Heike Wolf - Die Tote im Nebel

  • Als Liebhaberin der Grimmschen Märchen musste ich diesen Krimi einfach lesen.


    Die Autorin versteht es wunderbar, Historie, Mystik und Spannung miteinander zu verweben. Ich fühlte mich in die damalige Zeit zurückversetzt. Konnte die Gedanken, gerade Wilhelm Grimms, nachempfinden, wie es zu Sammlung all der schönen Märchen kam. Quasi ihren Ursprung, als wäre man dabei gewesen.
    Gleichzeitig befindet man sich auf der Jagd nach dem Mörder der schönen Helene. Toll gefallen haben mir dabei die junge Sophie und Julius, der angehende Stadtphysikus. Eine junge, und für die damalige Zeit sehr emanzipierte Frau.
    Geschickt wird der Leser auf verschiedene Fährten geschickt und oft im Ungewissen gelassen. SPannend geschrieben und man ist sich nie sicher, ob die eigene Vermutung stimmt. Die damalige Umgebung kam bei mir absolut authentisch an.
    Und natürlich dürfen auch die Hexe und der böse Wolf nicht fehlen.


    Fazit: Ein absolut lesenswerter Roman, der Historie, Mystik, Spannung und noch mehr in sich vereint.

  • Heike Wolf unterrichtet unter anderem Geschichte in Marburg und das ist wohl einer der Gründe dafür, dass dieser historische Krimi so authentisch wirkt. Der Leser unternimmt eine Zeitreise in die Stadt Marburg um 1803, deren prominente Bewohner, die Gebrüder Grimm, Clemens von Brentano und Friedrich Carl von Savigny eine Rolle in einer Mordermittlung einnehmen.


    Die Professorentochter Sophie Dierlinger unternimmt mit ihrer Freundin, deren Verlobten und Wilhelm und Jakob Grimm einen Spaziergang, der durch den Fund einer schlimm zugerichteten Leiche ein jähes Ende findet. Bei der Leiche handelt es sich um die schwarzhaarige Schönheit Helene Wittgen, die mit Sophie befreundet war.


    Sophie und ihr Cousin Julius Laumann, der angehende Stadtphysikus, machen sich zusammen mit Wilhelm Grimm auf die Suche nach dem Mörder, denn sie erkennen recht bald, dass Helene nicht Opfer eines Fuchses oder gar des riesigen Wolfs, der sich in den Wäldern herumtreiben soll, geworden ist, doch sie haben gegen viele Schwierigkeiten zu kämpfen und auch als die nächste Leiche gefunden wird, mag niemand so recht ihre Theorien glauben. Selbst die Familie der Toten blockt und verbietet eine Obduktion der Leiche. Sie stehen fast alleine da und nur einige wenige Freunde und Bekannte schenken ihnen Gehör.


    Obwohl natürlich die Mord-Ermittlungen im Vordergrund stehen, erfährt man sehr viel über die Stadt und ihre Bewohner zu der damaligen Zeit. Sehr wohltuend finde ich, dass die Figuren tatsächlich in ihren historischen Kontext passen und in ihrem Denken und Handeln die Zeit in der sie leben, wiederspiegeln. So erfährt man zum Beispiel, wie die Menschen immer noch von Vorurteilen gegen alles Fremde eingenommen waren und wie schnell jemand der Hexerei bezichtigt wurde.


    Viele Ängste der Bevölkerung, die aus mangelnder Aufklärung und Aberglauben resultierten, finden sich in den späteren gesammelten Märchen der Gebrüder Grimm wieder. Ein Wolf, der sich in den Wäldern herumtreibt, eine böse Hexe, die Kinder frisst, eine wunderschöne schwarzhaarige Tote (weiß wie Schnee, rot wie Blut und schwarz wie Ebenholz) - in diesem Buch kommen sie vor und man versteht ein bisschen besser, wie die Märchen entstanden sein könnten.


    Mein Fazit: Ein spannender und gut recherchierter historischer Kriminalroman, der zudem mit seinen authentisch wirkenden Figuren zu überzeugen weiß.