Autorenpseudonyme - oder - Wie kurzsichtig ist der Durchschnittsleser?

  • Ich gehe jetzt mal davon aus, dass die Büchereulen überdurchschnittliche Leser sind, weil sie sich hier im Forum und anderswo mit Büchern und Autoren intensiver auseinandersetzen.


    Durch die Autoren - Pseudonym Liste habe ich den Eindruck, dass ziemlich einige gern wissen möchten, wer wirklich was geschrieben hat.


    Von Verlagsseite hören Autoren hingegen oft den Spruch, dass man nicht zwei unterschiedliche Genres mit dem gleichen Namen schreiben kann, weil der Leser könnte ja auf der Suche nach Genre 1 versehentlich zu Buch desselben Autoren aus Genre 2 greifen (und statt eines Science Fiction einen Chick-Lit Roman erstehen oder ähnlich) und daher übel enttäuscht werden.


    Je vielseitiger die Schreibfreude eines Autoren desto wichtiger sei es daher, dass er/sie (was auch oft ein Problem zu sein scheint, denn *überspitzt formuliert* Frauenromane kann kein Mann schreiben und harte Thriller keine Frau) für jede Art von Veröffentlichung einen neuen Namen bekommt und möglichst auch einen eigenen Facebookaccount und eine eigene Webseite.


    Wie sind eure Erfahrungen und die eures Umfeldes? Greifen Buchkäufer mehrheitlich wirklich so gedankenlos zu einem Autorennamen, ohne sich das Cover oder den Klappentext anzuschauen und ohne darauf zu achten, was noch mit im gleichen Regal der Buchhandlung steht? Habt ihr schon diese Art der Enttäuschung (allein der Autorenname führte zum Kauf eines Buchs aus dem falschen Genre) erlebt?

  • Autoren, die bis ins hohe Alter regelmäßig "bedeutende" Romane auf den Markt bringen, werden vermutlich nicht in 50 unterschiedlichen Genres schreiben, wenn sie 80 Jahre alt werden. Spontan fallen mir Joyce Carol Oates und Margaret Atwood ein, die so produktiv sind und die mich als Autorinnen einige Male überrascht haben. Mit einzelnen Titeln eines Autors oder aus einem Verlag, die mal nicht so prickelnd sind, kann ich gut leben. Zum Beispiel mit dem schwächeren Buch eines Autors, das auf einen gigantischen Erfolg folgen kann.


    Das inflationäre Auftreten von Autorenpseudonymen hat bei mir dazu geführt, dass ich die Genres meide, in denen sie sich eingebürgert haben. Zu einer von mir verfassten Buchvorstellung gehört eine kurze Autoren-Vita dazu und ich finde es einfach peinlich, wenn ich Biografien/Klappentexte auf Verlagswebseiten finde, von denen ich weiß, dass sie künstlich sind. Zu meinem allgemeinen Unbehagen haben ebenso wie die Love&Landscape-Szene die Herren "Bannalec" und "Per Johansson" beigetragen.

  • Ich habe diesbezüglich mal mit der schreibenden Zunft gequatscht. Unter anderem auch, weil mich stört, dass viele deutsche Autoren unbedingt unter englischen Namen schreiben müssen, weil die Verlage das meinen besser verkaufen zu können. Im Grunde habe ich den Gesprächen aber entnommen, dass die Verlage sich ja die Pseudonyme rechtlich sichern und so einfach die Fäden in der Hand behalten. Von der Verlagsseite her finde ich das nachvollziehbar, als Leser ätzend.

  • Der Grund für die Wahl eines Pseudonyms ist so vielseitig wie die Seiten von Krieg und Frieden. bitte aber beachten, was die Moderatorin geschrieben hat, das Thema ist ausdiskutiert.

  • JaneDoe : Mir geht es nicht um eine generelle Diskussion aus welchen Gründen Pseudonyme sonst noch gewählt werden und wie man sich den passenden Namen aussucht. Die unterschiedlichen Sichtweisen der Autoren kenne ich, die Verlagsarumente ebenso. Mir geht es ausschließlich um die Frage, ob das eine Verlagsarument (der gleiche Name bewirkt, dass der "kurzsichtige" Leser zum falschen Buch greift) aus der Sicht der Leser zutrifft.


