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'Lassen Sie mich durch, ich bin Mutter' - Seiten 116 - 161
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Na, bitte, es geht doch.
Gleich reihenweise Kapitel in der Art, wie ich sie aufgrund des Buchtitels erwartet hätte. Von Mamicard, tibetischen Gebetstüchern und Esoterik in Form von nepalesischer Klangtherapie bis hin zum "Reborn-Baby" für diejenigen, die gerade nicht Mütter sind, bietet die Industrie für jede noch so seltsame Mutterphantasie das passende Pflasterchen.
Besonders nett auch die Vorstellung der Aktion "Windelfrei", bei der Kleinstkinder alle 20 Minuten über den Topf gehalten werden, um sie gar nicht erst an die Möglichkeit zu gewöhnen, jederzeit drauflos pinkeln zu können. Schön, wenn man sonst keine Hobbys hat.
Und bei der Szene, als erklärt wurde, daß die kleine Lady zu spät zum Kampfsport geht, weil sie vorher noch Sokratische Gespräche hat, ging es mir wie der Autorin - hätte ich in dem Moment Rotwein getrunken, hätten wir wohl neu streichen können...
Das mit dem Pekip-Vater, der sagte, dort nur hinzugehen, weil er mal mit anderen als seinem Sohn sprechen wollte, kann ich verstehen. Ich hatte keine Elternzeit, aber meiner Frau fiel während dieser Zeit auch manchmal die Decke auf den Kopf und sie hat dementsprechend zeitweise sämtliche Krabbelgruppen der Umgebung besucht, dazu natürlich Babyschwimmen.
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Ich bin wirklich froh, dass ich jetzt weiß, was "Mamicards" sind. Ich habe nämlich auch schon welche überreicht bekommen. Ich kann darüber nur den Kopf schütteln.
Da steht dann "Conny Müller, Mama von Simon Jakob, Eingangsklasse Konservatorium, fortgeschritten in Geige und Allergie gegen...."
Leider habe ich die Kärtchen gleich in den Papierkorb geschmissen, jetzt hätte ich mir gerne welche in mein Buch geklebt. -
Zitat
Original von Regenfisch
Da steht dann "Conny Müller, Mama von Simon Jakob, Eingangsklasse Konservatorium, fortgeschritten in Geige und Allergie gegen...."das hast du jetzt erfunden, oder
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Zitat
Original von DraperDoyle
das hast du jetzt erfunden, oder
Nur den Namen, der Vater geht mit mir in den Chor, die Mutter hat mit mir die Ausbildung zusammen gemacht. Der Vater ist übrigens ein netter Kerl, mit dem man ein Bier trinken kann, die Mutter...nunja, lassen wir das. -
Na dann ist klar, warum ich keine Mamicard habe.
Muddi von B., keine Allergien, kann gut singen (fortgeschritten), aber leider kein Konservatorium, studiert Wechselndes in Dresden.
Und Muddi von K., evt. Allergie gegen Sanddorn, fortgeschritten im Angeln, kann Schellfisch von Kabeljau unterscheiden, mag keine Makrele, kann aber so einen Stachelfisch, dessen Namen auf französisch wie Hundhund (chienchien :gruebel) klingt, verletzungsfrei ausnehmen.Hm, damit ist kein Blumenpott zu gewinnen
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Aber Hallo! Ich würde K. sofort in meine Küche einladen, wo sie mir beim Zubereiten des Fisches helfen könnte, und ihr dann einen gedämpften Wolfsbarsch thailändischer Art mit Chili-Knoblauch-Limetten-Sauce (ohne Sanddorn) vorsetzen, wie er ansonsten in D-Land kaum zu finden ist. Du betrügst dein armes Kind also um tolle Erlebnisse, indem du dich der - wie man sieht - durchaus praktischen Mami-Card verweigerst!
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Und der würdest du bestimmt aus einem Kochbuch vorlesen.
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Richtig, aber dafür bist du schon zu groß.
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Ab einem gewissen Alter schrumpft man ja wieder.
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Je länger ich in diesem Buch lese, wundere ich mich, wieso mein Sohn , ohne den ganzen Schnickscknack erwachsen und auch noch erfolgreich werden konnte. Das war 1979 und zu tiefster DDR-Zeit. Mein Mann saß nie in einem Müttercafe und ist trotzdem ein ausgezeichneter Vater. Mich nervt eigentlich der ganze Öffentlichkeitswahn der neuen Müttergeneration. Jede Fernsehmoderatorin muss ihren Bauch im Fernsehen präsentieren und will bewundert werden.
