Das Mädchen am Klavier - Rosemarie Marschner

  • Das Mädchen am Klavier, Rosemarie Marschner, Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 2013, ISBN 978-3-423-24944-7


    Zur Autorin: (lt. Klappentext)
    Rosemarie Marschner, geboren in Wels / Oberösterreich, lebt seit 1973 in Düsseldorf, wo sie als freie Journalistin und Schriftstellerin arbeitet. Seit 1988 hat sie mehrere Romane veröffentlicht, darunter „Das Bücherzimmer“, das von Lesern und Kritikern gleichermaßen begeistert aufgenommen wurde.


    Klappentext:
    Seinen „kleinen Russen, dem nichts zu schwer ist“ nennt Friedrich Wieck seine Tochter Clara, das Wunderkind, das ihm seinen eigenen Lebenstraum erfüllen soll: am Klavier die Welt zu erobern. Von Stadt zu Stadt zieht er mit ihr. Immer größer werden Claras Erfolge. Schon mit zwölf gewinnt sie das verwöhnte Publikum für sich. Damit tritt sie in Konkurrenz zu den bewunderten Pianisten ihrer Zeit: Liszt, Chopin, Mendelssohn… Doch der Ausbruch der Cholera unterbricht ihren Siegeszug. Eines Tages taucht ein junger Mann als Musikschüler im Haus ihres Vaters auf: Robert Schumann, charmant und rebellisch, hochbegabt und hungrig nach Erfolg. Er gewinnt Claras Zuneigung. Am Klavier und mit ihren Kompositionen treten die beiden in Wettstreit und inspirieren einander. Noch ahnen sie nicht, dass man sie einmal das berühmteste Liebespaar ihres Jahrhunderts nennen wird. Aber Friedrich Wieck wehrt sich mit allen Mitteln gegen diese Verbindung, die seiner erfolgreichen Tochter nur Unglück bringen kann…


    Meine Meinung:
    „Klaviertatzen“ (S. 38), „richtige kleine Elefantenpfoten“ (S. 39) hat die neugeborene Clara Wieck, deren Vater Friedrich Wieck, Klavierlehrer und Geschäftsmann, vom ersten Augenblick davon beseelt ist, daß Clara die Karriere macht, die ihm versagt geblieben ist – die Musikerkarriere. Akribisch, schier besessen verfolgt er dieses Ziel und es gelingt ihm, dass Clara bereits in jungen Jahren eine der gefeiertsten Pianistinnen Europas wird, Paganinis Madamigella Clara, das Mädchen, dem Goethe ein Kissen gebracht hat, damit es die Tasten erreichte. Ein hart erarbeiteter Erfolg für Vater und Tochter, der viele Opfer von Clara verlangt. Bereits in jungen Jahren lernt Clara den neun Jahre älteren Robert Schumann kennen. Clara ist von Beginn an ein Stachel in Roberts Fleisch (S. 184). Dennoch verlieben sich die beiden ineinander und entwickeln eine Beziehung, die geprägt ist von gegenseitiger Inspiration, Wettstreit, der Sehnsucht nach Nähe und Einheit, aber auch dem Kampf um Eigenständigkeit. Friedrich Wieck wehrt sich von Beginn an mit allen Mitteln gegen die Verbindung der beiden, da er überzeugt ist, dass der junge Schumann, dessen steten Lebenswandel er in Frage stellt, seine Tochter nur ausnutzen will. Der Kampf führt bis zur gerichtlichen Auseinandersetzung…


    Rosemarie Marschner lässt die Leser des Buches eintauchen in die Welt und Gefühlswelt zweier begnadeter Musiker, und gibt die Gelegenheit neben diesen auch einige interessante Zeitgenossen kennenzulernen. Die Autorin erzählt die Mädchenjahre von Clara Schumann spannend, in einem fast nüchternen, aber mitreißendem und fesselndem Erzählstil. Ihr Roman überzeugt nicht nur mit sehr guter Recherche sondern vor allem mit der intensiven Darstellung der Beziehungsgeflechte zwischen Clara, Friedrich Wieck und Robert Schumann, so dass man als Leser das Buch am Ende zuklappt mit dem Gefühl, dass es so tatsächlich gewesen sein könne.


