Broschiert: 119 Seiten
Verlag: Reclam, Leipzig (1996)
Kurzbeschreibung:
In Cibulkas Tagebuchprosa wechseln sich poetisch verdichtete Notate über das Gegenwärtige mit elementaren Beschwörungen des Vergangenen ab.
Über den Autor:
Hanns Cibulka wurde 1920 in Jägerndorf/ Mähren geboren. Er lernte den Beruf eines Handelskaufmanns und erlebte die Kriegsjahre von Anfang bis Ende als Wehrmachtssoldat. Nach dem Krieg siedelte Cibulka nach Thüringen und begann ein Studium an einer Bibliothekarsschule. Für seine literarischen Arbeiten erhielt er zahlreiche Preise, unter anderem den Johannes-R.-Becher-Preis im Jahr 1978. Neben "Sonnenflecken über Pisa" schrieb Cibulka "Die Heimkehr der verratenen Söhne" (1996) und "Tagebuch einer späten Liebe" (1998).
Mein Eindruck:
Als ich dieses schmale Büchlein für den Spottpreis von 0,99€ aus der Remittentenkiste zog, wusste ich nicht, was mich erwartet, Es gibt viel zu entdecken in dieser Tagebuchprosa, die sicher kein konventionelles Tagebuch ist. Es sind Reflexionen, aus Assoziationen entstandene Erinnerungen, Eindrücke, die adäquat in Sprache verpackt wurde. Deswegen ist es große Literatur des Autors aus dem Thüringer Wald.
Viele Sätze klingen wie Lyrik, die entspechend gute Bilder erzeugen. Ein paar Gedichte sind sogar auch dazwischen geschoben.
Interessanterweise nimmt der Autor ab und zu Bezug auf Texte von Franz Führmann, zu dem er anscheinend eine große Affinität hat. Ein paar Erinnerungen gehen zurück in die Kriegszeit, die er als Wehrmachtssoldat aktiv z.B. in Sizilien mitgemacht hat. Andere Texte beschäftigen sich mit der Gegenwart oder jüngeren Vergangenheit Mitte der neunziger Jahre, z.B. über die Wende oder Entwicklungen in Europa.
Die Tagebuchtexte bieten einige verblüffende Schlußfolgerungen und Einschätzungen des Autors, denen ich folgen kann.
Ein lesenswertes Büchlein, dass man immer wider mal in die Hand nehmen kann.