'Elsa ungeheuer' - Seiten 242 - Ende

  • Mich hat das Buch beeindruckt .. der Schreibstil, die Geschichte...


    wenn vielleicht auch etwas geballt und ab und an etwas überzeichnet, sind ich die Charaktere doch sehr realistisch.


    Irinas Fixierung auf Andromead und die Altersangabe.. ja das ist wohl Absicht das es nicht geklärt wird...so kann jeder Leser seine eigene Erklärung dafür finden ;-). Es ist überhaupt viel Raum um sich um die Personen, das Geschehen seinen eigenen Reim zu machen. :-)


    Meine Vermutung ist ja das Irina als sie so alt war evtl in einer Lebenslage war in der sie sich sehr einsam, verlassen fühlte und da evtl das Bild zum erstmal gesehen hat, da sie sich da vielleicht wirklich verstanden fühlte .. was ihr so kein Mensch geben konnte in ihrem Umfeld.Das Bild hat ihr vielleicht damals etwas gegeben ein intensives Gefühl an dem sie ihr Leben lang festgehalten hat.


    Karl ist eine sehr starke Persönlichkeit, er hat von sich aus die Sucht und das allein hinter sich gelassen und hat sich ganz bewußt für sein neues Leben entschieden. Ich denke nicht das er in die Fusstapfen seines Vaters tritt nur weil er den Hof behält und weiter bewirtschaftet .. er ist eine andere Persönlichkeit.


    Die Kunstszene .. tja wie auch in anderen Bereichen werden da die gerade aktuellen Größen oft *gemacht* .. sie werden so find ich *künstlich* aufgebaut...das ist durchaus üblich.


    Die Erbverteilung fand ich dann doch sehr interessant.


    Das Elsa weggegangen ist weil sie ein Baby von Lorenz bekommt .. auf die Idee wär ich nicht gekommen .. das da was läuft war mir schon bewußt.


    Ich werd auch sehen das ich das erste Buch der Autorin auftreib das möcht ich auf alle Fälle lesen

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    c0624.gif Sommer in der kleinen Bäckerei am Strandweg--Jenny Colgan

    Chroniken von Deverry 2 --Katharine Kerr
    Drachenelfen , die Windgängerin -- Bernhard Hennen

  • Da hat sich Karl tatsächlich noch einmal auf den Weg gemacht und Elsa in Texas besucht und hört von ihr die ganze bitterliche Wahrheit. Der Kampf zweier Brüder um das Herz eines Mädchens. Und gewonnen hat doch keiner.


    Irgendwie hat mich das tief berührt.


    Von Irina hätte ich mir ein wenig mehr gewünscht. Was das alles mit ihr auf sich hatte, ist mir ein Rätsel.


    Ansonsten hat mich das Buch gut unterhalten. Doch der erste Abschnitt über die Kindheit gefiel mir besser, als der zweite Abschnitt. Doch beide mussten sein. Sie gehören untrennbar zusammen.


    Ein tolles Buch und ich bin froh, dass ich es lesen durfte!


    Danke! für die tolle Leserunde!

  • Ich staune darüber, dass einige meinen, Elsa hätte am Ende ihr Glück gefunden. Mit einem Mann, den sie für dumm hält und nicht liebt, der ihr Bett nicht teilt und sich kaum traut, sie zu berühren; umgeben von Menschen, die sie nicht ausstehen können? Ihr einziges Glück ist Anton, aber den hätte sie auch ohne Texas und das ganze Drumherum, ist er doch nicht Schweine-Willis Sohn. Sie wird nicht mehr missbraucht, insofern hat sich etwas Essentielles verbessert, als sie die Notlösung gewählt hat, aber das große Los im Leben sieht doch wohl anders aus? Ich würde es das kleinere Übel nennen.


    Bezeichnend finde ich, dass sie ihrem Sohn die Geschichten des Murmeltieres erzählt, weil es das einzig Gute ist, das sie selbst erfahren hat und weitergeben kann.


