Heike Wolf - Die Tote im Nebel

  • Titel: Die Tote im Nebel
    Genre: Historischer Kriminalroman
    Autorin: Heike Wolf
    Verlag: Gmeiner
    Erschienen: März 2013
    Seitenzahl: 439
    ISBN-10: 3839213533
    ISBN-13: 978-3839213537
    Preis: 12.99 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Eine schwarzhaarige Tote am Flussufer, eine missgünstige Schwiegermutter, ein böser Wolf und eine geheimnisvolle Hexe die Professorentochter Sophie Dierlinger und ihr Vetter, der angehende Stadtphysikus Julius Laumann, gehen der Sache auf den Grund. Hilfe erhalten sie von dem jungen Wilhelm Grimm, der in Marburg studiert. Doch die Dinge sind nicht immer, wie sie scheinen. Hinter so manchem Volksmärchen steckt eine gefährliche Wahrheit.


    Die Autorin:
    Heike Wolf, 1977 in Bonn geboren, unterrichtet Geschichte und Latein an einem Gymnasium in Marburg.


    Meine Meinung:
    Der Autorin ist es gelungen Historisches und eine Krimihandlung so mit einander zu verbinden, dass ein wirklich lesenswertes Buch dabei herausgekommen ist. Als Leser fühlt man sich in die Zeit um 1800 nach Marburg versetzt; die Schilderung der damaligen Lebensumstände wirken unglaublich authentisch und man sagt eins ums andere Mal: Ja, so muss es gewesen sein, so müssen die Menschen damals gelebt haben.


    Offenbar hat die Autorin bei ihrer Recherchearbeit sehr sorgfältig gearbeitet. Man erfährt als Leser eine Menge Wissenswertes über Marburg und die damals herrschenden Lebensumstände. Dass darüber hinaus auch noch eine spannende Krimihandlung entstanden ist, macht das Lesevergnügen fast perfekt.


    Reizvoll das Spiel mit prominenten Namen der damaligen Zeit. Die Brüder Jakob und Wilhelm Grimm geben sich die Ehre, auch Clemens Brentano lässt es sich nicht nehmen diesem Buch seine Aufwartung zu machen und nicht zu vergessen natürlich Friedrich Carl von Savigny, dessen rechtswissenschaftliche Schriften auch heute noch ihre Gültigkeit haben.


    Reizvoll sind aber auch die Hinweise auf die Märchenwelt der Gebrüder Grimm. Da gibt es einen Wolf, eine Hexe und natürlich auch einen dunklen Wald. Und diese Hinweise werden nicht mit dem Holzhammer präsentiert, sondern vielmehr sehr dezent in die Handlung eingeflochten.


    Hervorzuheben ist auch, dass sich die handelnden Personen nicht wie Menschen der heutigen Zeit benehmen, ein Umstand der bei sehr vielen historischen Romanen einfach nur sehr nervend ist. Nein, die hier handelnden Personen passen in ihre Zeit. Sie handeln wohl so wie man zu damaliger Zeit gehandelt und gelebt hat.


    Die Krimihandlung ist in sich logisch und gut strukturiert. Sicher wird der eine oder andere erfahrene Krimileser schon bald wissen wohin der Hase läuft, aber das tut dem Lesevergnügen keinen Abbruch. Auch man einiges schon ahnt, macht es trotzdem Freude diesen historischen Kriminalroman zu lesen.


    Fazit: Ein lesenswerter historischer Krimi, sehr ansprechend und flüssig geschrieben, logisch durchdacht mit einem Spannungsbogen der nicht unterwegs in sich zusammenfällt. Ein Buch, welches eine Menge Leser verdient. 8 Eulenpunkte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • :-]


    Vielen Dank für die schöne Rezi, Voltaire!


