Wogen - Tomioka Taeko

  • Verlag: Angkor
    2012
    Aus dem Japanischen von Jutta Vogt
    180 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    Die Autorin möchte ihre Charaktere vom klassischen Mann-Frau-Rollenverständnis befreien und schreibt gegen Stereotypen an. Ihre Ich-Erzählerin Tomoko, 44, ehemalige Dichterin, beginnt eine Affäre mit einem gleichaltrigen, seltsamen und hochgewachsenen Mann, der wie sie verheiratet ist. Da ihre Unterhaltungen sie nicht weiterbringen, beschränken sie sich schon bald auf Sex ...


    Über die Autorin:
    Tomioka Taeko wurde am 28. Juli 1935 in Osaka geboren. Sie ist als Novellistin, Poetin, Essayistin, Dramatikerin und Drehbuchautorin in Erscheinung getreten und erhielt u.a. den Frauenschriftstellerpreis, den Tamuro Toshiko- und den Kawabata Yasunari-Preis.


    Mein Eindruck:
    Wogen erzählt von der Affäre eines Paares mittleren Alters, die beide verheiratet sind.
    Die Ich-Erzählerin Kyoko ist Lyrikerin, der Mann ist Angestellter und sie haben ganz unterschiedliche Charaktere, sie extrovertiert, er introvertiert.
    Daher konzentriert sich ihre Gemeinsamkeit über weite Teile nur durch Sex. Aber auch wenn Kyoko sagt, sie interessiert nur der Sex, versucht sie doch immer wieder, den verschlossenen Mann besser kennen zu lernen.
    Der 1983 im japanischen Original erschienene Roman ist dialogbetont, wobei Kyokos innere Gedanken dabei stets kommentieren. Das ist eine ökonomische Erzählart, die mich überzeugt. Die Dialoge sind außerdem originell, manchmal sogar witzig.
    Ist die Handlung anfangs kammerspielartig, ändert sich das in der zweiten Hälfte. Es kommen weitere Figuren zur Handlung dazu.


    Um den Eindruck des Klappentextes gegen zuwirken: Für Voyeure ist der Roman nichts, es wird zwar über Sex geredet, aber explizite Beschreibungen gibt es keine.
    Tomioka Taeko Schreibe hat eine feministische Note. Eine japanische Benoit Groult sozusagen.


    Der gut geschriebene Roman lässt sich leicht auch auf Menschen aus anderen Ländern übertragen, hat jedoch auch etwas spezifisch japanisches, Das ergibt sich aus Verhaltensweisen und Begriffen, zum Beispiel wird über japanische Speisen oder Lieder diskutiert.
    Das hat mich schon sehr interessiert.
    Am Ende des Buches gibt es noch ein erhellendes Nachwort der Übersetzerin.