    Ein großes Thema des Romans wurde - so ich nichts überlesen habe - in der LR eigentlich noch gar nicht besprochen, nämlich "Hunde und Wölfe". Sicher ist es kein Zufall, dass die beiden Teile des Romans so benannt sind. Mehrfach wird im Text die Frage "Hund oder Wolf?" gestellt, u.a. von Karl in Bezug auf Lorenz und auch auf sich selbst (vor dem Spiegel), ebenso auf Elsas Medaillon. Wofür steht dieses hier als Gegensatz verwendete Paar? Gut - Böse, unschuldig - schuldig, gefügig - unzähmbar, selbstbestimmt - fremdbestimmt? In dieser Hinsicht besonders interessant ist der Dialog mit Matthew auf Seite 261 ("Was wissen Sie über Wölfe und Hunde...")


    Im selben Zusammenhang sehe ich das mehrfach behandelte Thema "Unschuld". Das Murmeltier gelangt zu der Erkenntnis, dass man sie nicht zwischen den Beinen trägt (und dort verliert), sondern dass gerade die vielen Frauen seine Unschuld gerettet haben. Es geht also definitiv nicht um die Unschuld des Körpers, sondern die der Seele. Später im Text denkt Karl über seine eigene Unschuld nach - leider finde ich die Stelle nicht wieder. :fetch Ist es ein Symbol für zurückgewonnene Unschuld oder zumindest die Sehnsucht danach, als er den Hund klaut?


    In denselben Kreis gehört die mehrfach (u.a. von Lorenz und Vera) an Karl gestellte Frage: "Willst du ein guter Mensch sein?". Die Antwort ist für Karl nur im Zusammenhang mit seiner Beobachtung von Elsas Missbrauch zu finden, wie der Dialog mit Vera auf Seite 184/185 zeigt ("Reicht das Wollen, um ein guter Mensch zu sein?"). Die (Nicht-)Bewältigung dieser Situation zieht sich wie ein roter Faden durch sein Erwachsenenleben, soweit im Roman geschildert.


    Rätselhaft bleibt mir in Stücken weiterhin der Epilog. Wieder taucht der Begriff "Gnade" auf. Die dritte Lösung? Kurz dachte ich, dass der Begriff ironisch verwendet wird, aber das erscheint mir doch zu billig. Wollte Irina tatsächlich Gnade walten lassen, indem sie das zerstörerische Spiel um Lorenz und Mirberg Kraft ihres letzten Willens beendet, nur um dann von einem gnadenlosen Schicksal überstimmt zu werden? Oder erreicht sie dieses Ziel auf verschlungenen Pfaden tatsächlich, indem die Beteiligten alles Materielle verlieren und so mehr oder weniger ihre Unschuld wiederfinden? :help


    Astrid Rosenfeld hat einen wunderbaren Roman geschrieben, der manche Frage offenlässt und mich auch nach der letzten Seite weiter beschäftigt. So macht mir das Lesen Spaß. Von mir gibt es 10 Punkte dafür.


    LG harimau :wave

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Zitat

    Original von harimau
    Ein großes Thema des Romans wurde - so ich nichts überlesen habe - in der LR eigentlich noch gar nicht besprochen, nämlich "Hunde und Wölfe". Sicher ist es kein Zufall, dass die beiden Teile des Romans so benannt sind. Mehrfach wird im Text die Frage "Hund oder Wolf?" gestellt, u.a. von Karl in Bezug auf Lorenz und auch auf sich selbst (vor dem Spiegel), ebenso auf Elsas Medaillon. Wofür steht dieses hier als Gegensatz verwendete Paar? Gut - Böse, unschuldig - schuldig, gefügig - unzähmbar, selbstbestimmt - fremdbestimmt?


    Ich sehe in dem Begriffspaar Hund-Wolf eigentlich keine Gegensätzlichkeit sondern vielmehr die Beliebigkeit einer Entscheidung oder Sichtweise. Egal ob Hund oder Wolf, beide ordnen sich einem Leittier unter, sind sich optisch ähnlich.


    Ob man sich nun für den Hund oder den Wolf entscheidet macht nicht viel Unterschied. Selbstbestimmt ist im Grunde keiner der beiden. Der eine vielleicht etwas wilder als der andere, aber letztendlich ist ihr Schicksal ein ähnliches.


    Ich sehe es eher als Zuordnung der beiden Brüder: Karl ist der Hund, Lorenz der Wolf. Unterschiedlich im Gemüt, aber letztendlich landen sie am gleichen Punkt. Beide von Drogen gezeichnet, von Elsa beeinflusst, gescheitert in ihren Bemühungen, zurück in der bescheidenen Heimat.

