Autorenpseudonyme - oder - Wie kurzsichtig ist der Durchschnittsleser?

  • Ja, ich bin nicht deine Zielgruppe, deshalb ganz besonderen Dank für den Fuentes-Tip, der bisher komplett an mir vorübergegangen ist.


    Und ich will deinen Büchern keinesfalls ihre Existenzberechtigung absprechen, deinen Pseudonym-Standpunkt hast du ja auch deutlich und auch für mich irgendwie nachvollziehbar dargelegt.
    Es ist halt nur für mich als reine Leserin ärgerlich, wenn ich, und das passiert mir häufig, plötzlich ganz dringend einen Südamerikaner (passiert auch mit Chinesen, aber da gibt's zum Glück noch kein Pseudonym-Problem) lesen möchte, aber in der Buchhandlung beim entsprechend klingenden Namen immer nur Pseudo-Südamerikaner rausziehe. Mit dieser Methode wäre mir natürlich Fuentes entgangen, wenn der aufgrund deutscher Vorfahren blöderweise Kopfmüller hieße, aber wenn du mir hier also Carlos Kopfmüller empfohlen hättest, hätte ich den Tip genauso dankbar aufgenommen.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von Charlie
    Die Zielgruppe meiner Buecher ist doch unter den Kritikern der Pseudonym-Praxis ueberhaupt nicht vertreten - und die Zielgruppe kratzt das nicht, die kauft mich als Lotta Lollobrigida lieber als als Lottie Lyne. Soll ich vielleicht die Zielgruppe wechseln?


    Nein, aber mal Gedanken darüber machen, wieso die Leute Dich lieber als Lotta Lollobrigida kaufen als als Lotta Lyne.



    Charlie, Mulle, Sabine und all ihr lieben Autoren im Eulenland: Ist es für Euch wirklich unvorstellbar, daß die Leute, die laut Euren Behauptungen bei den exotischen Büchern zu den exotischen Namen greifen, sich dabei mehr denken als "ich finde den Namen einfach schöner als den von Lotta von Blumenfeld"? Glaubt Ihr allen ernstes, daß den Käufern damit ein Gefallen getan wird, wenn auf dem Buch von Lisa Müller einfach nur Dominga Embustero steht?

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat

    Original von DraperDoyle


    Es ist halt nur für mich als reine Leserin ärgerlich, wenn ich, und das passiert mir häufig, plötzlich ganz dringend einen Südamerikaner (passiert auch mit Chinesen, aber da gibt's zum Glück noch kein Pseudonym-Problem) lesen möchte, aber in der Buchhandlung beim entsprechend klingenden Namen immer nur Pseudo-Südamerikaner rausziehe.


    Mit Verlaub aber: Augen auf, hilft beim Sehen.
    KEIN Buch von uns Pseudos hat ein schwarz-weisses Cover, KEINS hat einen Titel, den man sich merken kann, KEINS HAT AUF DEM TITELINNENBLATT EINEN UEBERSETZER VERMERKT! Und keiner von uns schreibt wie Carlos Fuentes, Octavio Paz, Angeles Mastretta und und und. Dazu brauchst Du EINEN SATZ in der Buchhandlung zu lesen, dann weisst Du Bescheid. Aber gruendlich. Ich sag's nochmal, da oben offenbar ueberlesen: Es verwechselt doch auch keiner Erna Knieselhubers Chick-Lit Geschichten mit einem Roman von Uwe Timm. Kein Mensch, der etwas in der Art von Philip Roth sucht, kauft aus Versehen Diana Gabaldon. Das ist doch an den Haaren herbeigezogen - diese Buecher haben ueberhaupt nichts Verwechselbares. Das ist fuer mich in etwa so glaubhaft, als wenn mir einer erzaehlt, er habe sich Countertenorlieder des Barock kaufen wollen und sei aus Versehen mit ner Heino-Platte nach Hause gekommen. Und der soll mir noch leidtun?


    Um zu kapieren, wo da das Problem sein soll, ist mein verpseudonymter Kopf zu klein, sorry. Und das war's dann jetzt aber wirklich. Dir stinken die Pseudonyme, und mir stinkt diese Pseudodiskussion.

