'Nachtauge' - Seiten 385 - Ende

  • Vielen, vielen Dank, maikaefer, Jupp, Tanzmaus, Johanna, binchen und JaneDoe,


    eure Antworten sind sehr spannend für mich!


    Zitat

    Original von JaneDoe
    Hier ging es um die Sicherheit einer ganzen Nation und die Szenen in Deutschland spielten sich im vergleichsweise unbedeutenden Umfeld ab.


    Das ist eine sehr gute Erklärung. Das eine ist weltbewegend, das andere eher privat. Und natürlich packt es einen mehr, wenn es "um etwas geht".


    Zitat

    Original von JaneDoe
    Nachtauge hätte ich gerne mehr in Aktion gesehen, über ihr Innenleben hätte ich dazu nicht unbedingt etwas wissen wollen. Keinesfalls mehr über ihren Hintergrund, das Geheimisvolle macht die Faszination an dieser Figur aus. Und ich gebe Jupp völlig recht, so jemand muss am Ende sterben, dafür gibt es keine andere Lösung. Ich mag es sehr, wenn sogenannte "gefährliche" Figuren nur von außen geschildert werden, ob sie eine schwere Kindheit hatten, will ich gar nicht wissen. Meist sind sie ja auch nicht dazu angelegt, sich mit ihnen zu identifizieren, da dürfen sie mir gerne fremd bleiben.


    Auch gut auf den Punkt gebracht. Und glücklicherweise seid ihr euch da relativ einig. Als der Lektor mir riet, nicht zu nah an Nachtauge heranzugehen, hat mich das zuerst irritiert, weil ich wichtige Figuren gern tiefer ausleuchte. Aber du hast recht, JaneDoe, man soll sich ja nicht unbedingt mit Nachtauge identifizieren, sie darf ein wenig fremd bleiben.


    Danke euch allen! :wave Ich lerne hier eine Menge.


    Titus

  • Zitat

    Original von JaneDoe



    Nachtauge hätte ich gerne mehr in Aktion gesehen, über ihr Innenleben hätte ich dazu nicht unbedingt etwas wissen wollen. Keinesfalls mehr über ihren Hintergrund, das Geheimisvolle macht die Faszination an dieser Figur aus. Und ich gebe Jupp völlig recht, so jemand muss am Ende sterben, dafür gibt es keine andere Lösung. Ich mag es sehr, wenn sogenannte "gefährliche" Figuren nur von außen geschildert werden, ob sie eine schwere Kindheit hatten, will ich gar nicht wissen. Meist sind sie ja auch nicht dazu angelegt, sich mit ihnen zu identifizieren, da dürfen sie mir gerne fremd bleiben.


    Das kann ich für mich genauso unterschreiben.

  • Zitat

    Original von Jupp
    Von Oksana, Eva oder Plöger hören wir am Ende nichts mehr.


    Ich meine mich erinnern zu können, dass irgendwo ein Halbsatz stand, dass Nadjeschka froh sein soll, dass es ihr nicht so ergeht wie ihrer Mitflüchtigen und sie erschossen wird, oder so. Aber vielleicht habe ich das auch nur hineininterpretiert. :gruebel


    Bei Eva oder Plöger fand ich das ok - Eva sagt ja zu Georg, er soll sich bei ihr melden, wenn er noch eine Zukunft sieht. Er meldet sich nicht, also ist sie nicht mehr wichtig und sie taucht ja doch noch einmal auf in der Szene mit Wiese.


    Generell finde ich es ok, wenn nicht von allen Nebenpersonen am Ende des Buches gesagt wird, was mit ihnen passiert ist, weil das doch meistens in einer langen Auflistung endet und die dann doch wieder nur uninteressant ist, weil die Geschichten drumrum fehlen.



    Zitat

    Original von Nachtgedanken
    Hmmm, am Ende hat es mich dann doch überrascht, dass das Buch Nachtauge heisst, denn der Strang um Nachtauge ist dem Geschehen in Neheim ja doch eher untergeordnet.