    10 von 10 Punkten

  • Das Mädchen am Klavier
    von Rosemarie Marschner


    Deutscher Taschenbuch Verlag München, 2013
    ISBN 978-3-423-24944-7



    Meine Meinung


    Wer kennt sie nicht, zumindest in groben Zügen, die vielleicht größte Romanze der deutschen Musikgeschichte: die zwischen Clara und Robert Schumann, beide geniale Musiker.


    In diesem Roman endet, wo der gemeinsame Weg der Beiden beginnt.
    Beleuchtet wird hier die bewegte Kindheit der Clara Wieck von den ersten Versuchen am Klavier bis hin zu den ausgedehnten Reisen durch die Konzertsäle Europas. Klar und nichts beschönigend zeichnet die Autorin für uns das Bild einer gestohlenen Kindheit, die einem großen Talent geopfert wurde, aber auch das Bild eines ehrgeizigen Mädchens, das seit frühesten Kinderjahren für die Musik und den Erfolg vor großem Publikum lebte.
    Im Fokus stehen die für Clara Wieck wohl wichtigsten Beziehungen in ihrem Leben - die zu ihrem vom Erfolg besessenen Vater, der ihre Virtuosität fördert und fordert und der Bestätigung aus der Einzigartigkeit seiner Tochter als Künstlerin zieht, und Robert Schumann, für die noch sehr junge Clara Seelenverwandter, Inspiration, Ansporn und idealisierter Geliebter. Letztere sind wie die sprichwörtlichen Königskinder, die nicht zusammen kommen konnten oder erst nach langwierigen, gerichtlichen Auseinandersetzungen.


    Rosemarie Marschner nimmt den Leser mit in die Kindheit und Jugendjahre der großen Virtuosin am Klavier, die man beim Lesen intensiv miterleben kann. In schnörkelloser, manchmal fast nüchterner Sprache lässt sie die harten Jahre auf dem steinigen Weg zum Erfolg miterleben und die Verzweiflung einer scheinbar nicht erfüllbaren Liebe.
    Was mir in diesem Roman gefehlt hat, war die Musik, das sinnliche Erlebnis des Musizierens für ein Mädchen, eine junge Frau, die ohne Musik nicht leben kann und sie braucht wie die Luft zum Atmen, die Empfindungen Claras, wenn sie Roberts Musik oder ihr eigene oder zum ersten Mal Chopin spielt. Das kam bei mir als Leser einfach nicht an. Schade.


    Alles in allem eine Leseempfehlung von mir!
    8 von 10 Punkten

  • Clara und Robert Schumann waren mir zwar ein Begriff, aber über ihr Leben wusste ich nur wenig. Rosemarie Marschner erzählt über Claras Kindheit und Jugend. Ihr junges Leben wird von ihrem bestimmenden Vater beherrscht, er bildet sie aus, lehrt sie Klavierspielen und Komponieren. Er fördert und fordert seine Tochter und vernachlässigt dabei den Rest der Familie. Und er erkennt früh Claras Talent und er weiß, wie er daraus auch finanziellen Nutzen ziehen kann.


    Zitat

    Original von Clare
    Was mir in diesem Roman gefehlt hat, war die Musik, das sinnliche Erlebnis des Musizierens für ein Mädchen, eine junge Frau, die ohne Musik nicht leben kann und sie braucht wie die Luft zum Atmen, die Empfindungen Claras, wenn sie Roberts Musik oder ihr eigene oder zum ersten Mal Chopin spielt. Das kam bei mir als Leser einfach nicht an. Schade.


    Das hat mir auch gefehlt, vorallem weil ihre Liebe zur Musik vermutlich ein Hauptgrund war, ihren Vater mit all seinen Macken so lange klaglos zu ertragen.


    Robert Schumann kommt als Schüler zu Claras Vater und schon bald fühlt sich Clara zu dem wesentlich älteren Mann hingezogen. Doch es soll noch Jahre dauern bis die beiden zueinander kommen dürfen.


    Das Buch endet mit der Heirat von Clara und Robert Schumann und ein Nachwort gibt einen kurzen Überblick über das weitere Leben der beiden und von Claras Eltern.


    Ich fand das Buch sehr interessant, aber stellenweise auch anstrengend zu lesen. An manchen Stellen fand ich es ein wenig unglücklich wie typische Verhaltensweisen der Zeit damals erklärt wurden, z.B. der Schreibstil in der persönlichen Post zwischen Klaras Eltern. Das wirkte etwas belehrend und war nicht rund in der Geschichte verwoben.
    Das Buch "Das Bücherzimmer" von der Autorin hat mich damals mehr gefesselt.