    Es freut mich sehr, dass dir mein Märchenkrimi so gut gefallen hat :-)


    :wave
    Heike

    Der Bernsteinbund - Historischer Roman - Juni 2010 im Aufbau-Verlag
    Die Tote im Nebel - Historischer Kriminalroman - März 2013 im Gmeiner-Verlag

    Rabenerbe/ Rabenbund - DSA-Fantasyromane - 2017/2018 bei Ulisses

  • Für eine längere Bahnfahrt habe ich mir spontan eine handvoll Bücher auf meinen Kindle geladen um die lange Reisezeit kurzweilig zu gestalten. Die Wahl der Reiselektüre fiel dann aber auf ein anderes Buch und gelesen habe ich diesen Historischen Krimi der Schriftstellerin Heike Wolf erst als ich wieder in heimischen Gefilden angekommen bin. Kommissar Zufall hat es aber sehr gut mit mir gemeint. "Die Tote im Nebel" ist ein gutes Buch dessen Lesen sich gelohnt hat.


    Julius Laumann kehrt nach mehreren Lehrjahren in Köln und Paris als zukünftiger Adjunkt des Stadtphysikus heim in seine Heimatstadt Marburg an der Lahn. Vor der Deputation der Stadtdoktoren muss er seine Prüfung ablegen um die Zulassung erhalten. Die medizinischen Entwicklungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts sind enorm und so besitzt der junge Adjunkt mehr und vor allem fortschrittlicheres ärztliches und anatomisches Wissen als die alteingesessenen Mediziner. Als die junge Helena Wittgen tot am nebelverhangenen Ufer der Lahn aufgefunden wird glaubt er nicht an einen Tod durch Ertrinken sondern vermutet eine Vergiftung und somit Mord. Der trauernde Vater der Toten ist der kaiserliche Regierungsadvokat und er verbietet mit seinem mächtigen Einfluss, aber aus menschlich nur allzu verständlichen Gründen, an seiner Tochter rumzuschnipseln und eine Autopsie vorzunehmen. So ist Julius gezwungen auf andere Weise zu bewiesen das es kein Unfall war sondern ein geplanter Mord.


    In diesem Roman spielen nebst dem bekannten Rechtsgelehrten von Sevigny vor allem die Gebrüder Jakob und Wilhelm Grimm eine Hauptrolle. Die beiden jungen Studenten sind im Jahre 1803 an der bekannten Philipps-Universität von Marburg immatrikuliert und sie helfen Julius Laumann bei seinen mühsamen Ermittlungen zum Tötungsdelikt genauso wie die junge Sophie Dierlinger die mit dem Opfer befreundet war. Die Erfahrungen in diesem Fall könnten möglicherweise die Quelle sein die dazu geführt hat das die Gebr. Grimm später die berühmten Märchenbücher geschrieben haben. Der Volksmund neigt dazu unerklärliche Ereignisse in wundersame Geschichten zu betten. Das wirklich Wahre findet man beim einfachen Volk das sich in seinem ängstlichen Aberglauben, der nicht zwischen Traum und Wirklichkeit unterscheidet, nicht verstellt.


    Es gibt in diesem Buch schlichtweg nichts was ich negativ erwähnen könnte. Der Schreibstil ist für einen Krimi erstaunlich geschmeidig, die Worte und die Handlung passen zur historischen Zeit der Jahrhundertwende von anno 1803 und die lebendig gestalteten Figuren fügen sich nahtlos ins Geschehen ein. Spannung ist stets vorhanden, aber natürlich ist sie mit einem modernen Thriller nicht zu vergleichen. Ich hatte befürchtet, dass die Märchen der Gebr. Grimm etwas plump mit dem Holzhammer in die Geschichte getrieben wurden aber sie bleiben eher im Hintergrund und ein paar dezente Anspielungen sind nur wie ganz feine Fäden ins Gesamtwerk mit eingewoben. Dass ein Wolf oder eine Hexe eine Rolle spielen nehme ich davon aus. Hexen sind mit dem damalig vorherrschenden und gängigen Volksglauben problemlos vereinbar und Wölfe streiften durch den dunklen Wald.


    In seiner Aufmachung mit dem eher unspektakulären Cover und kurzen Klappentext ein unscheinbares Buch das aber inhaltlich überzeugt. Für mich ein Geheimtipp und eine klare Leseempfehlung. Wertung: mindestens 8 Eulenpunkte, mit etwas gutem Willen sogar deren 9.


    Edit: Es gibt am 10. August 2013 bei den Büchereulen eine Leserunde zu diesem Buch die die Autorin Heike Wolf begleiten wird.