    :write
    Ich muss sagen, wenn ich das Buch unter der Maßgabe des Amazon-Textes gekauft hätte, hätte ich mich doch ein bisschen geärgert. Denn ich hätte es gekauft und mir gedacht, dass das der Herr des Hauses auch noch lesen kann. Spionagethriller mag er, mag ich, also eine gute Investition. Wenn ich ihm aber dann das Buch gegeben hätte und er hätte seitenweise Georgnadjeschkaherzschmerz (das ist jetzt überspitzt :wave ) lesen müssen - er hätte es wieder weggelegt. Das wird bei mir in der Rezension definitiv einen Abzug geben, sorry :-) Auch wenn sie, wie Titus schreibt, ja die Ausschlaggebende war, finde ich, führt der TItel doch sehr in die Irre. Das mag ich nicht.



    Aus dem Grund finde ich das hier

    Zitat

    Original von Titus Müller
    "Mehr Nachtauge", das hab ich mir fast schon gedacht, dass dieser Wunsch kommen würde. (Weil die Testleser sich das gleiche gewünscht haben.) Vielleicht schreibe ich mal wieder über eine Spionin oder einen Spion ...


    seeeeehr gut! Bitte ja!! Denn Dein Schreibstil ist toll, der hat mich - trotz gänzlich anderer Erwartungen - immer im Buch bleiben lassen!


    Ich hätte keine Innensicht von Nachtauge gebraucht, aber etwas mehr "England-Handlung" wäre für mich aufgrund des Titels schon notwendig gewesen.

  • Zitat

    Original von Jupp
    Von Oksana, Eva oder Plöger hören wir am Ende nichts mehr.
    .


    Mir hat es auch sehr gefehlt! Ich finde, die Geschichte hat mehr als ein offenes Ende und sowas mag ich nicht so gern. Sicherlich würde es den Rahmen sprengen, die vielen Handlungsstränge alle zu beenden, aber hier und da ein erklärendes Wort zum Abschluß hätte ich mir gewünscht.
    Was ist aus Oksana geworden?
    Was hat Wiese dazu bewogen, Georg nun doch ans Messer liefern zu wollen, obwohl dieser ein Druckmittel gegen ihn in der Hand hatte?
    Was hat Eva mit dem Wissen von Georgs Beziehung zu Nadjeschka gemacht?


    Axel läuft am Ende in seiner Bösartigkeit noch mal zu Höchstform auf. Trotz des Verlustes seiner Familie sucht er die Schuld noch immer woanders. Ich war so traurig, daß Annelise und die beiden kleinen Kinder sterben mußten. Axel aber machte einfach weiter. Was für ein eiskalter Hund!


    Sehr gut erzählt fand ich alles, was in England stattfand. Nachtauges Ende war für mich das einzig ,wirkliche' Ende. Hätte ich mehr von ihr lesen wollen? Nein, ich glaube nicht. Ihre Motivation fand ich schlüssig und ihre Ausführungen brilliant, so bösartig sie auch waren.
    Richtig spannend wurde es, als Eric die Piloten zur Operation Chastise losgeschickt hat, nicht wissend, ob die Deutschen nicht doch gewarnt wurden.
    Und dann handelt dort die letzte Szene von Ken, dem König und einem Paar kaputter Schuhe. Nicht von Eric, der dort die ganze Zeit die Hauptrolle gespielt hat. Interessant :grin


    Wenn das Buch nur von der Liebesgeschichte um Georg und Nadjeschka gehandelt hätte, hätte es mir wohl nicht so gut gefallen. Aber im Zusammenhang mit dem Angriff auf die Talsperre war dieser Blick in diese dunkle Zeit eine sehr spannende und unterhaltsame Geschichte!

  • Zitat

    Original von Tempe


    Mir hat es auch sehr gefehlt! Ich finde, die Geschichte hat mehr als ein offenes Ende und sowas mag ich nicht so gern. Sicherlich würde es den Rahmen sprengen, die vielen Handlungsstränge alle zu beenden, aber hier und da ein erklärendes Wort zum Abschluß hätte ich mir gewünscht.


    Mir hat das nicht gefehlt. Alles für die Geschichte relevante wurde erzählt. Was mit den Nebenfiguren passiert, kann man sich vorstellen, wenn man möchte. Oksana wird nicht überlebt haben (es wurde irgendwo erwähnt, dass sie hingerichtet werden soll), Eva einsehen, dass es keine Zukunft mit Georg für sie gibt und Plöger wird, wenn er das Wasser überlebt hat, weitermachen wie bisher. Der wird in ein anderes Lager versetzt werden, da dieses in Neheim ja zerstört wurde.