  • Zitat

    Original von harimau
    Ich staune darüber, dass einige meinen, Elsa hätte am Ende ihr Glück gefunden. Mit einem Mann, den sie für dumm hält und nicht liebt, der ihr Bett nicht teilt und sich kaum traut, sie zu berühren; umgeben von Menschen, die sie nicht ausstehen können? Ihr einziges Glück ist Anton, aber den hätte sie auch ohne Texas und das ganze Drumherum, ist er doch nicht Schweine-Willis Sohn. Sie wird nicht mehr missbraucht, insofern hat sich etwas Essentielles verbessert, als sie die Notlösung gewählt hat, aber das große Los im Leben sieht doch wohl anders aus? Ich würde es das kleinere Übel nennen.


    Elsa hat sich weder für den Hund noch den Wolf entschieden, sondern für das Schwein. Sie hatte schlechte Karten in einem miesen Spiel und versucht, sie bestmöglich auszuspielen. Mehr war einfach nicht drin. Glück nenne ich das auch nicht.

  • Glück liegt im Auge des Betrachters :gruebel


    Elsa hat Frieden gefunden , Willi liebt sie wohl abgöttisch,respektiert und achtet sie und vorallem er behütet sie und ist wohl wann immer sie ihn braucht und ihm das sagt /zeigt auch für sie da.Sie hat das bei ihm gefunden was es wohl bisher in ihrem Leben nicht gab und vorallem auch er fordert nichts von ihr sondern liebt sie einfach so, weil sie ist wie sie ist.


    sie hat glaub ich Frieden gefunden und das ist auch eine Form von Glück

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  • Zitat

    Original von Dreamchen
    Glück liegt im Auge des Betrachters :gruebel


    Elsa hat Frieden gefunden , Willi liebt sie wohl abgöttisch,respektiert und achtet sie und vorallem er behütet sie und ist wohl wann immer sie ihn braucht und ihm das sagt /zeigt auch für sie da.Sie hat das bei ihm gefunden was es wohl bisher in ihrem Leben nicht gab und vorallem auch er fordert nichts von ihr sondern liebt sie einfach so, weil sie ist wie sie ist.


    sie hat glaub ich Frieden gefunden und das ist auch eine Form von Glück


    Das ist wohl einerseits eine Frage der Definition, andererseits der persönlichen Ansprüche. Sich ein Leben lang in einem ungastlichen Loch zu verstecken, nur weil man dort vor der Katze sicher ist, mag selbst einer Maus auf Dauer zu wenig sein. Was sind Willis Liebe, Respekt etc. wert, wenn sie nichts davon zurückzugeben vermag? :gruebel

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    Andreas Altmann

  • Zitat

    Original von Rosha
    Ich sehe in dem Begriffspaar Hund-Wolf eigentlich keine Gegensätzlichkeit sondern vielmehr die Beliebigkeit einer Entscheidung oder Sichtweise.


    Das überzeugt mich nicht, weil es nicht erklärt, warum der Frage "Hund oder Wolf" so viel Bedeutung beigemessen und im Text wieder und wieder Bezug darauf genommen wird. Auf Seite 217 (Ende oberer Absatz) und Seite 219 (Wieder Ende oberer Absatz) wird suggeriert, dass die jeweilige Antwort für Karl einen entscheidenden Unterschied machen würde. Auch die Wiederaufnahme des Themas in der Unterhaltung mit Matthew (S. 261) deutet darauf hin (Sinngemäß: Wenn Karl den Unterschied nicht erkennt, sei er verloren). Oder verstehe ich dich möglicherweise falsch? :gruebel


    Zitat

    Egal ob Hund oder Wolf, beide ordnen sich einem Leittier unter, sind sich optisch ähnlich.


    Gerade weil sie äußerlich so schwer auseinanderzuhalten sind, vermute ich, dass ihre von Karl vermuteten Charaktere symbolisch für etwas Tieferes stehen. Man muss sehr genau hinschauen, um den Unterschied zu erkennen. Wozu sollte Karl das tun, wenn er ihn nicht für bedeutungsvoll hielte?