  • Vielen lieben Dank für die schöne Rezension! :wave


    Das freut die Autorin doch an diesem regnerischen Tag :-]



    Und ich freue mich auch schon auf die Leserunde - meine zweite hier nach dem "Bernsteinbund".



    Liebe Grüße :wave


    Heike

    Der Bernsteinbund - Historischer Roman - Juni 2010 im Aufbau-Verlag
    Die Tote im Nebel - Historischer Kriminalroman - März 2013 im Gmeiner-Verlag

    Rabenerbe/ Rabenbund - DSA-Fantasyromane - 2017/2018 bei Ulisses

  • Ich durfte das Buch in der oben angekündigten, sehr informativ und sehr engagiert von der Autorin begleiteten Leserunde lesen - vorab dafür vielen Dank an Heike, Wolke und den Verlag!
    Voltaire und Sapperlot haben über den Inhalt und die Pluspunkte des Buches schon wohlformuliertes Wahres geschrieben, dem ich mich gern und vollinhaltlich anschließe.
    Auch mich hat das Buch von der ersten Seite an angesprochen, wie es auch schon beim Bernsteinbund der Fall war. Anfangs war ich etwas skeptisch, bevorzuge ich doch bei historischen Romanen eigentlich ein Personenregister,
    aus dem optimalerweise ersichtlich ist, welche der handelnden Personen authentisch und welche fiktiv sind, ein Glossar und vielleicht auch noch eine Skizze der Handlungsorte. Nichts davon ist hier vorhanden, aber ich merkte sehr rasch, dass es durchaus entbehrlich ist: Die wenigen veralteten Begriffe sind aus dem Zusammenhang selbsterklärend und in einem Nachwort erzählt Heike Wolf Interessantes über die wichtigsten Personen. Das Coverbild erstreckt sich auch auf die Innenseiten, was mir gut gefiel, und weicht auch angenehm von den sehr oft verwendeten Frauenkörpern auf historischen Gemälden ab. Den Aufkleber "Wilhelm Grimm ermittelt" finde ich allerdings ein wenig an der Sache vorbei, denn Wilhelm unterstützt die Ermittlungen nur, die in erster Linie von Julius Laumann und Sophie Dierlinger geführt werden.
    Gewünscht hätte ich dem Buch ein etwas gründlicheres Lektorat, vor allem in der ersten Hälfte.
    Da mir aber sowohl die Geschichte als auch die Art der Schilderung wieder sehr gefallen haben, gibt es auch von mir
    8 von 10 Eulenpunkten

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Ich habe es schon gleich nach dem Erscheinen gelesen und ups, noch gar nicht gepostet :yikes


    Hier meine Meinung:
    Schauplatz Marburg 1803 An einem Flussufer stöbert der Hund Papillon eine Frauenleiche auf. Sie wird in die Stadt gebracht und der neue Stadtphysikus Dr. Laumann erkennt, daß Helene Wittgen nicht ertrunken ist, sondern eines gewaltsamen Todes gestorben ist. Er will der Sache auf den Grund gehen und die Leiche obduzieren. Da er erst an diesem Tag in seine Heimatstadt zurückgekehrt ist und noch nicht vor der Medicinal Deputation eine Prüfung abgelegt hat, wird ihm das untersagt. Es wird allgemein davon ausgegangen, daß die Entstellungen durch einen umherziehenden Wolf verursacht wurden, der seit einiger Zeit sehr nahe an die Stadt kommt. Sophie Dierlinger, eine Freundin der Verstorbenen, und Dr. Laumann stellen nun gegen alle Widerstände eigene Nachforschungen an. Sophie ist zwar jung, wurde aber von ihrem verstorbenen Vater zu einem wachen Geist erzogen und so lässt sie sich auch vor gefährlichen Aktionen nicht abhalten. Unterstützung erhalten sie noch von Wilhelm Grimm, einem Studenten, der im Hause Dierlinger verkehrt. Es ist interessant, welche Geheimnisse zutage gefördert werden. Es gibt natürlich die böse Stiefmutter nebst Liebhaber, deren reiche Freundin und eine Hexe, die Kräuter verabreicht und auch Frauen hilft, nicht erwünschte Kinder abzutreiben. Und plötzlich gibt es noch mehr Leichen und alles kommt anders als erwartet. Die Frage ist natürlich was haben eine Hexe und der Wolf damit zu tun? Die Autorin hat für mich einen tollen spannenden, historischen Kriminalroman geschrieben. Die Sprache ist authentisch, die Personen sind sehr detailliert beschrieben und die Atmosphäre wird lebendig, anschaulich und teils auch gruselig geschildert. Der Handlungsstrang zieht sich klar durch und das Spannungsniveau bleibt bis zum Ende hoch. Als Leser will man ja immer miträtseln und man lässt sich dabei von der Autorin immer wieder auf falsche Fährten führen bis es zur stimmigen Auflösung kommt. Im Nachwort klärt die Autorin über historisch belegte und die fiktive Personen auf, ebenso über die Geschichte Marburgs um 1803. Die Gestaltung des Covers veranschaulicht sehr schön den immer wieder erwähnten Nebel.


