Mini-Leserunde: Die Frau mit dem Hund - Birgit Vanderbeke

  • Nachdem die Rezension von Andrea Martini zu diesem Buch so ansprechend war, sind wir schon drei, die Interesse zeigen. Der Termin steht noch nicht fest.
    Möchte noch jemand?
    Wann wir starten ist noch offen.


    Bisher dabei:


    Herr Palomar
    ginger ale
    Lesebär
    Andrea Martini
    Voltaire




    ____________________________________________________________

  • Ich würde auch gerne mitlesen, muss mir das Buch allerdings erst noch aus der Bücherei besorgen (und ggf. vorbestellen). Insofern wäre mir ein etwas späterer Starttermin (falls ein solcher überhaupt vereinbart wird) schon ganz recht.


    Welcher Termin wäre denn angedacht?

  • Mini-LR gehören eigentlich in die Rubrik "Ich lese gerade", damit jeder weiß, dass es hier eventuell zu SPOILER-Gefahr kommt... :wave


    Vielleicht kann ihn einer der Admins dorthin verschieben?

  • Danke für den Hinweis, Sonnschein. Ich habe schon zwei Leute aus dem Team per PN darum gebeten, den Thread zu verschieben.


    Zum Starttermin:


    Ich muss gestehen, dass ich es gestern nicht geschafft habe, nur ein bisschen reinzulesen, konnte nicht aufhören und schwupps, hatte ich es in einem Rutsch bis zum Abend zu Ende gelesen. damit sind wir schon zwei, die das Buch kennen.


    Da das Buch nur 149 Seiten hat, die Schrift groß ist und es keine Stopps durch Kapitel gibt, vermute ich mal, dass es bei allen wahrscheinlich ähnlich schnell gehen wird.
    Das macht aber nichts, wenn wir richtig loslegen, blättere ich gerne noch mal und lese nach...


    Lesebär, wann könnte es denn bei dir soweit sein?

  • :danke, Jane


    Da es sich um ein schmales Buch ohne Kapitel handelt und eine künstliche Einteilung deshalb wenig Sinn macht, möchte ich keine große Leserunde mit Formular daraus machen.
    "Ich lese gerade" scheint mir der sinnvollere Thread zu sein. Könntest du diesen Mini-LR-Vorschlag dorthin verschieben, bitte?

  • Zitat

    Original von ginger ale
    Lesebär, wann könnte es denn bei dir soweit sein?


    Das kann ich so konkret leider noch nicht sagen, hängt davon ab, wie schnell ich das Buch bekomme (und wann ich das nächste Mal in die Bücherei komme - vermutlich erst am Donnerstag).

  • Zitat

    Original von ginger ale
    Zum Starttermin:


    Ich muss gestehen, dass ich es gestern nicht geschafft habe, nur ein bisschen reinzulesen, konnte nicht aufhören und schwupps, hatte ich es in einem Rutsch bis zum Abend zu Ende gelesen.


    Ich habe daher jetzt auch mit den ersten Kapiteln begonnen und schon einen ganz guten Eindruck gewonnen.
    Dass es sich bei dem Distriktleben nur um eine scheinbare Utopie handelt, macht die Autorin von Anfang an deutlich. Die Leute im Distrikt 7 leben in einer Abschottung, zwar gut versorgt und sicher, aber auch begrenzt und voller Angst vor dem Fremden draußen. Als Allegorie leicht übertragbar auf das Verhalten von Ländern wie die USA nach dem 11.September, Aber bei Birgit Vanderbeke waren es anscheinend Krankheitserreger, die in panikartiger Reaktion zum Verbannen aller Haustiere führte und zur Registrierung (und damit Gleichschaltung) der Bewohner der Distrikte.
    Kein schlechter Ansatz der Autorin. Theoretisch hätte ich mir auch vorstellen können, dass die Situation anfangs vermeintlich positiv dargestellt wird und erst allmählich und schleichend die negativen Aspekte eines solchen Gesellschaftlichen Lebens erfahrbar werden. Aber das wäre dann ein anderes Buch.
    Sprachlich erinnert mich “Die Fraiu mit dem Hund” an Vanderbekes letzten Roman “Das lässt sich ändern. Insgesamt sind ihre neuen Bücher sprachlich weniger “manieriert” als ihre frühen Texte. Ob man das als Verlust oder schriftstellerische Reifung betrachtet, ist wohl Geschmackssache.