    Von mir bekommt das "Das Mädchen am Klavier" 7 Punkte.

  • Zitat

    Original von chiclana


    Das hat mir auch gefehlt, vorallem weil ihre Liebe zur Musik vermutlich ein Hauptgrund war, ihren Vater mit all seinen Macken so lange klaglos zu ertragen.


    Interessanterweise kam das bei mir sehr stark an.
    Sogar so stark, daß ich mal wieder ein paar Schumänner und Chopins aus meinen Noten rausgekramt habe :grin

  • Eigene Meinung
    Dieses Buch ist als Wanderbuch bei mir gelandet. Warum ich mich dafür angemeldet hab , weiß ich gar nicht mehr , ist es doch überhaupt nicht mein Genre und von dieser Musik hab ich auch null Ahnung ..
    Schumann war mir ein Begriff, allerdings wusste ich nicht dass die Zwei das so schwer hatten ...


    Das Buch hat mich trotzdem sofort in seinen Bann gezogen.
    Klarer ,angenehm zu lesender Schreibstil, anscheinend gut recherchiert , ich konnte mich gut in diese Zeit versetzen.


    Mit hat aber auch tatsächlich etwas mehr Gefühl gefehlt.
    Ich würde ausrasten wenn mich mein Vater so unter Druck setzten würde, Clara nimmt das jahrelang so hin , begehrt erst auf als sie schon "erwachsen" ist .
    Die Verzweiflung , dass sie nich mit Robert zusammen sein darf , ist nicht so richtig bei mir angekommen , teilweise hab ich sogar ihre Liebe angezweifelt...


    8 von 10 Eulenpunkten

  • Mit "Das Mädchen am Klavier" ist Rosemarie Marschner erneut ein Meisterstück gelungen. Die Autorin benutzt eine Sprache, die selbst wie Musik klingt. Wir erfahren in dem Roman einen Teil der Biographie von "Clara Schumann" mit vielen Höhen und Tiefen. Clara genießt eine Ausbildung bei ihrem Vater, der sehr streng und diszipliniert ist. Über die körperlichen Ertüchtigungen, die zur Pflicht wurden, konnte ich oft nur schmunzeln.


    Der Vater will für seine Tochter immer nur das Beste, aber wie soll das enden? Vor allem, sobald ein Mann in Claras Leben drängt?


    Die Geschichte bzw. die Realität ist wunderschön, allerdings bekommt sie auch einen faden Beigeschmack. Das Buch ist kein Buch zum "Aus der Hand legen" und auch für weniger Musikbegeisterte geeignet.


    Lediglich an dem Ausdruck "Klaviertatzen" habe ich mich sehr gestört.


    Dafür kann ich aber nichts abziehen, von mir gibt es volle 10 Punkte.

  • Definitiv eines meiner Jahreshighlights!
    Schon das Cover, auf welchem der Buchtitel mitten im auf dem Klavier liegenden Notenheft prangt, sprach mich an.
    Das Buch wirkt sorgfältig recherchiert und die Geschichte ist gut erzählt.
    Dem Leser wird sehr anschaulich nahegebracht, wie der Ehrgeiz des Vaters dem begabten Kind die Kindheit raubt, weil er - in dem Gefühl, etwas Gutes zu tun - alles daran setzt, durch sie das zu verwirklichen, was ihm selbst versagt blieb: Erfolg als Musiker.
    Die Mutter wird durch seine Gefühlskälte aus dem Haus getrieben.
    Claras Zuneigung zu Schumann ist mir in weiten Teilen unverständlich, wirkt besessen. Aber die historischen Fakten sprechen für sich.
    Das vorerwähnte sinnliche Musikerleben kam bei mir an.
    M.E. war dies mein erstes Buch dieser Autorin.
    Es wird hoffentlich nicht mein letztes gewesen sein.
    9(,5) von 10 Punkten und eine dicke Leseempfehlung.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Schon kurz nach ihrer Geburt war Friedrich Wieck davon überzeugt, dass seine Clara die idealen Voraussetzungen hat, als Wunderkind am Klavier in die Geschichte einzugehen. Unerbittlich verfolgt der Klavierlehrer in den nächsten Jahren seine ehrgeizigen Ziele. Er setzt all sein Können und seine Zeit für die Ausbildung seiner Tochter ein, dass darüber seine Ehe zerbricht. Den gesellschaftlichen Makel vertuscht er mit Konzertreisen, auf denen das Wunderkind in Salons und kleineren Veranstaltungen die Besucher begeistern soll. Sind es erst die kleineren deutschen Städte, kommt bald schon eine Einladung aus Paris. Gewieft organisiert Wieck die Auftritte und erwirtschaftet so ein kleines Vermögen. Für Clara bedeutet diese Zeit eher den Verzicht auf ihre Kindheit, Opfer und sogar körperlichen Schmerz. Kamen die Zuhörer erst noch, um das kleine, anmutige Mädchen zu erleben, muss sie sich musikalisch an die Spitze entwickeln, als sie zur Frau reift.


