Mit freundlicher Genehmigung von Ralf Isau haben wir von seiner HP die Biographie übernommen.
Ralf Isau
Die ersten Jahre (1956 – 1963):
Ralf Isau wurde 1956 in Berlin-Tempelhof geboren und wuchs im West-Berliner Stadtteil Britz auf. Seine Eltern waren einfache Leute, der Vater Elektriker, die Mutter Pelznäherin. Was sie ihrem Erstgeborenen geben konnten, waren keine goldenen Schnuller, sondern vor allem Liebe und Zuwendung. Von seiner Mutter bekam das Kind den Glauben an Gott in die Wiege gelegt, vom Vater die Neigung zu blumigen Erzählungen. Wenn Vater Isau aus seinem Leben berichtete, dann klang es immer ein wenig nach Tausendundeiner Nacht. Hin und wieder war der Junge auch verstimmt und schrie das ganze Mietshaus zusammen. Dann nahm ihn der Vater auf den Arm und spielte ihm auf der Mundharmonika vor. In diesen ersten Jahren wurde ohne Frage der Same zu einer Persönlichkeit gelegt, welche der Kunst zugeneigt ist, bei jeder passenden und manchmal auch unpassenden Gelegenheit zum Fabulieren neigt und ein starkes Gerechtigkeitsempfinden hat, das sich auf christliche Werte stützt.
Die Schulzeit (1963 – 1975):
Klein Ralf wollte nicht schon immer Schriftsteller werden, ganz im Gegenteil. Anfangs tat er sich mit alphabetischen Übungen einigermaßen schwer. Im Zeugnis der ersten Schulklasse vermerkte seine Lehrerin: „Zum Schreiben fehlt ihm noch die nötige Ausdauer.“ Zum Glück bescheinigte sie ihm auch: „Beim bildnerischen Gestalten zeigt er fantasiereiche Einfälle.“
Zeitweilig neigte Klein Ralf zum Dichten. Bis er von seinen Mitschülern ein Buch mit dem Titel Ja, ja, das kommt von das geschenkt bekam. Das Zitat stammt von Wilhelm Busch, der Inhalt des Erzählbändchens ebenfalls. Weil Ralf seinerzeit noch wenig mit Busch anfangen konnte, stellte er vorläufig das Dichten ein.
Später zeigte sich bei dem Schüler eine zunehmende Freude am Schreiben. Seine Referate band er selbst ein, damit sie etwas „Buchhaftes“ bekamen. Bei Aufsätzen reichte nie die Zeit, um seine Gedanken zu Papier zu bringen. Wenn die Pausenglocke schellte, dann musste irgendwie schnell noch der Schluss herbeigezaubert werden. Oft gelang das sogar. Hier entwickelte sich ein Sinn für Dramatik.
Lehrjahre sind keine Herrenjahre (1975 – 1978
Nach dem Abitur weigerte sich Ralf dem Wunsch des Vaters nachzukommen und auf eine Universität zu gehen. Er wollte kein „arbeitsloser Akademiker“ werden, sondern seinen Lebensweg nach eigenen Vorstellungen gestalten. In einer Ausbildung zum DV-Kaufmann lernte er Kaufmännisches, was er mit stoischer Gelassenheit auf sich nahm, und das Programmieren, an dem er viel Freude fand. Hier entstand sein erstes Buch: Eine Kurzreferenz für die Programmiersprache COBOL. Unvermittelt hatte sich Ralf als Experte zu erkennen gegeben. Von da an, holte sich der Lehrer immer wieder Rat bei seinem Schüler, wenn es um den strengen Formalismus der kaufmännisch orientierten Programmiersprache ging.
Berufsstart (1978 – 1988
Das Kaufmannsleben selbst war nicht unbedingt Isaus Vision seiner beruflichen Zukunft. Er suchte sich daher sogleich nach der mit Auszeichnung bestandenen Berufsausbildung eine Stelle als Organisationsprogrammierer. Eigentlich war er nun eine eierlegende Wollmilchsau: Verkauf, Beratung, Formulargestaltung, betriebliche Aufbau- und Ablauforganisation, Erstellung und Ausarbeitung von Programmkonzepten, natürlich die Programmierung, das Schreiben von Benutzerhandbüchern, die Installation von Software und die Schulung von Anwendern - das und noch Einiges Mehr gehörte zu seinen Aufgaben. Beim ersten Arbeitgeber lernte er sehr viel. Aber doch wenig, woran man den künftigen Schriftsteller hätte erkennen können.