    Von mir eindeutig eine Leseempfehlung und 9 Eulenpunkte!

  • Ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunde gelesen, hauptsächlich deshalb, weil Krimi gepaart mit historischen Elementen für mich stets reizvoll ist.
    Zum Inhalt wurde bereits das Wesentliche gesagt, daher beschränke ich mich auf meine Eindrücke.
    Von der Kriminalhandlung her war die Geschichte gut aufgebaut und durchkonstruiert, die Spannung war konstant, jedoch nicht übermäßig. Was mich bei anderen Romanen dieser Art vielleicht schon wieder abgeschreckt hätte. Hier nicht. Denn Heike Wolf verstand es wunderbar diese Geschichte zu erzählen, eine Atmosphäre zu schaffen in welcher ich mich als Leser wohlfühlte. Der Geist dieser Zeit war für mich spürbar, und das ist für mich bei historischen Büchern/Krimis/ etc. ungemein wichtig.
    Auch ihren Figuren hauchte die Autorin soviel Leben ein, dass sie absolut authentisch wirkten, ja so authentisch, das ich eine richtige Abneigung entwickeln konnte. Das schafft nicht jeder!
    Im letzten Drittel des Buches wird spätestens klar, wer der Täter sein könnte, und das Motiv lässt sich erahnen. Am Ende wurde dann alles schlüssig gelöst und keine Frage blieb mehr offen.
    Ein Krittelpunkt noch: Auf dem Buch steht aus Marketinggründen ( nehme ich an )"Wilhelm Grimm ermittelt!" Was ich so nicht richtig finde. er ist zwar mit von der Partie, die Hauptaktionen obliegen jedoch einer anderen Figur. Das ist etwas irritierend für den Leser und sicherlich nicht auf den "Mist" der Autorin gewachsen.
    Insgesamt gute Unterhaltung. Ich lese gern wieder ein Buch von Heike Wolf.

  • Ich habe auch bei der Leserunde mitgelesen.
    Der Roman spielt 1803 in Marburg.
    Die Personen wurden gut dargestellt.
    Da ist die junge Sophie, die für mich wie ein Wirbelwind durch den Roman weht. Teils ernstlich bemüht, aber auch unbekümmert. Ohne an die Gefahren zu denken, in die sie auch andere bringt. Besonders den jungen Wilhelm Grimm, der aber auch nicht viel besser ist. Die beiden waren eben noch sehr jung.
    Sophies Cousin Julius Laumann muss sich erst in Marburg behaupten. Durch seine Studien in Köln und Paris, kommt er manchen etwas überheblich vor.
    Toll, wie viele Bekannte Größen hier mitspielen durften.
    Ich habe diesen Roman wieder gerne gelesen. Ich mag historische Krimis besonders gern. Und dieser war wieder etwas Besonderes, ich kann ihn nur empfehlen.

  • Ich habe dieses Buch in der Leserunde hier im Forum gelesen (Danke nochmal an Heike Wolf) und kann vorweg sagen, dass es mir sehr gut gefallen hat.


