'Luxemburger Mord 2' - Kapitel 23 - 33

  • Zitat

    Original von Ayasha
    für mich sind deine Stärken im Lokalkolorit und in den Beschreibungen der Menschen. Du schmückst das Verhalten deiner Figuren mit vielen, kleinen Details aus, die die Szenen so lebendig und menschlich machen. Ich denke da z.B. an Carmen’s Lust auf Frau Bertrand’s Plätzchen, die sie aber unterdrückt, um nicht unverschämt zu sein. Einfach wie im richtigen Leben. :-) Und auch den Plot finde ich – wie auch im ersten Krimi – sehr gelungen und du weisst es, den Leser zu überraschen.


    Das kann ich gerne unterschreiben. Daher ist z.B. Kapitel 27 (Frau Bertrand findet den Brief ihres Mannes) eins der gelungensten Kapitel. Ich fand es aehnlich lebendig und emotional wie das mit dem Bruder eines der Mordopfer.


    Ganz im Gegensatz dazu Kapitel 23, der fuer mich absolut schwaechste Teil des Buches. Hier wird in der ersten Haelfte ueber lange Strecken einfach nur im Zeitraffer nacherzaehlt was passiert ist. Das haette man doch auch gut ausbauen und wieder mit einer persoenlicheren Erzaehlperspektive verbinden koennen. Durch die Nacherzaehlung entsteht eine viel zu grosse Distanz zum Leser.


    Der Schluss brachte eine ueberraschende Wendung. In sich schluessig, aber dennoch fuer mich etwas unbefriedigend, weil Kahn doch eher wie eine Karikatur daher kommt. Und wieso kam Carmen ueberhaupt auf ihn? Was hatte ihn denn verraten? Oder hab ich da was ueberlesen?

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Ich hab das Buch leider erst heute morgen beendet, daher kann ich auch erst jetzt etwas dazu schreiben...


    Mir hat die Auflösung auch sehr gut gefallen! Irgendwie hatte ich bei Kahn schon so ein "Störgefühl", aber keinen greifbaren Verdacht. Dass er der Liebhaber von Alain Winters Witwe ist - klasse Wendung! Insofern ist das Ende rund und nicht an den Haaren herbei gezogen. Als Leser wird man mächtig auf die Folter gespannt und die Spannungsmomente (Carmens Verfolgungswahn, ihre Beinah-Entdeckung im Büro) passen wunderbar.


    Wieso Carmens Aufmerksamkeit irgendwann auf Kahn gelenkt wird ist vielleicht nicht eindeutig herausgearbeitet. Ihr Verdacht beruht in erster Linie auf Kahns ungewöhnlichen Arbeitseifer nach dem ersten Mord, oder? Dass das zweite Opfer dran glauben musste, weil es quasi Kronzeuge des ersten Mordes war, ist eine grausame Vorstellung, in er Geschichte aber logisch dargestellt.


    Die falsche Spur mit Elsen und dessen Selbstmord ist eine gute Nebenhandlung. Zumal uns dadurch auch die etwas durchgeknallte Frau Bertrand vorgestellt wurde (die ich als Figur stark finde). Die Auflösung mit dem nicht geöffneten Abschiedsbrief war stimmig (und die Emotionen sehr nachvollziehbar).


    Vielen Dank für die vielen Fotos, die du hier eingestellt hast! Find ich immer interessant, wenn eine Geschichte an tatsächlich existierenden Orten spielt.


    Und außerdem vielen Dank, dass ich an der Testleserunde teilnehmen durfte - das hat großen Spaß gemacht! :-]

  • Zitat

    Original von Juliane
    ... S. 79 Er sprach viel laut - Sollte das nicht besser heißen, "Er sprach viel zu laut"!
    ...


    Ich denke nicht. Es war ja eine Aufzählung durch Komma getrennt. Er sprach viel und laut und .....

