'Lassen Sie mich durch, ich bin Mutter' - Seiten 001 - 064

  • Zitat

    Original von LeSeebär
    Deine Verteidigung eines seit Jahrzehnten ungesetzlichen Straßenstrichs werde ich nicht weiter kommentieren, sorry.


    Ich hoffe es ist gestattet hier eine kleine Zwischenfrage zu stellen. Wo ist denn die vermeintliche "Ungesetztlichkeit" des Straßenstrichs geregelt? :gruebel

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    Mir geht es, und so langsam habe ich das Gefühl, mir den Mund fusslig zu reden, um die Gesellschaft. Ich glaube, harimau weiß, was ich meine. Ich lebe hier nicht auf einer Insel. Nachbarschaft bedeutet für mich nicht nur die Häuser, die neben meinem stehen, sondern die Menschen, die darin wohnen. Und zum Glück sind die vielfältig. Da sind Rentner und Familien, Deutsche Araber und Vietnamesen, viele Hartzis, aber auch zwei recht bekannte Fernsehmenschen. Es sind Arschlöcher dabei, aber auch solche, mit denen man mal einen Schwatz halten kann, einige würde ich gar als Freunde bezeichnen. Es ist mir wichtig, wo ich wohne. Und es ist mir wichtig, nicht von Leuten umgeben zu sein, die sich für Statussymbole abrackern.


    Ich weiß auch, was Du meinst und sehe das ganz genau so. BTW, ich glaube, Du wärst auch eine prima Waldorfmuddi. Mit würde ich gerne mal zusammen in den Bastelkeis gehen. :lache Hui, Draper, entschuldigung. War nur Spaß, ich höre schon auf. :lache


    Regenfisch : ganz toller Beitrag! :knuddel1


    Hier ist es so, dass ich ja auch in einer "guten" Lage lebe. Es gibt sehr viele EFH mit Gärten drumherum und jeder hat da sein privates Kinderspieleparadies darin. Trampolins, Kletterhäuser, meine Freundin hat sogar ein echtes (!) Segelschiff, zum Sandkasten umgebaut. Wir haben auch unsere Wohnung gekauft, aber in vollem Bewusstsein, dass es im Haus durchaus gemischt zugeht. Hier wohnt eine extrem kinderfeindliche alte Dame, eine extrem kinderliebe alte Dame, eine Familie mit Kleinkind, eine Familie mit pubertierendem Backfisch, ein junges Pärchen, ein altes Pärchen, ein Single. Ich mag das. Ich muss nicht mit allen klarkommen und die Kinder können ruhig wissen, dass nicht alles Friede- Freude- Eierkuchen ist. Den Kindern macht das gar nix, wenn die kinderfeindliche mal wieder motzt, so ist das eben im Leben. Es ist trotzdem noch behütet hier und superschön. Hier ist ein Riesengrundstück ums Haus, auf dem auch ein Spielplatz sein muss, den wir aber kaum benutzen, weil der "Kiezspielplatz" eine Straße weiter viel spannender ist. Der ist ein bisschen schmuddelig,eine Zeitlang war er sehr vernachlässigt, aber vor allen Dingen kommen da auch die Kinder hin, die nicht über den Luxus eines Privatgartens verfügen. So entstehen Freundschaften, in die ich mich nicht einmische, das soll auch so sein. Ich möchte eigentlich keinen Einfluss darauf einüben, wen meine Kinder mögen, das ist ihr Ding. Meine Kinder sind außerdem sehr "begehrt", was Verabredungen anbelangt, die wurden und werden oft in die EFH eingeladen. Es war ihnen in diesen Gärten irgendwann einfach zu öde. Sie wollen immer nur auf "Ihren" Spielplatz, mit den Heimkindern von gegenüber auf dem Bolzplatz rumbolzen, im Gebüsch Schnecken suchen und auf Bäume klettern und um den Platz rum mit dem Fahrrad rumfahren. Den Spielplatz heben wir übrigens auf eigene Faust mal wieder hergerichtet, sauber gemacht, eine alte Bank aufgestellt etc. Ein Vater, der ein bisschen "gefährlich" aussieht :grin hat mal ganz freundlich mit den älteren Heimkindern gesprochen bzgl Kippen und Flaschen wegschmeißen etc und siehe da- es ist alles super. "Die" sind nämlich auch nicht mehr oder weniger problematisch als andere Jugendliche auch, wenn man einfach mal ganz vernünftig mit ihnen spricht. Ganz ehrlich finde ich es schön, dass es meine Kinder immer wieder dorthin zieht.


    Edit: ich bin übrigens in einer Kleinstadt Reihenhaussiedlung aufgewachsen. :grin

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von rienchen ()

  • Auch ich habe diesen Teil nun fertig und bin etwas zwiegespalten. Einerseits kann ich über die Geschichten lachen, andererseits wieder nicht.


    Als am Anfang die Schwaben erwähnt wurden, dachte ich oh nein nicht schon wieder. Aber dann ging es.