  • Wenn man die letzte Seite umblättert, muss man meiner Meinung nach einfach tief bewegt sein. Denn das was man gelesen hat, lässt einen nicht unberührt, es geht unter die Haut.


    Der Roman hat mir gut gefallen, aber auch ich hätte gerne mehr von Nachtauge gelesen. Nicht das die Geschichte um Nadjeschka und Georg uninteressant gewesen wäre. Aber ich hatte hier eher einen Spionageroman, je vielleicht sogar einen historischen Thriller erwartet und bekommen habe ich größtenteils einen historischen Roman.


    Dies soll keine Herabsetzung dieses Romans sein! Wer gerne historische Romane über den zweiten Weltkrieg liest, Wert auf eine gute Recherche legt und einen grandiosen Schreibstil zu schätzen weiß, wird diesen Roman lieben.


    Dass man am Ende nichts über das "Ende" der Nebenfiguren erfährt habe ich als nicht so schlimm empfunden. Viele Menschen haben sich im Krieg aus den Augen verloren und so kann es auch mit diesen Menschen passiert sein.


    Nachtauges Schicksal war von Anfang an besiegelt, es war ein guter würdiger Abgang.


    Georg und Nadjeschkas "Ende" war sehr gefühlvoll ohne kitschig zu sein. Sehr gelungen :anbet


    Tja und Axel, der hat anscheinend das Denken vollkommen eingestellt, bzw ist so von seinen Medikamenten abhängig, dass er nicht mehr klar denken kann :help :yikes


    Lieber Titus vielen Dank für das tolle Leseerlebnis und die Begleitung der Leserunde!

  • Ich habe das Buch eben beendet. Mich hat das Buch sehr bewegt. :anbet


    Als ich den Anhang aufschlug und gelesen habe, dass hinter der Liebesgeschichte eine wahre Begegbenheit steckt, kullerten bei mir die Tränen.
    Dass diese mutigen und großartigen Menschen in deinem Buch eine Würdigung erfahren, das hat mich sehr berührt. :anbet


    Mir hat in dem Buch nichts gefehlt. Aber: Ich lese auch keine Klappentexte mehr, von daher hatte ich auch keine Erwartungen, die enttäuscht werden konnten.


    Für mich bleibt die ganz große Stärke dieses Buches, das Nebeneinander der Figuren und das Eintauchen in die unterschiedlichen Blickwinkel. Die Dosis der Identifikationsmöglichkeit war genau richtig gewählt, bei keiner Figur hatte ich das Gefühl, ich hätte mehr wissen wollen. Es hätte auch nicht gepasst.


    Sehr gut gewählt fand ich auch den historischen Aufhänger, den Anschlag auf die Talsperren. Auch mir hätten die Datumsangaben geholfen. Das allein hätte noch etwas Spannung hereingebracht, weil man dann auf den großen Tag hinfiebert.
    Ohne Jupp hätte ich da gar nicht darauf geachtet. :wave


    Zitat

    Original von Titus Müller
    ...
    "Mehr Nachtauge", das hab ich mir fast schon gedacht, dass dieser Wunsch kommen würde. (Weil die Testleser sich das gleiche gewünscht haben.) Vielleicht schreibe ich mal wieder über eine Spionin oder einen Spion ...
    ...


    Ich fand den Anteil genau ausgewogen.
    Verlage und Titel...das ist ein eigene Geschichte. Aber es stimmt schon, dass die Figur "Nachtauge" eigentlich nicht die Hauptfigur war, sondern Georg und Nadjeschka.
    Wenn man den Titel jetzt von der Spionin löst und auf die Kriegsituation erweitert, passt er doch gut. Die Menschen kommen nie zur Ruhe, ständig ist die Gefahr der Bespitzelung und des Verrats präsent, die dunklen Gestalten der Gestapo, das alles kann ich auch mit dem Titel verbinden.