  • Zitat

    Original von Charlie
    Mit Verlaub aber: Augen auf, hilft beim Sehen.
    KEIN Buch von uns Pseudos hat ein schwarz-weisses Cover, KEINS hat einen Titel, den man sich merken kann, KEINS HAT AUF DEM TITELINNENBLATT EINEN UEBERSETZER VERMERKT! Und keiner von uns schreibt wie Carlos Fuentes, Octavio Paz, Angeles Mastretta und und und. Dazu brauchst Du EINEN SATZ in der Buchhandlung zu lesen, dann weisst Du Bescheid.


    Es geht doch nicht nur um Deine Bücher! Letztes Jahr war für längere Zeit ein französischer Krimi eines vermeintlich französischen Autors in den Bestsellerlisten. Ich habe ihn nicht gelesen, aber ins grobe Raster meines Beuteschemas hätte der durchaus gepaßt. Mittlerweile kommt raus, daß das auch nur das Pseudonym eines deutschen ist, der wohl mal eine besondere Art von Regio-Krimi schreiben wollte. Kann er ja auch machen, aber dann bitte so, daß ich vorher weiß, daß ich einen Regio-Krimi eines deutschen Autoren über eine Region in Frankreich bekomme. Ob man einen Unterschied zu französischen Krimis erkennen konnte, kann ich, da nicht gelesen, leider nicht beurteilen. Aber zumindest in ein, zwei Sätzen wäre das wohl nicht möglich.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Eigentlich ist es doch egal: Pseudonym oder Nichtpseudonym.
    Das Endscheidende ist doch - hoffentlich - das Buch.


    Ich finde immer den Verlagshinweis "Der Name XYZ ist das Pseudonym einer sehr bekannten Romanschriftstellerin....." immer sehr hilfreich. Denn da weiß ich sofort woran ich bin.


    Und ich habe eigentlich nichts gegen Pseudonyme. So habe ich gern Richard Bachmann alias Stephen King gelesen und auch die Bücher die unter dem "Sammelbegriff Ellery Queen" erschienen sind fand ich wirklich sehr lesenswert.


    Und manchmal hilft wirklich auch der kurze Blick ins Buch. Da sieht man dann schon ob es wirklich eine Chilene ist der da über Chile schreibt oder ob es Jockel Mayer aus Bielefeld ist.....

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von LeSeebär
    ...
    Es geht doch nicht nur um Deine Bücher! Letztes Jahr war für längere Zeit ein französischer Krimi eines vermeintlich französischen Autors in den Bestsellerlisten. Ich habe ihn nicht gelesen, aber ins grobe Raster meines Beuteschemas hätte der durchaus gepaßt. Mittlerweile kommt raus, daß das auch nur das Pseudonym eines deutschen ist, der wohl mal eine besondere Art von Regio-Krimi schreiben wollte. Kann er ja auch machen, aber dann bitte so, daß ich vorher weiß, daß ich einen Regio-Krimi eines deutschen Autoren über eine Region in Frankreich bekomme. Ob man einen Unterschied zu französischen Krimis erkennen konnte, kann ich, da nicht gelesen, leider nicht beurteilen. Aber zumindest in ein, zwei Sätzen wäre das wohl nicht möglich.


    In deinem Beispiel genügt ein Blick auf die Innenseite oder auf die Produktvorstellung bei amazon. Da ist als Originalsprache Deutsch und kein Übersetzer angegeben, wie oben schon gesagt. :wave

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Regenfisch
    In deinem Beispiel genügt ein Blick auf die Innenseite oder auf die Produktvorstellung bei amazon. Da ist als Originalsprache Deutsch und kein Übersetzer angegeben, wie oben schon gesagt. :wave


    Wenn das für alle offensichtlich ist, wozu dann noch das exotische Pseudonym? Ich vermute, weil die wenigsten sich die Mühe machen, Detektiv zu spielen und lieber einfach glauben, was drauf steht.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat

    Original von LeSeebär



    Charlie, Mulle, Sabine und all ihr lieben Autoren im Eulenland: Ist es für Euch wirklich unvorstellbar, daß die Leute, die laut Euren Behauptungen bei den exotischen Büchern zu den exotischen Namen greifen, sich dabei mehr denken als "ich finde den Namen einfach schöner als den von Lotta von Blumenfeld"? Glaubt Ihr allen ernstes, daß den Käufern damit ein Gefallen getan wird, wenn auf dem Buch von Lisa Müller einfach nur Dominga Embustero steht?


    Ich glaube, dass es der überwiegenden Mehrheit der Leser vollkommen egal ist, welcher Name auf dem Buch steht. (Ausnahmen sind Leser, die gezielt nach einem Autor suchen.)



