Andreas Zwengel – Sieben Städte aus Gold
Im Westen nichts Neues? Weit gefehlt! In Andreas Zwengels neuestem Opus wird der geneigte Leser von Beginn an in eine turbulente Verfolgungsjagd um einen seit langer Zeit verschollenen Indianerschatz katapultiert.
Alles beginnt mit dem buchstäblichen Auffliegen eines schlüpfrigen Etablissements namens „Archangel“, aus dessen Ruinen sich die drei Protagonisten des Buches aufmachen in eine ungewisse Zukunft. Da haben wir Mason, den bärtigen Glückritter und Tom Selleck-Verschnitt, wenn man der von Karsten Weyershausen aufs Trefflichste gestalteten Covergrafik glauben möchte, der in dieser Geschichte das Gute repräsentiert und im weiteren Verlauf vor allem der holden Damenwelt als verlässlicher Schutzengel galant zur Seite steht. Ihm zur Seite steht der gewitzte russische Bordellbesitzer Oblomow, dessen überschaubare Körpergröße bei weitem von seiner Gier nach Gold überragt wird. Die beiden bilden eine Zweckgemeinschaft, die eigentlich nicht miteinander kann, aufgrund der widrigen Umstände jedoch erst recht nicht ohne. Komplettiert wird dieses Trio Infernale von der liebreizenden Prostituierten aus Not namens Violet, die es geschickt versteht, die Waffen einer Frau gewinnbringend einzusetzen.
Die sieben goldenen Städte von Cibola geistern schon seit Jahrhunderten durch die monetären Phantasien aller Arten von Glücksrittern und als dann auch noch ein verschollen geglaubtes Tagebuch auftaucht, welches möglicherweise den Weg zum Schatz weist, gibt es bei Freud und Feind kein Halten mehr. Unsere drei Freunde machen sich ebenfalls auf den Weg, aber sie sehen sich einer Armada von Goldjägern gegenüber, von denen so mancher keinerlei Skrupel kennt, einen lästigen Mitkonkurrenten aus dem Wege zu schaffen. Sei es der fettleibige, sadistische Black, dessen Grausamkeit ihm schon Meilen vorauseilt oder der psychopatische Piddock, der ganz persönliche Gründe hegt, unseren Freund Mason in die ewigen Jagdgründe zu schicken. Oder wie wäre es mit dem steinreichen, skrupellosen Stadtinhaber namens Lupo Carlyle, der ohne mit der Wimper zu zucken über Leichen geht und Menschen nur solange gut behandelt, wie sie seinen Zwecken dienlich sind? Da wirkt der obskure ungarische Baron nebst gewichtiger, mannstoller Gattin, welche beide ebenfalls wenig zimperlich ihr Stück vom Kuchen einfordern, schon fast sympathisch. Wie gesagt, fast...
Desweiteren mischt auch noch ein rachsüchtiger Indianerstamm mit und was hat es eigentlich mit diesem unheimlichen Geistwesen auf sich, das des Nächtens...?
Kein Zweifel, in diesem wahrlich wilden Westen geht die Post ab! „Sieben Städte aus Gold“ funktioniert in bester „Western von Gestern“-Tradition gepaart mit einem guten Schuss „Maverick“. Das Ganze wird serviert mit dem unnachahmlichen Zwengelschen Humor, der das Buch zu einem reinen Lesevergnügen macht. Wenn sogar ein absoluter Westernmuffel wie ich völlig gebannt den Abenteuern unserer drei Freunde folgt, kann ich nur sagen: „Hut ab!“ (aber immer schön auf den Skalp aufpassen, gelle?)