'Nachtauge' - Seiten 081 - 151

  • Oha, Georg begibt sich da ja auf einen gefährlichen Weg! Nadjeschka (was für ein schöner Name) handelt, ohne groß nachzudenken und fühlt sich jetzt schuldig am Tod von Katja. Sie war sich der Tragweite ihrer Handlung nicht bewußt, auch wenn ich ihre Motivation verstehen kann. Das muss wirklich die Hölle gewesen sein, nicht nur körperlich fast übermenschliche Arbeit verrichten zu müssen, sondern auch noch zu wissen, dass das Ergebnis dieser Arbeit ihr eigenes Volk vernichten hilft.
    Schade, dass in diesem Abschnitt nichts von Nachtauge vorkam, es interessiert mich, wie es in London weitergeht!

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Ich finde, die Stimmung in der Fabrik wird erst nach zweimaligem Hinschauen klar. Es ist ja nicht wie heutzutage, dass da Arbeiter an einem Produkt beteiligt sind. Diese Menschen wurden aus ihrer Heimat fortgerissen, um in einer Munitionsfabrik des Feindes zu arbeiten. Nadjeschka hat richtig erkannt, dass ihre fleißige Arbeit dazu verwendet wird, ihre Freunde und Familie in der Heimat zu töten. Insofern ist das kurze Aufbegehren nur zu verständlich.


    Der Charakter Alex ist auch recht interessant. Als Mann der Gestapo erfüllt er ohne mit der Wimper zu zucken seine Pflicht, auch wenn das heißt, eine sich an einen Laternenpfahl klammernde Frau zu erschießen. Nach Dienstschluss kommt er dann nach Hause und zögert, ob er seinen Kindern erlauben soll, einen Vogel als Haustier zu behalten. Die Handlungen sind so krass gegensätzlich, dass da eigentlich nicht dieselbe Person gemeint sein kann.

  • Ich bin regelrecht in einen Sog geraten, immer weiterlesen zu wollen.
    Um Georg beginne ich mir Sorgen zu machen. Gerade weil er so menschlich versucht zu handeln.
    Nicht, daß Plöger noch etwas bemerkt - sei es die Hingezogenheit zu Nadjeschka oder sein für die Zeit doch großes humaneres handeln.
    So ein Arschloch wie der ist - wird der das garantiert negativ ausnutzen, sollte er etwas ahnen...



    Auf die London Szenen warte ich auch gespannt - wie es dort weitergeht - was mit Nachtauge ist - lebt Eric denn jetzt noch?
    So hoffe ich auf den nächsten Abschnitt.


    Ich habe mich auch mal etwas schlauer über die Londoner U Bahnstation gemacht, die ja erst 1946 in Betrieb genommen wurde und den Massenpanikansturm.
    Das wollte ich ja nun auch genauer wissen :grin

  • Alex ist für mich auch eine sehr faszinierende Figur. Ich sehe ihn allerdings auch als Gestapo-Mann nicht als absoluten Hardliner, klar, die Macht, die ihm seine Marke verleiht gefällt ihm und es tut ihm auch bestimmt nicht leid, dass er mit Billigung des Staates auch mal härter zupacken darf. Ich denke aber, dass er doch ab und an seine Zweifel hat, auch wenn er sie schnell wieder unterdrückt, bei der Erschießung von Katja hat er gezögert und nur geschossen, weil dieser Hans dabei war, der ihm anders aus der ganzen Sache wohl einen Strick gedreht hätte.


    Um Georg mache ich mir auch Sorgen, selbst ohne Nadjeschka kann sein Versuch sich den Arbeiterinnen gegenüber menschlich zu verhalten nicht gut gehen. Wenn er nur wenigstens Plöger, diesen Sadisten loswerden könnte.


    Richtig leid getan hat mir auch Matthias, der junge Soldat auf Fronturlaub. Bei Tageslicht plappert er tapfer die Parolen nach, die er Tag für Tag vorgekaut bekommt, aber er weiß doch, dass alles nur leeres Gerede ist und die Realität ganz anders aussieht. Immerhin hat er in Georg einen vertrauensvollen Zuhörer, der ihn nicht wegen zweifel am Endsieg oder so verpfeifen wird.