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Zitat
Original von Zuckelliese
Je länger ich in diesem Buch lese, wundere ich mich, wieso mein Sohn , ohne den ganzen Schnickscknack erwachsen und auch noch erfolgreich werden konnte. Das war 1979 und zu tiefster DDR-Zeit.Vermutlich ist letzteres der Hauptgrund. Erfolg ist ja auch nur relativ und die anderen Kinder hatten in etwa die gleichen Startchancen, weil praktisch alle Kinder damals "ohne den ganzen Schnickschnack erwachsen" wurden, d.h. beim Wettlauf auf der Karriereleiter hatte keiner einen Vorteil, weil er in der Kita Sokratische Gespräche geführt hat und ab der zweiten Klasse fließend Mandarin sprach.
Ist natürlich nur die halbe Wahrheit, es wird auch heutige Kinder geben, die ohne Frühförderung erfolgreich werden, aber ich denke schon, daß gewisse Dinge helfen können (die werden im Buch allerdings bis auf die Privatschule kaum genannt).
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Es ist nun mal leider in Deutschland so (und war früher auch in Westdeutschland), dass der Geldbeutel der Eltern maßgeblich die Bildungs- und Erfolgschancen der Kinder mitbestimmte.
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Zitat
Original von LeSeebär
Vermutlich ist letzteres der Hauptgrund. Erfolg ist ja auch nur relativ und die anderen Kinder hatten in etwa die gleichen Startchancen, weil praktisch alle Kinder damals "ohne den ganzen Schnickschnack erwachsen" wurden, d.h. beim Wettlauf auf der Karriereleiter hatte keiner einen Vorteil, weil er in der Kita Sokratische Gespräche geführt hat und ab der zweiten Klasse fließend Mandarin sprach.
Ist natürlich nur die halbe Wahrheit, es wird auch heutige Kinder geben, die ohne Frühförderung erfolgreich werden, aber ich denke schon, daß gewisse Dinge helfen können (die werden im Buch allerdings bis auf die Privatschule kaum genannt).
Da habe ich erst heute wieder einen interessanten Artikel zu gelesen,der mir aus der Seele spricht.
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Ich finde besonders die erste Antwort interessant: "Wenn man durch Städte wie Berlin oder Hamburg läuft, aber auch durch kleinere wie Offenbach, wo ich oft in Kindergärten arbeite, entdeckt man im öffentlichen Raum kaum noch etwas, das darauf hinweist, dass hier Kinder leben." Genau so sehe ich das auch und gerade in dieser Richtung verspreche ich mir von Stadtteilen wie Prenzlauer Berg, in denen scharenweise Kinder leben, eben deutliche Verbesserungen.
Im Großen und Ganzen stimme ich Herrn Ansari zu. Jeder versteht unter Frühförderung etwas anderes und keiner weiß wirklich, was am besten ist. Der eine sagt: Ich bin auch ohne diesen Schnickschnack groß geworden, sollen meine Kinder auch. Der zweite nimmt alles mit, was er kriegen kann. Und die große Masse verläßt sich auf das tolle pädagogische Programm, mit dem der Kindergarten wirbt.
Dem Konzept von Herrn Ansari stehe ich aber doch einigermaßen skeptisch gegenüber: Er empfiehlt offenbar, so viel wie möglich mit den Kindern zu sprechen, um die Ausdrucksweise der Kinder zu fördern. Klingt wie die Familie aus dem Buch, bei der die Eltern selbst beim Radfahren auf das Kleinkind einreden. Noch irritierter bin ich allerdings von der Tatsache, daß man die Kinder nicht mit nicht erlernbarem Wissen belasten soll. Ja, ich versuche selbst meinem Kleinen, der momentan bei allem was wir tun und sagen "Warum?" fragt, zu unterstützen, daß er sich das ein oder andere schon selbst zusammenreimt, aber ihm bei allem anderen immer entweder gar nicht oder mit "Dafür bist Du noch zu klein" antworten, kann aus meiner Sicht auch sehr frustrieren. Es geht ja nicht um Wissen, daß man ihm unverlangt eintrichtert, sondern in der Regel um Sachen, die ihn interessieren.