    Zitat

    Ob man sich nun für den Hund oder den Wolf entscheidet macht nicht viel Unterschied. Selbstbestimmt ist im Grunde keiner der beiden. Der eine vielleicht etwas wilder als der andere, aber letztendlich ist ihr Schicksal ein ähnliches.


    Meiner Meinung nach geht es hier weniger um das konkrete Schicksal der beiden, sondern um die von mir schon weiter oben angesprochenen Fragen nach Unschuld und dem "ein guter Mensch sein" wollen. Um Gut und Böse? Wird der Hund als Freund und Beschützer des Menschen, der Wolf als Bedrohung desselben gedeutet?


    Zitat

    Ich sehe es eher als Zuordnung der beiden Brüder: Karl ist der Hund, Lorenz der Wolf.


    Demzufolge würde der erste Teil des Romans Karl, der zweite Lorenz zugeordnet sein. Dass kann ich inhaltlich, von den Prioritäten her, nicht erkennen.


    Zitat

    Unterschiedlich im Gemüt, aber letztendlich landen sie am gleichen Punkt. Beide von Drogen gezeichnet, von Elsa beeinflusst, gescheitert in ihren Bemühungen, zurück in der bescheidenen Heimat.


    Dem würde ich, so allgemein formuliert, zustimmen.


    LG harimau :wave

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Zitat

    Original von harimau
    Ich staune darüber, dass einige meinen, Elsa hätte am Ende ihr Glück gefunden. Mit einem Mann, den sie für dumm hält und nicht liebt, der ihr Bett nicht teilt und sich kaum traut, sie zu berühren; umgeben von Menschen, die sie nicht ausstehen können? Ihr einziges Glück ist Anton, aber den hätte sie auch ohne Texas und das ganze Drumherum, ist er doch nicht Schweine-Willis Sohn. Sie wird nicht mehr missbraucht, insofern hat sich etwas Essentielles verbessert, als sie die Notlösung gewählt hat, aber das große Los im Leben sieht doch wohl anders aus? Ich würde es das kleinere Übel nennen.


    Mhm. Im Prinzip stimme ich dir zu. Dennoch hatte ich beim Lesen den Eindruck, dass es für Elsa persönlich mit ihrem Charakter eine gute Entscheidung war und sie an dem Ort auch durchaus... zufrieden ist. Vielleicht nicht glücklich und vielleicht hätte sie sich etwas anderes gewünscht, bzw. würde ihre Situation ändern, wenn anstatt Karl sein Bruder gekommen wäre, aber sie scheint mir nicht unzufrieden zu sein. So habe ich die Atmosphäre beim Lesen jedenfalls empfunden.
    Vielleicht fehlt ihr auch der Mut ihre Situation in die Hand zu nehmen?
    Willi ist für sie einerseits Rettung, heilende Medizin, andererseits aber auch eine neue "Abhängigkeit", weil er so gut zu ihr ist und sie dadurch vielleicht das Gefühl hat bei ihm bleiben zu müssen, auch wenn er nichts einfordert.


    Bezüglich Wölfe & Hunde: Ist mir durchaus aufgefallen, aber ich habe für mich selber auch keine schlüssige/ befriedigende Erklärung gefunden und es deswegen nie angesprochen... :gruebel Vielleicht steht dieses verworrene Bild auch einfach für die Verwirrung ansich? Die Komplexität des Lebens. Es ist so schwer zu unterscheiden und selbst wenn man es könnte, was brächte es? Ich hatte auch das Gefühl, dass es quasi "lebensnotwendig" (für Karl) ist den Unterschied zu kennen. Aber warum? Das wird nirgends auch nur angedeutet, oder habe ich das übersehen?


    Ich hatte auch das Gefühl, dass Karl eine große Schuld und Scham mit sich trägt und gerade diese mächtigen Gefühle auch dafür gesorgt haben, dass er in die Drogenszene abgerutscht ist und sich selber derart aufgegeben hat. Er will ein guter Mensch sein, aber er hält sich nicht für einen, er fühlt sich schuldig, weil er seine eigenen Anforderungen nicht erfüllen konnte und nun mit dem Wissen und dem Schweigen leben muss.

  • Zitat

    Original von Cith
    Bezüglich Wölfe & Hunde: Ist mir durchaus aufgefallen, aber ich habe für mich selber auch keine schlüssige/ befriedigende Erklärung gefunden und es deswegen nie angesprochen... :gruebel Vielleicht steht dieses verworrene Bild auch einfach für die Verwirrung ansich? Die Komplexität des Lebens. Es ist so schwer zu unterscheiden und selbst wenn man es könnte, was brächte es? Ich hatte auch das Gefühl, dass es quasi "lebensnotwendig" (für Karl) ist den Unterschied zu kennen. Aber warum? Das wird nirgends auch nur angedeutet, oder habe ich das übersehen?


    Explizit erklärt hat sich die Autorin diesbezüglich nicht, dennoch scheint es mir immens wichtig, ohne dass ich eine überzeugende Interpretation liefern könnte. :help Bisher schweben mir, wie ich schon schrieb, nur einige diffuse Ideen im Kopf herum.


    Zitat

    Ich hatte auch das Gefühl, dass Karl eine große Schuld und Scham mit sich trägt und gerade diese mächtigen Gefühle auch dafür gesorgt haben, dass er in die Drogenszene abgerutscht ist und sich selber derart aufgegeben hat. Er will ein guter Mensch sein, aber er hält sich nicht für einen, er fühlt sich schuldig, weil er seine eigenen Anforderungen nicht erfüllen konnte und nun mit dem Wissen und dem Schweigen leben muss.


    Das bringt es gut auf den Punkt. :write

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Zur Hund-Wolf-Debatte:


    Von einer Freundin habe ich das Diogenes Frühlingsmagazin bekommen. Ein Interview mit Astrid Rosenfeld ist dort abgedruckt. Sie wurde gefragt:


    Besonders ein Bild zieht sich als Leitmotiv durch den ganzen Roman: "Wer den Schatten eines Hundes nicht von dem eines Wolfes unterscheiden kann, ist für immer verloren." Wofür steht dieser Satz?


    Antwort von Frau Rosenfeld:


    Schatten haben etwas Verzerrtes, Unheimliches an sich, sind nicht recht zu fassen. Bei diesem Bild der zwei Schatten geht es mir um einen Unterschied den man eigentlich nicht mit den Augen erkennen kann, man muss ihn mit dem Instinkt erfassen. Ganz konkret gibt es im Roman auch diesen kleinen Kettenanhänger, den Elsa um den Hals trägt, von dem man nie weiß, ob es ein Hunde- oder ein Wolfskopf ist. Und das ist die Frage, die sich Karl, der Ich-Erzähler, immer wieder stellt: Ist dieser Mensch mein Freund, oder zerfetzt er mich gleich? Was ist wahr, was ist nicht wahr? Was glaube ich nur, was ist Realität?


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    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. Franz Kafka

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  • Zitat

    Original von Nabi


    Eine Stelle die mir in diesem Abschnitt besonders gefallen hat war:


    "Ich konnte ihm verzeihen, dass er sich genommen hatte, was mir das Liebste war.
    Ich konnte ihm nicht verzeihen, wie unachtsam er es behandelt hatte."


    Dieses Zitat finde ich auch besonders schön. Es macht die Handlung zu etwas besonderem. Es zeigt wie sehr Karls Handeln eigentlich auf seinen Bruder fixiert war und wie wenig er für sich selbst getan hat. Nun hat er wieder zu sich gefunden, seine Ruhe gefunden. Das hat mir gut gefallen. Eigentlich war wirklich Karl die Hauptfigur, aber er war von Elsa besessen. Nun ist er mehr oder weniger kuriert.


    Ich muss zugeben, dass mir dieser letzte Abschnitt am allerbesten gefallen hat. Die Künstlerwelt war mir wohl etwas zu verrückt.


  • Das ist wirklich sehr interessant zu wissen, weil ich persönlich diese Hund-Wolf Thematik auch mehr überlesen habe, weil ich mir keinen richtigen Reim darauf machen konnte.

  • Zitat

    Ich bin hier, weil ich den Schatten eines Wolfes nicht von dem eines Hundes untetrscheiden kann.


    Ich denke, dieses Zitat ganz am Anfang dieses Abschnitts fast sehr gut zusammen, was Karl im Leben durchgemacht hat, was ihn von seinem Heimatdorf in den Raus und nun auf diese Farm und zu Elsa getrieben hat.


