König der Dunkelheit - Mark Lawrence

  • Inhalt (Klappentext):
    Um zu wahrer Größe zu gelangen, muss man über Leichen gehen ...
    Nach dem gewaltsamen Tod seiner Mutter und seines Bruders hatte Prinz Jorg von Ankrath blutige Rache geschworen. Nun ist er König, doch der Krieg ist für ihn noch lange nicht zu Ende, denn eine gewaltige Armee marschiert auf sein Reich zu – angeführt von einem scheinbar unbesiegbaren Krieger. Jeder gute König wäre wohlberaten, die Waffen zu strecken und das Knie vor diesem Krieger zu beugen, und sei es nur, um das Leben des eigenen Volkes zu schützen. Doch Jorg ist kein guter König ...



    Meine Meinung:
    Vor gut zwei Jahren erschien mit 'Prinz der Dunkelheit' ein ganz außergewöhnliches, tiefschwarzes Juwel von Buch am Fantasy-Himmel. Es ist das Epos des vierzehnjährigen Prinzen Jorg von Ankrath mit seiner grausamen, blutrünstigen Seele, der sich quer durch 500 Seiten mordete, und der trotz seiner Verdorbenheit eine derartige Faszination auf den Leser ausübte, dass man den Roman nicht nur kaum aus der Hand legen konnte, sondern Jorg auch noch wünschte, er möge über seine Feinde triumphieren. Was er dank Rücksichtslosigkeit, der Bereitschaft zu irrwitzigem Risiko und grandioser Bauernschläue auch tat.
    Nach so einem Buch fürchtet man sich fast vor dem Nachfolger, denn es ist schwer, solche Meisterschaft würdig fortzuführen. Doch 'König der Dunkelheit' schafft es mit Leichtigkeit. Die Fortsetzung der Geschichte von Jorg von Ankrath ist sogar noch besser als der Vorgänger, in der Art, wie guter Wein durch Reife gewinnt. Der neue Band weiß ab der ersten Seite zu fesseln und kann - wie schon der erste - unmöglich aus der Hand gelegt werden, bevor man nicht das übrigens ausgesprochen unvorhersehbare Ende erreicht.
    Aus Jorg, dem grausamen Kind, ist beinahe ein Mann geworden, und die neue Reife tut ihm gut. Er ist immer noch rau und rücksichtslos, besitzt immer noch einen mitunter kranken Sinn für Humor und einen grausam-sezierenden Blick auf Dinge, bei denen andere den Blick abwenden. Doch die ziellose Grausamkeit ist von ihm gewichen. Es scheint, als müsse er sich nicht mehr unablässig etwas beweisen. Er hat an Stärke gewonnen, und die Stärke erlaubt ihm den Luxus von Mitgefühl und einer vernünftigen Sichtweise auf manche Dinge. Seine Taten und seine Erlebnisse haben ihn geformt, er ist nun achtzehn Jahre alt. Er hat den Hauch einer Ahnung davon, was Verantwortung bedeutet. Er schämt sich nicht mehr für eine weiche Regung.
    Zu einem gütigen König macht ihn das trotzdem nicht, nicht einmal zu einem weißen Ritter. Der Dreck bleibt auch weiter an ihm kleben, aber man spürt den Menschen darunter und das schafft beim Lesen eine ganz unerwartete Sympathie.
    'König der Dunkelheit' wird abwechselnd in zwei Zeitebenen erzählt - Jorg im Hier und Jetzt, seine Burg, die er am Ende des ersten Bandes eroberte, von einer gigantischen Streitmacht von zwanzigtausend Soldaten bedroht, denen er mit kaum dreihundert Kämpfern gegenüber steht. Die Mischung aus Plan, Glück und plötzlicher Eingebung, mit der er dennoch dem Angreifer entgegentritt, statt zu kapitulieren, ist rasend spannend und leitet sich in ihren Bausteinen vielfach aus vergangenen Erlebnissen her. So springt Jorg auch immer dann, wenn man sich erhofft, auf der nächsten Seite die vorläufige Auflösung zu lesen, vier Jahre in der Zeit zurück, zu einem Parallelstrang an Ereignissen, die nicht minder spannend sind.
    Eine wichtige Rolle spielt hierbei ein kleines Kupferkästchen in seinem Besitz, das Erinnerungen von ihm enthält und das er - wie Pandoras Box - um keinen Preis öffnen darf. Dabei könnten diese Erinnerungen der Schlüssel dafür sein, wie dieser schier ausweglose Kampf zu gewinnen ist -