    Aber. Wenn mein Agent und mein Verlag - meine Geschäftspartner, die ich mir unter vielen ausgesucht habe und zu denen ich ein gewisses Vertrauensverhältnis aufgebaut habe - mir nun sagen: "Mulle, hör zu, unserer Beobachtung nach stellen die Buchhändler Bücher aus deinem Genre eher auf die ansprechenden Plätze, wenn ein exotischer Name drauf steht", dann würde ich da selbstverständlich drüber nachdenken, anstatt meinem Roman, in den ich wirklich viel investiert habe, sehenden Auges in eine Ecke zu schicken, wo ihn kein Leser findet.

  • Zitat

    Original von Mulle
    "Mulle, hör zu, unserer Beobachtung nach stellen die Buchhändler Bücher aus deinem Genre eher auf die ansprechenden Plätze, wenn ein exotischer Name drauf steht"


    Sorry, dass ich mich wiederhole, aber was glaubst Du, warum die das machen? Weil sie eine Vorliebe für die hübschen Namen haben? Oder weil sich die besser verkaufen? Und wenn letzteres, komme ich wieder auf die alte Frage zurück: Glaubst Du, die verkaufen sich besser, weil man den exotischen Namen schöner findet als ein liebevoller gewähltes deutsches Pseudonym?

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat

    Original von LeSeebär


    Sorry, dass ich mich wiederhole, aber was glaubst Du, warum die das machen? Weil sie eine Vorliebe für die hübschen Namen haben? Oder weil sich die besser verkaufen? Und wenn letzteres, komme ich wieder auf die alte Frage zurück: Glaubst Du, die verkaufen sich besser, weil man den exotischen Namen schöner findet als ein liebevoller gewähltes deutsches Pseudonym?


    Warum wer was macht?
    Die Verlage? Weil sie beobachten, was die Buchhändler kaufen.
    (Interessant ist ja, dass sie alle Unterschiedliches beobachten und demnach natürlich unterschiedlich arbeiten - und damit oft ganz ähnliche Erfolge oder Misserfolge einfahren.
    ich kann dir nicht erklären, warum Verlag A besser mit exotischen Namen verkauft, Verlag B mit Klarnamen und Verlag C mit englischen Pseudonymen, aber es ist so. Niemand weiß warum.)


    Oder die Buchhändler?
    Ich habe keinerlei Ahnung, wie "der Buchhändler" denkt. Ich bekomme bei Kalibern wie Bodo manchmal einen knappen Einblick, aber ich bin der festen Überzeugung, dass da draußen noch andere rumlaufen :grin


    Ehrlich gesagt gibt es Beobachten und Tendenzen hinsichtlich Dingen, die Buchhändler bevorzugen oder ablehnen, bei denen ich mich Dinge frage, die auszuschreiben in der Öffentlichkeit nicht klug wäre.
    Erklär mir, warum es heißt: Grüne Bücher verkaufen sich nicht. Oder: Liebesromane NIE von Deutschen Autoren (das galt wohl während der 80er, aber bis heute gibt es Buchhändler, die daran festhalten).
    Ich habe keine Ahnung vom Buchhändler an sich. Ich verlasse mich da auf meine Verlage.

  • Es gab vor neun Jahren einen interessanten Fall:
    Victor Caspak und Yves Lanois, Die Kurzhosengang.
    Zwei kanadische Autoren, so hieß es. Das Buch hatte einen englischen Originaltitel, auch ein Übersetzer war angegeben, Andreas Steinhöfel.


    Nichts davon war wahr.
    Aber das Buch bekam 2005 den Jugendliteraturpreis in der Sparte 'Kinderbuch'.



    :-)



    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus


  • Und das Buch ist toll und der "echte" Autor ist ja, wie man mittlerweile weiß, Zoran Drvenkar :-)

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • das was Mulle über die Buchhändler gesagt hat find ich schon interessant... :gruebel...fragt sich dann inwieweit sich die Verlage wiederum durch die sagen wir mal Vorlieben der Buchhändler unter Druck gesetzt fühlen dann entsprechende Pseudonyme und falsche Bios zu erfinden.... den zuerst kauft ja der Buchhandel ein ...und dann erst der Leser ... :gruebel

    :weihnachtsbaum


    c0624.gif Sommer in der kleinen Bäckerei am Strandweg--Jenny Colgan

    Chroniken von Deverry 2 --Katharine Kerr
    Drachenelfen , die Windgängerin -- Bernhard Hennen

  • Gäbe es eine totsichere Methode eine Bestseller zu "machen" dann...