    Zitat

    Original von Titus Müller
    ...
    Dazu gleich von mir eine Frage, gerne auch an die ganze Runde (solche Leserunden sind ja für uns Autoren perfekt, um dazuzulernen): Hättet ihr euch mehr "Innensicht" von Nachtauge gewünscht?


    Nein. Ich fand es gerade gut, dass die Innensichten gleichmäßig verteilt waren. Nachtauges Innensicht finde ich vergleichsweise uninteressant. Eine Spionin muss gefühlskalt und abgebrüht sein, das ist ihr Job. Ich denke auch nicht, dass sie sich groß mit Gedanken aufhalten darf. Das wäre alles lebensgefährlich. Richtig interssant sind für mich als Leser Gefühlswelten.


    Zitat

    Original von Titus Müller
    Oder nur mehr von der Spionagehandlung und dem Katz-und-Maus-Spiel von MI5 und deutscher Abwehr?


    Nein.


    Zitat

    Original von Titus Müller
    Bei der Innensicht bin ich nämlich unsicher gewesen. Ich schreibe gerne über die Gedanken und Gefühle der Figuren, fand hier aber, dass Nachtauge geheimnisvoll und ein wenig fremd bleiben sollte. Wie geht es euch, wenn ihr Thriller lest? Mögt ihr gern tief in die "gefährlichen Figuren" eintauchen, oder ist es für euch stimmungsvoller, wenn sie fast nur von außen geschildert werden? Wie habt ihr das bei diesem Roman empfunden?


    Zur Innenansicht:
    Bei "Tanz unter Sternen" war mein Hauptkritikpunkt, dass ich mir mehr Tiefe bei den Figuren gewünscht hätte, besonders bei Matheus wäre ich gerne tiefer in die emotionale Entwicklung eingetaucht. Über ihn würde ich gerne immer noch mehr lesen. :grin In dieser Person war so viel Potential angelegt. Gerade das Einzelschicksal, das hinter der Angabe der Todesopfer steckt, fand ich sehr interessant.


    Zu diesem Buch hätte es nicht gepasst, wenn mehr Tiefe dagewesen wäre. Und schon gar nicht bei Nachtauge.
    Mir fällt ein Vergleich ein mit diesen Modellen, die es im Museum gibt. Es wird eine Szene dargestellt und man kann verschiedene Knöpfchen drücken. Ein Ausschnitt wird beleuchtet dann beleuchtet und trotzdem erkennt man den Platz des einzelnen im Zusammenhang.
    So kam mir das Zusammenspiel der Personen im Buch vor.


    Vielen Dank, Titus, für das Begleiten der Leserunde. :wave

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Tempe



    Axel läuft am Ende in seiner Bösartigkeit noch mal zu Höchstform auf. Trotz des Verlustes seiner Familie sucht er die Schuld noch immer woanders. Ich war so traurig, daß Annelise und die beiden kleinen Kinder sterben mußten. Axel aber machte einfach weiter. Was für ein eiskalter Hund!


    Ich kann Axel nicht als einfach nur bösartig oder als eiskalten Hund sehen. Er ist schwach, egoistisch, also sicher keiner von den "Guten", vor allem, dass er nach dem Tod seiner Familie einen Sündenbock braucht und sich nicht auch noch eingestehen kann, dass das Regime, an das er glaubt, schuld ist, finde ich natürlich nicht gut, aber doch irgendwo menschlich.


    @ dschaenna


    Ich habe vom Klappentext her auch gedacht, das Buch ist bestimmt auch was für den herrrn des Hauses, er hätte es auch ganz schnell wieder weggelegt.

  • Zitat

    Original von Regenfisch
    Mir fällt ein Vergleich ein mit diesen Modellen, die es im Museum gibt. Es wird eine Szene dargestellt und man kann verschiedene Knöpfchen drücken. Ein Ausschnitt wird beleuchtet dann beleuchtet und trotzdem erkennt man den Platz des einzelnen im Zusammenhang.
    So kam mir das Zusammenspiel der Personen im Buch vor.


    Das ist ein toller Vergleich, Regenfisch! Freue mich sehr, dass es dir beim Lesen so ging. :-)


    Herzlich,


    Titus

  • Hallo zusammen,


    wirklich schade, dass ich erst jetzt dieses Forum und somit diese tolle Leserunde entdeckt habe.
    Nun kann ich mich zwar nicht mehr einklinken, möchte aber dennoch etwas dazu schreiben.