  • Zitat

    "Niemand kommt durch den Krieg, ohne schuldig zu werden."


    Georg, S.139


    Dieser Satz ist wie eine Überschrift für diesen zweiten Abschnitt.
    Alle- außer Plöger vielleicht- stecken in Gewissenskonflikten und rücken sich ihre Welt zurecht, damit sie irgendwie durch diesen Krieg kommen.


    Das Leben der Zwangsarbeiterinnen ist grauenvoll. Ich frage mich, wie die Verantwortlichen jemals mit ihrer Schuld leben konnten. Das ist unvorstellbar und kaum lesend zu ertragen, wie den Menschen systematisch das Rückgrat gebrochen wird.


    Ich weiß gar nicht, was ich Nadjeschka wünschen soll. Dass sie sich mutig widersetzt, damit aber ihr Todesurteil unterschreibt? Eigentlich ist die einzige Lösung, stillzuhalten und zu hoffen, dass der Albtraum ein Ende hat. Wie kann man das je wieder vergessen?


    Und Matthias. Irgendwie funktioniert so ein junger Mann, um an der Front zu überleben. Wie sollen die seelischen Wunden je heilen?
    Mein Opa kam Anfang der 50ger Jahre aus Russland wieder. Ich habe ihn als Kind nur als schweren Alkoholiker erlebt. Kein Wunder, das war seine Überlebenstaktik.


    Georg versucht zu helfen, so gut er kann. Er ist ein guter Beobachter und ein noch besserer Zuhörer. Er verliebt sich in Nadjeschka, die unerreichbar für ihn ist.


    Zitat

    Seine Verliebtheit lachte über diese Argumente. Wir finden einen Weg, sagte sie, die Liebe findet immer einen.


    S. 148
    Mal sehen, wohin dieser Weg führt.


    Ich finde den häufigen Perspektivwechsel ebenfalls sehr gelungen. Das führt dazu, dass man sich mit allen Personen auseinandersetzen muss. Genau richtig für diese Themtatik.



    @ Titus: Kannst du zu Luminal etwas sagen? Was ist das für ein Mittel?

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Zwergin
    Richtig leid getan hat mir auch Matthias, der junge Soldat auf Fronturlaub. Bei Tageslicht plappert er tapfer die Parolen nach, die er Tag für Tag vorgekaut bekommt, aber er weiß doch, dass alles nur leeres Gerede ist und die Realität ganz anders aussieht. Immerhin hat er in Georg einen vertrauensvollen Zuhörer, der ihn nicht wegen zweifel am Endsieg oder so verpfeifen wird.


    Ja, die Szene, wie er abend verheult vor Georgs Tür saß, hat mich auch sehr berührt.
    Ich konnte es mir richtig bildhaft vorstellen.

  • Regenfisch :
    Ich habe das Luminal gegoogelt, weil mich auch interessiert hat, warum der Axel es nimmt. Es ist ein starkes Schlaf-und Betäubungsmittel. Wie passend: Ein jeder betäubt sein Gewissen, so gut er kann. :rolleyes Axel scheint tatsächlich noch eins zu haben. Ich halte Hans für den Gefährlicheren der Beiden.

    Zitat

    S.97
    Vermutlich hatte sein junges Leben sonst keinerlei Bedeutung, er versuchte, sich über die Polizeiausbildung Respekt zu verschaffen. Ohne die Mitgliedschaft in der SS hätte der Hanswurst diesen Posten nicht bekommen


    Genau solche waren es doch, die mit den Nazis groß und gefährlich geworden sind. Plöger ist genau so ein Typ. Und solche konnten dann über charakterlich wirklich Starke wie Nadjeschka bestimmen.


    Beinahe niedlich mutet es an, wie sich Georg vornimmt, sich nicht in Nadjeschka zu verlieben - und dann buchstäblich durch den Morgen tanzt :grin
    Ich sag mal, da hatte es ihn schon schwer erwischt. Und natürlich wird ihn diese Liebe ganz gewaltig in Schwierigkeiten bringen...