    Falls die Schnittmenge mit dem anderen Thread zu groß ist, dann bitte diesen löschen!

  • Nein, das Verlagsargument ist Quark. Silke Porath z.B. Schreibt unter einem Namen Ratgeber, Krimis, Chicklit und historische Romane, Eva Völler hat so viele Pseudonyme, dass das Zählen schwerfällt. Sina Beerwald hat gerade bewiesen, dass man Leser auch mitnehmen kann und neue gewinnt, auch wenn man bei seinem Namen bleibt als sie vom historischen Roman zum Thriller gewechselt ist. wir sind Leser, wir können, wenn der Autor und der Verlag und nicht verarschen wollen, lesen. ein Klappentext, der auf eine romantische Geschichte im zwölften Jahrhundert hinweist, der wird wohl kaum für einen Thriller gehalten und niemand der Hypnose gekauft hat hat sich eingebildet es geht um einen Arzt aus dem Mittelalter. Es gibt sicher berechtigte Gründe für Pseudonyme- das ist keiner.

  • Zitat

    Das kann ich nur Schreiben . Ich bin eine mündige, denkende Leserin und als solche möchte ich, bitte schön, auch behandelt werden.


    :write


    Gerade dieses Verlagsgsargument, man wolle den Leser damit schützen, ist so was von Quark und sicherlich nur vorgeschoben.
    Und mich ärgert auch am meisten, dass ich nicht als denkender Käufer sondern nur als agierende Masse betrachtet werde, die man mit allerlei Bauernfängertricks an der Nase herumführen möchte. :grin


    Der Schutz des Autors ist der einzige Grund, den ich für mich akzeptieren kann.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Nomen est omen?


    Ob Rosa, White, Winter gute Autorennamen zu denen ich gerne greife auch wenn sie mal anders heißen würden. :lache


    Wichtig ist vielmehr, dass der Klappentext vom Verlag den Inhalt tatsächlich wiedergibt. :wave

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Wie immer im Leben ist die Antwort "das kommt darauf an".


    Ich bin z.B. kein großer Fan von Iny Lorentz und da möchte ich schon wissen, dass in der Tallinn-Verschwörung (ein Buch welches sich per Klappentext super anhört)* zwar Nicola Marni drauf steht, aber eben Iny Lorentz drin ist und ich dementsprechend die Finger davon lasse.


    Auf der anderen Seite lese ich von von mir geschätzten Autoren alles.


    Allerdings nicht immer :grin Gerade von mir geliebte Krimi-Autoren versuchen sich hin und wieder mal im Non-Krimi-Genre und das ist aus meiner Sicht dann immer Autorenzeitverschwendung. Da vermute ich fast, dass mir diese Bücher dann besser gefallen würden, wüsste ich nicht, von wem sie wirklich sind.


    Aber im Großen und Ganzen wünschte ich mir, Autoren würden nicht für jedes Genre ein anderes Pseudonym nutzen. Langsam nimmt es irgendwie Überhand und manche Namen sind ja auch echt peinlich.




    * P.S. Aber leider sagt der Klappentext ja noch nichts über Schreibstil, Qualität der Schreibe und Charakterisierung von geschriebenen Figuren.

  • Ich finde Pseudonyme total doof!
    Die Argumente sind mir bekannt, sie sollen vor Fehlkäufen bewahren, aber ich glaube manchmal, umgekehrt wird eher ein Schuh draus: Man will ausgelatschte Schuhe mit anderen Pailletten drauf als neu verkaufen - auch mit geänderten Titeln (Farbe der Revolution/Tochter des Advokaten; Die Burgunderin/Ein Sturm wird kommen; Die Rebellin/Miss Emily Paxton...) verschafft man (statt einem Autor) einem Buch so ein neues Auftreten. Bei mir hat das letztendlich dazu geführt, dass ich einige Autoren von meiner Leseliste gestrichen habe, zumindest von der Liste der Autoren, für deren Bücher ich Geld auszugeben bereit bin. Ich hatte die Fehlkäufe bzw das Geschenktbekommen von Büchern, die ich längst besaß, satt. Zum Thema irreführende Klappen/Rückseitentexte habe ich mich in den letzten Monaten eh schon einige Male geäussert.
    Eine Eulenautorin schätze ich sehr und deshalb habe ich sie auch durch zwei Pseudonyme begleitet, aber wenn ein mir sympathischer Autor unter einem neuen Pseudonym veröffentlicht und ich das nicht mitbekomme, rutscht er halt durch. Schade, aber ist halt so. Es gibt genug Bücher und einen ohnehin zu großen SUB.