    Das Buch habe ich mir gekauft, weil ich die Möhnetalsperre kenne (sie feiert in diesem Jahr ihr 100- jähriges Jubiläum) und ich die Idee toll fand, eine wahre Liebesgeschichte und die Ereignisse der Bombardierung in einen Roman zu packen.Einige schrieben hier, dass sie zunächst eher einen Spionageroman erwartet haben.Das war bei mir komischerweise nicht so.


    Das Buch habe ich innerhalb von drei Tagen verschlungen- ich konnte kaum aufhören.Zunächst habe ich gedacht, dass liegt vielleicht daran, dass ich emotional - wenn auch im sehr weiten Sinne- zu sehr im Thema bin.
    Meine Eltern habe die Katastrophe "indirekt" noch mit erlebt und oft davon erzählt.Wenn man dann all' die Orte und Straßennamen liest, ist man wirklich total aufgeregt ( also mir ging es so !).
    Ich habe noch nie ein Buch gelesen, mit dem ich so "gearbeitet" habe, wie mit diesem.Und wie gesagt, mir hat gerade auch die Liebesgeschichte sehr gut gefallen und nicht zuviel "Gewicht" gehabt- weil sie eben wahr ist und dazugehört.


    Ich kann aber erst zur Ruhe kommen ;-)......... wenn ich folgendes weiß:
    Wie bist Du auf genau dieses Pärchen gestoßen? ( Vielleicht habe ich die Info aber auch überlesen?) Aus einem der Bücher im Anhang?
    Karl Josef Stüppardt und Elena Wolkowa haben in Neheim geheiratet und 6 Kinder bekommen.Lebten sie auch weiterhin in Neheim?
    Im Buch endet die Geschichte im Wald.Mich interessiert jetzt natürlich brennend, wie die beiden es damals geschafft haben,d.h. wieviel im Roman entprach wirklich der Realität.................- und gab es diesen Schwager wirklich?


    Puh, Ihr seht, ich bin noch ziemlich drin im Geschehen......... :-)




    LG

  • Auch ich habe das Buch heute beendet und bisher hier nichts während des Lesens schreiben können, da ich a) zu viel zu tun hatte und b) das Buch zu spannend war.



    Zitat

    Original von Regenfisch:
    Als ich den Anhang aufschlug und gelesen habe, dass hinter der Liebesgeschichte eine wahre Begegbenheit steckt, kullerten bei mir die Tränen. Dass diese mutigen und großartigen Menschen in deinem Buch eine Würdigung erfahren, das hat mich sehr berührt. Anbeten


    So ähnlich ging es mir auch. Ohne Tränen, aber es hat mich sehr berührt, dass es für die Liebesgeschichte tatsächlich eine wahrhafte Grundlage gibt.


    Mir hat der Roman inhaltlich sehr gut gefallen, denn er war anschaulich und detailliert, so dass ich mich in all die Protagonisten einfühlen konnte, und ich habe mit Georg und Nadjeschka mitgefiebert und war froh, dass es zumindest für diese beiden ein gutes Ende gab.


    So, ich muss leider schon wieder aufhören, habe gerade Besuch bekommen. Später mehr.

  • Zitat

    Original von Zwergin


    Ich kann Axel nicht als einfach nur bösartig oder als eiskalten Hund sehen. Er ist schwach, egoistisch, also sicher keiner von den "Guten", vor allem, dass er nach dem Tod seiner Familie einen Sündenbock braucht und sich nicht auch noch eingestehen kann, dass das Regime, an das er glaubt, schuld ist, finde ich natürlich nicht gut, aber doch irgendwo menschlich.
    .


    Er steht wohl als einer von vielen, dessen schlechteste Seiten dieses Regime zutage gefördert hat. Ja, es ist sehr menschlich, da hast du recht.
    Richtig unheimlich wurde er mir, als er sich fragte, warum seine Nachbarin, die ihm etwas zu Essen brachte, denn nicht im Luftschutzkeller war - um ordnungsgemäß umzukommen?! Auch wieder eine Schuldsuche...


