Emmy Abrahamson - Widerspruch zwecklos oder wie man eine polnische Mutter überlebt (ab 14 Jahren)

  • Klappentext:


    Warum um Himmels willen können die Mitglieder ihrer Familie nicht so sein wie alle anderen? Alicja wäre doch am liebsten eine ganz durchschnittliche 15-Jährige. Geht aber nicht, weil Alicjas Mutter Polin ist. Das sagt eigentlich schon alles – wenn man mit polnischen Müttern vertraut ist: Mit absoluter Treffgenauigkeit und pfeilgerade schaffen sie es, zu jeder Gelegenheit das zu tun, was ihren pubertierenden Töchtern wahlweise Scham, Zorn oder blanke Verzweiflung ins Antlitz treibt. Das fängt beim Essen an und hört bei Alicjas Freunden noch lange nicht auf.


    Meine Meinung:


    Nachdem ich nun einige ernstere Bücher gelesen hatte, stand mir mal wieder der Sinn nach einer lustigen Lektüre – leider wurde mein Humor nur teilweise getroffen.


    Wir bekommen die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Alicja erzählt. Der Erzählstil ist sehr förderlich für das Verständnis des Lesers, weil wir so einen direkten Einblick in das Leben der Protagonistin bekommen. Auch die Erzählung im Präsens lässt den Leser noch näher am Geschehen teilhaben, weil man das Gefühl hat, gerade mittendrin zu sein.


    Die Autorin hat einen sehr flüssigen und dynamischen Erzählstil, sodass keinerlei Langeweile aufkommt. Auch die Kompaktheit des Buches beeinflusst den Geschichtsfluss positiv. Die Länge reicht um sich ein paar humorvolle Stunden zu bereiten, aber danach war es für mich auch genug. Es handelt sich um ein Buch, was man lesen kann, aber nicht unbedingt muss.


    Wie schon angesprochen waren die richtigen Lacher leider zu selten oder haben meinen Humor nicht getroffen. Das soll aber auf keinen Fall bedeuten, dass es ein schlechtes Buch ist, sondern einfach nur, dass es nicht ganz nach meinem Geschmack war.


    Die Protagonistin Alicja ist ein typischer Teenie. Neben Freundschaft spielt die Liebe eine große Rolle in ihrem momentanen Leben und beeinflusst sie deshalb stark. Für mich war sie authentisch und sehr detailliert dargestellt, so wie alle Charaktere des Buches. Für die Charakterzeichnung gibt es einen dicken Pluspunkt, ebenso für die Feinfühlungkeit der Autorin, denn ihre teilweise skurrile und überspitzte Darstellung der Kulturen ist zu keinem Zeitpunkt boshaft – im Gegenteil, man lacht mit den Charakteren, aber nicht über sie.


    Insgesamt würde ich es als ein gelungenes Jugendbuch beschreiben, das nur für mich persönlich nicht das richtige war und bei anderen Lesern durchaus mehr Anklang finden kann. Wer sich mit einer polnischen Mutter in Schweden herumschlagen möchte und darüber hinaus noch Werte wie Freundschaft, Liebe und Familie erkunden möchte, macht mit diesem Buch nichts falsch. Ein kurzweiliges Lesevergnügen.


    Bewertung: 7 Eulenpunkte

  • Das kam eben hier an... :)


    Die polnische Mutter, scheint erhebliche Gemeinsamkeiten mit der belgischen Mutter aufzuweisen, zumindest die Vorliebe angeranzten Käse noch in Lasagne oder anderen überbackenen Gerichten zu benutzen, haben beide ganz offensichtlich gemeinsam.
    Ich fand es als Teenager immer fürchterlich, wenn meine Mutter im Beisein meiner Freundinnen auf französisch mit mir schimpfte, letztlich war ich sogar als Kleinkind so bockig, daß meine Schwester und ich die zweisprachige Erziehung komplett verweigerten, wir haben einfach nicht reagiert oder eben auf Deutsch geantwortet, wenn unsere Mutter uns auf französisch ansprach.
    Heute bereue ich das sehr, denn mein Französisch als löchrig zu bezeichnen, wäre noch geschmeichelt.
    Aber weg von mir, hin zum Buch.
    Die Geschichte um Alicja, die in Schweden lebt und sich eigentlich pausenlos für ihre polnische Mutter und deren Verwandtschaft in Grund und Boden schämt, ist im Grunde eine Geschichte die jeden pubertierenden Teenager betrifft, denn Eltern sind in dem Alter grundsätzlich schrecklich peinlich, sind sie nun aus Polen oder nicht.
    Trotzdem ist das Buch überraschend amüsant, die Geschichte ist zwar ein wenig einfach gestrickt, die Sprache deutlich auf ein Jugendbuch ausgerichtet, aber trotzdem habe auch ich als Erwachsene mich gut von Alicja und ihren Erlebnissen unterhalten gefühlt. Das Buch ist natürlich nicht tiefschürfend oder gar großartige gesellschaftskritisch, aber es ist unterhaltsam.