    Sehr berührt hat mich Elsas Gutenachtgeschichte und ihr Satz zu ihrem Sohn: "Gute Nacht, du herrliches Kind." Ich glaube, hier erkennt man ganz gut, dass Elsa zwar nicht das Leben führt, was sie sich erträumt hat, aber sie hat ihr Kind, das ihr einen gewissen inneren Frieden schenkt und alles ertragen lässt. Schweine-Wille muss sie jedenfalls sehr lieben, dass er das alles mitträgt. Einfach ist es sicherlich für beide nicht.


    Nun ist Karl daran, seinen inneren Frieden wiederzufinden. Bei Matthew macht er damit den Anfang. Ich glaube, er hat hier das erste Mal das Gefühl bekommen, dass er es schaffen kann, dass er das überleben wird.


    Zitat

    So hat anscheinend jeder seine Geschichte


    Das ist ja eines der Zitate, die dieses Kapitel prägen und Bezug nehmen auf Karls Gedanken aus dem zweiten Kapitel.


    Zitat

    Mach man das nicht ständig? Außer Acht lassen, dass die Menschen, die in unser Leben treten, bereits ihre Geschichten, Wunden und Geheimnisse besitzen, die rein gar nichts mit uns zu tun haben?


    Ich finde sowieso, dass hier die Verknüpfung oder Gegenüberstellung der Teile "Hunde" und "Wölfe" immer stärker zu spüren ist.
    Am Ende des "Hunde-Teils" steht die Unschuld, am Ende der "Wölfe" die Gnade.


    Ich empfinde hier deshalb auch eine große Verbindung zwischen Irina und Elsa, die nicht nur mit der Andromeda zu tun hat. Hat Irina sich am Ende für den Wolf entschieden und Elsa für den Hund? Wer hat mehr Seelenfrieden gefunden?
    Das Murmeltier steht auch für mich für den Hund, die Mirbergs für den Wolf.
    Karl und auch Lorenz werden zwischen den beiden Teilen zerrieben. Ein wirkliches Happy Ende findet am Ende niemand, nur ein bisschen Frieden und eine Chance zu leben.


    Ich habe mir mal die Definitionen von "Unschuld" und "Gnade" angeschaut. Beides steht in Verbindung mit "Erlösung". Das finde ich im Zusammenhang mit Lorenz "Ewigkeit" und die Auflösung des untersten Motivs, die gekrönte, von allen Fesseln befreite Königen, sehr faszinierend.

  • Zitat

    Original von Rosenstolz
    Mit dem Gedanken an den Titel des Coverbildes "Birdaid" und der Assoziation "Bunte Vögel" kann ich sehr gut leben.
    Dieser letzte Abschnitt hatte wahrlich etwas versöhnendes und hoffnungsvolles. Ich finde es schön, dass die Brüder an ihren Heimatort zurück gekehrt sind.
    Vielleicht gelingt ihnen nun ein Leben, welches beide einigermassen glücklich und zurfrieden macht.


    Ich habe es nicht so verstanden, dass Lorenz an seinen Heimatort zurückgekehrt ist. Er hat sein Werk dorthin zu den verrosteten Autos verfrachtet und ist dann wieder gegangen.


    Zitat

    "Karl, wie findet man wieder, was man verloren hat?"
    "Mach die Augen auf", sagte ich meinem Bruder.
    Mit einem Koffer in der Hand begab er sich auf die Suche.
    Gnade.


    Ob er am Ende seiner Suche vielleicht seinen Sohn kennengelernt oder zumindest Frieden gefunden hat? Wer weiß...

  • Zitat

    Original von Saiya


    Ich habe es nicht so verstanden, dass Lorenz an seinen Heimatort zurückgekehrt ist. Er hat sein Werk dorthin zu den verrosteten Autos verfrachtet und ist dann wieder gegangen.


    Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, aber ich denke, ich meinte mit zurückkehren diesen letzten Besuch.
    Quasi so eine Art abschliessen mit der Vergangenheit........... :wave

  • Zitat

    Original von Rosenstolz


    Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, aber ich denke, ich meinte mit zurückkehren diesen letzten Besuch.
    Quasi so eine Art abschliessen mit der Vergangenheit........... :wave


    Ich habe irgendwie verdrängt, dass das Lesen des Buches bei dir ja schon länger her ist. Danke für deine Antwort. :wave