Kurzbeschreibung:
Eigentlich sollte Benjamin von seinem Vater abgeholt werden. Aber stattdessen steht der Dreizehnjährige mitten in der Nacht allein am Flughafen von Monrovia. Ohne Pass und Gepäck, aber mit einem fremden Mantel, in dessen Taschen dicke Geldbündel stecken. Auf dem Weg in die Stadt wird er von zwielichtigen Gestalten verfolgt und steht plötzlich vor dem gleichaltrigen Bo und der wohlstandsverwöhnten Brilliant. Haben sie ihn schon erwartet?
Rainer Merkel, dessen letzter Roman auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises stand, erzählt uns mit waghalsiger Leichtigkeit eine Reise durch die afrikanische Welt und das Erwachsenwerden, eine rasante Road-Novel in unsere unbekannte Gegenwart. Auf der Suche nach seinem Vater lernt Benjamin, wie man über sich hinaus wächst, und erlebt ein mitreißendes Abenteuer fürs Leben.
Über den Autor:
Rainer Merkel, 1964 in Köln geboren, hat Psychologie und Kunstgeschichte studiert und lebt in Berlin. Von 2008 bis 2009 arbeitete er für Cap Anamur im einzigen psychiatrischen Krankenhaus Liberias. Zuletzt erschienen die Romane »Das Jahr der Wunder«, für den er den Preis der Jürgen Ponto-Stiftung erhielt, »Das Gefühl am Morgen«, »Lichtjahre entfernt«, der auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis stand, und die Reportage »Das Unglück der anderen. Kosovo, Liberia, Afghanistan«.
Meine Meinung:
Der 13-jährige Benjamin reist nach Liberia, um seinen Vater zu besuchen, der dort arbeitet. Der blinde Bo lebt in Liberia und schlägt sich dort mit seinen Geschwistern mehr schlecht als recht durchs Leben. Brilliant ist bei ihrem schwerreichen Onkel zu Besuch im Land ihrer Vorfahren. Sie alle haben nur wenig gemeinsam und doch kreuzen sich ihre Wege in Liberias Hauptstadt Monrovia und zusammen erleben sie auf der Suche nach Benjamins Vater, der ihn nicht wie abgesprochen am Flughafen abgeholt hat, ein Abenteuer, bei dem sie die schönen und gefährlichen Seiten des afrikanischen Landes kennenlernen. Für den europäischen Leser ist dies ein Ausflug in eine fremde Welt, die er durch Rainer Merkels behutsame und liebevolle Sprache und seinem Wissen über das Land, das aus ihr spricht, auf besondere Weise kennenlernt. Durch die Rückblicke seiner drei jugendlichen Protagonisten und den Einblicken in ihre Gefühls- und Gedankenwelt lässt er den Leser direkt an den Ereignissen teilhaben - und doch bleibt trotz aller Sympathie ein unerklärliches Gefühl der Distanz und mehrere Male drängt sich die Frage auf, wohin die Geschichte führen will/soll. Manchmal erscheint sie wie ein Mosaik aus einzelnen Episoden, die - für sich betrachtet - bis ins kleinste Detail geschildert werden und denen doch der große Zusammenhang zu fehlen scheint. Während Benjamin, Bo und Brilliant wunderbar gezeichnet sind, wirken sämtliche Nebenfiguren eher verschwommen, so als wären sie nur Statisten, deren Aufgabe darin besteht, den Boden für den Auftritt der drei Bs vorzubereiten, was ein bisschen schade ist. Andererseits - Benjamin, Bo und Brilliant haben ebenfalls keinen Einblick in das Innenleben der Personen, denen sie begegnen und auf diesen dreien liegt nun einmal das Hauptaugenmerk der Geschichte. Wer einen Abstecher in das literarisch eher selten beachtete Liberia machen möchte und den Erzählstil von Merkel mag, der sollte die ungewöhnliche Bekanntschaft mit Bo, Benjamin und Brilliant machen!
7-8 Punkte von mir.