    EDIT reicht ein T nach :grin :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

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  • Zitat

    Original von maikaefer


    Die Argumente sind mir bekannt, sie sollen vor Fehlkäufen bewahren


    Bei mir ist's eher so, dass mir durch die Pseudonyme eher Fehlkäufe untergeschoben werden, da ich nicht merke, wenn es sich um einen von mir zu vermeidenden Autor handelt. Will den Verlagen dabei natürlich nicht genau diese Absicht unterstellen :grin

  • Zitat

    Original von uert


    Bei mir ist's eher so, dass mir durch die Pseudonyme eher Fehlkäufe untergeschoben werden, da ich nicht merke, wenn es sich um einen von mir zu vermeidenden Autor handelt. Will den Verlagen dabei natürlich nicht genau diese Absicht unterstellen :grin


    Genau meine Meinung. Das meinte ich ja mit:


    "sie sollen vor Fehlkäufen bewahren, aber ich glaube manchmal, umgekehrt wird eher ein Schuh draus: Man will ausgelatschte Schuhe mit anderen Pailletten drauf als neu verkaufen - auch mit geänderten Titeln (Farbe der Revolution/Tochter des Advokaten; Die Burgunderin/Ein Sturm wird kommen; Die Rebellin/Miss Emily Paxton...) verschafft man (statt einem Autor) einem Buch so ein neues Auftreten. Bei mir hat das letztendlich dazu geführt, dass ich einige Autoren von meiner Leseliste gestrichen habe, zumindest von der Liste der Autoren, für deren Bücher ich Geld auszugeben bereit bin. Ich hatte die Fehlkäufe bzw das Geschenktbekommen von Büchern, die ich längst besaß, satt."


    Sorry, wenn das nicht so richtig rüberkam, aber bei dem Thema bin ich meist ziemlich gnatschig, denn entweder, man läuft Gefahr, einen geschätzten Autor zu verpassen, oder man riskiert, einen ungeschätzten untergejubelt zu bekommen...

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    Sorry, wenn das nicht so richtig rüberkam, aber bei dem Thema bin ich meist ziemlich gnatschig, denn entweder, man läuft Gefahr, einen geschätzten Autor zu verpassen, oder man riskiert, einen ungeschätzten untergejubelt zu bekommen...


    :write


    Und die von Dir erwähnte Taktik "Neue Auflage - Neuer Titel" finde ich auch nervig und zweifelhaft, was ihre Motivation betrifft.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Zitat

    Original von maikaefer
    Sorry, wenn das nicht so richtig rüberkam, aber bei dem Thema bin ich meist ziemlich gnatschig, denn entweder, man läuft Gefahr, einen geschätzten Autor zu verpassen, oder man riskiert, einen ungeschätzten untergejubelt zu bekommen...


    Oh ja, genau. Da hatte ich Dich vermutlich schlampig gelesen. Sonntagmorgen halt, da sind die Augen noch so klein :lache :knuddel1

  • Zitat

    Original von Mariangela
    Greifen Buchkäufer mehrheitlich wirklich so gedankenlos zu einem Autorennamen, ohne sich das Cover oder den Klappentext anzuschauen und ohne darauf zu achten, was noch mit im gleichen Regal der Buchhandlung steht? Habt ihr schon diese Art der Enttäuschung (allein der Autorenname führte zum Kauf eines Buchs aus dem falschen Genre) erlebt?