    Mich würde interessieren, wie diese Regimetreuen, die im Krieg eigentlich alles verloren haben, danach weitergemacht haben? :gruebel Als sie nichts mehr hatten, dem sie dienen konnten? Als sie darüber nachdenken mußten, was sie da gelebt hatten?!

  • Tempe


    Soweit ich weiß, sind die Hälfte (oder mehr) der Verwaltungskräfte, Polizei und anderer Staatsbediensteten in ihren Positionen geblieben, nur etwa 6 Milllionen Deutsche wurden mit Gefängnis, Geldbußen, Einschränkungen von Bürgerrechten u.a. bestraft. 98% der Deutschen wurden als Mitläufer eingestuft. (aus: Durchblick - Geschichte und Politik 9/10, Westermann)
    Die Entnazifizierung 1945 - 1949 soll in den meisten Fällen nicht viel mehr gewesen sein, als dass man einen Fragebogen ausfüllen zu musste. Ich weiß aus meiner Kindheit, dass noch viele der Werte aus der Nazi-Zeit ungebrochen weiter existierten. Ausländer anzufeinden oder zu hassen war normal, Kinder mit Ohrfeigen, Sprichwörtern und Prügelstrafe zu erziehen war nichts, was versteckt werden musste, da es die meisten richtig fanden. Meine Mutter erzählte uns, dass ja damals auch nicht alles schlecht war, Hitler hätte ja auch die Autobahnen gebaut und viele Menschen in Arbeit gebracht. Und er hat ja Klavier gespielt... Und das hörte immer wieder, so etwas konnte man bis zur 68er Studentenrevolte offen sagen, ohne sich damit ins Abseits zu stellen und ohne sich zu schämen.


    @Titus


    Der Roman war spannend und bewegend und obwohl ich schon eine ganze Menge über diese Zeit wusste, aus den Erzählungen der Eltern, aus Filmen, Büchern und weil ich sogar eine Zeitlang das Thema Nationalsozialismus unterrichten musste, war ich doch überrascht über die Panikkatastrophe auf den Treppen des Londoner U-Bahnhofes, auch wusste ich nicht, dass es dort richtige Bettstellen, Bücherregale usw. gab. Auch von dem Angriff auf die Möhnetalsperre wusste ich nichts Genaues, ich hatte nur mal eine kurze Info im Zusammenhang mit der Waffenproduktion im Ruhrgebiet irgendwo gelesen oder gehört.
    Die Geschichte um Nachtauge fand ich sehr interessant.
    Dass man so lange warten musste, bis die Spionage-Geschichte wiederaufgegriffen wurde, hat mich auch etwas gestört, jedoch nicht allzusehr, denn die Flucht der beiden Frauen und Georgs Geschichte haben mich so gefangengenommen, dassich diese Spionage-Sache ganz vergessen habe, so dass ich zuerst gar nicht mehr richtig wusste, wer Eric eigentlich war, als der Spionage-Teil dann wiederaufgeriffen wurde.


    Noch ein kleiner Kritikpunkt: Manchmal kam ich mir vor, als ob ich ein Lehrbuch über den Nationalsozialismus lese. Es kamen immer wieder Szenen vor, in denen beispielhafte Gespräche regelrecht vorgeführt wurden: So war das damals, so haben die Menschen gedacht. In Erinnerung habe ich noch, dass z.B. im Kino zwei Frauen, die in der Reihe vor Georg und Eva sitzen, irgendein banales kurzes Gespräch führen, und man fragt sich, wozu das jetzt gut sein soll, weil es mit der Handlung an sich nichts zu tun hat.
    Wenn es um das Leben im Frauen-Lager an der Möhnetalsperre ging, und besonders auch in der Liebesgeschichte von Georg und Nadjeschka, hatte ich das Gefühl, ich lese tatsächlich Texte aus den 40er, 50er oder 60er Jahren.
    Ich würde gern wissen, ob der Roman von dir absichtlich in diesem recht bieder klingenden Stil geschrieben wurde, um die Leser noch mehr in diese Zeit hinein zu versetzen?
    Ich kann mir auch vorstellen, dass das Lesen der vielen Quellentexte dazu führen kann, dass man unbewusst einiges von diesem Schreibstil übernimmt?


    Inhalt, Aufbau und Spannungsbogen finde ich jedoch sehr gut gelungen.