    So, und nun hoffe ich, daß wir im nächsten Abschnitt wieder etwas über Eric erfahren! ;-)

  • Schwierig ist es ja vor allem, weil er ein irrationales Verhalten (Lächeln, Pupillen weiten sich, etc.) vor den Beobachtern der Nazis vertuschen muss. Dieses unkontrollierte Zusammenspiel zwischen Herz und Kopf ist genau getroffen.

  • Zitat

    Original von Tempe
    Regenfisch :
    Ich habe das Luminal gegoogelt, weil mich auch interessiert hat, warum der Axel es nimmt. Es ist ein starkes Schlaf-und Betäubungsmittel. Wie passend: Ein jeder betäubt sein Gewissen, so gut er kann. :rolleyes Axel scheint tatsächlich noch eins zu haben. Ich halte Hans für den Gefährlicheren der Beiden.
    ...


    Danke, Tempe!
    :write

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Regenfisch


    ... Alle- außer Plöger vielleicht- stecken in Gewissenskonflikten und rücken sich ihre Welt zurecht, damit sie irgendwie durch diesen Krieg kommen.


    Hans traue ich auch keinerlei Gewissenskonflikte zu, der Typ geht doch auch buchstäblich über Leichen. Definitiv der gefährlichere der beiden Gestapo-Leute.

  • Zitat

    Original von Zwergin
    Alex ist für mich auch eine sehr faszinierende Figur. Ich sehe ihn allerdings auch als Gestapo-Mann nicht als absoluten Hardliner, klar, die Macht, die ihm seine Marke verleiht gefällt ihm und es tut ihm auch bestimmt nicht leid, dass er mit Billigung des Staates auch mal härter zupacken darf. Ich denke aber, dass er doch ab und an seine Zweifel hat, auch wenn er sie schnell wieder unterdrückt, bei der Erschießung von Katja hat er gezögert und nur geschossen, weil dieser Hans dabei war, der ihm anders aus der ganzen Sache wohl einen Strick gedreht hätte.


    Aber abgedrückt hat Alex. Und dann geht er nach Hause und macht den normalen Familienvater. Irgendwie scheint es viele Menschen gegeben zu haben, die einen Hans neben sich stehen hatten :-(


    Zitat

    Original von Zwergin


    Hans traue ich auch keinerlei Gewissenskonflikte zu, der Typ geht doch auch buchstäblich über Leichen. Definitiv der gefährlichere der beiden Gestapo-Leute.


    Auf jeden Fall. Mir wird echt schlecht, wenn ich so was lese. Das kann ich gar nicht gut. Dann lieber ein deftiger Thriller mit einem psychotischen Serienkiller :grin, da weiß ich wenigstens, woran ich bin. Aber solche Menschen wie dieser Hans, die machen mir echte Angst.


    Zitat

    Original von Zwergin
    Um Georg mache ich mir auch Sorgen, selbst ohne Nadjeschka kann sein Versuch sich den Arbeiterinnen gegenüber menschlich zu verhalten nicht gut gehen. Wenn er nur wenigstens Plöger, diesen Sadisten loswerden könnte.


    Plöger, dieses Schwein, lebt hier seine sadistischen Neigungen voll aus. Ich merke, wie ich richtig wütend werde beim Lesen.


    Zitat

    Original von Zwergin
    Richtig leid getan hat mir auch Matthias, der junge Soldat auf Fronturlaub. Bei Tageslicht plappert er tapfer die Parolen nach, die er Tag für Tag vorgekaut bekommt, aber er weiß doch, dass alles nur leeres Gerede ist und die Realität ganz anders aussieht. Immerhin hat er in Georg einen vertrauensvollen Zuhörer, der ihn nicht wegen zweifel am Endsieg oder so verpfeifen wird.


    Das ist sehr eindrucksvoll beschrieben, wie es in Matthias wirklich aussieht.


    Ich war überrascht zu lesen, dass Fanta eine deutsche Erfindung ist. Ich dachte automatisch, sie käm auch aus den USA.


    Schade, dass man im 2. Abschnitt nichts mehr aus England erfährt. Ich bin doch auch neugierig, wie es mit Eric und Nauchtauge weitergeht.



