'Elsa ungeheuer' - Seiten 163 - 241

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    Original von Saiya
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    Den Moment als Karl zum ersten Mal kokst, fand ich unglaublich traurig.
    Er ist innerlich so zerrissen. Einerseits gibt es sich dem Rausch hin, andererseits steckt ihn ihm immer noch der gute Kerl, der versucht den Menschen Trost zu spenden.
    Dieses ganze Kapitel ist voll innerer Kämpfe der Figuren. Das Lesen kostet mich hier viel Kraft.
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    Ich war ja felsenfest überzeugt, dass er widersteht, die Machenschaften durchschaut und alles hochgehen lässt. Dass er selbst aber in Irinas Abhängigkeit gerät, damit habe ich nicht gerechnet.


    Zitat

    Original von Saiya
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    Am Anfang des Abschnittes hatte ich das erst Mal eine Ahnung, was Astrid Rosenfeld uns vielleicht mit Hund und Wolf sagen möchte. Mirberg wirkt hier auf mich wie das böse Spiegelbild vom Murmeltier. Während Letzterer die Frauen verehrt hat, nutzt Mirberg sie aus. Das Murmeltier war ein selbstloser Mensch, der immer für andere da war (der Hund), Mirberg ist das genaue Gegenteil (der Wolf). Und Karl hängt irgendwo dazwischen.
    Diese Metapher zu Hund und Wolf wird im weiteren Verlauf dieses und vor allem des nächsten Abschnitts immer deutlicher, finde ich.
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    Ich finde das auch ein ganz starkes Motiv und finde, dass die Autorin es sehr kunstvoll immer wieder in die Handlung einstreut.
    Gute Idee mit Mirberg und dem Murmeltier, Saiya! Das kann man auch auf Vera und Irina übertragen. Und auf Elsas Vater (Hund) und den Onkel (Wolf). Lauter Wolfshunde in dem Roman.
    Ob die Brüder auch als so ein Wolf-Hund-Pärchen enden?

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

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    Original von harimau
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    Ist Kokain Karls Ersatzdroge, mit der er den Verlust von Elsa kompensiert oder es zumindest versucht?...


    Für mich war der Knackpunkt die immer wiederkehrende Frage, ob er ein guter Mensch sein könnte und die Frage verneint Karl. Er hat Elsa nicht gerettet und dem Onkel das rostige Messer sonstwohin gestoßen, er war nicht der gute Mensch, der sie gerettet hat, sondern Schweine-Willi (hoffentlich). Ich denke, dass er mit der Kokserei seinen Schuldgefühlen entkommen will und natürlich die Trauer um Elsa kompensiert.


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    Original von harimau
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    Macht es ihm die Droge leichter, ohne anzubetende Ikone und das durch sie vermittelte Leitbild auszukommen? Ganz offensichtlich ist Karl noch immer zu schwach, um eigene Ziele zu entwickeln und sich auf sich selbst zu besinnen, zu sich selbst zu finden. Er definiert sich weiterhin vor allem in seinem Verhältnis zu anderen, und dabei kaum jemals gleichberechtigt.
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    Ich hätte Karl stärker eingeschätzt. Zumal er ja Irina und Vera zutiefst misstraut. Und doch sucht er Vera immer wieder in der Badewanne auf. Ist sie sein Elsa-Ersatz? Vera scheint ihn anzuziehen.
    Dass er dann doch kokst, kam für mich überraschend. Trotzdem schätze ich Karl so ein, dass er irgendwie seinen Weg noch findet, hoffentlich raus aus der Szene, bei Lorenz bin ich mir nicht sicher.


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    Original von harimau
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    Nach dem Murmeltier verliert nun auch Mirberg seine Zähne durch die Faust eines Gehörnten. Klingt allerdings wesentlich weniger lustig als die amourösen Eskapaden des großen Geschichtenerzählers.
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    Daran habe ich gar nicht gedacht. Noch ein wiederkehrendes Motiv! Mal sehen, wer noch alles Zähne verliert.


    Zitat

    Original von harimau
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    Was ist das dritte Ende, von dem Irina zum Schluss dieses Abschnitts spricht? Gnade? Für Lorenz und Mirberg, von ihr gewährt? Aber in welcher Form? So wie sie einer verletzten Graugans widerfährt, Loyalität bis zur Rettung oder zum Tod?...


    Es kann ja laut Gänsebuch nur Gnade sein. Mir geistert die ganze Zeit das Wort "Gnadenschuss" im Kopf herum. Das kann ja auch ein bildlicher sein. Andromeda wurde gerettet, vielleicht akzeptiert Irina eines Tages auch das Ende der Geschichte.


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    Original von harimau
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    Hat jemand verstanden, welchen Sinn das Gleichnis (?) mit den heimlich gepflanzten Kartoffeln haben soll? :gruebel


    Für mich war es ein Akt der Rebellion gegen Irina und ihre "Herrschaft". Auf der anderen Seite eine Symbolhandlung, dass in diesem Umfeld, auf diesem "Todesacker" nichts gedeihen kann, noch nicht einmal Kartoffeln. Natürlich auch eine Sisiphos-Handlung, die zwar endlich, aber sinnlos war. Und es war aber auch wie eine rituelle Handlung, ein Bündnis zwischen Karl und Jaap.
    Vielleicht auch nichts von alldem. :chen

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin