Englischer Originaltitel: The Secrets of the Tides
Klappentext
Dora ist vierzehn, als ihr kleiner Bruder beim Spielen an den Klippen von Dorset spurlos verschwindet. Eine Katastrophe, an der Doras Familie zerbricht. Elf Jahre später kehrt die junge Frau zurück in das Haus am Meer – und zu den Erinnerungen an jenen schrecklichen Tag. Endlich wird sie eine Wahrheit erfahren, die ihre Mutter zu lange verschwieg, denn alles begann mit einer unheilvollen Lüge ...
Dora Tide ist fast noch ein Kind, als ihr kleiner Bruder beim Spielen zwischen den steilen Klippen an der Küste Dorsets plötzlich verschwindet. Ein Augenblick der Unachtsamkeit führt zur Katastrophe, nach der die Familie Tide auseinanderbricht. Elf Jahre später kehrt Dora zurück nach Dorset, in das Zuhause ihrer Kindheit, und sucht Antworten auf die Fragen, die sie seit jenem Tag quälen. Wo waren die Eltern, als Dora damals mit ihren Geschwistern am Meer spielte? Welches Geheimnis verbirgt ihre Mutter Helen bis zum heutigen Tag vor ihrer Tochter? Nach all den Jahren erfährt Dora eine Wahrheit, die Helen ihr viel zu lange verschwieg. Für die beiden Frauen ist der Moment gekommen, sich der Vergangenheit zu stellen …
Die Autorin
Hannah Richell wurde in Kent geboren und wuchs in Buckinghamshire und Kanada auf. Sie studierte an der University of Nottingham und arbeitete danach mehrere Jahre im Verlagswesen. Ihr Debütroman Geheimnis der Gezeiten wurde in mehrere Sprachen übersetzt und begeisterte Leser und Presse gleichermaßen. Heute lebt die Autorin mit ihrer Familie im australischen Sydney.
Das Buch lässt sich viel Zeit mit dem Aufbau der Geschichte. Im Prolog werden wir Zeuge eines Selbstmordversuches, von dem man aber den Ausgang nicht erlebt.
Die Geschichte wird aus der Sicht der weiblichen Familienmitgliedern erzählt, in der Gegenwart sowie in der Vergangenheit. Dora, eigentich Pandora, ist inzwischen eine erwachsene Frau. Aber sie trägt schwer an der Tragödie, die ihre Familie durchleben musst. Während sie und ihre Schwester auf ihren kleinen Bruder aufpassen sollten, verschwindet er spurlos. Der Verlust und die Schuldgefühle lassen die Familie auseinanderdriften. Helen, Doras Mutter, gibt ihr die Schuld, obwohl auch sie etwas zu verbergen hat und innerlich weiss, das auch sie ihren Teil dazu beigetragen hat, das es zu dem Unglück kommen konnte. Aber jeder der Personen behält seine Gefühle für sich, was letztendlich zum Zusammenbruch der Familie führte und auch noch über 10 Jahre später nachhalt und Dora an ihrem Leben zweifeln lässt.
Man braucht einen etwas längeren Atem, um zum Kern vorzustoßen. Die Autorin erzählt langsam, wie Helen und Richard zusammenfanden, wie sie ihre ersten beiden Kinder bekamen und wieso sie aufs Land in das alte Familienhaus ziehen mussten, das Richards Eltern gehörte und wo es dann später zu Alfies Verschwinden kam. Nach und nach enthüllt sie dann, wie die Ereignisse begannen, die ineinandergriffen an jenem verhängnisvollen Tag. Dabei gelingt es der Autorin, eine langsam einsetzende Sogwirkung zu erzeugen. Obwohl man sich einiges denken kann im Laufe der Geschichte, war ich doch gebannt. Man kann sehr gut die Gefühle, die Schuld und die Trauer nachvollziehen, die ein solches Ereignis mit sich zieht. Sehr gut fand ich auch, das man Helen, die Mutter, recht gut verstehen kann, wenn man aus ihrer Sicht die Dinge sieht, sie aber z.B. aus der Sicht der jungen Dora als herzlose und ihr die Schuld gebende Mutter erlebt, so wie ein Teenager eben manchmal seine Mutter empfindet. Helen ist die komplexeste Figur, aber auch schwer zu greifen. Zum Schluss wird ein wenig arg auf die Tränendrüse gedrückt, aber da im Laufe des Buches so nah und wenig reisserisch die Tragik der Personen beschrieben wurde, ist es insgesamt zu verschmerzen und auch erfreulich, das das Buch versöhnlich endet.
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