    Auf S. 137 heißt es "Gestern haben sie schon eine von euch erschossen." Gemeint ist doch wohl Katja. Und auf S. 138 spricht Georg von der "heutigen Sabotage". Wenn Katja gemeint ist, dann müßte es auf S. 137 heute statt gestern heißen.

  • Hat einen das Buch erst einmal gepackt, kann man gar nicht mehr aufhören.
    Die Geschichte konzentriert sich derzeit vor allem auf Georg, das Lager und die Familie seiner Schwester.



    Wir lernen Alex kennen, einen Mann der Konflikte. Er versucht, seine Frau nicht zu enttäuschen und schützt daher ihren Bruder Georg, wo er nur kann.
    Auf der anderen Seite muss er natürlich als Gestapo-Mann auch seinen Dienst tun.


    Die Erschießung von Katja war eine schreckliche Szene, aber wohl leider Alltag. :-(


    Plöger ist eine typische Figur, die man nicht mag. Im Lager allerdings richtig untergebracht.



    Interessant finde ich die ganzen Hinweise. Man lernt richtig was dazu. Ich denke jetzt nur mal an den Funkverkehr oder die Erfindung der Fanta.
    :-)



    Ein bisschen vermisse ich Eric? Was ist los in England? Hat Eric überlebt? Was ist mit Nachtauge? Immerhin trägt das Buch ihren Namen;-)...

  • Das ganze Spektrum der Sicht- und Verhaltensweisen auf die Nationalsozialisten und den Krieg wird hier über wenige Charaktere transportiert. Das ist mir fast schon zu viel und wirkt auf mich manchmal (leider) nicht wirklich echt. Der Raum, auf dem sich die Leute mit einer kritischen Sicht sammeln, scheint mir etwas klein zu sein. Die Charaktere an sich hat es im Reich ganz bestimmt gegeben, aber auch auf so kleinem Raum?


    Die einzelnen Sicht- und Denkweisen der Charaktere sind sehr plastisch herausgearbeitet. Das finde ich teilweise schon sehr beklemmend.


    Mir wäre jetzt lieber, wenn die Agentenjagd in London weiter gehen würde.

  • Interessant wie sich die Gedanken der Leser zu diesem Roman gleichen. Da hat Titus Müller wohl etwas richtig gemacht wenn sich die Leser mit ihrer Meinung einig sind.


    Da sind die Gegensätze in den Figuren selbst. Vor allem Alex und Matthias finde ich erwähnenswert. Alex erschiesst eine Frau und geht dann nach Hause zur Familie... :rolleyes Bei Matthias tritt das Trauma des Krieges, das unter der Oberfläche versteckt liegt, auch zu Tage aber nicht bei seiner Familie. Da gilt es die Fassade aufrechtzuerhalten.


    Der Begriff "Charaktere ausgearbeitet" den Jupp verwendet hat ist mir so eins zu eins beim lesen durch den Kopf gegangen, nur war Jupp halt schneller. :-)


    Der Handlungsstrang in London um "Nachtauge" fehlt mir auch. Wenn ich Kritik üben müsste dann das diese Handlung nun lesetechnisch schon etliche Seiten her ist. Ich hätte den zwischendurch mal eingebaut. Ich hoffe, es dauert nicht mehr all zu lang bis wir wissen wie es dort weitergeht.


    Edit: Axel nicht Alex... :rolleyes war mir vorhin beim schreiben nicht sicher und hab den Eulen vor mir vertraut. Nun hab ich kurz nachgeschlagen und er heisst tatsächlich Axel. ;-)

  • Jetzt wollte ich eigentlich schon gestern abend mit dem Abschnitt durch sein, da hatte nur jemand was dagegen und erst jetzt bin ich wieder zum Lesen gekommen :fetch
    Mir macht es immer noch viel Spaß und ich blicke langsam auch durch, wer jetzt mit dem zusammehängt - also Georg und sein Schwager etc.


    Zitat

    Original von Nachtgedanken
    ... Nadjeschka (was für ein schöner Name) handelt, ohne groß nachzudenken und fühlt sich jetzt schuldig am Tod von Katja. Sie war sich der Tragweite ihrer Handlung nicht bewußt, auch wenn ich ihre Motivation verstehen kann. ...