    Auch könnte ich mir diesen Roman als Lektüre für Jugendliche, die mehr über die Zeit des Nationalsozialismus wissen wollen, gut vorstellen. Die enorme Anschaulichkeit dürfte ihnen entgegen kommen.
    Ich werde ihn deshalb gerne weiterempfehlen.

  • @ Titus
    Soeben las ich rückwärts und sah deine Frage zu Nachtauges' Innenleben.


    Für mich war es weitgehend gut, dass Nachtauge ein wenig fremd blieb. Ein wenig mehr über ihren Hintergrund hätte ich vielleicht schon noch wissen wollen, aber allzu ausführlich sollte es nicht sein. Dass das Schicksal von Oksana im Dunklen bleibt, finde ich allerdings schade, denn diese Figur ist mir doch etwas näher gekommen, besonders durch die gemeinsame Flucht mit Nadjeschka.

  • Zitat

    Original von dschaenna


    Ich meine mich erinnern zu können, dass irgendwo ein Halbsatz stand, dass Nadjeschka froh sein soll, dass es ihr nicht so ergeht wie ihrer Mitflüchtigen und sie erschossen wird, oder so. Aber vielleicht habe ich das auch nur hineininterpretiert. :gruebel
    [...]


    Hm, auf Seite 412 ist folgender Passus: ... Er [=Axel] zog ihr den Knüppel über die Hände und schrie: "Willst du erschossen werden wie deine Lagerkollegin? Stell dich gefälligst nicht so an." ...


    Mit der Lagerkollegin ist meiner Meinung nach Katja gemeint, als sie sich gegen ihre Festnahme nach Nadjeschkas Sabotageakt gewehrt hat.


    Edit hat gerade die Anfangsgänsefüßchen weg gemacht.

    Sieben Stunden waren's immer - jetzt nimmer

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Jupp ()

  • ginger ale :
    Ja, es gab die Persil-Scheine, mit denen ein Haufen Leute sich ,reinwaschen' konnte. Davon habe ich gehört.
    Und okay, viele habe ihre Gesinnung auch im Inneren weiterkultiviert, das könnte ich mir bei jemandem wie Axel gut vorstellen. Solche, die gesagt haben, sie hätten nur Befehle befolgt.
    Aber ob diesen vielen ,Ausführenden' dann niemals klargeworden ist, wie gewaltig die Greueltaten waren, bei denen sie mitgewirkt haben?
    So einer wie Plöger zum Beispiel. Wie kann so einer weitermachen? :gruebel

  • Jupp schrieb:

    Zitat

    Mit der Lagerkollegin ist meiner Meinung nach Katja gemeint, als sie sich gegen ihre Festnahme nach Nadjeschkas Sabotageakt gewehrt hat.


    Und ich habe dabei an Oksana gedacht, weil es ja um die Flucht ging.
    Bei Katja ging es ja um die Sache mit den Maschinen.

  • Zitat

    Original von Tremor
    Jupp schrieb:


    Und ich habe dabei an Oksana gedacht, weil es ja um die Flucht ging.
    Bei Katja ging es ja um die Sache mit den Maschinen.


    Danke Jupp, das war genau die Stelle, die ich gemeint hab :-)
    Ich hab das Buch schon weitergeliehen zum Lesen, deswegen kann ich jetzt nicht nachsehen, aber bei mir wars eben wie Tremor, dass ich das auf Oksana bezogen hab. Aber vielleicht einfach aus dem Grund, weil das mit Katja schon so "lange" her war.... Du hast natürlich Recht, dass das eigentlich das naheliegendere wäre, weil das ja imBuch geschildert wird, Oksanas (mögliche) Erschießung ja aber nicht. Und wahrscheinlich hätte Axel die gar nicht mitbekommen, da er ja mit dem Plettenberg nix zu tun hat..... Hm :lache

  • Zitat

    Original von Tempe
    Mich würde interessieren, wie diese Regimetreuen, die im Krieg eigentlich alles verloren haben, danach weitergemacht haben? :gruebel Als sie nichts mehr hatten, dem sie dienen konnten? Als sie darüber nachdenken mußten, was sie da gelebt hatten?!


