Mit "Elsa ungeheuer" ist Astrid Rosenfeld ein ebenso kluger wie ergreifender Roman gelungen. Angesiedelt in einem Dorf in der Oberpfalz, bevölkert von einer Vielzahl verschrobener, tragischer, dabei origineller und oftmals amüsanter Figuren, entwickelt sich im ersten Teil die Geschichte des kleinen Jungen Karl, fokussiert auf die komplizierte Beziehung zu seinem Bruder Lorenz und der Namensgeberin des Romans, dem eigenwilligen Mädchen Elsa.
Anfangs von eher alterstypischen Sorgen eines Neunjährigen in einem zugegebenermaßen schwierigen Umfeld geprägt, erhält die Erzählung etwa ab der Mitte des Buches eine neue, dramatische Dimension, die nicht nur das bisher Geschehene in ein beängstigendes Licht rückt, sondern auch den weiteren Lebenslauf des Protagonisten entscheidend beeinflusst.
Der im ersten Teil angelegte Konflikt entwickelt sich im zweiten zu voller Blüte, als Karl, nun ein junger Mann, gequält von Fragen nach Schuld und eigener Unzulänglichkeit, den Boden unter den Füßen und immer stärker auch sich selbst verliert. Ohne eigene Initiative, mehr zufällig in die von Eitelkeit, Drogen und menschlicher Grausamkeit gekennzeichnete Welt der Künstler, Galeristen und Mäzene geschleudert, schlägt es Karl als Spielball stärkerer Mächte hin und her, bis er sich zum Ende auf den Kern seiner Probleme besinnt und versucht, in der Konfrontation mit der Vergangenheit endlich - und erstmals - seine Selbstbestimmung zu gewinnen.
Von mir gibt es zehn Punkte für dieses bei allem Tiefgang leicht und pointiert geschriebene kleine Meisterwerk.
LG harimau