    Das fand ich ein bisschen seltsam - aber vielleicht hat sie wirklich einfach nicht so weit gedacht. Denn mit Plöger hat sie ja selbst schon erfahren, dass nichts Zuckerschlecken ist und sie wird ja auch ständig von Oksana gewarnt. Zudem hat die den aufgehängten Mann gesehen... Dass sie so wenig über die Folgen ihrer Tat nachdenkt, hat mich ein bisschen irritiert. Aber nicht negativ, weil sie vielleicht einfach nicht so weit gedacht hat, dass es wen anders treffen könnte.



    Zitat

    Original von Nachtgedanken
    Schade, dass in diesem Abschnitt nichts von Nachtauge vorkam, es interessiert mich, wie es in London weitergeht!


    Ja, mich auch!! Ich hoffe, dass hier ein bisschen mehr in den kommenden Abschnitten kommt, denn diesen Erzählstrang fand ich bisher am tollsten :-)



    Zitat

    Original von Johanna
    ...
    Um Georg beginne ich mir Sorgen zu machen. Gerade weil er so menschlich versucht zu handeln.
    ...


    Da kommt das Lehrer-Helfer-Syndrom durch :lache (nicht schimpfen, ich habe eine ganze Familie davon zuhause und da ist das durchaus beobachtbar, dass es sowas gibt, oder sogar Gene dafür ;-) )



    Zitat

    Original von Zwergin
    Alex ist für mich auch eine sehr faszinierende Figur. Ich sehe ihn allerdings auch als Gestapo-Mann nicht als absoluten Hardliner, klar, die Macht, die ihm seine Marke verleiht gefällt ihm und es tut ihm auch bestimmt nicht leid, dass er mit Billigung des Staates auch mal härter zupacken darf. Ich denke aber, dass er doch ab und an seine Zweifel hat, auch wenn er sie schnell wieder unterdrückt, bei der Erschießung von Katja hat er gezögert und nur geschossen, weil dieser Hans dabei war, der ihm anders aus der ganzen Sache wohl einen Strick gedreht hätte.
    ...


    Er hat doch zwischendurch mit sich selbst das Zwiegespräch, dass ihm das so nicht passt - aber er ja gemerkt hat, dass er, wenn er sich anpasst und dann doch die Briefe so schreibt, dass sie Parteijargon enthalten, eher an sein Ziel kommt. Also ein richtiger Opportunist eben... abe ganz ehrlich, ich kann ihn schon ein bisschen verstehen. Nur wird er meiner Meinung nach da nicht wirklich mit durchkommen, denn er richtet sich ja selbst zugrunde indem er sich mit den Drogen vollpumpt und sich nicht einmal seiner Frau gegenüber offenbart (aber sonst könnte er ja nicht mehr gegen seinen "verhassten" Schwager schimpfen ;-) ).



    Zitat

    Original von Zwergin
    ...
    Hans traue ich auch keinerlei Gewissenskonflikte zu, der Typ geht doch auch buchstäblich über Leichen. Definitiv der gefährlichere der beiden Gestapo-Leute.


    :write
    Der ist so naiv und dumm-schlau, dass er sicherlich mehr kaputt machen kann, als ihm dann bewusst ist. Der hängt für mich nur in seiner ideologischen Welt und hat schon nicht mehr Scheuklappen, sondern ganze Wände um sich aufgebaut. Also einer, der in meinen Augen auch weiterhin über Leichen gehen wird, egal was dagegensprechen sollte. Das blendet er dann eben einfach aus...


