinder waren, haben wir Restaurants oder Cafés gemieden, weil es für uns alle Stress war. Die Kinder konnten sich nicht bewegen, wie sie wollten, weil wie Eltern es normal fanden, Rücksicht auf die anderen Gäste zu nehmen, die in Ruhe Essen wollten.
Ehrlich: Ich möchte das auch und bin sehr genervt, wenn mir das in einem Restaurant verleidet wird, weil den Kindern der anderen Gäste keine Grenzen gesetzt werden.Das fängt an, dass ELtern mit Säuglingen einen Platz für ihren Kinderwagen am Tisch beanspruchen und nicht bereit sind, für zahlende Gäste Platz zu machen. Dass stillende Mütter nicht bereit sind, das dezent zu erledigen, sondern barbusig am Nachbartisch sitzen. Ich möchte das nicht sehen!
Oder dass ich fremde Kinder unter meinem Tisch ertragen soll, die es eben unter diesem Tisch besonders schön finden und an meinen Beinen zerren, während auf dem Tisch mein Essen kalt wird. Und was machen die werten Eltern? Sitzen ganz entspannt und genießen ihr Essen. Danke auch!
Ich habe gelernt, dass es nichts bringt, diese Eltern anzusprechen, denn dann gibt es Diskussionen, die zu nichts führen. Das geht von Kinderfeindlichkeitsvorwürfen bis Beschimpfungen. Das habe ich alles schon mehrfach erlebt.Kinder sind Kinder - und keine Erwachsenen. Sie müssen nicht alles schon erleben und machen, sondern das, was ihrem Drang nahc Neugierde und den zu stillenden Lebenshunger entspricht. Und dazu gehört bestimmt nicht, die Vormittage in Cafés auszusitzen und Baby-Macchiato zu schlürfen.
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Zitat
Original von belladonna
V.a. habe ich das Gefühl, dass da unterschwellig noch ganz viele Ost-West-Konflikte schwelen!
Es geht nicht nur um die "Machtergreifung" im Prenzlauer Berg, sondern auch um den Gegensatz der altmodischen Versorgungsehe (typisch west) zur emanzipierte-Frau-geht-arbeiten-Beziehung (typisch ost). Mir ist oft aufgefallen, dass Mütter immer ein schlechtes Gewissen haben, berufstätige Mütter fühlen sich als Rabenmütter, daheimgebliebene als weniger wertvoller Teil der Gesellschaft.
Im Vergleich mit den Neu-Bürgern holt sich die Autorin die Bestätigung, dass sie es auch nicht schlecht gemacht hat, und das unter schwereren Bedingungen. -
Regenfisch : Ja, ich sehe mich selbstverständlich als Vater meines Sohnes und nicht nur als einzelnes Wesen. Aber deswegen habe ich doch trotzdem noch ein Eigenleben und will nicht durch das Kind von allem ausgeschlossen werden. Deshalb gehts eben auch mal ins Cafe, auch wenn es die anderen Gäste etwas stört. Und gerade deshalb fände ich die Möglichkeit eines Kindercafes (egal, ob jetzt für Kinder mit Eltern oder für Eltern mit Kindern) genial. Die Kinderlosen bleiben in den "langweiligen" Cafes unter sich und die Eltern können in den Kindercafes trotzdem mal einen Kaffee trinken, ohne die ganze Zeit zu zittern, was dem Kind hier nun wieder aus Langeweile für ein Blödsinn einfällt.
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@ made:
Sind denn die Ost-Mütter wirklich arbeiten gegangen, weil sie emanzipiert waren???LG, Bella
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Das weiß ich nicht, ich habe nur die Klischees dargestellt. Ich wollte auf das Thema "Wahlfreiheit" hinaus. Wer hatte früher schon wirklich die Wahl? Und auch heute ist das nicht immer so, auch bei den Neu-Prenzlauern.
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Auch wenn ich nicht mitlese, finde ich Eure Beiträge höchst aufschlussreich.