    Nun, es gibt keine, dafür aber jede Menge Leute die es immer wieder versuchen und die alle total viel Ahnung haben, vom "Buchhandel" von "den Lesern" und dem "Buchmarkt".


    Genau, das sind die Leute die behauptet haben keiner wolle einen Historienroman über eine umherziehende Mittelalterprostituierte lesen, oder Psychothriller eines deutschen Autoren aus Berlin, zu dem sich inzwischen einige andere gesellt haben, die auch keiner kauft und die trotzdem Bestseller werden... :gruebel


    Es gibt aber viel was bisher irgendwie funktioniert hat, und das reicht aus, um zumindest darauf aufzubauen.


    Die Verlage reagieren, wie auch der Buchhandel, vor allem darauf, was gekauft wird - so entstehen Trends, indem einfach alle das selbe machen und ganz viele Leute die Sache kaufen.


    Im Prinzip ganz einfach - so lange sich irgendjemand hin und wieder traut der Erste zu sein.

  • Zitat

    Original von Salonlöwin
    Die Positionen werden sich in diesem Strang wohl nicht ändern und so manches Mal dachte ich an das unten stehende Buch.


    Danke für die Empfehlung. Ist aber in meinem Fall unnötig, zum einen habe ich es schon lange und zum anderen hilft es mir bei der Diskussion mit Dir und einigen anderen hier auch nicht weiter. :grin


    Ich kann mich in allem nur Charlie anschließen, die die Sache auf den Punkt bringt:

    Zitat

    Original von Charlie
    Fuer Leute wie Dich sind unsere Auswanderergeschichten doch auch ueberhaupt nicht gemacht. Und das signalisieren sie auch.
    ...
    Dies ist mein letzter Beitrag zum Thema, und auch wenn er mal wieder ellenlang ist, sollte er eigentlich nur heissen: aus meiner Sicht wird sich hier Seite um Seite ueber ein Problem echauffiert, das ueberhaupt nicht existiert, weil sich naemlich nur die daran stoeren, die es nicht im Mindesten betreffen muesste.
    ...
    Um zu kapieren, wo da das Problem sein soll, ist mein verpseudonymter Kopf zu klein, sorry. Und das war's dann jetzt aber wirklich. Dir stinken die Pseudonyme, und mir stinkt diese Pseudodiskussion.


    :write :write :write
    Und damit bin ich mal wieder draußen, denn ich habe keine Lust, immer wieder jemandem beim Wüten zuzusehen, der sich an etwas abarbeitet, das gar nicht existent ist.

  • Zitat

    Original von Regenfisch


    In deinem Beispiel genügt ein Blick auf die Innenseite oder auf die Produktvorstellung bei amazon. Da ist als Originalsprache Deutsch und kein Übersetzer angegeben, wie oben schon gesagt. :wave


    Auf diesen Autor bin ich auch reingefallen und finde, dass er ein gutes Beispiel für Leserverarsche ist. Denn laut Vita ist der Autor zwar Bretone, habe aber eine deutsche Mutter, was die Originalsprache erklärt. Das wäre alles verzeihlich, würde sich hinter diesem Roman nicht ein sehr mittelmäßiger, typisch deutscher Regionalkrimi verbergen, der eben in der Bretagne spielt.


    Kristof Magnusson ist auch so einer mit hier isländischem Namen und deutscher Mutter. Nur dass das in diesem Fall stimmt. Und er gute Bücher schreibt. Natürlich ist er in Deutschland großgeworden, aber er hat ein außergewöhnliches Gespür fürs Deutsche und gleichzeitig fundierte Kenntnisse der isländischen literarischen Tradition. Das merkt man und das freut meine Herz ;-)


    Ach, ich wüte :wow Und dabei war ich der Ansicht, vorsichtig zu formulieren :rolleyes Naja, egal, ich hatte ja in Erwägung gezogen, mich mal an love and landscape zu versuchen, aber das lass ich wohl besser.
    Denn obwohl ich sogar Chicklit gelesen und auch mal sehr positiv vorgestellt habe, fürchte ich, bei der leisesten Kritik das "Du bist ja nicht Zielgruppe"-Argument um die Ohren gehauen zu bekommen :wow

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

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  • So langsam kommen wir hier aber in seltsame Fahrwasser.
    Aufgefallen sind mir vor allem zwei Argumente.
    Autorinnen schreiben unter Pseudonym, weil sie so eine 'neue 'Chance bekommen, Bücher auf den Markt zu bringen.
    Gibt es Beispiele von Fällen, also von jemanden, die sich im zweiten Anlauf mit etwas anderem durchsetzte? Klappt das wirklich?