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Zitat

    Original von PMelittaM
    Worüber ich noch nachdenken musste: Warum kommt Carmen ausgerechnet auf Kahn? Ich finde, das müsste auch noch ausführlicher dargestellt werden (z. B. könnte sie es abschließend Jerry erzählen). Ich hatte auch Probleme zu verstehen, in welchem Büro sie da ist, ich dachte erst, sie wäre im Bauamt. Wenn sie im Polizeipräsidium ist, muss sie sich doch nicht verstecken, sie arbeitet doch dort und dass man mal ins Büro des Kollegen geht, ist doch normal, man könnte ja eine Akte benötigen. Auch, dass die Büros so klein sind, müsste anders beschrieben werden, da Carmen das ja kennt und hier mehr oder weniger aus ihrer Sicht beschrieben wird. So wirkt es - zumindest auf mich - als kenne sie diese Büros gar nicht. Es war aber doch das von Kahn, das sie da untersucht hat, oder (habe ich erst im Nachhinein kapiert).


    Ich weiß nicht warum Carmen auf Kahn kommt, aber ich hatte ihn auch im Visier. Zum einen weil bei der einen Leiche nur Spuren von ihm zu finden waren, dann war ja Jerry am Tatort und wurde ja von jemanden hinbestellt, der Jerry und Carmen kennen musste und ganz auffällig war, das er unbedingt Jerry die Morde in die Schuhe schieben wollte. Spätestens da war mir klar das Kahn seine Finger im Spiel hatte. Allerdings hätte ich nicht damit gerechnet das er der Geliebte der Frau des ersten Opfers ist, sondern ich dachte es hängt mit Carmen zusammen und er ist entweder hinter ihr her oder er will ihr eins reinwürgen, in dem er Jerry als Mörder abstempelt.


    Und ich verstehe auch warum Carmen sich versteckt hat. Selbst wenn sie dort arbeitet, geht man nicht einfach an einen anderen Schreibtisch und wühlt da die Akten durch. Es ist ja nicht damit getan nur eine Akte zu holen, sondern sie muss ja den ganzen Kram durchsuchen und das ist schon auffällig.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Nochmal zur Figur Kahn. Der Schluss hat ja gut erklaert, warum Kahn sich in den ersten Ermittlungstagen so daemlich verhalten hat. War ja letztlich eine kluge Kalkulation seinerseits. Aber fuer mich als Leser fand ich das am Anfang einfach sehr unrealistisch. Das hat dann erstmal in der Hinsicht dem Buch eine negative Meinung erzeugt. Kann so ein Toelpel tatsaechlich ausgerechnet in der Mordkommission landen?

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Ich weiß jetzt gar nicht, war der denn neu im Team? So genau kann ich mich da gar nicht mehr dran erinnern.


    Gewundert habe ich mich irgendwie nicht, weil ja immer die guten Beziehungen vom Papa angesprochen wurden. Und da ja etliche Stellen durch Vitamin B verteilt werden, bin ich darüber nicht so gestolpert, wenn ich ehrlich bin.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • So, ich habe heute das Buch nun auch beenden können.


    Viele von meinen Hinweisen wurden ja schon erwähnt. Ich hätte vielleicht noch folgendes zu ergänzen:


    S. 81 "dass Thielen und Elsen mehrmals miteinander an einem
    Tisch gesessen hatten und hauptsächlich viel gesoffen hatten." – da würde ich das erste hatten weglassen


    ... dass Thielen und Elsen mehrmals miteinander an einem
    Tisch gesessen und hauptsächlich viel gesoffen hatten.


    S. 100
    2 Sätze fast unmittelbar nacheinander fangen mit "normalerweise" an. Vielleicht könntest da ein Synonym verwenden?


    "Sie war sicher Schritte gehört zu haben." Sie war sich sicher Schritte gehört zu haben.


    Abschließend kann ich sagen, auch wenn mich der Täter nicht so wirklich überrascht hat, hat mich dennoch die Auflösung bzw. das Motiv überrascht.


    Und leider war Thielen doch nicht nur der nette Opa, der mir im ersten Abschnitt so sympathisch war. Dabei war der auch nur ein knallharter Geschäftsmann der über Leichen geht. :cry


    Carmen als Ermittlerin war mir sehr sympathisch, auch wenn ich mir immer über ganz über die Strukturen bei der Polizei im Klaren war.


