Der Duft von Hibiskus - Julie Leuze

  • Der Duft von Hibiskus, Leuze, Julie, Goldmann Verlag, April 2013, ISBN 978-3-442-47646-6

    Zur Autorin (lt. Klappentext):
    Julie Leuze, geboren 1974, studierte Politikwissenschaften und Neuere Geschichte in Konstanz und Tübingen, bevor sie sich dem Journalismus zuwandte. Mittlerweile widmet sie sich ganz dem Schreiben von Auswanderersagas und Frauenromanen. Julie Leuze lebt mit ihrem Mann und drei Kindern in Stuttgart. Weitere Romane der Autorin sind bei Goldmann in Vorbereitung.



    Klappentext:
    Australien, 1858: Die 22-jährige Emma Röslin soll für den Botaniker Oskar Crusius die exotischen Pflanzen zeichnen, die er für seinen Auftraggeber sammelt. Da Emma ihrem Vater, einem Apotheker und leidenschaftlichen Pflanzensammler, schon oft geholfen hat, fürchtet sie sich nicht allzu sehr vor ihrer verantwortungsvollen Aufgabe – wohl aber vor ihrer Erinnerung. Denn zuhause in Süddeutschland muß vor wenigen Monaten etwas geschehen sein, das so schrecklich war, dass Emma einen Gedächtnisverlust erlitten hat. Aus Verzweiflung hatte sie in das Angebot von Oskar Crusius eingewilligt, sie mit nach Australien zu nehmen. Jetzt, da dieser Plan Wirklichkeit wird, überfluten sie jedoch Angst und Zweifel. Zurecht, wie sie bald merkt, denn das Forscherteam um den attraktiven Expeditionsleiter Carl Scheerer begegnet ihr mit befremdeter Ablehnung. Vor allem Carl sträubt sich dagegen, eine Frau in den gefährlichen Busch mitzunehmen. Doch durch ihre Klugheit und ihren Mut macht Emma sich im Team bald unentbehrlich, und Carl, der immer wieder in brenzlige Situationen gerät, profitiert mehr als einmal von ihrer beherzten Hilfe. Sein Bild von Emma wandelt sich grundlegend. Auch Emma empfindet längst mehr für den Expeditionsleiter, ist er doch der erste Mann in ihrem Leben, der mehr in ihr sieht, als ein hübsches Fräulein. Während langer Abende am offenen Feuer wird er ihr immer vertrauter. Die Zukunft könnte so verheißungsvoll sein – wäre da nicht der besitzergreifende Oskar und die dunklen Geheimnisse aus der Vergangenheit. Wie viel Schuld hat Emma auf sich geladen, von der sie nichts mehr weiß? Sie ist entschlossen, die Tür zur Vergangenheit endlich aufzustoßen. Nur der Aborigine Birwain kann Emma dabei helfen...

    Meine Meinung:
    In der aktuellen Schwemme der Auswandererromane ist es nicht einfach, Spreu von Weizen zu unterscheiden, ähneln sich Cover, Titel, Setting und Storyline der Romane doch häufig sehr. Sicher ist es eine Hilfe auf etablierte Autoren und deren unter Pseudonymen erschienene Romane zurückzugreifen, doch wer entdeckt nicht gern auch neue Autoren. Da hilft in der Regel nur Anlesen und so hat es Julie Leuze mit ihrem Roman „Der Duft von Hibiskus“ bereits mit wenigen Seiten geschafft, dass ich mich gerne auf ein Abenteuer mit ihr eingelassen habe.


    Von Beginn an überzeugt sie mit einem flüssigen, angenehm zu lesenden, aber nicht schlichten Sprachstil. Die Verbindung von Auswandererroman und Familiengeheimnis macht neugierig auf das kommende Geschehen und Julie Leuzes Erzählstil führt dazu, dass man spätestens im zweiten Kapitel das „Land in Sicht“ förmlich zu hören glaubt. Die dem historischen Vorbild der deutschen Tier- und Pflanzensammlerin Amalia Dietrich nachempfundene Protagonistin Emma, ist als starker Charakter ausgestaltet, der sich aber erst mit den Erfahrungen, die sie in der Fremde macht, entwickeln muss.


    Juli Leuze enthüllt das Familiengeheimnis der Röslins und damit Emmas Vergangenheit geschickt parallel zum Handlungsstrang in Australien. So gelingt es ihr, die übliche Struktur der Auswandererromane, bei denen in der Regel der Beginn in der alten Welt angesiedelt ist und die weiteren Teile in der neuen Welt, zu durchbrechen, und die Lektüre abwechslungsreich zu halten. Ein paar kleinere Unplausibilitäten im Handlungsverlauf fallen nicht ins Gewicht, die hohe Vorhersehbarkeit insbesondere im letzten Drittel des Romans ließ mir den Romanabschluss jedoch lang werden. „Der Duft von Hibiskus“ ist zwar ein liebevoll und gut recherchierter Auswandererroman, ist aber nicht frei von einigen Klischees, die sich vor allem in der Ausgestaltung von Emmas Beziehungen finden und in der Gestaltung der Nebenfiguren niederschlagen.


    Mit den Forschungsreisen der Akteure enthält „Der Duft von Hibiskus“ viele interessante Szenen, die ich bisher in gleicher oder ähnlicher Form in anderen Auswandererromanen noch nicht gelesen habe. Da ich keine Leserin von Liebes- und Frauenromanen bin, war es für mich daher schade, dass der Schwerpunkt eher auf der Liebesgeschichte von Emma liegt, die allerdings in unmittelbarer Verbindung zu ihrer persönlichen Entwicklung steht. Die Ausgestaltung Emmas Charakter, ihre persönliche Entwicklung, ihr Bewusstwerden über gesellschaftliche Zwänge und eigener Bedürfnisse hat durchaus Tiefgang.


    Julie Leuzes Auswanderer-, Liebes- und Familiengeheimnisroman „Der Duft von Hibiskus“ ist ein leichter, interessanter Unterhaltungsroman, der besonders mit den Sprach- und Erzählfertigkeiten der Autorin überzeugt, und der Freunden des Genres uneingeschränkt empfohlen werden kann.

  • Stuttgart, 1858. Emma Röslin wächst als wohlbehütete Apothekerstochter auf. Gemeinsam mit ihrem Vater sammelt sie Pflanzen, konserviert und zeichnet diese. Doch dann geschieht etwas Schreckliches und in ihrem Leben ist von einem Tag auf den anderen nichts mehr, wie es war. Und das Schlimmste daran ist, dass Emma sich nicht erinnern kann, was passiert ist. Sie weiß nur, dass ihre Mutter nicht mehr im Hause ist und ihr Vater ihr seitdem mit Abneigung und Verachtung begegnet, doch niemand verrät ihr den Grund für all dies.


    So ergreift sie spontan die Gelegenheit, als ein mit ihrem Vater befreundeter Forscher beim Abendessen von seiner Suche nach einem Assistenten für eine Forschungsreise nach Australien erzählt. Obwohl sie eine Frau ist, lässt sich Oskar Crusius auf das Wagnis ein und gibt ihr die Stelle.


    So macht sich Emma auf die lange Reise nach Australien, wo sie zu Oskar und seiner Expeditionsgruppe stoßen soll. Deren Leiter Carl Scheerer, der die Verantwortung für die Sicherheit der Gruppe trägt, ist aber gar nicht angetan von dem Gedanken, eine Frau mit in den australischen Busch zu nehmen. Nur durch eine Notlüge können Oskar und Emma ihn austricksen, indem sie vorgeben, verlobt zu sein, so dass offiziell Oskar die Verantwortung für Emma trägt.


    Schnell muss die junge Frau feststellen, dass sie die Strapazen einer derartigen Expedition unterschätzt hat, aber nach und nach gewöhnt sie sich an das harte Leben ohne großen Komfort in Begleitung der Männer. Und auch Carl Scheerer muss bald zugeben, dass er Emma falsch eingeschätzt hat. Die beiden fühlen sich zueiander hingezogen, aber offiziell ist Emma ja mit Oskar verlobt und auch dieser nähert sich ihr deutlich weiter an, als es sich bei seiner Assistentin geziemen würde.


    Wie soll Emma aus dieser selbstverschuldeten Lage wieder herauskommen? Und wird sie jemals den Schleier wegreißen können, den ihr Gedächtnis über die tragischen Ereignisse damals in Stuttgart gebreitet hat? Instinktiv ahnt Emma, dass sie erst dann wirklich bereit für die Zukunft sein wird, wenn sie ihren Frieden mit der Vergangenheit machen konnte.


    Ein sehr hübsches, harmonisches Cover und eine schöne Australien-Geschichte - mir hat "Der Duft von Hibiskus" ausnehmend gut gefallen. Die Protagonistin Emma wirkt anfangs etwas naiv und unbedarft, aber sie entwickelt sich zunehmend zu einer starken, selbstbewussten jungen Frau, die ihren eigenen Weg sucht und dafür auch ungewöhnliche Pfade beschreitet.


    Mit "Der Ruf des Kookaburra" wird ihre Geschichte fortgesetzt und ich bin schon sehr gespannt auf ihr weiteres Schicksal!