    'König der Dunkelheit' ist rasend gute Fantasy mit einem unwiderstehlich charismatischen und unbeschreiblich glaubwürdigen Protagonisten, mit einer nervenzerreißend spannenden Story voller unerwarteter Wendungen und Rätsel, oft besser als ein verwickelter Kriminalfall. Beiläufige Grausamkeiten lassen einem ebenso den Atem stocken wie überraschend emotionale Momente, die vor dem Kontrast umso stärker wirken. Einer Erwähnung wert ist auch die außerordentlich gut gelungene deutsche Übersetzung - unverkennbar war hier jemand am Werk, der mit Sprache virtuos umzugehen weiß und das merkt man dem Buch deutlich an.
    Wer sich vor unmittelbarer Gewalt und einer doch sehr erwachsenen Düsternis im Buch nicht scheut, den erwartet ein atemberaubender Ritt durch Jorgs dunkle Welt.
    Dies ist Fantasy von einer Tiefe und Qualität, wie man sie nur selten findet.

    Ich hab' mich verirrt.
    Ich bin dann mal weg, um nach mir zu suchen.
    Sollte ich zurückkommen, bevor ich wieder da bin, sagt mir bitte, ich soll hier warten!

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  • Nach dieser tollen Rezi muss ich wohl schauen, dass das Buch bald in mein Bücherregal wandert. Das hatte ich nach Teil 1 schon befürchtet. :grin

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Ninni Schulman - Den Tod belauscht man nicht

    Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • KLAPPENTEXT:


    Um zu wahrer Größe zu gelangen, muss man über Leichen gehen ...
    Nach dem gewaltsamen Tod seiner Mutter und seines Bruders hatte Prinz Jorg von Ankrath blutige Rache geschworen. Nun ist er König, doch der Krieg ist für ihn noch lange nicht zu Ende, denn eine gewaltige Armee marschiert auf sein Reich zu – angeführt von einem scheinbar unbesiegbaren Krieger. Jeder gute König wäre wohlberaten, die Waffen zu strecken und das Knie vor diesem Krieger zu beugen, und sei es nur, um das Leben des eigenen Volkes zu schützen. Doch Jorg ist kein guter König ...


    AUTOR:
    (Quelle: Heyne)


    Wenn er nicht gerade schreibt, arbeitet Mark Lawrence als Wissenschaftler, der sich hauptsächlich mit der Erforschung künstlicher Intelligenz beschäftigt. »Prinz der Dunkelheit« ist sein erster Roman. Der Autor lebt mit seiner Frau und ihren gemeinsamen vier Kindern in England.


    EIGENE MEINUNG:


    Ich bin geplättet. „König der Dunkelheit“ ist noch spannender, noch fesselnder, noch reifer als sein Vorgänger „Prinz der Dunkelheit“ und hat mich so sehr in Bann gezogen und beeindruckt, dass ich nun ganz traurig auf ein langes, sehnsüchtiges Warten auf Teil3 blicke, der auf englisch im Sommer unter dem Titel „Emperor of Thorns“ erscheinen wird.


    Erzählt wird dieses Meisterwerk der High Fantasy auf mehreren Ebenen, von denen ein Großteil zwar in unterschiedlichen Zeiten spielt, aber aus der Perspektive von Jorg aufs Geschehen blicken. Ergänzt werden seine Beiträge durch die der geheimnisvollen und starken Katherine, die ihm Rache geschworen hat, seit Jorg ihre Zofe umgebracht hat. Es fällt mir ein wenig schwer von der Handlung des Buches zu berichten, denn es ist so voller Geheimnisse, dass ich dem Leser auf seiner Entdeckungsreise keinesfalls etwas voraus nehmen möchte.