    Nachdem ich das Buch am Anfang doch durch die vielen Personen sehr verwirrend fand, wurde es immer besser und ich fand es nachher am Ende wirklich richtig gut. Wie gesagt, ich würde aber unbedingt zu Übersetzungen der luxemburgischen Ausdrücke raten, weil das doch irgendwie schon den Lesefluß behindert, wenn man die genaue Bedeutung nicht kennt.


    Vielen Dank Xania das ich das Buch als Testleser lesen durfte. Und irgendwie habe ich Lust mal wieder nach Luxemburg zu kommen. Leider bin ich in der letzten Zeit immer nur bis nach Weiswampach, Wiltz oder Vianden gekommen.

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    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Den Eindruck, dass Kahn etwas zu uebertrieben und unrealistisch beschrieben wurde, hatte ich ja nicht allein, PMelittaM hat es aehnlich empfunden. Klar wird auch in der Luxemburger Polizei Vitamin B eine Rolle spielen. Aber so extrem?


    Xania, hast du eigentlich selber Erfahrung mit Polizeiarbeit? Oder kennst du Leute in der Luxemburger Polizei, die evtl. als Testleser fungieren koennten?

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


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  • Zitat

    Original von Beatrix
    Den Eindruck, dass Kahn etwas zu uebertrieben und unrealistisch beschrieben wurde, hatte ich ja nicht allein, PMelittaM hat es aehnlich empfunden. Klar wird auch in der Luxemburger Polizei Vitamin B eine Rolle spielen. Aber so extrem?
    ...


    Dein Eindruck hatte ich ja auch und habe es irgendwo hier im ersten Kapitel erwähnt. Mich hat er ja völlig genervt, weil er so völlig übertrieben dargestellt wurde. Aber mich hat halt seine Art genervt und nicht wie er an den Job gekommen ist.

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  • Zitat

    Original von xexos
    Das Ende fand ich eigentlich gut wie es jetzt ist, aber vielleicht könntest Du das extrem Slapstickhafte vom Kahn am Anfang ein wenig entschärfen.


    :write


    wuerd beim Ende nur gerne etwas mehr darueber erfahren, wie Carmen auf Kahn gekommen ist. Die Erklaerung "wenn alle anderen ausgeschlossen sind, bleibt nur Kahn uebrig" reicht fuer mich nicht. Denn es bleiben ja nur ein paar tausend andere Luxemburger als Verdaechtige ...

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


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  • Und auch in diesem Teil habe ich keine weiteren Fehler gefunden, als die bereits genannten.


    Ich weiß nicht mehr, wann ich genau auf Kahn als Mörder kam, aber mein Verdacht hat sich arg verfestigt, als er Carmen nach dem "Überfall" angerufen hat. Da war irgendwie klar, dass da was nicht stimmt. Die Idee, dass ein Polizist der Mörder/Täter ist, finde ich gut. Hat man nämlich nicht so oft. Ich glaube ich kann die Krimis/ Thriller wo ein Polizist/Ermittler der Täter ist an einer Hand abzählen.
    Aber Kahn ist sehr überspitzt dargestellt.
    Ich schließe mich da Xexos und Beatrix an. Da ist weniger vielleicht mehr.


    Die Auflösung fand ich auch arg plötzlich. Schade, dass man nichts von Carmens Gedanken diesbezüglich erfährt. Ich weiß auch immer noch nicht, wie und woher Kahn erfahren hat, dass Carmen und Jerry sich kennen und ausgehen. Denn dass Jerry ihr die Pizza gebracht hat, war ja Zufall. Hätte ja auch irgendein anderer Pizzaservice sein können oder ein anderer Fahrer zu einer anderen Zeit.


    Das Alternativ-Ende hätte ich nicht gut gefunden. Weil man das in so einer Art ja doch öfter zu lesen bekommt.
    Ich fand es gut, dass die frau davon eben nichts wusste und auch nichts mit dem Mörder zu haben will. Also sich von dem Geliebten trennt. Auch weil sie eben Angst hat. Das fand ich nicht schlecht.