    Rosemarie Marschner legt ihrer Romanbiografie eine sorgfältige Recherche zugrunde. Der Schreibstil ist dabei flüssig und treibt die Geschichte voran. Emotional berührend und im Tempo wechselnd zeichnet sie detailliert das Leben der Clara Schumann nach. Während der Kindheit überwiegen natürlich das Klavierspielen und der familiäre Kreis. Der oftmals tyrannisch agierende Vater und die still im Hintergrund bleibende Mutter trennen sich. Clara lebt nun nur noch mit dem Vater und den Bediensteten zusammen, bis überraschend eine Stiefmutter den Haushalt übernimmt. Auf den Reisen hat Clara nur wenig Kontakt zu Frauen und somit kaum weibliche Vorbilder. Das erklärt ihre seltsam erscheinende Affinität zu einem weiteren Schüler ihres Vaters. Robert Schumann bemühte sich so überhaupt nicht um Clara und doch scheint sie ihm verfallen zu sein. Sein unsteter Lebenswandel brachte Wieck gegen sich auf. Als nach einem Jahrzehnt die Liaison mit Clara herauskam, verklagte Wieck den ehemaligen Schüler. Diese durchaus spannende Zeit nutzt die Autorin, um die Geschichte mit einem Paukenschlag enden zu lassen. Durch den Epilog abgerundet, vervollständigt sich das Bild.


    Musikkennern ist Clara Schumann natürlich ein Begriff. Andere erinnern sich vielleicht noch an die Dame auf dem ehemaligen 100-D-Mark-Schein. In jedem Fall war sie eine starke Persönlichkeit, die sich in ihrer Zeit gegen viele, vorwiegend männliche, Widerstände zu wehren hatte. Mit ihrem Talent verdiente sie ein kleines Vermögen, das ihr Vater geschickt anlegte. Als es zum Streit um Robert Schumann kam, nutzte er dieses Geld, um Clara zu beeinflussen. Er bezichtigte Schumann, dass er lediglich finanzielle Interessen hätte und entzweite sich so immer mehr mit seiner Tochter. Die damit verbundene Enttäuschung muss schwer gewogen haben. Dennoch liest sich dieser Teil des Romans leicht wie ein Klavierspiel der Romantik. Virtuos versteht es Marschner, auch die Zwischentöne anzuschlagen. Die Verbindungen zwischen der Protagonistin und ihrem Umfeld werden mal mehr oder weniger intensiv beleuchtet. Das schafft Empathie und bringt dem Leser die großartige Musikerin näher. Das Mädchen am Klavier kann ich uneingeschränkt empfehlen.

  • Diebessichre kenne ich als Schönefelder natürlich. Bis zum bitteren Ende habe ich das Buch daher nur gelesen, weil ich feststellen müsste, dass kein Leser dieses Buches meinen ersten Satz hier richtig versteht, da die Freundschaft Robert Schumanns zum hiesigen Pfarrer und die Trauung in unserer Kirche keine Rolle in dem Buch spielt.



    Ichhabe die Sprache als unerträglich nüchtern empfunden, da werden schlimmste Kindesmißhandlungengeschildert, romantische Liebe, Wut und Hass, so im Stile des Wtterberichtes. Nicht mein Ding, die Geschichte als solche sollte viele Leser finden. Aber das Buch hätte ein Charlotte Thomas, ein Titus Müller Schreinen sollen. So kannich es nur den empfehlen, die einen Ersatz fürderhin Zeitung suchen.