ZitatOriginal von belladonna: Im übrigen kann ich die "Latte Macciato"-Mütter auch bis zu einem gewissen Grad verstehen. Da werden sie aus der Heimat nach Berlin verpflanzt, weil der Gatte dort Karriere machen kann (und sie selber vielleicht auch, solange noch keine Kinder da waren). Dann kommt das Baby, bei vielen recht spät wg. langer Ausbildung, evtl. Auslandsaufenthalte und Berufserfahrung. Und dann??? Der Wiedereinstieg in den Beruf klappt bei den wenigsten gleich, zumal sich die wenigsten hochqualifzierten Tätigkeiten in Teilzeit ausüben lassen. Da heißt es oft ganz oder gar nicht, und das umzusetzen ist a) nicht einfach (v.a. wenn das familiäre Netzwerk fehlt) und b) auch nicht von allen gewollt. Tja, und somit fallen diese hochqualifizierten, späten Mütter in ein Loch, das sie irgendwie füllen müssen, und sei es mit Latte Macciato und Frühförderung für ihre Kinder. Geld genug haben die meisten (zumindest die im Buch geschilderten), und so ist es für mich durchaus nachvollziehbar, dass dieses Geld in die Kinder investiert wird. Soweit ist dieser Gedanke von dem "Ihr sollt es mal besser haben!" unserer Eltern gar nicht entfernt - auch diese Eltern wollen ihren Kindern die bestmöglichen Startvoraussetzungen für ihre berufliche Zukunft geben. Dass sie dabei manchmal über das Ziel hinausschießen, steht auf einem anderen Blatt, ebenso, dass es den Kindern nicht guttut, wenn sie derart hoffiert und betüddelt werden.
Ein toller Kommentar.
@ LeSeebär und Regenfisch:
Als Kinderlose verstehe ich nicht so ganz, warum man keine Kinder mit ins Restaurant nehmen sollte.
Wenn Eltern vom eigenen Nachwuchs gestresst sind und darauf verzichten wollen, ist das nachvollziehbar.
Denke ich an Restaurantbesuche zurück und meine Erlebnisse, wenn andere Eltern Kinder dabei hatten, so kann ich grundsätzlich keine negativen Erfahrungen beisteuern. Natürlich machen Kinder auch mal Blödsinn, genervt war ich davon allerdings noch nie. Vielleicht habe ich auch einfach immer Glück gehabt. -
Zitat
Warum nicht? Was ist das Problem dort - sorry, ich erkenne es wirklich nicht. Das klingt so viel besser als die Angebote von McD und Co hier in Bremen und, wie gesagt, ins Cafe Knigge oder zu Steckers Ratscafe traut man sich mit dem Lütten doch gar nicht, man hat jedes Mal das Gefühl, daß die anderen Gäste sich gestört fühlen.
Ehrlich?
Sollen sie sich doch gestört fühlen! In was für einem Land leben wir, dass sich Menschen von Kindern gestört fühlen (sofern sie sich im "normalen" Rahmen bewegen) ? Kinder müssen lernen und das tun sie indem man ihnen etwas beibringt,in diesem Fall Benehmen. Ich gehe oft mit meinen Kindern in Restaurants oder in Cafes (allerdings zu Kinderfreundlichen Zeiten,nicht spät abends o.ä), auch in "schicke"und ich habe noch nie etwas Negatives gehört, im Gegenteil. ( Doch- einmal, in Bonn.) Sie werden betüddelt von irgendwelchen Gäste- Omis, für süß gehalten etc. Und sie genießen das, das etwas ganz Besonderes für sie.Ich gebe Dir jetzt mal ein Beispiel von meinem Besuch im Cafe Milchbart. Zwischen überall herumkullernden Bällen ( vom angrenzenden Bällebad) auf dem Boden turnten ein paar Drei/Vierjährige herum,die sich abwechselnd Kuchen und Eis reinzustopfen versuchten.Da sie dabei noch zu rutschen versuchten, landete die Hälfte davon abwechselnd auf dem Boden, auf den Stühlchen, auf der Rutsche, auf den Bällen, einfach überall. Weiter aufgefallen ist das nicht weiter, da lag schon einiges Plattgetretenes. Irgendwo weiter hinten im Raum ein Pulk schnatternder
HühnerFrauenMütter, ganz mit sich selbst beschäftigt.Am Tisch neben uns bestellte grade ein Vater für seinen Sohn das Toastfrühstück mit getoastetem Brot. Als die Bedienung servierte,maulte das Kind, es wolle aber ungetoastetes. Was macht der vater? Gibt den Brotkorb zurück mit den Worten: "Das wollen wir nicht, tauschen sie bitte um in ungetoastetes." Was macht die Bedienung ohne murren, mit einem "Natürlich, gerne"? Genau-umtauschen. Der Vater könnte ja sauer werden und den halben Hühnerstall gegen das Cafe aufhetzen.
