'Elsa ungeheuer' - Seiten 001 - 093

  • Zitat

    Original von Rosenstolz
    Das war mir schon klar. :wave


    Ich wollte es aber trotzdem erwähnen, weil es zumindest mir nicht auf den ersten Blick aufgefallen ist.


    Nix für ungut! :knuddel Wir sind einer Meinung - das habe nun sogar ich begriffen... :bonk :grin

  • Zitat

    Original von Rosha
    @ Rosenstolz
    Trotzdem ist es kein Adjektiv, das für mich ein nettes, liebliches Persönchen beschreibt. ;-)


    M. E. ist es überhaupt kein Adjektiv.
    Kleingeschrieben ist es für mich nicht in der Lage, allein zu stehen, sondern nur als eine Art Ergänzung zu einem Adjektiv. Man ist nicht ungeheuer, sondern ungeheuer gut, schlecht, schnell... Vergleichbar z. B. mit "kaum".

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Lauter sonderbare Menschen in diesem Buch. Die Kinder tun mir alle Leid. Sie haben gerade ihre Mutter verloren und keinen richtigen Halt. Die Kratzbürste und das Murmeltier wollen sich zwar um die Kinder kümmern, tun es aber auf eine sehr spezielle Weise. Elsa ist fast noch bedauernwerter, ihre Mutter lebt, scheint aber die nächsten Jahre kein Bedarf an Elsa zu haben und schiebt sie einfach ab.
    Elsa tut mir Leid, und trotzdem ist sie mir im Moment unsympatisch, wegen der Art wie sie Karl behandelt.

  • Zitat

    Original von maikaefer
    M. E. ist es überhaupt kein Adjektiv.
    Kleingeschrieben ist es für mich nicht in der Lage, allein zu stehen, sondern nur als eine Art Ergänzung zu einem Adjektiv. Man ist nicht ungeheuer, sondern ungeheuer gut, schlecht, schnell... Vergleichbar z. B. mit "kaum".


    Der Duden definiert es als Adjektiv. Link

  • Hab ich gesehen. Und es sei mir fern, dem Duden zu widersprechen.
    Trotzdem sagt mir mein Bauchgefühl, dass ich das Wort "ungeheuer" nicht alleinstehend wie ein Adjektiv benutzen würde. Die Form "ungeheure" ist da schon etwas anderes, obwohl auch sie ja letztendlich "ungeheuer gross" aussagen soll.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

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  • Mit den ersten Seiten- also den allersten fünf oder sechs- konnte ich wenig anfangen. Für mich wirkt der Beginn, wie ein Flickenteppich, lauter skurille Gestalten tauchen auf und wieder ab. Da wäre zunächst Mutter Hannah, die mit sechzehn beginnt Stimmen zu hören, sich eine rosa Unterhose über den Kopf zieht und vom Balkon springt. Dann bekommen wir es mit Vater Brauer zu tun, der auf Hannahs Bitten einen Esel im Haus einquartiert, dass von Ponys malträtiert wurde. Schließlich wäre noch Frau Kratzler zu nennen, eine Frau die immer schon da war. Für Lorenz und seinen Bruder die älteste Frau der Welt. Wie bedeutungsschwanger! Auf Seite zehn stößt noch Herr Murmelstein-genannt das Murmeltier- zu der kuriosen Familiensippschaft mit Anhang. Ein passionierter Rammler auf Erkenntnissuche. Ein bisserl viel für meinen Geschmack auf den wenigen Seiten.


    Doch die flotte Erzählweise, der pulsierende Redestrom reißt den geneigten Leser in die Mitte des Flusses und die Geschichte nimmt Fahrt auf. Richtig fesseln tut mich bislang nichts, dafür bietet das Personal zu wenig identifikationspotential und irgendwie meine ich alles schon einmal bei anderen Autoren gelesen zu haben und zwar bissiger, tragischer und witziger. Auch Elsa ungeheuer haut mich nicht richtig vom Hocker, man meint förmlich die Drangsal der Autorin zu spüren, die Schraube der Unkonventionalität noch ein wenig fester in Richtung Kratzbürstigkeit du drehen. Was leider nur all zu leicht zur Karikatur gerät. Sprachlich finde ich den Roman angenehm zu lesen. Fraglos schreibt die Autorin stilsicher, knapp und rasant, nur von mitfiebern auf meiner Seite kann ich wirklich nichts berichten. Vielleicht kommt das noch. Das Buch hat fraglos Potential.

  • Zitat

    Original von maikaefer
    Hab ich gesehen. Und es sei mir fern, dem Duden zu widersprechen.
    Trotzdem sagt mir mein Bauchgefühl, dass ich das Wort "ungeheuer" nicht alleinstehend wie ein Adjektiv benutzen würde. Die Form "ungeheure" ist da schon etwas anderes, obwohl auch sie ja letztendlich "ungeheuer gross" aussagen soll.


