OT: Mosje en Reizele
Kurzbeschreibung:
Mojsche ist 13, als er 1939 in das jüdische Waisenhaus von Dr. Korczak kommt. Von Anfang an ist ihm die Pädagogik des berühmten Doktors suspekt; er begegnet dort aber auch Rejsele, die es ihm besonders angetan hat. Als die jüdischen Waisenkinder unter Begleitung von Korczak und dem Mädchen Rejsele in die Gaskammern von Treblinka deportiert werden, ist Mojsche längst im Untergrund. Viele Jahre später aber - Mojsche lebt mittlerweile in Israel - holt ihn die Geschichte ein und das scheinbar Unmögliche wird wahr.
Über die Autorin:
Karlijn Stoffels, geboren 1947, studierte Romanistik und Niederlandistik. Sie lebt als freie Autorin in Amsterdam.
Meine Meinung:
Dr. Janusz Korczak leitete im Zweiten Weltkrieg ein Waisenhaus im Warschauer Ghetto und begleitete seine Schützlinge bis zum Schluss, als sie abgeholt und ins Vernichtungslager Treblinka gebracht wurden. Wie das Leben der Kinder im Waisenhaus wahrscheinlich aussah, erzählt Karlijn Stoffels hier am Schicksal der beiden Jugendlichen Mojsche und Rejsele, die sich für unterschiedliche Wege entscheiden: Während Rejsele ihre Aufgabe und ihr Zuhause im Heim sieht und dort tatkräftig hilft, versucht sich Mojsche als Kurier im Untergrund - bis die Ereignisse sich überschlagen... Stoffels' Erzählkunst besteht darin, dass sie in relativ wenigen, aber dafür umso treffenderen Worten und Sätzen die Atmosphäre dieser schrecklichen Zeit heraufbeschwört und gleichzeitig den Zauber der ersten großen Liebe einfängt. Beides wird an kleinen, eher unsentimentalen Szenen und nicht zuletzt auch an einigen jüdischen Witzen verdeutlicht, die in die Handlung eingebettet sind und für jüngere wie für erwachsene Leser eine ganz eigene Dimension des Leids veranschaulichen. Egal für welche Altersgruppe - dies ist eine Geschichte mit vielen Anknüpfungspunkten für wichtige Gespräche und die Auseinandersetzung mit der dunkelsten deutschen Vergangenheit.