    Passend zur ausgereifteren Schreibe des Autors ist auch Jorg erwachsener geworden. Er ist nun König, hat damit sehr viel mehr Verantwortung als früher zu der Zeit, als er noch auf der Straße lebte. Natürlich reicht ihm sein Dasein als König nicht aus. Er ist gierig und rachsüchtig und möchte vor allem seinem Vater beweisen, dass er ein Anrecht auf dessen Thron hat.


    Besonders gut gefallen mir die psychologischen und philosophischen Aspekte des Romans. Obwohl ich mich zuerst an Jorgs Faible für Nietzsche gewöhnen musste, mag ich die Art mit der Dinge und das Leben betrachtet. Auch in diesem Bereich verschmelzen Autor und Protagonist zu einer flüssigen Abfolge von Gedankengängen und Handlungen. Auf psychologischer Ebene kommen wir Jorgs Innerem immer näher. Er ist ein dunkles Geschöpf, das immer mehr helle Risse bekommt und ich denke im dritten Teil werden wir uns endlich seinem wahren Gesicht nähern, das derzeit noch verschleiert ist unter einer düsteren Schicht aus Blut, Hass, Rachsucht und Gier.


    Nicht nur Jorg, der für mich einer der außergewöhnlichsten Charaktere im Bereich Fantasy zählt, interessiert mich sehr, auch die Nebencharaktere gefallen mir ausgesprochen gut. Sie sind mit viel Feingefühl fürs Detail kreiert und sehr gut durchdacht. Sie wirken lebendig und sind so greifbar, dass man das Gefühl hat, regelrecht zu erwachen wenn man aus der Geschichte aufwacht.


    FAZIT:


    In „König der Dunkelheit“ ist es Mark Lawrence noch besser gelungen die von ihm gesponnenen Fäden aus Psychologie, Magie und Philosophie zu einer Handlung zu verweben, die den Leser in Bann zieht und mit facettenreichen und sowohl charakterstarken, als auch charakterlosen Figuren fesselt.

  • Ich hab die Kritiken zu Teil 3 schon gelesen und die Leute überschlagen sich förmlich vor Lob.
    Jetzt werde ich mich auch an die Reihe wagen, nach den eher gespaltenen Kritiken zu Band 1 scheint sich die Reihe ja wahnsinnig zu steigern. :wow

    Nenne dich nicht arm, weil deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind; wirklich arm ist nur, der nie geträumt hat. - Marie von Ebner-Eschenbach

  • Echt, der dritte Teil ist schon draußen?
    Verflixt, dann muss ich den doch auf Englisch lesen - dabei habe ich die ersten beiden auf Deutsch, wo bleibt denn da das einheitliche Erscheinungsbild im Regal :cry ?

    Ich hab' mich verirrt.
    Ich bin dann mal weg, um nach mir zu suchen.
    Sollte ich zurückkommen, bevor ich wieder da bin, sagt mir bitte, ich soll hier warten!

  • Ja ist seit letzter Woche draußen. Gut das ich gewartet habe. Ich kaufe mir gleich alle drei in der Version von HarperCollins. Hoffentlich sehen sie wenigsten beim selben Verlag alle gleich aus!
    Bei den englischen Büchern tendieren Reihen ja nach jedem Buch dazu um 5 cm zu wachsen, bis sie zum Schluss nicht mehr ins Regal passen. :rolleyes

    Nenne dich nicht arm, weil deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind; wirklich arm ist nur, der nie geträumt hat. - Marie von Ebner-Eschenbach

  • Oh mein Gott ... was für ein Finale. Ich bin noch ganz außer Atem. Rezension folgt in Kürze.
    Ihr Fantasy-Fans, das ist nahezu die beste Serie, die ich in gefühlten Ewigkeiten in der Hand hatte. Grandios, hinreißend, überwältigend. Und das, wo auf meinem aktuellen Fantasy-Thron doch Sapkowskis Geralt von Riva-Serie und Black Prism ff. herumlungern. Die sind jetzt, nach Abschluss der Trilogie, tatsächlich hart bedrängt. Wer hätte das gedacht :grin

    Ich hab' mich verirrt.
    Ich bin dann mal weg, um nach mir zu suchen.
    Sollte ich zurückkommen, bevor ich wieder da bin, sagt mir bitte, ich soll hier warten!