    Der Selbstmord von Elsen war auch gut erklärt. Die Szene mit Frau Bertrand und der Post hat mir gefallen. Sie ist schusselig, öffnet die Post sporadisch, weil sie nur Werbung und Mahnungen erhält und bekommt so den Abschiedsbrief zu spät.


    Ein paar Szenen ausgebauter wären nicht schlecht.
    Z.B. Das Essen von Jerry und Carmen. Wie die beiden sich besser kennenlernen. Vielleicht wären auch ein oder zwei Kapitel über Jerry ganz nett. So dass der Leser einen Eindruck von ihm gewinnen kann.
    Ein Hinterfragen, warum Jerry zum Tatort bestellt worden ist und von wem.


    Heinen, der Chef wirkt auf mich auch eher blass. Muss dem keiner Bericht erstatten?


    Man weiß bzw. erfährt wenig über die Ermittler. Vielleicht sind das aber auch Sachen, die im ersten Buch beschrieben sind und mir deshalb fehlen, weil ich das erste Buch nicht kenne.
    Ist Olinger in Carmen verliebt bzw. steht auf sie?
    Mir ist aufgefallen, dass er sie scheinbar immer wieder anschauen muss.
    Carmen scheint auch sehr auf die Männer zu wirken. Der Fotograf war ja auch sehr von ihr angetan, dann merkt man das auch bei Olinger, bei Jerry sowieso (der hat sich ja auch im Internet über sie informiert), aber auch Kahn. Ist schon auffällig.


    Schlecht wäre es auch nicht, wenn der Opa noch mal näher beschrieben wird. Man erfährt ja eher so nebenbei, dass er ein knallharter Geschäftsmann ist.
    Olinger kommt auch wenig vor. Es erweckt den Eindruck, dass Carmen bei den Mordfällen allein ermittelt. An den Tatorten taucht er auf, im Büro kommt er mal vor. Aber im Ganzen tritt er selten auf.


    Und wenn du nicht auf eine bestimmte Seitenzahl festgelegt bist, kannst du ja vielleicht das eine oder andere noch ausschmücken.



    Danke, dass ich testlesen durfte!
    Ich wünsche dir viel Erfolg mit dem Buch!


    P.S. Die Fotos sind übrigens sehr schön!

    Es geht uns mit den Büchern wie mit den Menschen. Wir machen zwar viele Bekanntschaften, aber wenige erwählen wir zu unseren Freunden, unseren vertrauten Lebensgefährten.
    Ludwig Feuerbach (1804-1872)

  • Ich kenne einen Regionalkrimi, wo ganz zum Schluss ein Polizist als Taeter entlarvt wird. Da wurde aber rundherum mehr zum Tatmotiv und dem Taeter erzaehlt, so dass es zwar vollkommen ueberraschend am Ende kommt, aber durchaus logisch und emotional nachvollziehbar ist. Zwecks Argumentation mit dem Verlag kannst du dir das Buch vielleicht mal anschauen, ich spoiler hier aber den Titel lieber.


    Links lassen sich wohl nicht spoilern, also nicht drauf klicken, wenn man den Titel nicht wissen will.


    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


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  • Sagst du uns, warum der Verlag nicht so angetan ist von einem Polizisten als Täter? Der Grund interessiert mich nämlich sehr.
    Wie gesagt, ich finde gerade das Mal sehr gut. Weil es nicht die Regel ist und weil das Thema nicht "ausgelutscht" ist.
    Mir gefällt das immer noch, dass mal ein "Gesetzeshüter" eben nicht der Gute ist.



    Ich drück dir für das Gespräch die Daumen.

    Es geht uns mit den Büchern wie mit den Menschen. Wir machen zwar viele Bekanntschaften, aber wenige erwählen wir zu unseren Freunden, unseren vertrauten Lebensgefährten.
    Ludwig Feuerbach (1804-1872)