    In diesem historischen Kriminalroman spielen fiktive Personen und Personen, die real existiert haben in Haupt- und Nebenrollen. Und auch die Bezüge zu den Märchen der Gebrüder Grimm konnte man erkennen.
    Die Spannung ist immer vorhanden, man fiebert mit den hauptsächlich jungen Leuten, die sich auf machen die Morde zu lösen. Besonders die junge und sympathische Sophie bringt sich immer wieder in brenzlige Situationen.


    Der Handlungsort Marburg wird toll beschrieben. Die schmalen Gassen und verwinkelten Treppen sind gut dargestellt.


    Für mich ein spannender und unterhaltsamer Kriminalroman.
    9 von 10 Punkten

  • Auch ich habe das Buch in der Leserunde gelesen und dafür vielen Dank nochmals für die tolle Autorenbegleitung durch die Leserunde.


    Zum Inhalt wurde schon so ausfühlich geschrieben, dass ich hier nur noch meinen persönlichen Eindruck hinzufügen möchte.


    Es war nicht nur eine sehr tolle gelungene Mischung zwischen Historischem Roman und Kriminalroman - bei der man sich vorkam als wäre man direkt vor Ort - sondern es hatte auch sämtliche Märchenfaktoren aufzuweisen (Stiefmütter, Hexe, Wolf und natürlich die Brüder Grimm).


    Es war manchmal so spannend, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte.


    Für dieses Buch vergebe ich die vollen 10 Punkte und möchte mich bei Der Autorin für die tollen Lesestunden bedanken. :anbet


    Viele Grüße :wave

  • Es freut mich sehr, dass euch das Buch so gut gefallen hat :-)


    Mir hat die Leserunde auch sehr viel Spaß gemacht. Es ist immer wieder sehr spannend zu sehen, wie das Buch schließlich bei den Lesern ankommt - auch wenn man vor den ersten Posts fingernägelkauend dasitzt und hofft, keinen zu großen Murks produziert zu haben :lache



    :wave
    Heike

    Der Bernsteinbund - Historischer Roman - Juni 2010 im Aufbau-Verlag
    Die Tote im Nebel - Historischer Kriminalroman - März 2013 im Gmeiner-Verlag

    Rabenerbe/ Rabenbund - DSA-Fantasyromane - 2017/2018 bei Ulisses

  • Bibliografische Angaben: Siehe erste Rezi (Voltaire)


    Vorbemerkung: Gelegentlich der Leipziger Buchmesse hatten wir 42er-Autoren im März eine feine Veranstaltung in der Kulturkneipe "Knicklicht" in der schönen Stadt. Verschiedene 42er haben vor vollem Haus aus ihren Büchern gelesen, auch Heike aus "Die Tote im Nebel". Meine Bessere Hälfte und ich waren uns danach sicher, das Buch lesen zu wollen. Nun hab ich es nach Anmeldung zur Leserunde sogar in der Verlosung gewonnen, leider aber wegen unseres Umzugs keine Gelegenheit gehabt, aktiv an der Leserunde teilzunehmen. Daher hier wenigstens eine abschließende