Jetzt frage ich Dich, LeSeebär, mal andersrum: Was findest Du denn gut daran? Wie lernt ein Kind Benehmen, wenn es in einer Seifenblase aufwächst? In Läden, die "Kauf Dich glücklich" etc heißen? In einer schönen Welt, die prima ist,solange man das nötige Kleingeld besitzt? Oder auf Spielplätzen, auf deren Klettergerüsten mehr Erwachsene als Kinder rumhängen, weil sie die besten freunde ihrer Kinder sind! Meine Tocher kam schon mal rotzig angelaufen, weil sie ein Erwachsener einfach von der Schaukel runtergenommen hat. Und ja, der Prenzlauer Berg ist schon sehr speziell. Guck Dir doch mal aus Spaß die Immobilienpreise dort an, Stichwort Gentrifizierung. Und da nun mal verstärkt Familien dorthingezogen sind, die Urbanität leben wollen, kommt die Autorin nicht drumherum, beides zu vermengen. Wenn Du mal hier bist, schlendere einfach mal durch. Mit Bremen lässt sich das mMn gar nicht vergleichen. Stell Dir das Schlachteviertel vor, nur beruhigt. Das fällt mir jetzt am ehesten ein.
Das war eine Beobachtung, es gäbe noch etliche weitere.
Dann gibt es da noch etwas, was nicht zu mir passt, nämlich die Tatsache, dass ich mich nicht durch meine Kinder definiere. Ich bin Mutter, ich liebe meine Kinder über alles. Ich gehe auf Elternabende, ich kümmere mich, ich mache und tue, ja. (Herr rienchen im Übrigen auch.)
Aber. Ich bin auch noch ich, so wie ich immer war. Ich habe einen Beruf erlernt, den ich mag. Ich höre gerne Musik, lese gerne, gehe auf Konzerte, treffe mich gerne mit Freunden. Das hört nicht einfach auf. Und in meiner Freizeit, da habe ich gelinde gesagt keinen Nerv, schon wieder über Scheißwindeln, verlorenen Zähne und nächtliche Bockanfälle zu palavern. Nö. Da will ich einen schönen Abend haben oder auch mal hören, was meine (kinderlosen) Freunde so machen, eventuell habe ich sogar richtig Schmacht nach Noiserock. In meinem Umfeld sind bis auf wenige alle einfach nur noch Mutter. Ich will nicht ghettoisiert werden und nur noch unter "meinesgleichen" sein in so einer Bude, in der es nach Windeln mit Milchschaum riecht. Ich will einfach nur normales Leben um mich rum. Vielleicht bin ich wahnsinnig egoistisch,wer weiß das schon. -
Bevor ich mich in Details verstricke, möchte ich erstmal ein paar grundsätzliche Gedanken zu diesem Buch loswerden. Während ich mich bei der Lektüre köstlich amüsiert habe, weil sie meine Vorurteile und meinen unterschwelligen Ärger über viele der beschriebenen Zustände so prima bediente, kann ich gleichzeitig gut verstehen, dass man sich als Mutter / Vater angemacht fühlt und automatisch eine Verteidigungshaltung annimmt. Dabei finde ich es wichtig, nicht aus den Augen zu verlieren, um was für eine Art von Buch es sich handelt. Wir haben es mitnichten mit einer soziologischen Arbeit zu tun, sondern mit einer Polemik, die gelegentlich satirische Züge annimmt. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, verzeihe ich der Autorin gern gelegentliche Widersprüche, Übertreibungen und selektive Wahrnehmung.
Darf man eine bissige, zum Teil arrogante Polemik über diese neue Ausprägung des Mütterdaseins schreiben? Ich finde schon. Es wird schließlich nicht auf eine wehrlose, am Rand der Gesellschaft stehende Minderheit eingedroschen, sondern stattdessen eine am oberen Ende der Skala lebende, durchaus zur modernen Elite Deutschlands gehörige Gruppe aufs Korn genommen. Eine Gruppe, die sich selbst nicht fein zurückhält, sondern dadurch auffällt, dass sie anderen ihre Lebensphilosophie in der Praxis nicht nur ungebeten ins Gesicht drückt, sondern ständig Rücksichtnahme auf ihre Interessen einfordert, während sie gleichzeitig Zero Tolerance gegenüber Menschen und sozialen Strukturen fährt, die mit ihren eigenen Bedürfnissen schlecht kompatibel sind, und diese mittels monetärer Überlegenheit sogar aus deren angestammtem Habitat verdrängt.
Natürlich spreche ich nicht von Eltern allgemein, sondern von der in diesem Buch speziell behandelten Spezies im Familienparadies Prenzlauer Berg. Ich kenne diesen Bezirk nur sehr, sehr oberflächlich, werde aber auch in Hamburg regelmässig mit den beschriebenen Problemen konfrontiert, in Eimsbüttel, in St. Georg - und auch im eigenen Freundeskreis.