    Hallo Tempe,


    ginger ale hat schon sehr gut antwortet. Ich möchte nur noch etwas zum konkreten Fall ergänzen: Nadjeschkas/Elenas Tochter hat mir erzählt, dass ihre Mutter nach dem Krieg noch oft auf der Straße in Neheim den Männern begegnet ist, die vorher beim Werkschutz gearbeitet hatten, die lebten ja weiterhin da, auch ihre Peiniger. Man verspottete sie als "Russenweib" und war nicht gerade freundlich zu ihr.


    Und einmal, als sie an der Hand Nadjeschkas/Elenas durch die Stadt lief, eilte ihre Mutter auf einen wildfremden Mann zu und umarmte ihn. Die Tochter fragte Nadjeschka/Elena erstaunt, wer das gewesen sei, und die Mutter sagte: "Das war einer von den Guten." Er hatte ihr damals heimlich Essen zugesteckt.


    Beide "Welten" lebten also weiter im Ort ...


    Herzlich,


    Titus

  • Zitat

    Original von Tremor
    Wie bist Du auf genau dieses Pärchen gestoßen? ( Vielleicht habe ich die Info aber auch überlesen?) Aus einem der Bücher im Anhang?
    Karl Josef Stüppardt und Elena Wolkowa haben in Neheim geheiratet und 6 Kinder bekommen.Lebten sie auch weiterhin in Neheim?
    Im Buch endet die Geschichte im Wald.Mich interessiert jetzt natürlich brennend, wie die beiden es damals geschafft haben,d.h. wieviel im Roman entprach wirklich der Realität.................- und gab es diesen Schwager wirklich?


    Puh, Ihr seht, ich bin noch ziemlich drin im Geschehen......... :-)


    Hallo Tremor,


    zuerst mal: Willkommen hier! :knuddel1


    Freue mich, dass dich die Geschichte berührt hat.


    Auf Karl Josef Stüppardt und Elena Wolkowa bin ich in Helmuth Eulers Buch "Wasserkrieg" gestoßen. Die beiden lebten nach dem Krieg weiterhin in Neheim, und auch heute noch lebt die Familie nahe Neheim. Nach der Lesung in Neheim waren wir zusammen essen ... Die Kinder haben übrigens alle deutsche Namen erhalten, bis auf eine der Töchter, die hat Elena nach ihrer besten Freundin in der Ukraine Tamara genannt.


    Eigentlich hätte Elena nicht zur Zwangsarbeit nach Deutschland gemusst, sondern ihre große Schwester. Die hatte aber zwei Kinder. Also machte sich Elena älter und meldete sich als Ersatz für ihre Schwester. Ihre Mutter hat ihr das nie verziehen (vielleicht, weil sie sie besonders liebte, oder weil sie das Nesthäkchen war). Und Elena hat ihre Mutter nie wiedergesehen, das ist bitter ... Sie traute sich nach dem Krieg nicht in die Ukraine, auch nicht auf Besuch, sonst hätten Stalins Büttel sie geschnappt und nach Sibirien verschleppt. So ist es vielen Zwangsarbeitern ergangen, mit der Begründung, sie hätten für die Deutschen gearbeitet. Stalin war es egal, dass das nicht freiwillig geschehen war.


    Axel Rottländer ist meine Erfindung, und natürlich sind auch Georg und Nadjeschka fiktionalisiert. Dafür gibt es "wahre" Szenen, die nicht im Roman vorkommen und genauso dramatisch und spannend gewesen sein müssen. Georgs/Karls Verwandte schmuggelte Nadjeschka/Elena einmal zum Friseur, noch während des Krieges. Dort gab sie die Ukrainerin als Taubstumme aus, damit sie nicht durch ihren Dialekt auffiel und enttarnt wude. Georg/Karl wurde später allerdings geschnappt und musste bereits sein eigenes Grab schaufeln, erzählte mir seine Tochter. Glücklicherweise ist er entkommen.


    Ich will aber nicht zuviel erzählen, das ist ja die private Geschichte einer Familie, die heute noch lebt. "Nachtauge" ist ein Roman, keine Biografie. Natürlich hat es mich besonders gepackt, weil es durch eine wahre Geschichte inspiriert ist.


    Liebe Grüße,


    Titus