    Kurzrezi: Ein aufwändig recherchierter historischer Krimi, der sich einer gelungenen Mischung aus Fiktion und Realität bedient. Heike Wolf lässt z. B. die Gebrüder Grimm auftreten, deren späteres Lebenswerk als Märchensammler und -erzähler hier jedoch keine Rolle spielt, allenfalls einen ersten Anstoß erhält. Aber auch andere bedeutende Zeitgenossen ihrer fiktiven Protagonistin machen mit, z. B. Clemens Brentano und Friedrich Carl von Savigny. Das gibt diesem ansonsten nicht gerade vor Hochspannung knisternden Histo-Krimi ein außergewöhnliches Flair, macht das Buch reizvoll.
    Dass die Spannung sich in Grenzen hält, ist übrigens durchaus nicht negativ gemeint. Das ergibt sich einfach aus der Beschaulichkeit des Handlungsortes, aus den noch sehr jugendlichen Gedanken und Handlungen der Protagonistin Sophie, aber auch aus der Tatsache, dass uns heute die Vorstellung, ein "Höllenungeheuer" triebe im nahen Walde sein Unwesen, eher erheitert als verängstigt. Die Morde selbst können vom aufmerksamen Leser ebenfalls recht bald einem Hauptverdächtigen zugeschrieben werden, so dass sich die Frage stellt, worin der unbestritten große Lesespaß denn herrührt, den dieses Buch bereitet.
    Die Antwort ist einfach: Es ist ein in sich schlüssiger historischer Roman. Liebevoll holt uns die Autorin in eine vergangene Zeit, in deren soziale und politische Wertvorstellungen, aber wir spüren auch die Unruhe des Aufbruchs, der gerade durch Europa geht. Im Marburg des Romans jedoch ist von der Neuen Zeit noch nicht viel zu bemerken: Alte, verkrustete Herrschaftsstrukturen, Aberglauben und Obrigkeitshörigkeit bestimmen den Alltag.
    Und das alles ist wundervoll einfühlsam beschrieben, manchmal vielleicht ein wenig zu ausgewalzt, vor allem, wenn wir mit der widersprüchlichen Gefühlswelt der Sophie konfrontiert werden.
    Das Buch ist trotz dieser kleinen Schwächen ein reines Lesevergnügen. Gekonnt und sprachlich virtuos zieht Heike Wolf die Leser in eine vergangene Welt, erzählt engagiert eine gute Geschichte und malt sowohl die Menschen (die fiktiven wie die realen) als auch den Handlungsort authentisch, sorgfältig und hingebungsvoll wie auf einem prachtvollen Gemälde. Und trotz der Ruhe, die ihr Stil ausstrahlt, wird es an keiner Stelle langweilig. Man kann das Buch "in einem Rutsch" durchlesen - es ist eines dieser Bücher, die danach schreien.


    Punkte vergebe ich natürlich an Kollegen weiterhin nicht, aber so viel: Großes Lesevergnügen, Heike! :anbet Dankeschön für ein ungewöhnliches, ein besonderes Buch, das mir viel Freude bereitet hat!

  • Schon als kleines Mädchen habe ich Märchen geliebt und sobald ich lesen konnte, habe ich die Geschichten um Wölfe, böse Stiefmütter und Hexen richtiggehend verschlungen. Inzwischen hat sich mein Lesegeschmack selbstverständlich ein klein wenig verändert, sprich erweitert. ;-) Nichtsdestotrotz faszinieren mich Märchen und vor allem ihre Hintergründe und Entstehungsgeschichten nach wie vor sehr. Da wundert es nicht, dass mich die Kurzbeschreibung des Gmeiner Verlags sofort ansprach:


    „Eine schwarzhaarige Tote am Flussufer, eine missgünstige Schwiegermutter, ein böser Wolf und eine geheimnisvolle Hexe – die Professorentochter Sophie Dierlinger und ihr Vetter, der angehende Stadtphysikus Julius Laumann, gehen der Sache auf den Grund. Hilfe erhalten sie von dem jungen Wilhelm Grimm, der in Marburg studiert. Doch die Dinge sind nicht immer, wie sie scheinen und hinter so manchem Volksmärchen steckt eine gefährliche Wahrheit.“


    Voller Erwartung bin ich also in das Marburg des noch jungen 19. Jahrhunderts gereist und wurde nicht enttäuscht. Ich begegnete lebendigen, charakterstarken Figuren und durch die fundierte Recherche-Arbeit der Autorin, welche man in jedem Kapitel spüren kann, habe ich einiges über das Leben und den Alltag in der damaligen Zeit erfahren. Auch die Spannung steigt ganz ohne unnötige Effekthascherei kontinuierlich an. Durch das Einfliessen von berühmten Zeitgenossen und so manchen Motiven aus altbekannten Märchen, entsteht eine ganz besondere Atmosphäre, die für mich die Stärke dieses Buches ausmacht. Die Auflösung der Kriminalgeschichte, welche für mich zum grossen Teil unerwartet war, ist durchaus logisch und schliesst die Geschichte in sich schlüssig ab.


    Abschliessend kann ich sagen, dass ich das Buch jeweils nur ungern beiseitelegte und mir die Geschichte um „Die Tote im Nebel“ spannende und schöne Lesestunden bescherte. Es ist auf jeden Fall wieder Mal ein Buch, das ich sehr gerne und ohne Zögern weiterempfehlen kann.