    Wenn sich, wie ich aus den anderen Rezensionen herauslese, hier tatsächlich polnische Mütter auf den Schlips getreten fühlen, dann sollten diese über ihre Fähigkeit zum Lachen über sich selbst überdenken.
    Natürlich wird in diesem Buch mit Klischees gespielt, natürlich werden alle Polen über einen Kamm geschert, natürlich wird hier nicht differenziert. Muß es aber auch nicht, das Buch will unterhalten und das tut es.

  • Noch nicht ganz 16 Jahre alt, aber mitten in der Pubertät steckend, findet Alicja ihre Mutter höchstpeinlich. Aber auch in einem anderen Alter hätte Alicja diese Gefühlsregung wohl passieren können, denn die Handlungen ihrer Mutter bringen sie immer wieder in Verlegenheit. Sei es nun die Verarbeitung von ranzigem, schimmeligem Käse oder der Schmuggel von polnischen illegalen Handwerkern nach Schweden.


    Dabei überlegt sie immer wieder, wäre ihr Leben anders, wenn sie statt einer polnischen eine schwedische Mutter gehabt hätte?


    Das Buch ist aus der Sicht von Alicja geschrieben, so dass der Leser einen guten Einblick in ihre Gefühlswelt bekommt. Alicja berichtet von ihrem Leben um ihren 16. Geburtstag und die Ereignisse, die sich in der Zeit regelrecht überschlagen. Eine Verwandte sucht mit ihrer Tochter bei ihnen Unterschlupf. Polnische Arbeiter sollen das Haus in dem sie lebt renovieren und schließlich steht noch eine Hochzeit an. In der Schule beginnen die Ferien. Ihre Freunde haben alle einen Sommerjob, nur Alicja nicht. Doch hat sie auch irgendwie keine Zeit. Ihre Familie nimmt sie so sehr in Anspruch, dass sie zwar den Papst sieht, aber nicht die aufkeimende Liebe eines Jungen in ihrer Nähe.


    Witzig, spritzig und mit viel Situationskomik erhält der Leser einen kleinen Einblick in das Leben von Alicja. Zwar bleiben die Protagonisten eher blass, doch tut dies dem Lesevergnügen keinen Abbruch. Wenig Tiefgang, dafür umso mehr Spaß ist das Buch nicht nur für Jugendliche, sondern auch für Erwachsene sehr gut geeignet.


    Fazit:
    Ein unterhaltsamer Jugendroman, bei dem auch erwachsene Leser ihre Freude mit haben werden.

  • Ein Sommer im Leben eines Teenies


    Und der hat es in sich. Dieser Sommer im Leben der 15-jährigen Alicja hat alles, was man als Teenager so erlebt, ob man nun möchte oder nicht:
    Eine peinliche Mutter ( zumindest aus Sicht des Teenies, die Nationalität spielt dabei eigentlich keine Rolle ;- )), die erste große Liebe, Streit mit der besten Freundin - also einfach Chaos der Gefühle pur.


    Emmy Abrahamson beschreibt dies alles sehr unterhaltsam und meiner Meinung nach recht witzig. Ich musste beim Lesen öfters grinsen. Das Buch liest sich leicht und die gut 200 Seiten sind schnell vorbei. Aber eigentlich war das genau die richtige Länge: Genug, um zu schmunzeln und mit Alicja mitzufühlen ( denn wer hat Ähnliches nicht auch als Teenager erlebt ? ) und kurz genug, um nicht langweilig zu werden.
    Klar gibt es einige Klischees, aber diese passen in die Geschichte und ich habe das nicht als störend empfunden.