    Gleichzeitig handelt es sich oft um 'offene' Pseudonyme. Auf den Websites der Autorinnen kann man in vielen Fällen nachlesen, unter welchen Namen sie noch publizieren.
    Das reibt sich für mich mit dem Argument, daß man nur mit Pseudonym Neues ausprobieren kann. Es gibt Leserunden in Bücherforen, bei denen die Teilneherinnen genau wissen, wer hinter dem Pseudonym steckt. Was ist da der Vorteil des Pseudonyms?



    Das zweite seltsame Argument ist, daß Autorinnen sich in unterschiedlichen Genres tummeln wollen, und man davon ausgeht, daß Leserinnen das eben nicht mitmachen.
    Mag so sein. Mag nicht sein.


    Aber die Art, wie dieses Vorgehen hier verteidigt wird, gefällt mir nicht.
    Zum einen wird unterschieden nach Leserinnen, für die das eben gut ist, und nach solchen, die das nicht mögen.
    Heißt das nicht, es gibt welche, denen verkaufen wir halt schöne Träume, und wem das nicht paßt, ist selber schuld?
    Oder sind die schuld, die nur nicht genau hingesehen haben?
    Wissen die anderen, daß die Träume fehlerbehaftet sind? Dürfen sie das nicht wissen? Sollen sie das nicht wissen? Sind die dumm? Weil sie sich nicht aufregen?


    Ich hätte gern mal Meinungen von Leserinnen z.B. der Liebesromanzen-unter- der-Liane-Romane, die erfahren, daß die Autorin eben nicht aus Caracas stammt. Finden die das lustig? Ist es ihnen egal? Darf man Leserinnen alles erzählen, Hauptsache, sie zahlen dafür?
    Und schuld sind allemal sie, nicht etwa die, die mit Pseudonymen herumfuhrwerken, egal, ob Verlag, Buchhandel oder Autorin.
    Die anderen zahlen ja bloß.


    Ist das für niemand ein Problem?


    Je mehr ich mich mit dem Thema 'Pseudonym' auf em heutigen Unterhaltungsmarkt beschäftige, desto unangenehmer wird es. Und zwar wegen des Brimboriums, das darum gemacht wird.
    Kann nicht mal jemand ehrlich sagen: hey, ich will mit Geschichten Kohle machen und deswegen verpacke ich die so unterschiedlich wie möglich, um möglichst viele an möglichst viele unterschiedliche Gruppen von Leserinnen zu bringen?


    Offenbar nicht. Wir hören von kreativer Entfaltung, vom Druck des Handels, von Verlagen, die kaum wissen, woher sie das Brot über Nacht nehmen.
    Noch mehr Theater. :rolleyes


    Ich habe im Übrigen bis jetzt keine Ahnung, wie das von mir oben genannte Kinderbuch zustande kam. War das ein Gag, ein Spaß Hand in Hand mit den Feuilletons, ein Versuch, inwieweit man Publikum an der Nase herumführen kann? Ein Event, damit die Autoren berühmt werden?
    Alles möglich.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    Kann nicht mal jemand ehrlich sagen: hey, ich will mit Geschichten Kohle machen und deswegen verpacke ich die so unterschiedlich wie möglich, um möglichst viele an möglichst viele unterschiedliche Gruppen von Leserinnen zu bringen?


    Offenbar nicht. Wir hören von kreativer Entfaltung, vom Druck des Handels, von Verlagen, die kaum wissen, woher sie das Brot über Nacht nehmen.
    Noch mehr Theater. :rolleyes


    Kann nicht mal jemand sagen: Stimmt, ich möchte komplexe Sachverhalte auf einen möglichst schlichten Nenner reduziert haben?
    Wenn von allem, was hier (und dort) geschrieben wurde, nichts bleibt als: Die sollen doch zugeben, dass sie nur Kohle machen wollen - dann kann ich euch wirklich nicht mehr helfen.
    Wenn ich vor allem Kohle machen wollte, hätt ich das Schreiben nicht angefangen. Sondern würde nach wie vor Vollzeit in meinem Brotjob arbeiten.
    (Scheiße, ich hab's schon wieder getan.)

  • Macht immer wieder Spass Magali beim Argumentieren zuzuschauen. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Voltaire ()