'Der Tod kommt nach Pemberley' - Seiten 221 - Ende

  • Nanu, immer noch der Erste? Aber es hilft nix - ich habe ausgelesen.


    Zu Beginn des Abschnitts ist vom Krieg mit Frankreich die Rede; jetzt mußte ich erst mal gucken, wann die Kontinentalsperre war. Aber die begann erst 1806.


    Im zweiten Kapitel dann nochmals eine Art Reprise, in der sich Darcy an die Vergangenheit und die Umstände seiner ehe mit Elizabeth erinnert. Das paßt für mein Empfinden recht gut zu dem, was man in „Stolz und Vorurteil“ lesen kann bzw. was sich aus dem dort Angedeuteten ergibt.


    Am Ende von Kapitel 3 habe ich mich in Bezug auf Wickham und Mrs Younge das selbe gefragt wie Mr Darcy. Das wird ja später beantwortet, und hat mich überrascht. Darauf wäre ich nicht gekommen. Ist aber ein geschickter Schachzug von P. D. James, denn das erklärt so manches und paßt auch zur Vergangenheit.


    Der Prozeß war teilweise recht spannend; Gerichtsthriller mag ich eigentlich überhaupt nicht, weil ich mit der juristischen Denke so gar nicht klar komme. Hier mußte nun ein Gerichtsverfahren sein, und mir war der Ausgang eigentlich klar, also bis zum Schuldspruch. Aus dem Verlauf konnte nichts anderes resultieren und an der Stelle habe ich mich gefragt, wie Wickham da wieder rauskommt. Denn daß er es nicht war, davon war ich noch immer überzeugt, desgleichen davon, daß die Autorin ihn nicht am Galgen enden lassen konnte.


    Wie sich das Ganze dann aber auflöste, war denn doch eine völlige Überraschung für mich. Und je mehr Details offenbar wurden, um so tragischer und düsterer wurde die ganze Geschichte. Zumindest in moralischer Hinsicht trägt Wickham Mitschuld am Tode Dennys, und wie er mit Louisa umgesprungen ist - das war schon heftig und entsprach so ganz seinem bekannten Charakter. In gewisser Weise ist er auch Mitschuld am Tod seiner Schwester.


    Zwar wurde alles aufgelöst - auch die „Gespenstererscheinung“ und die Initialen in dem Bäumen - aber auch der Epilog konnte nicht das Düstere von dem Buch nehmen, das mehr und mehr zutage trat.


    Und deshalb bin ich jetzt am Ende sehr zwiegespalten, wie mir das Buch gefallen hat. Für sich genommen eine gut ausgedachte Geschichte, die zwar mehr oder weniger gut ausgeht, aber durch die Tragik der Geschehnisse dennoch umschattet bleibt. Das Buch hat mich eher melancholisch/depressiv denn befriedigt zurückgelassen. Da hilft mir weder das kommende dritte Kind der Darcys noch die bald anstehende Heirat von Georgiana. Diese Düsternis steht für mich im Widerspruch zur Helligkeit des Vorbildes. Insofern weiß ich noch nicht, wie mir das Buch in Erinnerung bleiben wird. Von so einem Sequel erwarte ich instinktiv, daß es sich auch stimmungsmäßig an das original anlehnt. Das ist hier - zumindest für mich - nicht der Fall.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • So, auch durch - zum Glück muss ich leider sagen...
    Lesebiene hatte ja mit ihrem Verdacht recht, Georgie war Louisas Baby und ausgerechnet Wickham der Vater!
    Der Prozess zog sich für meinen Geschmack etwas in die Länge, aber dieser brachte dann mal Klarheit. Am Ende lösten die Gespräche mit dem Colonel und Wickham noch den Rest Unklarheit auf und rundeten das Bild ab.
    Der Epilog hat mir gefallen, der gab mir ein bisschen das "Stolz und Vorurteilgefühl". Aber das Buch retten konnte dieser leider auch nicht, schade. :-(
    Ach ja, Will am Ende als Täter zu präsentieren war für mich irgendwie unglaubwürdig, auch wenn die Motivation der Tat durchaus nachvollziehbar war. Bei mir entstand der Eindruck es wäre passend, weil er ja eh nicht mehr lange leben würde. So bleibt ihm und vor allem seinem Vater ein peinlicher Prozess erspart.