Um einer möglichen Vorverurteilung im Vorfeld entgegenzuwirken, möchte ich klarstellen, dass meine Frau und ich als Folge einer bewussten Entscheidung zwar keine eigenen Kinder haben, dies aber ausschließlich darauf zurückzuführen ist, dass sich unser eigenwilliger Lebensentwurf nicht mit Nachwuchs vereinbaren lässt. Ansonsten mag ich Kinder sehr, im konkreten Fall natürlich nicht alle, aber sehr viele, und einige wenige liebe ich so sehr, dass ich mir ein Bein für sie ausreißen würde.
Jenseits aller beim Lesen ausgelebten Gehässigkeit, die ich für eine konstruktive Diskussion mit euch gern beiseite lege, hat sich für mich bei der Lektüre eine grundlegende Frage gestellt, die mMn auf den Kern des Konflikts zielt: Warum meinen manche Eltern heute, nach Tausenden von Jahren Menschheitsgeschichte und Milliarden aufgezogener Kinder plötzlich, dass sie ihre eigenen Interessen (scheinbar) zugunsten ihres Nachwuchses komplett hintenanstellen und die Kleinen zum dominierenden Faktor, zum Mittelpunkt ihres Lebens machen müssen? Handelt es sich dabei um einen Massenanfall von purem Altruismus, oder sind nicht gar die Eltern die eigentlichen Profiteure dieser Neubesinnung, indem sie ihrem Leben so einen Sinn stiften, gesellschaftlich anerkannt, ohne Grabenkämpfe in Job und sozialem Umfeld bequem zu erreichen? Bequem heisst hier nicht, dass die Aufzucht von Kindern keine Belastung mit sich bringt, aber das war früher, als Kinder noch "nebenbei" groß wurden, auch der Fall. Lieben Eltern ihre Kinder heute mehr als früher? Sorry, aber das nehme ich niemandem ab. Das Abziehen einer "Show" für die Öffentlichkeit sagt wenig über die Intensität der Gefühle aus, weder im Positiven noch im Negativen. Und ob die Kinder von dieser Entwicklung auf lange Sicht wirklich profitieren, möchte ich ebenfalls bezweifeln.
So, das reicht erstmal - mein Sushi ist gerade gekommen, und ich bin hungrig.
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Zitat
Original von Salonlöwin
...@ LeSeebär und Regenfisch:
Als Kinderlose verstehe ich nicht so ganz, warum man keine Kinder mit ins Restaurant nehmen sollte.
Wenn Eltern vom eigenen Nachwuchs gestresst sind und darauf verzichten wollen, ist das nachvollziehbar.
Denke ich an Restaurantbesuche zurück und meine Erlebnisse, wenn andere Eltern Kinder dabei hatten, so kann ich grundsätzlich keine negativen Erfahrungen beisteuern. Natürlich machen Kinder auch mal Blödsinn, genervt war ich davon allerdings noch nie. Vielleicht habe ich auch einfach immer Glück gehabt.
Das habe ich nicht gesagt. Ich empfand es als stressig, mit Kindern im Kleinkindalter im Restaurant zu essen. Deshalb haben wir das selten gemacht. Unsere Kinder haben in dem Alter gegessen, um ihren Hunger zu stillen, weniger, um das Essen zu genießen. Und dann wurde die Zeit, bis wir Eltern aufgegessen hatten, schon lang. Da ich mein Essen genießen will, blieben wir eher zu Hause. Abgesehen davon, dass wir uns das zu der Zeit auch kaum leisten konnten.
Heute sind die Kinder 10 und 9 Jahre alt und wir gehen natürlich auch Essen. Aber unsere Kinder können und konnten sich immer benehmen bzw wurden dazu angehalten. Und wenn das nicht der Fall war, sind wir nach Hause gegangen, ganz selbstverständlich.
Im letzten Urlaub haben wir ein kleines, supertolles Restaurant entdeckt. Dieses hat meinem Mann und mir richtig gut gefallen. Abends sind wir mit den Kindern dort essen gegangen, die Bedienung war sehr freundlich und sowohl Gäste als auch die Bestzerin waren sehr angetan von den Kindern. Ein rundum schöner Abend.
Als wir wieder dort hin wollten, wollten unsere Kinder nicht mit. Sie wollten lieber zu Hause Brot essen und spielen. Wir sind zu zweit ins Restaurant gegangen und alle waren glücklich.Ich erlebe das aber auch anders. Das mag daran liegen, dass es in dem Ort, indem wir wohnen, viele sehr gut betuchte Familien gibt. Da erlebe ich eher die Haltung, dass Bedienungen und Gastronomen Dienstleister sind, sie werden ja schließlich bezahlt. Dementsprechend treten schon die Kindre auf.