    :-] Da hast du schon recht, maikaefer! Bei dem Buch kann man sogar schon über den Titel diskutieren. Es ist definitiv ein griffiger Titel, der im Gedächtnis bleibt, gerade weil er sprachlich "unrund" klingt. Eine beeindruckende Wahl der Autorin (oder des Verlags?).


    Allerdings ist der Titel auch etwas irreführend, wie schon der Klappentext. Er weist ganz explizit auf Elsa hin, doch im Grunde genommen geht es in dem Buch um Karl.

  • Zitat

    Original von Rosha
    Er weist ganz explizit auf Elsa hin, doch im Grunde genommen geht es in dem Buch um Karl.


    Das wohl, doch irgendwie ist für mich trotzdem Elsa die dominierende Person. Sein ganzes Denken und Fühlen dreht sich um Elsa, sie ist unglaublich wichtig und prägend für seine weitere Entwicklung - im Guten wie im Schlechten, und ob sie anwesend ist oder nicht ;-).


    Ich denke auch, dass der "unrunde" Titel mit Bedacht gewählt wurde. Er scheint zunächst irritierend, bringt, zumindest den ein oder anderen, Leser zum Nachdenken und erweist sich letztlich als "ungeheuer" passend, meiner Meinung nach.

  • So, jetzt komme ich auch noch angestolpert. Ich muss sagen, ich bin bisher begeistert. Die kurzen Szenen sind herrlich skurril, und doch transportieren sie so viel Ungesagtes: Trauer bei den Jungen, die Tatsache, dass Karl von (fast) allen abgelehnt wird, den Muff der kleinen Dorfgemeinschaft und das Verlangen einiger, ihr zu entkommen. Dann Elsa, das vermeintlich starke und eigenwillige Mädchen, dass eigentlich überhaupt nicht weiß, wo es hingehört ... Nein, es ist keine Geschichte zum Mitfiebern, und es gibt auch keine Identifikationsfigur (umso besser, finde ich, bei guten Büchern braucht man keine, da stören sie eher). Wir Leser sind Betrachter des Geschehens und haben alle Möglichkeiten der Welt, und eigene Gedanken über den kleinen Haufen zu machen, der da in der Oberpfalz durchs Leben schlingert.
    Ich freue mich schon aufs Weiterlesen!

    Ship me somewhere's east of Suez,
    where the best is like the worst,
    where there aren't no ten commandments
    an' a man can raise a thirst


    Kipling

  • Zitat

    Original von SteffiB
    So, jetzt komme ich auch noch angestolpert. Ich muss sagen, ich bin bisher begeistert. Die kurzen Szenen sind herrlich skurril, und doch transportieren sie so viel Ungesagtes: Trauer bei den Jungen, die Tatsache, dass Karl von (fast) allen abgelehnt wird, den Muff der kleinen Dorfgemeinschaft und das Verlangen einiger, ihr zu entkommen. Dann Elsa, das vermeintlich starke und eigenwillige Mädchen, dass eigentlich überhaupt nicht weiß, wo es hingehört ... Nein, es ist keine Geschichte zum Mitfiebern, und es gibt auch keine Identifikationsfigur (umso besser, finde ich, bei guten Büchern braucht man keine, da stören sie eher). Wir Leser sind Betrachter des Geschehens und haben alle Möglichkeiten der Welt, und eigene Gedanken über den kleinen Haufen zu machen, der da in der Oberpfalz durchs Leben schlingert.
    Ich freue mich schon aufs Weiterlesen!


    Und als Betrachter des Geschehens fand ich Karl ziemlich ermüdend und die Geschichte wenig überzeugend, weil unglaubwürdig.

  • Glaubwürdig finde ich die Geschichte auch nicht, kein Stück. Aber das stört mich nicht im Geringsten. Mir macht das Buch einfach Spaß, vielleicht sogar aus genau diesem Grund – einfach eine Frage des persönlichen Geschmacks, würde ich sagen. Ich mag Geschichten, die ein wenig neben der Realität angesiedelt sind.

    Ship me somewhere's east of Suez,
    where the best is like the worst,
    where there aren't no ten commandments
    an' a man can raise a thirst


    Kipling

  • Zitat

    Original von SteffiB
    Glaubwürdig finde ich die Geschichte auch nicht, kein Stück. Aber das stört mich nicht im Geringsten. Mir macht das Buch einfach Spaß, vielleicht sogar aus genau diesem Grund – einfach eine Frage des persönlichen Geschmacks, würde ich sagen. Ich mag Geschichten, die ein wenig neben der Realität angesiedelt sind.