  • Zitat

    Original von nofret78
    Der Epilog hat mir gefallen, der gab mir ein bisschen das "Stolz und Vorurteilgefühl". Aber das Buch retten konnte dieser leider auch nicht, schade. :-(


    Ja, aber er hat meinen Gesamteindruck nicht mehr herausreißen können. Jetzt, mit etwas Abstand zum Buch, ist mir die Auflösung einfach zu düster und tragisch, und paßt für mich nicht so recht zum Vorbild.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Da stimme ich völlig mit Dir über ein. Stolz und Vorurteil hatte, trotz teilweise tragischer Handlungsstränge, immer etwas "leichte, beschwingtes, fröhliches" für mich. Das fehlte mir in diesem Buch total.
    Es ist bis auf den Epilog eher dunkel, da fehlt jegliche Beschwingtheit, Fröhlichkeit ( die ich auch an Elizabeth so mochte ), Leichtigkeit. Alles ist überschattet, und nachdenklich...Das "Flair" kam eben nicht auf.

  • Zitat

    Original von nofret78
    Da stimme ich völlig mit Dir über ein. Stolz und Vorurteil hatte, trotz teilweise tragischer Handlungsstränge, immer etwas "leichte, beschwingtes, fröhliches" für mich. Das fehlte mir in diesem Buch total.
    Es ist bis auf den Epilog eher dunkel, da fehlt jegliche Beschwingtheit, Fröhlichkeit ( die ich auch an Elizabeth so mochte ), Leichtigkeit. Alles ist überschattet, und nachdenklich...Das "Flair" kam eben nicht auf.


    Mir geht es ähnlich wie euch. Schade!
    Wie schon mehrfach von mir geschrieben, gefallen mir die Veränderungen nicht, die die Figuren durchgemacht haben, besonders bei Darcy, aber auch bei Elizabeth. Sie sind eigentlich andere Menschen. Elizabeth wirkt so exrem in sich ruhend, dass sie viel von dem Charme, den gerade ihre Lebhaftigkeit ihr verliehen hat, verloren hat.


    Insgesamt muss ich leider sagen, dass bei mir kein Bedürfnis aufkam zum Miträtseln und Ermitteln.


    Besonders dieser letzte Abschnitt kam mir vor, als wolle die Autorin uns noch ihre ganz eigenen Ansichten über die vergangenen Ereignisse und Verstrickungen, die wir aus "Stolz und Vorurteil" kennen, vermitteln. Mir persönlich hat sie dem zu viel Raum gegeben, und sie hätte besser in ihrer Geschichte bleiben sollen, um sie weiter zu entwickeln.

  • So - fertig :lache


    Überraschungen kamen am Ende nicht mehr viele. Louisa hatte ich ja schon als Mutter in Verdacht. Auch mit Will hatte ich mir vorgestelt, dass er was damit zu tun hat. Wußte nur nicht was. Denn warum durften Elisabeth nicht mehr zu ihm? Das war mir suspekt. Allerdings hatte ich gedacht oder die Hoffnung geht, dass er genesen war und draußen was mit dem Mord zu tun hatte.


    Überraschend waren die Aktivitäten von Mrs Reynolds am Ende. :lache


    Edit fügt noch an, mit Fröhlichkeit war eben aufgrund der Geschehnisse nicht viel anzufangen. Es waren ja sehr viele Verstrickungen :gruebel


    Einerseits hat es mir gut gefallen - der Colonel bekam am Ende etwas von seiner sagen wir mal Naivität zurück. Das I-Pünktchen hat irgendwie gefehlt.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

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  • Die Interpretationen fand ich schon ganz interessant, und weitgehend schlüssig. Nur waren eben Darcy und auch Elizabeth (vom Colonel ganz zu schweigen) sehr verändert. Während z. B. Elizabeth in "Stolz und Vorurteil" noch recht sportlich ist, macht sie hier ziemlich bald schlapp. Und da das in einem sehr frühen Stadium ihrer Schwangerschaft ist, kann die auch nur teilweise dafür herhalten.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Gerade in den ersten 3 Monaten einer Schwangerschaft geht es einer Frau nicht so gut. Der Kreislauf um sich erst umstellen und viele müssen ständig die Kopf über die Schüssel hängen :cry