Ich möchte mein Essen auf meinem Teller mit keinen Kindern teilen, mich auch nicht vor Dreikäsehochs rechtfertigen, warum ich mittags Wein trinke oder ein Dessert bestelle und auch kein Geschrei bzw. Familien-Diskussionen am Nachbartisch erleben. Das habe ich alles schon erlebt.
Gerade in Restaurants bin ich mittlerweile empfindlich. Ich habe nichts gegen Kinder im Restaurant, aber sie sollen sich gefälligst benehmen.Ein anderes Beispiel:
Ich liebe es, mich in der Sauna zu entspannen. Mittlerweile besuche ich nur noch ein Bad, indem Kinder keinen Zutritt haben.
Warum? Weil ich meine RUHE möchte, weil ich mich im Becken aufhalten möchte, ohne dass mir jemand in den Rücken springt, weil ich durch das Rein- und Rausgerenne der Kinder genervt bin, weil ich kein Nintendo-Dauergedudel im Ruheraum hören möchte.....
Und muss ein Kind einen Tag in einem Wellness-Bad verbringen? Ich finde, das ist keine kindgerechte Freizeitbeschäftigung.Ich bin auch sehr gerne und leidenschaftlich Mutter und liebe unsere Kinder über alles. Aber ich bin auch ich. Ich habe Bedürfnisse und meine Kinder haben auch Bedürfnisse und die stimmen eben nicht immer überein. Und das ist auch richtig so.
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Zitat
Original von Regenfisch
Ich bin auch sehr gerne und leidenschaftlich Mutter und liebe unsere Kinder über alles. Aber ich bin auch ich. Ich habe Bedürfnisse und meine Kinder haben auch Bedürfnisse und die stimmen eben nicht immer überein. Und das ist auch richtig so.Das hast du sehr schön auf den Punkt gebracht, finde ich.
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Zitat
Original von harimau
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Jenseits aller beim Lesen ausgelebten Gehässigkeit, die ich für eine konstruktive Diskussion mit euch gern beiseite lege, hat sich für mich bei der Lektüre eine grundlegende Frage gestellt, die mMn auf den Kern des Konflikts zielt: Warum meinen manche Eltern heute, nach Tausenden von Jahren Menschheitsgeschichte und Milliarden aufgezogener Kinder plötzlich, dass sie ihre eigenen Interessen (scheinbar) zugunsten ihres Nachwuchses komplett hintenanstellen und die Kleinen zum dominierenden Faktor, zum Mittelpunkt ihres Lebens machen müssen? Handelt es sich dabei um einen Massenanfall von purem Altruismus, oder sind nicht gar die Eltern die eigentlichen Profiteure dieser Neubesinnung, indem sie ihrem Leben so einen Sinn stiften, gesellschaftlich anerkannt, ohne Grabenkämpfe in Job und sozialem Umfeld bequem zu erreichen? Bequem heisst hier nicht, dass die Aufzucht von Kindern keine Belastung mit sich bringt, aber das war früher, als Kinder noch "nebenbei" groß wurden, auch der Fall. Lieben Eltern ihre Kinder heute mehr als früher? Sorry, aber das nehme ich niemandem ab. Das Abziehen einer "Show" für die Öffentlichkeit sagt wenig über die Intensität der Gefühle aus, weder im Positiven noch im Negativen. Und ob die Kinder von dieser Entwicklung auf lange Sicht wirklich profitieren, möchte ich ebenfalls bezweifeln.
Was du hier ansprichst, trifft schon genau des Pudels Kern, finde ich.
Das Phänomen beobachte ich vor allem bei Spät-Eltern, die wirklich meinen, ihr bisheriges Leben für den Nachwuchs zu opfern. Das hat so einen trotzigen Nebengeschmack. Dieser Ansatz stimmt doch schon nicht. Eltern zu werden ist immerhin eine bewusste Entscheidung, die man trifft.
Ich beobachte in diesen Familien eine materielle Überhäufung, die mit einer emotionalen Verarmung einhergeht. Die Kinder haben zu funktionieren und das Drumrum-Personal wie Erzieher, Lehrer etc ebenfalls.ZitatOriginal von harimau
So, das reicht erstmal - mein Sushi ist gerade gekommen, und ich bin hungrig.
Ich hoffe, es hat geschmeckt.