  • Ich kenne auch nicht alle alten Büchern von Birgit Vanderbeke, die mir ansonsten noch als langjährige Jurorin beim Bachmann-Preis aus dem Fernsehen bekannt ist. Ich kenne Das Muschelessen und in einen anderen Roman hatte ich mal hineingesehen, danach Jahrelang Pause bis zu ihrem Roman aus dem letzten Jahr.
    Ich bin zuversichtlich, dass Die Frau mit dem Hund mein Favorit von Birgit Vanderbeke werden könnte.
    Welches Buch von ihr magst Du am liebsten?

  • Interesse habe ich; ab Mitte Mai könnte ich mitlesen. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Voltaire - Mitte Mai kommt mir ein bisschen arg spät vor. Es geht hier um ein schmales Büchlein, das ein so routinierter Leser wie du in einem Rutsch am Nachmittag/Abend weglesen wird, also warum so lange warten?


    Birgit Vanderbekes Sprache manieriert zu nennen...interessant.
    Ich habe als allererstes "Das lässt sich nicht ändern" gelesen und empfand es als etwas sehr Besonderes, etwas ganz ganz Seltenes, sehr pointiert, witzig, schön und berührend. Gar nicht manieriert. Und wie sie mich eingesaugt hat in den Text, puhh. Wie hat sie das nur gemacht? So schreiben zu können!!! Das ist harte Arbeit, vermute ich, ein Thema so knapp und klar, so rhythmisch und durchkomponiert in jeder Hinsicht und zugleich auch verspielt auf den Punkt bringen zu können. Da beherrscht eine ihre Sprache so gut, dass ich jubeln möchte. Kein Wort zuviel, keins zu wenig, jeder Satz ein Treffer.


    Ich finde, ihre frühen Werke (ich kenne "Alberta empfängt einen Liebhaber" und "Friedliche Zeiten") zeigen den Weg, den sie genommen hat. "Alberta" kam mir wirklich manieriert vor, sehr gekonnt manieriert.
    "Friedliche Zeiten" ist für mich ein Aha-Erlebnis gewesen. Das Spiel der Wiederholung bestimmter Phrasen wird so weit getrieben, dass ich es zeitweise kaum noch aushalten konnte, weiterzulesen war unangenehm, fast schmerzhaft.
    Aber das genau ist es, was sie erzielen will, denke ich, das man/frau diesen Schmerz mitempfinden kann, den die Erzählerin empfindet. Ein kaum benennbarer Schmerz eines Mädchens, dass eigentlich gar nicht als eigenständige Person mit eigenen Wünschen vorkommt in ihrer Familie.


    Für mich ist die Sprache der Vanderbeke wie Musik, Theater (Drama) und Kabarett zugleich. Und nicht, dass dieser Mix dazu führt, dass es so ein flaches Von-allem-Etwas wird, sondern ganz im Gegenteil. Durch die ganz bewusste Reduzierung, Rhythmisierung und Zuspitzung ihrer Sprache erreicht sie die unbewussten Ebenen der Gefühle und Gedanken...
    Sehr gerne mag ich "Die sonderbare Karriere der Frau Choi" (was für ein umwerfend hinterhältiges, kluges und lächelndes Buch, wow! Da wird die Frage "Wie viel ist genug?" über die ja zurzeit gerade dicke Wälzer geschrieben werden, ganz locker, sehr konkret und sehr bildlich beantwortet. Und so poetisch...)
    "Ich sehe was, was du nicht siehst" (Kälte, Unentschlossenheit, Sehnsucht, Zweifel, Weggehen und Ankommen in Südfrankreich auf gang ganz spezielle vanderbeksche Art) ist so zwischen Manierismus und Ekstase und versonnenem Lächeln angesiedelt. Sehr gut zu lesen. Wunderschön. Bilder, die ich nicht so
    schnell vergessen kann.


    "Die Frau mit dem Hund" empfinde ich als sehr gut durchkomponiert, das Spiel mit der Wiederholung einiger Phrasen wird hier nur sparsam betrieben. Die Charaktere sind bildlich, sensibel dargestellt, "gut beobachtet", sinnlich erfahrbar. Ich mag es sehr, wie sie sich an die verschiedenen Figuren immer nur ein Stückchen annähert und dann zu einer der anderen springt, ohne jedoch den roten Faden zu verlieren. Der Spannungsbogen wird dadurch straff gespannt, die Perspektivwechsel wirken nicht lähmend, da die jeweiligen Episoden sehr kurz gefasst sind und im rechten Moment, also früh genug, abgebrochen werden.


    So, das war jetzt viel, aber hoffentlich unkonkret genug bezüglich der Handlung und der Entwicklung des Geschehens usw.
    Ich bin sehr gespannt auf weitere Details eurer Gedankenund Meinungen im Vorfeld zur Autorin Vanderbeke, bevor wir hier richtig ins Detail des aktuellen Romanes gehen können.

  • Zitat

    Original von ginger ale
    Voltaire - Mitte Mai kommt mir ein bisschen arg spät vor. Es geht hier um ein schmales Büchlein, das ein so routinierter Leser wie du in einem Rutsch am Nachmittag/Abend weglesen wird, also warum so lange warten?


    Termindruck beim Lesen mag ich nicht. Termindruck habe ich nämlich ansonsten genug. Und bis Mitte Mai sind von mir ganz einfach noch andere Bücher zu lesen. Aber macht gern einen Termin und ich werde schauen ob ich dazu stossen kann. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • @HerrPalomar,


    "Friedliche Zeiten" gehört zu meinen Favoriten. Ich empfand es ähnlich, wie ginger_ale es beschrieb. Das Umkreisen der Phrasen, die Wiederholung der Ausdrücke, das ist es, was mich persönlich tief in ihre Geschichten hineinzieht und mich mitleiden und mitfühlen lässt. Dabei schafft Birgit Vanderbeke es, einem Dinge um die Ohren zu hauen, ungeheuerliche Dinge, die einem ein Stich in die Brust versetzen. Man liest den Satz noch einmal, mag es kaum glauben, was man da eben gelesen hat. So ganz beiläufig erzählt die Figur Dinge aus ihrem Leben, die einem den Atem stocken lassen. Das begeistert mich an Birgit Vanderbekes Schreibstil, dass jeder Satz eine Überraschung bergen kann.


    Das ist in den letzten Büchern etwas verlorengegangen. Ich will damit nicht sagen, dass ihre Schreibe vorhersehbar geworden ist. Das nicht. Aber sie geht nicht mehr so brutal mit ihrem Leser um wie früher - meine ich ;-)


    "Das lässt sich ändern" hat mir von den Neueren fast am besten gefallen, vermutlich deshalb, weil die Geschichte viel mit meinem eigenen Leben zu tun hat. Ich bin in der Konsequenz nicht so weit gegangen wie die Figuren im Buch, aber auch ich habe mich aus dem Hamsterrad ausgeklinkt, um ein völlig anderes, ein einfacheres Leben zu führen.


    Ich habe sie alle in meinem Regal stehen, vom "Muschelessen" angefangen. Es würde sich lohnen, sie alle noch einmal zu lesen. Aber dazu fehlt mir momentan die Zeit. Ich habe mich auf lovelybooks für zwei Leserunden angemeldet und auf meinem Kindle wartet das Manuskript einer Bekannten zum Testlesen.
    Vielleicht lasse ich mir "abgehängt" oder "Geld oder Leben" demnächst mal wieder von ihr vorlesen. Die Hörbücher sind super!

  • @ alle


    Ich schlage - nach Absprache mit Lesebär - vor, dass jede/r das Buch individuell liest , wann's ihm/ihr passt, sich vllt. ein paar Notizen macht und dass wir am
    Freitag, 12.04.2013 beginnen uns darüber auszutauschen und zu diskutieren.


    Was sagt ihr dazu?



    Andrea


    Finde ich ja spannend, dass Du auch so angetan bist von "Das lässt sich ändern" - das ist auch mein Favorit unter den Vanderbke-Romanen. Zwar lebe ich mitten in der Stadt, aber ich fühle mich an die sehnsuchtsvollen, wilden und wunderbaren Zeiten in WGs und später Land-WGs erinnert. Damals hatten wir alle immer nur wenig Geld, arbeiteten nur so viel, dass wir gerade so über die Runden kamen, und hatten dafür viel Zeit: wir buken unser Brot selber, hatten einen Gemüsegarten, heizten mit dem Holz, das wir im Wald selbst zusammengesucht hatten, lernten Wolle zu spinnen,färbten, strickten, nähten usw. Leider löste sich das aber dann aufgrund widriger Umstände auf. Mein Denken und meine Vorstellungen sind noch immer stark beeinflusst von dieser Zeit, und es ist gut zu wissen, mit wie wenig man glücklich leben kann, wenn es genug Menschen gibt, mit denen zusammen das alles gut funktioniert.


    Edit: Rechtschreibung