  • Ich habe dieses Buch auch innerhalb der Leserunde (wenn auch verspätet) gelesen und war sehr schnell davon begeistert, sodass ich es innerhalb von ein paar Stunden verschlungen habe. Daran kann man schon mal sehen, dass es wirklich gut bei mir ankam.
    Ich fand sehr schnell hinein. Die Charaktere sind alle sehr realistisch dargestellt und man versteht auch meist was die verschiedenen Leute antreibt, warum sie so handeln wie sie es tun usw. Außerdem passen auch alle sehr gut in die historische Welt hinein! :)
    Die ermittelnden Charaktere sind meiner Meinung nach auch alle liebeswert, jeder für sich!
    Ein besonderer Reiz ist bei diesem Buch, dass es nicht nur ein historischer Krimi ist, sondern auch die Gebrüder Grimm daran teilhaben (auch wenn sie nicht so stark beteiligt sind wie man aufgrund dieses Aufklebers erwartet). So werden märchenhafte Motive sehr gut in der Story verflochten und auch die Erklärungen sind dann alle logisch und realistisch, auch die Erklärung für die Morde. Ich könnte mich gut und gerne wieder in die Welt begeben!!


    9 von 10 Punkten!

  • Ich war ebenfalls Teilnehmer der Leserunde und kann mich den positiven Kritiken nur anschliessen.


    "Die Tote im Nebel" ist ein spannender, unterhaltsamer Krimi mit einem gelungenen Ermittlerduo.
    Das der auf dem Sticker angepriesene Wilhelm Grimm kaum Anteil an den Ermittlungen hat stört nicht wirklich, der Kopfmensch Julius Laumann und seine quirlige Verwandte Sophie Dierlinger sind ein tolles Ermittlerteam, die sicher auch ohne prominente Unterstützung fesseln könnten. Die zahlreichen bekannten Nebenfiguren wie die Grimms machen die Zeitreise ins Marburg um 1800 sicher leichter und noch interessanter. Sowohl die Haupt- als auch die Nebenfiguren sind sehr lebendig geschildert und mit vielen (z.B. Sophies Mutter und Großmutter) hätte ich gerne mehr Zeit verbracht.
    Mit dem Thema Märchen wird man nicht erschlagen, das Thema wird nur immer wieder dezent eingeflochten. Das hat mir sehr gefallen.
    Da ich kein geübter Krimileser bin hat die Autorin mich auch gekonnt in den Nebel geführt, erst im letzten Drittel des Buches bin ich dem Mörder auf die Schliche gekommen.


    Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen, von dem Duo Dierlinger/Laumann würde ich gerne wieder etwas lesen. Daher 9 von 10 Punkten von mir.

    "Bücher haben eine Seele. Keiner muss die Seele eines Buches suchen. Die Seele des Buches findet den Leser. Das tut sie immer!" - Die wundersame Geschichte der Faye Archer

  • Zwei Dinge haben mich für 'Die Tote im Nebel' eingenommen, noch bevor ich eine einzige Zeile darüber gelesen hatte: das wunderschöne Bild auf dem Cover und der Hinweis auf Wilhelm Grimm. Das erste Mal las ich Heike Wolfs historischen Kriminalroman als Vorbereitung auf einen Gebrüder Grimm Abend, als wohltuende Abwechslung zu den ganzen teils sehr dickleibigen Biographien über die Märchenbrüder.


    Der sehr atmosphärische Roman hat mich von Anfang an gefesselt, ein durch und durch stimmiges Szenario mit glaubwürdigen sympathischen Figuren. Wobei mir die eigentliche Krimihandlung sehr schnell egal war, und deutlich in den Hintergrund trat, zu Gunsten der historischen Epoche der Romantik und der Stadt Marburg mit seiner näheren Umgebung. Ich genoss die Gespräche der Hauptcharaktere über Literatur, Politik und die engen gesellschaftlichen Konventionen, unter denen einige der Personen zu leiden haben: die quirlige neugierige freiheitsliebende Sophie; ihre Mutter Lotte, die, früh verwitwet, Bücher und das Schreiben so sehr liebt; und der gebildete weitgereiste und von den Ideen der Aufklärung beseelte Arzt Julius.