    So, ich freue mich auf den nächsten Abschnitt und hoffe auf mehr London-Geschichte :-)

  • Es wurde schon so viel gessagt, dass ich mich darauf beschränke, dass ich es ebenfalls sehr bedauert habe, jetzt so viel "Deutsches", aber nichts über den Verbleib von Nachtauge (wie jemand ganz richtig erwähnte, ist das ja immerhin der Titel des Buches) und dem ange- oder ja sogar erschossenen Eric habe lesen können.
    Nadjeschkas Verhalten bei Katjas Schicksal befremdete mich zuerst auch etwas.
    Als jemand im ersten Abschnitt sehr viele Handlungsstränge erwähnte, bin ich etwas unruhig geworden, da mir das manchmal Probleme bereitet und wir hier kein Personenregister haben. Allerdings komme ich bisher sehr gut klar und musste nur bei den Nachbarinnen von Georg mal kurz zurückblättern, ob die später erwähnte nicht etwa doch die mit den lauten Kindern war. War sie nicht.
    Aufgefallen ist mir auch noch Georgs Überlegung, ob er sich evtl. in Nadjeschka deshalb verlieben würde, weil sie ihn nicht - wie Eva - würde verlassen können.
    Bemerkenswert.
    Das Buch gefällt mir weiterhin sehr gut. Allerdings hoffe ich jetzt auf Nachtauge - und Eric...


    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    Original von Johanna
    Ich habe mich auch mal etwas schlauer über die Londoner U Bahnstation gemacht, die ja erst 1946 in Betrieb genommen wurde und den Massenpanikansturm.
    Das wollte ich ja nun auch genauer wissen :grin


    Das habe ich jetzt auch die ganze Zeit gemacht - mann, so wird das nichts mit dem schnelleren Lesen :lache
    Aber ich finds gut, denn erstens hatte ich nie wirklich drüber nachgedacht, dass die Tube-Stationen im zweiten Weltkrieg so genutzt wurden bzw. was dort passierte, und zum anderen hab ich mich jetzt so lange durch Wikipedia und die Artikel über die einzelnen Haltestellen geklickt, dass ich Fernweh habe :rolleyes


    Und deswegen MUSS bald wieder was in dem London-Erzählstrang kommen :lache

  • Zitat

    Original von JaneDoe
    Auf S. 137 heißt es "Gestern haben sie schon eine von euch erschossen." Gemeint ist doch wohl Katja. Und auf S. 138 spricht Georg von der "heutigen Sabotage". Wenn Katja gemeint ist, dann müßte es auf S. 137 heute statt gestern heißen.


    Danke für den guten Hinweis, JaneDoe! Das werde ich korrigieren.


    Ich war mir offenbar nicht ganz im Klaren darüber, ob es schon nach Mitternacht ist oder nicht.


    Liebe Grüße!


    Titus

  • Ich habe heute in Zug und Bus auch den zweiten Abschnitt beendet. Einmal drin im lesen, kann ich das Buch kaum noch aus der Hand legen.


    Zu ausgearbeitet finde ich die Charaktere nicht, sondern eher recht authentisch. Mit all ihren Widersprüchen und vor allem auch der Fassade, die sie nach außen zeigen, um nicht aufzufallen.


    Bei Matthias habe ich mich stark an den Roman Im Westen nichts Neues, den du, Titus, auch selbst ins Buch einngebaut hast, erinnert. Ich habe den Roman letztes Jahr gelesen und er ist mir sehr gut im Kopf geblieben. Der Heimaturlaub, die Schützengräben etc. Diese Bilder hatte ich auch im Kopf, als Matthias Georg am Abend von seiner Realität an der Front erzählte. Man merkt ihm auch an, dass er Zuhause in Neheim nicht so ganz abschalten kan, sondern im Kopf noch immer an der Front ist.


    Bei Georg musste ich verstärkt daran denken, dass in ihm wohl sehr viel von dir, Titus, selbst steckt. Irgendwie würde ich dich so einschätzen. Vor allem, wenn ich an die Szene auf S. 152

    denke. :-)


    Aber ich muss sagen, London vermisse ich auch irgendwie. Ich will wissen wie es mit Eric und Nachtauge weitergeht.


    Es gibt bei deinen Roman immer so viel nebenher zu lernen und auch Situationen seine Sichtweise immer wieder zu überdenken. Das finde ich jetzt auch schon wieder sehr gelungen. Heute habe ich gerade die Parabel "Der Steuermann" von Kafka gelesen. Ich finde, sie würde auch zu der damaligen Zeit passen. Das ruhige Volk, das die neuen Umstände einfach hinnimmt, ohne sie wirklich zu hinterfragen und früh genug etwas dagegen zu tun.