Der Schriftsteller Ralf Isau (1988 bis heute):
Der Erstling — Die Neschan-Trilogie entsteht:
Es begann an einem regnerischen Dezembertag im Jahre 1988. Seit einiger Zeit ging Ralf Isau die Idee zu einer Geschichte im Kopf herum. Inzwischen war er Vater einer neunjährigen Tochter und er konnte sich für die kleine Mirjam kein schöneres Geschenk vorstellen als ein selbst verfasstes Buch. Richtig dick sollte es sein, ein Schmöker, den man unter der Bettdecke noch mit der Taschenlampe weiterliest, wenn die Eltern längst zum Schlafen mahnen. Ein Titel war schnell gefunden: Die Träume des Jonathan Jabbok.
Ein Drache als Lückenbüßer:
Der Hobby-Schriftsteller hat bald bemerkt, dass der gesteckte Zeitrahmen viel zu knapp bemessen war. Die Geschichte schien sich für ihn zu einer unendlichen auszuwachsen. Ein Alptraum war das gerade nicht, denn das Schreiben bereitete ihm großes Vergnügen. Aber als die ersten drei Jahre des Schaffens sich dem Ende näherten und bestenfalls die Hälfte des des Romans geschrieben war, kündigte sich ein Dilemma an. Sollte Mirjam wirklich leer ausgehen? Wie wäre es dann um die väterliche Glaubwürdigkeit bestellt? Zum Glück wurde der solcherweise in Nöte geratene Schriftsteller zu diesem Zeitpunkt krank.
Unpässlichkeiten, sobald sie im Abklingen begriffen sind, lösen bei Isau bisweilen kreative Prozesse aus. So auch in diesem Fall. Das Fieber hatte die Ablagerungen des Alltagsstresses weggebrannt und am Tage vor der Rückkehr ins Arbeitsleben fühlte sich unser Autor auch schon wieder ganz kräftig. Der Schaffensdrang rührte sich. Immer noch brauchte er einen literarischen „Rettungsring“, der die Lücke bis zur Fertigstellung des Mammutwerkes schließen und die Glaubhaftigkeit des väterlicher Versprechens bewahren konnte. So setzte er sich morgens an seinen Computer und begann ein Märchen zu schreiben. Eine Zeichnung hatte ihn zu dieser kleinen Geschichte inspiriert. Auf Mirjams Malblock war eine Landkarte entstanden. Das Mädchen hatte, wie Kinder eben so sind, dem Papa nachgeeifert. Beim Schreiben seines dicken Romans war nämlich auch so eine Landkarte entstanden, die der Welt Neschan ein Angesicht geben sollte. Davon angeregt, schuf Mirjam nun ihr eigenes kleines Reich, das sie Drahtigistan nannte. Das Land besaß einen Dachenberg, einen Drachensee, eine Wüste namens Sahi und noch einiges mehr, was ein ordentliches Märchenkönigreich so braucht. Dem Drachen Gertrud, Isaus erster Buchveröffentlichung, hauchte diese kindliche Zeichnung Leben ein. Nachdem der Schluss gefunden, der letzte Punkt gesetzt war, wurde die Geschichte im Miniaturformat ausgedruckt und daraus ein winziges Büchlein gebunden. Hiernach borgte sich Isau von seiner Frau einen Lederstiefel. Aus dessen Schaft schnitt der handwerklich nicht ganz unbegabte Hobbyliterat ein Fenster aus und gab der Frau den Stiefel zurück (den sie aus irgeneinem Grunde bis heute nicht mehr angezogen hat). Das rechteckige Lederstück wurde zu einem wertvollen Bucheinband. Und so bekam die inzwischen zwölf Jahre alte Mirjam doch noch rechtzeitig ihr versprochenes Buch. Der Vater war gerettet. Endlich konnte er in Ruhe weiterschreiben.
Eine Tellerwäschergeschichte:
Wie kommt man an einen Verlag? Diese Frage stellte sich Isau zunächst gar nicht. Wenigstens nicht ernsthaft. Einige zaghafte Versuche, seinen Drachen einem Verlagshaus schmackhaft zu machen, hatte er unter dem Eindruck monotoner Ablehnungsschreiben schnell wieder aufgegeben. Wozu? Er hatte ja doch nur für Mirjam schreiben wollen und dieser Traum war Wirklichkeit geworden. Aber dann kam doch alles ganz anders. Und nun beginnt ein wirklich phantastisches Kapitel seiner Schriftstellerlaufbahn, eines von jener Art, die gemeinhin als Tellerwäschergeschichte umschrieben wird.
Im Herbst 1992 hatte sich in Stuttgart ein großer Schriftstellerkollege angemeldet, um aus seinen Büchern lesen zu lassen und höchstselbst das Leben eines Erfolgsautors zu porträtieren. „Schenk ihm doch deinen Drachen Gertrud“, sagte Isaus Ehefrau am Abend zuvor. Warum nicht?, dachte sich der und verschwand in den Keller. Stunden später lag ein weiteres Exemplar vom Drachen Gertrud auf dem Tisch. Es war zwar nur in Pappe eingebunden, aber immerhin hatte sich die Auflagenzahl des Frühwerkes sprunghaft verdoppelt: auf stattliche zwei! Der bewunderte Kollege bekam die Paperbackfassung des Drachen. Er bedankte sich lächelnd und wie ein normaler Mensch, von Starallüren keine Spur. Übrigens hieß er Michael Ende. Isau war beeindruckt.
Einige Wochen später flatterte ein Brief ins Haus Isau. Er stammte vom Stuttgarter Thienemann-Verlag. Der Inhalt überraschte den Jungautor: Herr Isau, uns ist da eine nette Geschichte von Ihnen in die Hände gefallen, sie handelt von einem Drachen, der ulkigerweise Gertrud heißt - haben Sie nicht noch mehr? Dem Sinne nach war das der Inhalt des Schreibens. Unser Hobbyschriftsteller war wie benommen. Ob er „noch mehr“ habe? Natürlich hatte er das! Seit 1988 schrieb er ja an seinen Träumen des Jonathan Jabbok. Das unvollendete Werk wurde flugs ausgedruckt, ein Termin beim Thienemannverlag vereinbart und nach Prüfung des Manuskriptfragmentes erlitt unser Jungautor einen Schock. „Wir wollen den Drachen Gertrud als Bildergeschichte herausbringen“, hatte man ihm glaubhaft versichert. „Und Die Träume des Jonathan Jabbok werden wir anschließend auch drucken.“ Der benommene Autor beider Werke merkte warnend an, dass ebenjene Träume bestenfalls erst zur Hälfte fertig seien. „Oh!“, lautete die Antwort. „Nun, ein Jugendbuch darf nicht zu umfangreich sein. Aber wir können ja zwei Romane draus machen.“ Noch immer wand sich Isau. „Eigentlich“, begann er zaghaft, „ist die Geschichte damit immer noch nicht zu Ende. In meinem Kopf räkelt sich da noch ein Schluss, der mehr als nur ein Kapitel lang ist. Wesentlich mehr, um ehrlich zu sein.“ Es entstand eine Pause. „Na, dann machen wir eben eine Trilogie draus“, sagte dann der Verleger und wäre Isaus Nervenkostüm nicht aus einigermaßen strapazierfähigem Material, dann wäre es nun wohl zerrissen. Als er zu Hause berichtete, man wolle bei Thienemann vier Bücher von ihm drucken, von denen mit viel gutem Willen gerade zwei fertig seien, hielt man das Ganze zunächst für einen Scherz.
Es war keiner. Im Frühjahr 1994 erschien Der Drache Gertrud und im Jahr darauf der Roman Die Träume des Jonathan Jabbok. Aus der ursprünglichen Idee des Vaters für seine Tochter war die Neschan-Trilogie entstanden, die bis heute Tausende begeisterter Leser aus allen Altersgruppen gefunden hat. Als sich der junge Autor in einem Brief bei Michael Ende für seine Schützenhilfe bedankte, antwortete der große Kollege: „Ich freue mich natürlich, daß Ihr Drache nun fliegt und wünsche Ihrer Trilogie den schönsten Erfolg. Wie man sieht, gelingt es doch manchmal, jemand die Steigbügel zu halten.“