Meeresleuchten - Angela Huth

  • Originaltitel: Wives of the Fishermen


    Kurzbeschreibung:
    Mit ihrem Erfolgsroman »Brombeertage« eroberte Angela Huth die Herzen ihrer Leserinnen im Sturm. »Meeresleuchten« erzählt die bewegende Geschichte der ungleichen Frauen Myrtle und Annie in einem Fischerdorf vor der wildromantischen Küste Schottlands, deren Freundschaft auf eine harte Probe gestellt wird. – »Angela Huths Roman ist eine bittersüße Geschichte um Verlust und Trauer, um Hoffnung und den Versuch, das eigene Glück zu verteidigen, ohne andere Menschen zu verletzen.« (Norddeutscher Rundfunk)


    Über die Autorin:
    Angela Huth schreibt Romane und Kurzgeschichten sowie für Rundfunk, Fernsehen und Bühne und hat sich als Journalistin und Filmemacherin einen Namen gemacht. Ihr Roman "Brombeertage" (1996) wurde von David Leland erfolgreich verfilmt. Von ihr erschien auch auf deutsch "Rosehill" (2000).


    Meine Eindrücke:
    Annie und Myrtle sind beste Freundinnen, seit sie denken können. Sie wachsen in einfachen Verhältnissen in einem Fischerdorf an der schottischen Küste auf. Der Lebensrhythmus im Dorf wird von den Ausfahrten der Fischer bestimmt, die jeweils einige Tage oder Wochen auf See und einige Tage an Land sind. Myrtle hat früh ihren Vater, einen Fischer, verloren, wird von ihrer strengen, geradlinigen Mutter allein erzogen und ist ein ruhiges, unscheinbares, kluges, verlässliches Mädchen. Annie hingegen, deren Mutter sie meist sich selbst überlässt, ist wie ein Schmetterling: schön, bunt, flatterhaft. Sie bildet den Mittelpunkt des kleinen Universums der Gleichaltrigen im Dorf und bricht die Herzen aller Jungen. In Annies Windschatten fühlt sich Myrtle wohl; sie genießt es, durch Annie auch wichtig zu sein.


    Beide heiraten Fischer: Myrtle, die nie daran geglaubt hat, dass sich jemals ein Mann für sie interessieren könnte, wird die Frau von Archie, des einzigen Mannes, der sich noch nie für Annie interessiert hat. Und Annie nimmt kurzerhand Ken zum Mann, den sie zwar nicht liebt, aber der sie liebt. Während Myrtle mit dem einfachen Leben zufrieden ist, bescheidene Ersparnisse ansammelt und die Landtage ihres Mannes glücklich genießt, hat Annie ständig Bedürfnisse: eine Mikrowelle, ein neuer Fernseher, ein Auto muss her.


    Die Freundinnen hüten das zarte Gespinst ihrer Freundschaft, bemühen sich, wunde Punkte nicht zu berühren, streiten sich, vergeben einander - und haben Geheimnisse. Dann geschieht ein Unfall und es muss sich zeigen, ob die Frauenfreundschaft diese Erschütterung aushalten kann.


    Die Geschichte wird aus Myrtles Sicht als erwachsene Frau Ende Dreißig mit Rückblenden in die Vergangenheit erzählt. Myrtle ist eine praktisch veranlagte, sehr rationale Frau, und das Erzählte gerät zum Bericht, in dem Emotionen wenig Raum einnehmen. Es passieren traurige Dinge, die von Myrtle sehr sachlich analysiert werden; ich hatte keine Chance, mit zu fühlen, mit zu leiden.


    Schade, dass die Geschichte von stereotypen Figuren bevölkert ist: der flatterhaften Annie, der vernünftigen Myrtle, dem ehrenhaften Archie, dem schwachen Ken, dem guten Freund Martin … Der einzige Lichtblick in dieser Hinsicht war für mich der sonnenbrillentragende Hafenmeister, aber auch er bleibt schließlich doch er selbst: der zurückhaltende Gentleman.


    Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass irgend jemand aus seiner Rolle ausbricht; deshalb habe ich bis zum Schluss durchgehalten. Die Autorin bemüht sich, in überraschendes Ende vorzubereiten - leider gelingt es ihr nicht. Das Ende überrascht zwar ein wenig, ist allerdings für mich wenig glaubhaft, denn erst auf den letzten beiden Seiten, nein, auf der allerletzten Seite wandelt sich doch etwas.


    6 von 10 Punkten (eigentlich nur 5 von 10, aber aus einem unerfindlichen Grund ließ es sich doch ganz gut lesen …)