    Zur ersten Frage "ja". Zur zweiten "nein".
    Ich lese eigentlich hauptsächlich nach Autor und nicht nach Genre. Es geht ja nicht nur um die Handlung, sondern auch um die Umsetzung. Und wenn ich von einem Autor ein Buch gelesen habe, das mir sehr gefallen hat, dann kaufe ich auch ein zweites, ohne mich näher damit zu befassen, worum es geht. So nach dem Motto: "Dieser Mensch kann schreiben, das Buch wird schon gut sein, also kauf ich das." Eine Enttäuschung habe ich daher noch nie erlebt.
    Ich finde ja, dass man Autoren mit Pseudonymen eher schadet. Ich kenne jetzt zwar nicht viele, die ich schätze und unter einem Pseudonym noch andere Bücher schreiben. Spontan fällt mir da nur Julian Barnes ein, der unter dem Pseudonym Dan Kavanagh Krimis geschrieben hat. Krimi ist aber so gar nicht mein Genre und diese Bücher (die mir gefallen haben) habe ich erst gelesen, nachdem ich wusste, dass der Autor Julian Barnes ist.
    Enttäuscht bin ich eher dann, wenn man mir unter einem anderen Namen jemanden unterjubeln will, von dem ich ein Buch derart mies fand, dass ich nie wieder was von diesem Autor lesen wollte. Ein anderes Genre oder ein anderer Name werden sicher nichts daran ändern, dass mir einfach die Art, wie dieser Autor schreibt, nicht gefällt.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Zitat

    Original von Mariangela


    Durch die Autoren - Pseudonym Liste habe ich den Eindruck, dass ziemlich einige gern wissen möchten, wer wirklich was geschrieben hat.


    Da gehöre ich zwar nicht zu , darf aber hoffentlich trotzdem antworten?


    Zitat

    Original von Mariangela
    Wie sind eure Erfahrungen und die eures Umfeldes? Greifen Buchkäufer mehrheitlich wirklich so gedankenlos zu einem Autorennamen, ohne sich das Cover oder den Klappentext anzuschauen und ohne darauf zu achten, was noch mit im gleichen Regal der Buchhandlung steht? Habt ihr schon diese Art der Enttäuschung (allein der Autorenname führte zum Kauf eines Buchs aus dem falschen Genre) erlebt?


    Ja ich gebs zu , ich bin jemand der aufgrund einen Autorennamens manchmal immer zugreift.
    "Enttäuscht" wurde ich da aber unabhängig vom Genre - entweder gefällts oder halt nicht.


    Ist vll aber auch ne Frage wie offen man anderen Genres ggü ist ?

  • Ihr könnt nicht davon ausgehen, dass Autoren oder Verlage euch die Wahrheit sagen, wenn es darum geht, warum ein Autor plötzlich ein ganz anderes Hütchen aufhat. Von daher hat es auch relativ wenig Sinn, die Autoren in den Leserunden oder bei Buchvorstellungen zu fragen, warum sie ein neues Pseudonym haben oder ob das wirklich ihr erstes Buch ist oder nicht. Sie müssen euch anschwindeln. Wenn euer Boss euch bittet, eine Information für euch zu behalten, kommt ihr auch in Teufels Küche, wenn ihr es nicht tut.
    Ich kann nur empfehlen, in dem bereits erwähnten Thread genau durchzulesen, was Mulle zu diesem Thema geschrieben hat (dort auf Seite 3). Ehrlichere Informationen werdet ihr außerhalb des geschlossenen Bereichs eines Autorenforums nicht bekommen.
    Es geht dabei jedenfalls nicht darum, die Leser zu veräppeln. Sondern meist darum, dass ein Autor, der vom Verlag (und von denen, die seine Bücher gelesen haben) sehr geschätzt wird, vom Buchhandel mit seinem nächsten Buch überhaupt noch einmal eine Chance bekommt.

  • @ Katerina:
    Ich habe mir den verlinkten thread ganz durchgelesen und dabei besonders auf das von dir erwähnte Mulle-posting geachtet (Mulles Beiträge lese ich nebenbei bemerkt überaus gern, zu ihren Genres habe ich allerdings bisher keinerlei Zugang gefunden und weder Cover noch Titel ihrer Bücher konnten mich zu einem Kauf reizen).
    Kann ich teilweise nachvollziehen (ebenso, wie es bestimmt auch für manchen geänderten Titel plausible Gründe geben dürfte).
    Trotzdem sind mir offene Pseudonyme lieber, wenn es denn schon welche geben muss.
    :knuddel1 :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)