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Ich denke, ein Problem liegt auch darin, dass heutzutage aus der Kindererziehung so eine Wissenschaft gemacht wird. Für alles gibt es zig Ratgeber, und die Mütter (gerade die mit Geld, guter Vorbildung und viel Zeit) lesen und studieren und werden dabei immer verunsicherter. Und statt sich einfach auf ihren Instinkt zu verlassen und vielleicht einfach auch mal gar nichts zu machen, setzen sie auf zig Förderangebote, die ihnen mit dem entsprechenden Marketing nahegelegt werden. Früher hieß es bei vielem "das verwächst sich schon" (was es leider nicht immer tut, wie ich bei meinem Sohn erleben durfte) und heute heißt es sofort "das Kind braucht Förderung" - dass die Eltern da verunsichert sind, kann ich nachvollziehen, zumal heute die Kinder eben nicht mehr nebenbei von der Großfamilie erzogen werden, sondern die Eltern oft auf sich allein gestellt sind und es schon schwer ist, zu entscheiden, welche Förderung nun nottut und welche nicht - zumal ja alle nur das Beste für ihre Kinder wollen und keiner seinem Kind irgendwelche Chancen verbauen will.
Außerdem braucht man schon ein verdammt dickes Fell, wenn man gegen den Strom schwimmt und nicht alles mitmacht, was gerade "in" ist - zu gerne bekommt man dann gerade von anderen Eltern ein schlechtes Gewissen gemacht, und ich kann mir gut vorstellen, dass das in den Kreisen, in denen sich die geschilderten LM-Mütter bewegen, auch ziemlich stark ausgeprägt ist.
Meine Kinder z.B. waren weder beim Pekip noch beim Babyschwimmen, hatten vor der Grundschule kein Englisch, sind "erst" mit 6 Jahren in den Schwimmkurs gegangen und nur eins von dreien lernt ein Musikinstrument, weil sie das gern möchte - sind sie also absolut "unterfördert" (von ärztlich verordneten Therapien wie Logopädie mal abgesehen), aber ich habe vollstes Vertrauen, dass sie trotzdem ihren Weg im Leben machen werden, auch wenn mich wohlmeinende Zeitgenossen immer wieder vom Gegenteil überzeugen wollen...Und ein weiteres Problem ist, dass uns heutzutage doch wohl schon suggeriert wird, dass Kinderkriegen etwas Besonderes geworden ist! Immer wieder geht es um die Überalterung der Bevölkerung, sinkende Geburtenraten, Schulen schließen mangels Schülernachwuchs, es gibt Elterngeld und "Herdprämien", um das Gründen einer Familie attraktiver zu machen - da wundert es mich nicht, dass die LM-Mütter mit einem derartigen Selbstverständnis durch die Welt gehen - immerhin tragen sie ihr Scherflein zur Sicherung der Renten dabei und haben noch dazu ihre persönliche Karriere auf Eis gelegt oder gar ganz geopfert, um die Deutschen vor dem Aussterben zu retten!
LG, Bella
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Zitat
Original von belladonna
da wundert es mich nicht, dass die LM-Mütter mit einem derartigen Selbstverständnis durch die Welt gehen - immerhin tragen sie ihr Scherflein zur Sicherung der Renten dabei und haben noch dazu ihre persönliche Karriere auf Eis gelegt oder gar ganz geopfert, um die Deutschen vor dem Aussterben zu retten!LG, Bella
Außerdem hat man mit 40, wenn man schon ein gutes Stück die Karriereleiter hochgeklettert ist, ein ganz anderes Stehvermögen als mit 25. -
Zitat
Original von LeSeebär
Dem Konzept von Herrn Ansari stehe ich aber doch einigermaßen skeptisch gegenüber: Er empfiehlt offenbar, so viel wie möglich mit den Kindern zu sprechen, um die Ausdrucksweise der Kinder zu fördern. Klingt wie die Familie aus dem Buch, bei der die Eltern selbst beim Radfahren auf das Kleinkind einreden.
Ich glaube darum geht es ihm gar nicht. Nicht auf das Kind einreden, sondern dem Kind zuhören und mit ihm sprechen. Erklären wenn es fragt, vorlesen, Geschichten erzählen....
Mit wird immer wieder erklärt, man würde merken, daß wir viel mit unseren Kindern sprechen.... Ich empfinde unser Verhalten als ganz normal, scheinbar ist es das aber nicht.
Ganz offensichtlich gibt es mittlerweile wohl mehr Kinder, die mit ihrem Sprechvermögen und dem Wortschatz hinterhängen, als Kinder, die im Entwicklungsstand normal sind.