    Heike Wolf versteht es gut, die Epoche und ihre Menschen für mich als Leser erlebbar und fühlbar zu machen. In meinen Augen ein seltenes Talent, das uns hoffentlich noch einige historische Romane beschert.


    Das Buch setzte sich in meinem Kopf fest, und ich war dann sehr froh, als ich auf diese herrliche Seite und die Leserunde aufmerksam wurde. Das erneute Lesen war dann sehr intensiv, und hat mich den Roman noch mehr schätzen gelehrt. Das Diskutieren hat großen Spaß gemacht, auch wenn mich das hohe Tempo doch etwas irritiert hatte. Bei der Gelegenheit, möchte ich mich herzlich bei Dir bedanken Heike, für die vielen hilfreichen Antworten.


    'Die Tote im Nebel' bekommt von mir 10 Punkte, trotz des kleinen Fehlerteufels, der sich immer wieder eingeschlichen hat, und in meinen Augen eher auf ein nachlässiges Lektorat hinweist.

    Literatur erweitert unser Dasein...Durch das Lesen großer Literatur werde ich zu tausend Menschen und bleibe doch ich selbst. CSL

  • Als Helene tot in einem Gewässer aufgefunden wird, glaubt jeder an einen Unfall. Nur Sophie, Helenes Freundin, zweifelt daran. Auch deren Vetter Julius ist skeptisch und beginnt, die Todesursache zu untersuchen. Je mehr er herausfindet, desto mehr bestätigt sich sein Mordverdacht. Unterstützt wird er dabei von seiner Cousine und deren heimlichen Schwarm Wilhelm Grimm. Sie hören sich um, beobachten die Verdächtigen und kommen manchmal auf sehr gewitzte Weise an ihre Informationen.


    Der historische Krimi beinhaltet sämtliche Zutaten, die auch klassische Märchen benötigen. Eine hellhäutige, schwarzhaarige Leiche, eine intrigante Stiefmutter, eine hungrige Bestie, eine schutzbedürftige Sympathieträgerin und ein smarter Held, der im undurchsichtigen Nebel gegen das Böse kämpf. Wie in jedem Märchen wird auch hier Gut und Böse klar getrennt. Bei aller Vorhersehbarkeit bleibt dennoch genug Raum für überraschende Wendungen der Handlung. Gerade bei der Aufklärung des Falles bleibt so lange unklar, ob es die Tat eines Mörders oder eben doch ein unglückliches Zusammentreffen mit dem Untier war. Mehrere Fährten werden ausgelegt und auch versierte Krimileser folgen ab und zu mal der falschen.


    Die Handlung ist im beginnenden 19. Jahrhundert in Marburg platziert. Die Stadt an der Lahn liegt zudem an der Deutschen Märchenstraße, die wiederum untrennbar mit den Gebrüdern Wilhelm und Jakob Grimm verbunden ist. Die beiden besuchten dort seinerzeit die Universität und spielen auch in diesem Krimi keine unbedeutende Rolle. Sie fügen sich harmonisch in die Handlung ein und werden ebenso facettenreich beschrieben wie die fiktiven Figuren. Jedes Wesen bekommt Ecken und Kanten, agiert emotional und wirkt damit authentisch. Gerade Sophie ist trotz all ihrer Widerspenstigkeit ein Sympathieträger.


    Heike Wolf hat erneut bewiesen, dass ihr das Genre Historischer Roman mit Krimianteil liegt. Wie bereits im Vorgänger "Der Bernsteinbund" lässt sie eine vergangene Zeit wieder auferstehen und führt ihre Leser durch die engen Gassen. Die Handlung ist rund und lässt sich durch den Sprachstil der Autorin gut lesen. Ein stetig steigender Spannungsbogen erzeugt eine Sogwirkung. Mit Sophie Dierlinger und Julius Laumann hat sich ein Team gefunden, die für weitere Aufklärungsarbeiten durchaus vorstellbar und vor allem wünschenswert sind. Im undurchdringlichen Nebel verbergen sich bestimmt noch weitere mysteriöse Vorfälle.