    :grin


    Ich teile deine Meinung über gute Literatur und deinen Buchgeschmack anscheinend auch. Leider habe ich nur phasenweise wirklich Bindung zu dem Roman gefunden. Ist halt so!


    :wave

  • Zitat

    Original von SteffiB
    Ich mag Geschichten, die ein wenig neben der Realität angesiedelt sind.


    Gelegentlich mag ich so etwas auch recht gern. Aber "schräge" Geschichten in Zusammenhang mit Kindesmissbrauch - passt für mich irgendwie nicht.
    Allerdings war das ja nur einer meiner Kritikpunkte.
    Nebenbei gesagt kann ich nicht ausschließen, dass einiges von meinem Unwohlfühlen mit diesem Buch auf den wegen meiner Enttäuschung hinsichtlich des mich irreführenden Rückseitentextes verursachten schlechten Einstieg in die Lektüre zurückzuführen ist.
    Aber die Geschmäcker sind halt verschieden und von diesem Buch abgesehen war der März ein optimaler Lesemonat für mich :-]

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Endlich komme ich auch dazu hier etwas zu posten.
    Die Geschichte gefällt mir und sie liest sich so herrlich leicht weg, obwohl sie natürlich einfach nur ein wenig verrückt ist.Die Figuren sind ein bunt zusammen gewürfelter Haufen und irgendwie auch gar nicht wirklich von dieser Welt. Jeder hat so seine eigenen Problemchen und einen wahrlich außergewöhnlichen Stil mit diesen umzugehen.


    Klappentexte lese ich übrigens für gewöhnlich nicht, da sie mich schon zu oft in die Irre geführt haben und wenn ich es einmal tue, dann verlasse ich mich nicht auf sie.


    Hier dreht sich alles um Elsa, dieses außergewöhnliche Geschöpf bei dem sich alle im Dorf fragen, wer wohl wirklich der Vater ist. Mal sehen, ob sich das noch klärt. Sie fühlt sich einsam und sucht nach Nähe. Karl würde ihr diese Nähe geben und noch viel mehr, aber da ist eben auch noch Lorenz. Ob die Brüder ein Team bleiben oder sich entzweien?


    Ich mag den Erzählstil der Autorin,ihre Andeutungen und ihren Humor. Es stört mich gar nicht, dass hier eigentlich alles anders ist.

  • Zitat

    Original von maikaefer


    Gelegentlich mag ich so etwas auch recht gern. Aber "schräge" Geschichten in Zusammenhang mit Kindesmissbrauch - passt für mich irgendwie nicht.
    Allerdings war das ja nur einer meiner Kritikpunkte.
    Nebenbei gesagt kann ich nicht ausschließen, dass einiges von meinem Unwohlfühlen mit diesem Buch auf den wegen meiner Enttäuschung hinsichtlich des mich irreführenden Rückseitentextes verursachten schlechten Einstieg in die Lektüre zurückzuführen ist.
    Aber die Geschmäcker sind halt verschieden und von diesem Buch abgesehen war der März ein optimaler Lesemonat für mich :-]


    Nach einer langen, von äußeren Umständen bedingten Lesepause (ich hatte einfach nicht den Kopf frei), will ich hier nun nachposten.

    @ Maikäfer:

    Ship me somewhere's east of Suez,
    where the best is like the worst,
    where there aren't no ten commandments
    an' a man can raise a thirst


    Kipling

  • @ SteffiB: Gelesen und verstanden.
    Mir konnte natürlich auch nicht verborgen bleiben, dass die Mehrheit hier mein teilweises Unbehagen dem Buch gegenüber nicht teilt.
    Aber ich wiederhole noch einmal:
    Ich kann nicht ausschließen, dass einiges von meinem Unwohlfühlen mit diesem Buch auf den wegen meiner Enttäuschung hinsichtlich des mich irreführenden Rückseitentextes verursachten schlechten Einstieg in die Lektüre zurückzuführen ist.
    Sprich: Wenn ich einmal "vergnatzt" bin, auch, wenns möglicherweise an mir und weniger am Buch liegen sollte, kommt letzteres dann nur schwer in meinen "Sympathiebereich" zurück. Obwohl ich nicht abstreite, dass die Autorin gut erzählen kann und bemerkenswerte Formulierungen schaffte. :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von maikaefer ()

  • Mich hatte das Buch schon nach den ersten Sätzen gepackt. Die Sprache ist toll und die Autorin versteht wahrlich ihr Handwerk!


    Doch skurril sind die Personen allemal: Hannah, die vom Balkon springt, die Kratzlerin und ihr Herzjesulein, das Murmeltier (den ich total toll finde) und natürlich Elsa. Den armen kleinen Karl darf man natürlich auch nicht vergessen.