Deswegen haben wohl auch die Ergo- und Logopäden soviel zu tun -
Zitat
Original von harimau
Aber Hallo! Ich würde K. sofort in meine Küche einladen, wo sie mir beim Zubereiten des Fisches helfen könnte, und ihr dann einen gedämpften Wolfsbarsch thailändischer Art mit Chili-Knoblauch-Limetten-Sauce (ohne Sanddorn) vorsetzen, wie er ansonsten in D-Land kaum zu finden ist. Du betrügst dein armes Kind also um tolle Erlebnisse, indem du dich der - wie man sieht - durchaus praktischen Mami-Card verweigerst!Selbst wenn ich eine Mamicard haette, faende sie wohl kaum den Weg zu dir, die kriegen naemlich nur andere Mamis oder Kerle, die sich durch ein Baby vorm Bauch als wuerdig erweisen. Ich koennte dir K. freilich auch so mal ausleihen, allerdings muesstest du dann auch mit ihr angeln gehen, die nimmt naemlich nur selbstgefangenen Fisch aus.
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Zitat
Original von belladonna
Ich denke, ein Problem liegt auch darin, dass heutzutage aus der Kindererziehung so eine Wissenschaft gemacht wird. Für alles gibt es zig Ratgeber, und die Mütter (gerade die mit Geld, guter Vorbildung und viel Zeit) lesen und studieren und werden dabei immer verunsicherter. Und statt sich einfach auf ihren Instinkt zu verlassen und vielleicht einfach auch mal gar nichts zu machen, setzen sie auf zig Förderangebote, die ihnen mit dem entsprechenden Marketing nahegelegt werden. Früher hieß es bei vielem "das verwächst sich schon" (was es leider nicht immer tut, wie ich bei meinem Sohn erleben durfte) und heute heißt es sofort "das Kind braucht Förderung" - dass die Eltern da verunsichert sind, kann ich nachvollziehen, zumal heute die Kinder eben nicht mehr nebenbei von der Großfamilie erzogen werden, sondern die Eltern oft auf sich allein gestellt sind und es schon schwer ist, zu entscheiden, welche Förderung nun nottut und welche nicht - zumal ja alle nur das Beste für ihre Kinder wollen und keiner seinem Kind irgendwelche Chancen verbauen will.Das sehe ich ganz genauso.
ZitatUnd ein weiteres Problem ist, dass uns heutzutage doch wohl schon suggeriert wird, dass Kinderkriegen etwas Besonderes geworden ist! Immer wieder geht es um die Überalterung der Bevölkerung, sinkende Geburtenraten, Schulen schließen mangels Schülernachwuchs, es gibt Elterngeld und "Herdprämien", um das Gründen einer Familie attraktiver zu machen - da wundert es mich nicht, dass die LM-Mütter mit einem derartigen Selbstverständnis durch die Welt gehen - immerhin tragen sie ihr Scherflein zur Sicherung der Renten dabei und haben noch dazu ihre persönliche Karriere auf Eis gelegt oder gar ganz geopfert, um die Deutschen vor dem Aussterben zu retten!
Richtig. Kinderkriegen ist keine schöne Privatsache mehr, sondern gesellschaftlich wertvoll (Das war schon einmal so, wenn auch aus völlig anderen Gründen, weil das Reich Soldaten und die verkackte "Volksgemeinschaft" Masse brauchte, um ihren "herausragenden Platz" in der Welt einzunehmen. :pille) Diesmal geht es darum, uns Deutsche vor dem Aussterben zu bewahren, die Renten wenigstens auf Minimalniveau zu sichern und die Arbeitslosigkeit statistisch zu senken, indem man Frauen vom Arbeitsmarkt abzieht. Nicht wenige Frauen nehmen dieses Angebot, bewusst oder unbewusst, mit Handkuss an, weil es ihnen eine anerkannte gesellschaftliche Stellung sichert. Eine nicht arbeitende Mutter ist nicht arbeitslos, sondern Mutter. Aus einem Stigma wird innerhalb von neun Monaten eine Auszeichnung. Verstehen kann ich das auf jeden Fall, begrüßen nicht immer. Bildungsferne junge Frauen ohne Chance auf dem Arbeitsmarkt bekommen Anerkennung, die ihnen sonst mit großer Sicherheit versagt bliebe, im Beruf bis dato erfolgreiche Frauen entziehen sich dem immer härter werdenden Konkurrenzkampf, ohne als Versager abgestempelt zu werden. Bitte nicht missverstehen: Ich unterstelle hier keine allgemein gültige Motivation, Mutter zu werden. Das von mir beschriebene Phänomen ist absolut nicht die Regel, aber es existiert, und auch in diesen Fällen gönne ich den betroffenen Frauen ihre Anerkennung und ihr persönliches Glück. Schade finde ich nur die Kapitulation, die sich darin manifestiert. Zu verurteilen steht mir keinesfalls zu und liegt mir auch fern.