Originaltitel: Snowfall at Willow Lake
4. Band der Lakeshore Chronicles - Familie Bellamy
Klappentext:
Nie hätte Sophie Bellamy gedacht, dass sie ihre Arbeit als Anwältin am internationalen Gerichtshof in Den Haag aufgeben würde. Bis zu dem Tag, der ihr gesamtes Leben verändert. Über Stunden wird sie von Terroristen als Geisel gehalten – und nach ihrer glücklichen Rettung hat sie nur noch einen Wunsch: Sie möchte bei ihrer Familie sein. Bei ihrem Sohn, ihrer Tochter und dem kleinen Enkel.
In einer schneeverwehten Nacht trifft sie in Avalon am Willow Lake ein. Dank der Liebe ihrer Familie und der Fürsorge ihres attraktiven Nachbarn Noah fangen die Wunden langsam an zu heilen. Doch kann die kleine Stadt im Herzen der Catskills wirklich ihr neues Zuhause werden?
Meine Meinung:
Anwältin für Menschenrechte am internationalen Gerichtshof in Den Haag zu sein ist für Sophie Bellamy das höchste der Gefühle. Mitzuwirken, wie in einem kleinen afrikanischen Staat die Demokratie gewinnt und die Menschen zum ersten Mal frei wählen dürfen ist ein großartiges Gefühl für sie, genauso wie der Stolz und die Dankbarkeit, beteiligt gewesen zu sein. Auf einem offiziellen Fest zu Ehren der Demokratie in Umoja ändert sich allerdings alles für sie. Nach überstandener Geiselnahme mit Toten und Verletzten wird ihr allmählich klar, dass es Wichtigeres als den Beruf gibt und Fremden Gerechtigkeit zukommen zu lassen. Ihre eigene Familie hat sie viel zu lange nicht mehr gesehen, immerhin hat sie mittlerweile schon einen Enkel. Was liegt also näher, als sich am Willow Lake häuslich niederzulassen und eine Mutter und Oma zu werden? Sophie ist von diesem Ziel fest überzeugt, nur ihre Umgebung zweifelt doch sehr stark an ihren wahren Ambitionen. Zu oft hat sie in der Vergangenheit ihre Kinder enttäuscht, indem sie nicht anwesend war und immer etwas Bedeutenderes zu tun hatte, als langweilige Schulaufführungen zu besuchen. Zuletzt war sogar noch ein ganzer Ozean im Weg, wer will es ihnen also verdenken, wenn sie anfangs doch sehr an Sophies Absichten zweifeln. Mit all ihrer Kraft muss Sophie nun Überzeugungsarbeit leisten. Was allerdings überhaupt nicht auf ihrer Liste steht, ist ein Liebhaber, der sich still und heimlich in ihre Seele schleicht und sich mit seinem sonnigen Wesen unverzichtbar macht.
Sophie ist die Verkörperung der ehrgeizigen Karrierefrau, die vollständig in ihrem Beruf aufgeht und dabei die Balance zwischen ihrer Familie und ihrem Beruf bedenklich ins Ungleichgewicht bringt. Ihre Kinder sind ihre Abwesenheit gewöhnt und nach langem Ringen ist auch ihre Ehe gescheitert. Sie hat vieles gutzumachen und ist fest entschlossen, ihre ganze Energie ihren Kindern zukommen zu lassen. Die sind allerdings sehr skeptisch, wurden sie doch in der Vergangenheit viel zu oft von ihr enttäuscht. Witzig war es immer, wenn sie fast wie ein Running Gag ihre Skepsis zum Ausdruck brachten. Gerade gibt es auch so vieles, was in ihrer Familie im Umbruch ist. Daisy ist grade Mutter geworden und befindet sich in einem Zwiespalt, wie und was sie studieren will. Immerhin ist sie jetzt für ein kleines Wesen verantwortlich, wobei ihr Sophies Pläne zur richtigen Zeit kommen. Max muss sich in einer neuen Familienkonstellation zurecht finden, sein Vater ist frisch wieder verheiratet mit einer Jugendliebe, die er vor Ewigkeiten im Camp Kioga, dem Camp seines Vaters kennenlernte. Und dann gibt es noch Noah, der nette Tierarzt, der nicht nur ihre körperlichen Wunden heilt.
Noah ist das große Kind im Manneskörper und um einiges jünger als Sophie, was ihr schwer zu schaffen macht. Er ist der unbekümmerte Strahlemann, fast immer gut gelaunt und mit viel Freude am Leben. Tief verwurzelt in Avalon und der Gegend um den Willow Lake, wohnt er in seinem Elternhaus, in dem auch seine Tierarztpraxis untergebracht ist. Er ist überaus sympathisch und völlig unkompliziert, immer, wenn er auftaucht, bringt er ein Strahlen ins Gesicht seiner Leser. Sophie hat da schon einen wesentlich schwereren Stand, sie denkt viel zu viel über mögliche Konsequenzen nach und macht damit sich und ihrer Familie das Leben unnötig schwer. Anstatt mit beiden Händen zuzugreifen, was das Leben ihr bietet, hat sie doch bei der Geiselnahme einen Vorgeschmack darauf bekommen, wie schnell es vorbei sein kann, überlegt sie hin und her. Was die Leute wohl von ihr denken könnten ist ihr erst einmal wichtiger als glücklich zu sein. So langsam wird ihr bewusst, was sie ihr Leben lang vermisst hat und wieso so vieles schief gelaufen ist.
Es wäre schön gewesen, wenn Mira die Serie auch in der richtigen Reihenfolge veröffentlicht hätte, denn hier werden wieder ein paar Lücken gefüllt. Zumindest können die Leser von Mira froh sein, dass die Reihe überhaupt komplett übersetzt wurde, andere Verlage sind da nicht so großzügig. Wir Leser wissen es aber zu schätzen, wenn wir wieder an unsere geliebten Schauplätze zurück dürfen und mit bereits bekannten und geliebten Charakteren weitere Zeit verbringen können. Dies wird alles wieder in diesem Band geboten, dazu noch ein eiskaltes Setting. Die perfekte Schneeatmosphäre sollte man am besten mit einer warmen Decke genießen, wobei man allerdings aufpassen muss, dass die Begegnung mit Noah nicht zu heiß wird.
Fazit
Die Eisprinzessin und der Sunnyboy, Sophie und Noah haben viele Hürden zu überwinden. Für Noah ist alles einfach, er sieht eine klare Linie in seinem Leben und weiß, was er möchte. Sophie dagegen ist in einem Findungsprozess, ihr Leben wurde auf den Kopf gestellt, durch unvorhersehbare Ereignisse wird sie gezwungen, sich ihren wahren Wünschen zu stellen.
LG
Patty