    Kurzweilige Unterhaltung, nicht nur für Teenager, für die es von mir 8 von 10 Punkten gibt.

  • Die fünfzehnjährige Alicja hat einen schwedischen Vater, aber zu ihrem Leidwesen eine polnische Mutter, die sie und ihre Freundinnen nicht nur mit ihrer unterirdischen Kochkunst beglückt, sondern auch alle ihre Probleme öffentlich heraus posaunt. Das geht soweit, dass sogar Kolleginnen und weit entfernt wohnende Tanten ihr ungebetene Tipps gegen ihre Pickel geben. In alles mischt sich die Mama ein, auch ihre Freunde werden nicht verschont, und es dauert lange, bis Alicja einen Weg findet, damit umzugehen.


    Vor einiger Zeit hatte ich „Die schärfsten Gerichte der tartarischen Küche“ gelesen und war begeistert vom Stil der Autorin und irgendwie erwartete ich auch hier etwas Ähnliches. Dort waren Humor und Stil perfekt und immer richtig platziert, während hier Emmy Abrahamson stets etwas bemüht schreibt. Witzige Stellen kommen nicht überraschend, sondern kündigen sich an und so bleibt der spontane Lacher, der dieses Buch aufwerten könnte, fern.


    Der Schreibstil ist einfach und schnörkellos, die Geschichte vorhersehbar aufgebaut. Die typischen Probleme eines pubertierenden Teenagers sind eingebaut und die Mutter-Tochter-Beziehung authentisch kriselnd. Trotzdem wollte sich bei mir irgendwie kein Lesespaß einstellen, vielleicht auch, weil ich tatsächlich in Gedanken immer wieder Vergleiche mit dem Buch von Alina Bronsky zog.


    Wer Bronsky allerdings noch nicht gelesen hat und auf der Suche nach netter Lektüre so nebenbei ist, der dürfte nicht enttäuscht werden.


    Das Buch liest sich schnell weg und ich würde es als seichte Unterhaltung bezeichnen, aber nicht unbedingt weiter empfehlen, da ich mir wesentlich mehr Witz und Esprit erhofft hatte.
    5 Eulenpunkte dafür...

  • Alicija ist 15 und fühlt sich von ihrer Mutter ungerecht behandelt. Das kann wohl jeder, auch wenn er die Fünfzehn schon dreimal hinter sich gelassen hat, nachvollziehen.
    Nun ist Alicijas Mutter aber zufällig polnisch, und das ist anscheinend doppelt peinlich. SIe erzählt jedem, ob Verwandtschaft oder nicht, von Alicijas Pickelproblem, kann nicht kochen und mischt sich in alles ein. Dabei stört es sie nicht, dass sie ihrer Familie ungenießbare Gerichte vorsetzt oder sie wochenlang ohne Küche und Bad auskommen müssen, weil Handwerker aus der polnischen Heimat angekarrt werden, um zu renovieren. Dabei fallen Alicijas eigene Probleme irgendwie unter den Tisch, zum Beispiel wie man sich verhält, wenn der Schwarm der besten Freundin plötzlich mit einem gehen möchte.
    Emmy Abrahamson greift einige Probleme eines pubertierenden Mädchens auf und schreibt durchaus witzig darüber. Witzig wäre auch ihr Spiel mit der polnischen Abstammung von Alicija, wenn sie nicht so viele Klischees verwenden würde. Ihre Polen sind wie aus dem Lehrbuch und wir alle wissen, dass man normalerweise zwar die ein oder andere Eigenart des eigenen Volkes vertritt, aber sehr selten alle zusammen.
    Dazu kommt, dass das Buch in den Achtziger Jahre spielt, also zu einer Zeit, in der ich in etwa Alicijas Alter hatte. Deshalb kann ich das Lebensgefühl, das in diesem Roman vorherrscht, sehr gut nachvollziehen, weil ich es selbst erlebt habe. Ein heute Fünfzehnjähriger kann das vermutlich eher nicht. Gleichzeitig ist der Roman aber nicht All-Age, dazu sind die Charaktere zu flach, das Geschehen zu vorhersehbar, wenn auch mit einer netten Moral versehen.
    Deshalb empfinde ich den Roman als etwas an der Zielgruppe vorbeigeschrieben, ich hatte eher den Eindruck, dass die Autorin hier ihre eigene Jugend verarbeitet.

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)