Heinrich Steinfest - Die Haischwimmerin

  • Kurzbeschreibung:


    Meisterpolizistin Lilli Steinbeck hat eine Vergangenheit namens Ivo. Eine traurige Vergangenheit, der sie ihre Klingonennase verdankt. Jahre später bekommt diese Vergangenheit plötzlich Gegenwart eingehaucht, als Ivo durch einen rätselhaften Auftrag aus seinem beschaulichen, aber lillilosen Leben als Baumheiler in der württembergischen Provinz gerissen wird. Er soll für ein Pharmaunternehmen einen Baum aus der sibirischen Tundra holen. Als Helfer stellt man ihm den rotbemützten Knaben Spirou zur Seite, der nicht nur zufällig so heißt wie eine sehr bekannte belgische Comicfigur … Ihr Auftrag führt Ivo und Spirou in eine unterirdische Verbrecherrepublik – und vielleicht brauchte es genau diesen Umweg auf der Suche nach dem Wunderbaum, damit Ivo Lilli noch einmal begegnen könnte.


    Meine Meinung:


    Eines vorweg: der Verlag bewirbt dieses Buch als Kriminalroman, ich sehe es jedoch eher als Belletristik mit Krimi-Elementen – wie so oft bei Steinfest, der sich einer eindeutigen Klassifizierung entzieht.


    Der Roman ist in drei Abschnitte gegliedert: In der Vergangenheit lesen wir vom Zusammentreffen und –kommen von Ivo Berg und Lilli Steinbeck, letztere Steinfest-Lesern bereits bekannt aus „Die feine Nase der Lilli Steinbeck“. In diesem Abschnitt wird auch thematisiert, wie sich die Wege der beiden nach einem traumatischen Erlebnis wieder trennen. Der zweite Abschnitt, die Gegenwart, spielt 20 Jahre später und stellt Ivo Berg in den Mittelpunkt: Ivo ist nunmehr erfolgreicher Baumheiler, als er einen dubiosen Auftrag eines Pharmakonzerns annimmt, für den er einen speziellen Baum aus Sibirien nach Deutschland schaffen soll. Im letzten Abschnitt, der Zukunft, treffen Ivo und Lilli kraft einiger Zufälle wieder aufeinander, und zwar in Sibirien, in einer unterirdischen Verbrecherstadt, in der so manch Merkwürdiges vor sich geht…


    Wie man es von Steinfest-Büchern gewohnt ist, kommt auch dieses sprachmächtig und bildhaft daher, jede Menge Sätze, die des Zitierens würdig wären und so manch philosophische Überlegung, die geschickt in die Handlung eingeflochten ist. Inhaltlich ist der Roman über zwei Dritteln erstaunlich bodenständig, um dann im letzten Abschnitt reichlich schräg, skurril und abgedreht zu werden – da überschlagen sich die Ereignisse und auch die wunderlichen Begebenheiten. Was mich ein wenig gestört hat, war der mehrmals getätigte Bezug zur Matrix-Trilogie, insbesondere zu Teil 1 – als hätte der Autor während des Schreibens eine DVD laufen gehabt mit ebendiesem Film und als Konsequenz daraus einige Zitate in sein Werk eingebaut. Aber das ist natürlich nur eine Nebensächlichkeit, die zu bemängeln fast schon kleingeistig ist.


    Ich habe „Die Haischwimmerin“ jedenfalls gerne gelesen, auch wenn kaum ein Krimiplot auszumachen war bzw. der vorhandene doch eher untergeht im sonstigen Inhalt, dafür gab´s ein Wiederlesen mit der aparten Lilli Steinbeck und ihrer Klingonennase sowie steinfesttypisch bemerkenswerte Figurenzeichnungen und spritzige Dialoge, gepaart mit absurden Einfällen, philosophischen Betrachtungen und gar einem knorrigen sprechenden Baum.