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    Wendy Wasserstein

  • Na ja, da kann ich nicht mitreden. Ich erinnere mich an die Schwangerschaft meiner Frau, die allerdings anscheinend atypisch war. Nie ging es ihr so gut wie in diesen neun Monaten. [sp]Einmal habe ich sie sogar ziemlich heftig angefahren, sie möge sich doch endlich so benehmen, wie es ihrem Zustand entsprechen würde.[/sp]

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    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Na ja, da kann ich nicht mitreden. Ich erinnere mich an die Schwangerschaft meiner Frau, die allerdings anscheinend atypisch war. Nie ging es ihr so gut wie in diesen neun Monaten. [sp]Einmal habe ich sie sogar ziemlich heftig angefahren, sie möge sich doch endlich so benehmen, wie es ihrem Zustand entsprechen würde.[/sp]


    :lache :lache :lache
    Ich weiß auch nicht, wovon Lesebiene da spricht...


    Ich denke mal, dass die Damen der gehobenen Gesellschaft viel mehr in Watte gepackt wurden. Wenn ich all die Schwächeanfälle, Nervenkrisen und Ohnmächte zusammenzähle, von denen ich in den vielen, historischen Romanen gelesen habe...

  • Zitat

    Original von Clare
    Ich denke mal, dass die Damen der gehobenen Gesellschaft viel mehr in Watte gepackt wurden.


    Ja schon. Aber Elizabeth war in "Stolz und Vorurteil" konditionsmäßig doch ziemlich gut beinander. Nach Netherfield ist sie mal eben so gelaufen, und auch sonst war da von irgendwelchen Schwächen nichts zu lesen. Die sechs Ehejahre scheinen sie doch sehr ... angegriffen zu haben.


    Mir fiel das halt auf, weil ich direkt zuvor Austens Original gelesen hatte, und da war die Elizabeth leistungsmäßig ein bißchen anders.

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  • Elisabeth ist ja erst am Anfang :lache Das sind man gerade 4 Wochen wo der Kreislauf unten ist. Also mein Blutdruck war im 2. Monat gerade auf 90 geklettert. :yikes Danach ging es mir gut wie noch nie im Leben... :lache

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    Wendy Wasserstein

  • Vieles blieb bis zum Schluss offen, erst nach und nach fanden sich die verschiedenen Puzzlestücke zusammen. Zum Teil überraschend, zum Teil vorhersehbar.
    Wickham war gegen Schluss gewohnt überheblich, der Colonel fand ein wenig zu seiner gewohnten, eher zurückhaltenden Art zurück und Elizabeth, wurde sie wirklich niemals im Buch Lizzi genannt?, ist schwanger mit dem dritten Kind. Das kam für mich nicht unerwartet, damit rechnete ich schon beinahe. Diese schlappe Art passte so gar nicht zu ihr.


    Ich denke nicht wenige sind erleichtert, Wickham und Lydia auf dem anderen kontinent zu wissen, ausser vielleicht Mama Bennet :grin


    Auch ich hatte oft Mühe mit den grossen charakterlichen Veränderungen gewisser Personen, sieht man davon einmal ab, finde ich die etwas düstere Geschichte um Pemberley gar nicht mal so schlecht, das Original hier möglichst stark ausblendend. Auch wo Mr. Darcy ist, kann nicht immer die Sonne scheinen :grin


    Edit:
    SiCollier, Deine "Rüge" an Deine schwangere Frau kommt mir sehr bekannt vor, ich hörte dies letztes Jahr auch einmal von meinem Göttergatten :chen Aber lieber so, als umgekehrt sagte ich mir damals und genoss diese Zeit enorm.

  • Zitat

    Original von Faraday
    Aber lieber so, als umgekehrt sagte ich mir damals (...)


    Das hatte ich mir damals auch gedacht.

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    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")