    Sehr gut gefallen hat mir die Beschreibung des Geburtshauses. Das hört sich viel besser an, als die meisten sterilen Krankenhäuser mit Geburten wie am Laufband.


    Ich habe zwar keine Kinder und halte mich deshalb aus den Erziehungsfragen raus, doch aus meiner früheren jahrelangen Tätigkeit als Filialleiterin eines Supermarktdiscounters könnte ich etliche Geschichten beisteuern.


    Dann mache ich mal weiter.


    Viele Grüße :wave

  • Zitat

    Original von harimau


    Das heißt doch im Umkehrschluß - wenn ich mich von den anderen abgrenzen will, darf ich meinen Kinderwagen als Mann nicht schieben, weil es sonst ein soziales Ritual ist?


    Du magst ja recht haben, daß es Väter gibt, die das nur tun, weil es alle tun, aber ganz ehrlich: Ich halte die gerade in der beschriebenen Umgebung von PB für eine bedrohte Minderheit. Die Väter sind da so sehr mit einbezogen, daß Kinderwagenschieben eine Selbstverständlichkeit ist, über die man nicht groß nachdenkt. Aber ich habe das genauso wenig wirklich untersucht wie die Autorin, deshalb ist meine Vermutung genauso wackelig wie die ihre.


    Zitat

    Na ja, zumindest jene, die ihre anderen Interessen hinter denen ihres Kindes / ihrer Kinder zurückstellen. Andererseits darf man auch hier um die Ecke denken, und - wie schon an anderer Stelle getan - die Frage stellen, wem eigentlich dieser ganze scheinbar total auf die Kinder bezogene Lebensstil nützt. Den Kindern selbst, oder ihren Eltern, die sich als Supereltern generieren?


    Weder noch, sondern in erster Linie den Eltern, die auch mal Zeit für sich haben wollen und ihre Kinder dann einigermaßen gut untergebracht haben wollen. Ich zähle mich mit Einschränkungen zu den Supereltern, die am Samstag nachmittag statt ins Stadion eher auf den Spielplatz gehen. Und wenn das dann ein Spielplatz ist, auf dem sich mein Kind wegen der vielen tollen Möglichkeiten zwei Stunden beschäftigen kann, während ich ein Buch lese, ist das für mich als Elternteil eben deutlich entspannender. Ähnliches gilt für den Besuch im Cafe. Im normalen Cafe bin ich zu 80% auf mein Kind fixiert, bei so einem Kindercafe stelle ich mir deutlich mehr Entspannung vor.


    Zitat


    Das sehe ich auch als echtes Problem an und kann auch die Entscheidung für das Haus am Ende der Sackgasse nachvollziehen. Allerdings wird dieses Problem weder von Alkis noch Rauchern verursacht. Zumindest nicht in ihrer Eigenschaft als solche.


    Nein, das Problem nicht. Aber wenn dann als einzige einigermaßen akzeptable Spielmöglichkeit in der näheren Umgebung der autofreie Platz ist, wo die Alkis seit Generationen ihr Bier trinken, gibt es eben einen Interessenskonflikt.


    Zitat

    Ob Rotlichtviertel als Lebensraum für Kinder so erstrebenswert sind, dass dort unbedingt ein Spielplatz gebaut werden muss, steht auf einem anderen Blatt Papier. In reinen Industrievierteln will das auch niemand. Die Entscheidung, mit Kindern in ein solches Viertel zu ziehen, ist freiwillig und mMn hinterfragenswert. Es zu tun und sich dann darüber zu beschweren - na ja. :rolleyes Ist es wirklich so schlimm, wenn wenige Prozent Fläche unseres Landes partout nicht kindergerecht entwickelt sind und es auch gar nicht sein sollten?


    Ich habe eigentlich den Eindruck, daß immer weniger Prozent Fläche unseres Landes noch kindergerecht entwickelt sind. Eine rein kindergerechte Umgebung, wie sie in PB offenbar vorherrscht, ist natürlich für den ganzen Staat nicht denkbar, aber ein bißchen mehr Platz für Kinder überall in Deutschland fände ich schon wünschenswert.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat

    Original von LeSeebär


    Ich habe eigentlich den Eindruck, daß immer weniger Prozent Fläche unseres Landes noch kindergerecht entwickelt sind. Eine rein kindergerechte Umgebung, wie sie in PB offenbar vorherrscht, ist natürlich für den ganzen Staat nicht denkbar, aber ein bißchen mehr Platz für Kinder überall in Deutschland fände ich schon wünschenswert.


    Damit hast du absolut Recht. Ich hatte mich unklar ausgedrückt und wollte eigentlich nur sagen, dass es ein paar Prozent Fäche gibt, die meiner Ansicht nach nicht unbedingt kindergerecht gestaltet werden sollten, weil sie dort - auch in ihrem eigenen Interesse - nichts zu suchen haben. Damit wollte ich nicht behaupten, dass es im großen Rest zum Besten bestellt und nicht weiter verbesserungswürdig sei. :wave

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann