Unsere Mütter, unsere Väter - ZDF-Dreiteiler

  • Zitat

    Original von Susannah
    Also wir haben zu Schulzeiten dreimal die NS-Zeit durchgenommen, und selbst bei der Menge von Unterrichtszeit kann das Thema Aufarbeitung nicht mal ansatzweise befriedigend behandelt werden.


    Von daher seh ich die Aufgabe da durchaus bei den Öffentlich-Rechtlichen, auch weiterhin Aufklärungsarbeit zu betreiben.


    Auch in meinem Schulunterricht wurde 3-Mal die NS- Zeit durchgenommen.


    Den Vormarsch gegen Osten haben wir z. B. im Unterricht nicht wirklich durchgenommen, da waren die politischen Geschehnisse innerhalb Deutschlands wichtiger. Warum der Krieg ausgerufen wurde. Welche Geschehnisse vorangegangen wurden. Und das in Versaille zum 2. Mal die Unterschriften getätigt wurden.


    Und erst durch die Serie hat man Sachen herausgefunden, die ich davor nicht wusste. Zum Beispiel, dass hohe NS Leute in Beamtenpositionen eingesetzt wurden. Erst als ich die Antwort von Adenauer hörte habe ich es verstanden: "Schmutziges Wasser schütten man nicht weg, bevor man sauberes hat". Aber diesen Satz habe ich nicht in der Schule gelernt.


    Ich finde Dokumentationen über Geschichte gut und weiterhin wichtig.

    Man muß noch Chaos in sich haben um einen tanzenden Stern gebären zu können - frei nach Nietzsche
    Werd verrückt sooft du willst aber werd nicht ohnmächtig - frei nach Jane Austen - Mansfield Park

  • Ich kenne keine Produktion aus den letzten, sagen wir 10 Jahren, die das Thema so gut und nachvollziehbar umgesetzt hat. Der Unterricht ist doch spätestens nach Schulabschluss vergessen. Oder kann von euch noch jemand die binomische Formel (Unser Mathelehrer sagte, die dürften wir unser Leben lang nicht vergessen :lache ?) Nein, Geschichtsaufarbeitung einzig dem Schul-Unterricht zu überlassen, wäre eine fatale Fehlentscheidung, zumal man dort keinen emotionalen Bezug vermittelt bekommt. Dafür sind Bücher und Filme wesentlich besser geeignet.

  • Zitat

    Original von Susannah
    Also wir haben zu Schulzeiten dreimal die NS-Zeit durchgenommen, und selbst bei der Menge von Unterrichtszeit kann das Thema Aufarbeitung nicht mal ansatzweise befriedigend behandelt werden.


    Von daher seh ich die Aufgabe da durchaus bei den Öffentlich-Rechtlichen, auch weiterhin Aufklärungsarbeit zu betreiben.


    Ich muss mich dem anschließen. In meiner Schulzeit wurden die Themen immer gern häppchenweise hier mal angerissen und da mal aufgegriffen, mal in dem einen Fach mal in dem anderen. Die NS-Zeit ereilte mich in Religion, Deutsch, Geschichte... aber nie im Zusammenhang und zeitgleich, sondern mal in dieser Jahrgangsstufe mal in jener. Mir fehlt da rückblickend die Kontinuität (auch was andere geschichtliche Themen betrifft) und ich glaube, wenn man dahingehend die Lehrpläne mal durchdenken würde, wäre jedem Abiturienten geholfen. Aber davon ab, habe ich eine ganze Zeit nach der Schule gebraucht, um das alles auf eine sinnvolle Kette zu bringen.

  • Ich glaube, das ist während der Schulzeit auch gar nicht machbar, weil das Thema einfach zu komplex ist und so schon vieles untergeht. Und Themen wie die Reichsgründung, die Entwicklung der Deutschen Nation, Französische Revolution etc.pp sind eben auch wichtig.

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

    :lesend Anthony Doerr - Alles Licht das wir nicht sehen (Hörbuch)

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  • Zitat

    Original von Susannah
    Ich glaube, das ist während der Schulzeit auch gar nicht machbar, weil das Thema einfach zu komplex ist und so schon vieles untergeht. Und Themen wie die Reichsgründung, die Entwicklung der Deutschen Nation, Französische Revolution etc.pp sind eben auch wichtig.


    Vielleicht sollte das Schulfach "Deutsche Geschichte" eingeführt werden. Ich kenne es aus anderen Ländern, dass neben Geschichte im Allgemeinen auch Landesgeschichte ein Schulfach ist. :lache

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Zitat

    Original von Lesebiene


    Vielleicht sollte das Schulfach "Deutsche Geschichte" eingeführt werden. Ich kenne es aus anderen Ländern, dass neben Geschichte im Allgemeinen auch Landesgeschichte ein Schulfach ist. :lache


    Fände ich nicht schlecht. Ich habe eine mehrteilige Dokureihe benötigt, um die Entwicklung "Deutschlands" mal auf eine vernünftige Kette zu bekommen. Aber irgendwo habe ich den Eindruck, dass man es allgemein für ungut hält, wenn ein Deutscher sich zu sehr mit seinem Land beschäftigt.

  • Es soll nicht unerwähnt bleiben - das diese Sendung von vielen deutschen Medien (gerade auch von der schreibenden Presse) sehr stark kritisiert wurde. Und auch in Polen und in einigen jüdischen Gemeinden in Deutschland wurde diese Sendereihe nicht so kritiklos bejubelt wie hier in diesem Forum.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Johanna
    Und was waren deren Argumente?


    (Ich bin grad am gucken, daher frag ich)=


    Ich beziehe mich da auf Artikel in der taz, in der WELT und in der FAZ. Dort wurde vorallen Dingen auch die undifferenzierte Sichtweise im Hinblick auf Polen und die Alliierten abgestellt. Gerade in Bezug auf Polen und auf die Juden wurde mit teilweise schon peinlichen Klischees gearbeitet. Nun werde ich diese Artikel natürlich hier nicht zusammenfassen - aber ich denke, dass sie in den Archiven der Zeitungen aufzufinden sind.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Habe es mir nun auch angeschaut.


    Gut erzählt ohne viel Schnurz und Schnörkel und schonungslos wie ich finde.


    Gut besetzt, gut gespielt.


    Klar wird es auch Kritiker geben dagegen ist auch nichts einzuwenden.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Es soll nicht unerwähnt bleiben - das diese Sendung von vielen deutschen Medien (gerade auch von der schreibenden Presse) sehr stark kritisiert wurde. Und auch in Polen und in einigen jüdischen Gemeinden in Deutschland wurde diese Sendereihe nicht so kritiklos bejubelt wie hier in diesem Forum.


    Ich glaube, der Jubel kommt daher, da man von ZDF-Produktionen weitaus Schlimmeres gewohnt ist. Perfekt ist die Sendung nicht, aber ein Schritt in eine Richtung, die Hoffnung macht, dass mit meinem Rundfunkbeitrag nicht nur Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen und Helen-Fischer-Konzerte finanziert und ausgestrahlt werden.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Ein langer Abend, alle drei Teile hintereinander. Hat sich gelohnt.
    Kein Herz-Schmerz-Schund in den Wirren eines Krieges, den angeblich "keiner gewollt hat", sondern eine eindrucksvolle Darstellung des unermesslichen Grauens, der völligen - auch individuellen - moralischen Überforderung der jungen Menschen in dieser für uns heute schier unbegreiflichen Zeit. Das Werk heißt "Unsere Mütter, unsere Väter", daran sollte man denken. Sie waren Opfer und Täter gleichermaßen, die Eltern meiner Generation, hatten Antisemitismus und deutschen Größenwahn bereits mit der Muttermilch aufgesogen, mussten erleben, wie alles in einem Meer von Blut und Dreck ertrank, was für sie einst eherne Wahrheit zu sein schien. Sie sahen mit an, wie ihre falschen Ideale zerbrachen, mussten erfahren, dass einfach alles falsch war, was man ihnen eingetrichtert hatte. Blut und Boden, arische Herrenrasse, stolzes Deutschtum, Volk ohne Raum, ritterliche Soldaten, soldatische Ehre - alles falsch. Alles eingetrichtert und vorgelebt von den ursprünglich Schuldigen, denen, die das Unheil über ihre Kinder, über die ganze Welt gebracht haben: den Eltern und Lehrern unserer Mütter und Väter. Auch das hat dieser Film eindrucksvoll abgebildet, z. B. in der Person von Wilhelms und Friedhelms Vater. Und noch etwas hat dieser mutige Film ins Gedächtnis gerufen, dass nämlich Antisemintismus keineswegs ein deutsches Problem allein war und ist, wenn es auch nur die Deutschen waren, die ihn eine Generation lang zur Maxime der Staatspolitik gemacht und im Rassenwahn unaussprechliche Verbrechen begangen haben, die ihnen für immer eine gleichberechtigte Rolle im zivilisierten Teil der Welt vorenthalten wird.


    In meinen jungen Jahren habe ich kein Verständnis für das Verhalten meiner Eltern im Krieg aufbringen können. Ihre Denkweise blieb mir lange Zeit unerklärlich, hat mich zutiefst abgestoßen. Heute sehe ich sie vor allem als Opfer ihrer eigenen Eltern, deren Unfähigkeit, Menschlichkeit, Gerechtigkeit und, ja, Empathie zu vermittlen. Dass unter unseren Müttern und vor allem Vätern nicht wenige waren, die schwerste, unverzeihliche Schuld auf sich geladen haben, unbelehrbar blieben auch noch nach dem Zusammenbruch, bleibt davon unberührt. Und auch das hat dieser große Film eindrucksvoll und gänzlich unpathetisch gezeigt.

  • Zitat

    Original von BelleMorte


    Fände ich nicht schlecht. Ich habe eine mehrteilige Dokureihe benötigt, um die Entwicklung "Deutschlands" mal auf eine vernünftige Kette zu bekommen. Aber irgendwo habe ich den Eindruck, dass man es allgemein für ungut hält, wenn ein Deutscher sich zu sehr mit seinem Land beschäftigt.


    Den Eindruck habe ich eigentlich nicht - die übliche Patriotismuskeule ist mir jedenfalls bei historischem Interesse noch nie um die Ohren gehauen worden.

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

    :lesend Anthony Doerr - Alles Licht das wir nicht sehen (Hörbuch)

  • Zitat

    Original von Voltaire


    Ich beziehe mich da auf Artikel in der taz, in der WELT und in der FAZ. Dort wurde vorallen Dingen auch die undifferenzierte Sichtweise im Hinblick auf Polen und die Alliierten abgestellt. Gerade in Bezug auf Polen und auf die Juden wurde mit teilweise schon peinlichen Klischees gearbeitet. Nun werde ich diese Artikel natürlich hier nicht zusammenfassen - aber ich denke, dass sie in den Archiven der Zeitungen aufzufinden sind.


    Auch bei SPIEGEL online waren kritische Worte zu lesen, die ich auch sehr gut nachvollziehen kann.
    Hab mir aber den film selbst nicht angesehn. Es gibt und gab ja schon viele dieser Art.
    Da ich durch Erzählungen meiner Eltern und vor allem der Großeltern, (sie waren streng katholisch und nicht in der Partei sondern im Widerstand) schon sensibilisiert war, habe ich auch schon immer starkes Interesse an dieser Zeit und mich durch viel Wälzer und Literatur gearbeitet.

  • Zitat

    Original von Findus
    Hab mir aber den film selbst nicht angesehn. Es gibt und gab ja schon viele dieser Art.
    .


    Ich habe auch schon sehr viele Filme zum Thema gesehen.
    Aber schon sehr, sehr lange hat mich keiner so beeindruckt wie dieser Dreiteiler.


    Von daher, auch wenn man glaubt, schon alles gesehen zu haben - dieser Film lohnt das Anschauen.

  • Ich glaube nicht, alles gesehn zu haben auch nicht zu diesem Thema.
    Allerdings war mir der Dreiteiler am Stück zu lang und von der Uhrzeit her zu spät und als er zuerst ausgestrahlt wurde hab ich die ersten beiden verpasst.