Der buddhistische Mönch - John Burdett
ISBN:3492050972
Verlag: Piper
Erscheinungsjahr: 2007 (HC)
Seitenzahl: 400
Übersetzerin: Sonja Hauser
Über den Schriftsteller:
John Burdett, Jahrgang 1951, arbeitete nach einem Studium der Rechtswissenschaften in Hongkong als Rechtsanwalt für eine britische Firma und machte sich später als Anwalt selbständig. Nach ersten erfolgreichen Veröffentlichungen widmet sich Burdett auschlließlich dem Schreiben.
Von ihm liegen bisher folgende Romane in deutscher Übersetzung vor: "Eine private Affäre", "Die letzten Tage von Hongkong", "Der Jadereiter", "Bangkok Tattoo".
Über den Inhalt:
Sonchai Jitpleecheep, Polizist und bekennender Buddhist, kennt sich mit den dunklen Seiten seines Bezirks aus. Doch wie kein anderes Verbrechen erschüttert ihn der Tod seiner ehemaligen Geliebten Damrong, den er in einem Snuff-Video auf seiner Polizeistation ansehen muss.
Damrong gehörte zu den begehrtesten Prostituierten Bangkoks und verfolgt Sonchai noch immer in seinen Träumen. Auf der Suche nach ihrem Mörder helfen dem buddhistischen Polizisten seine amerikanische Freundin Kimberley, sein Vorgesetzer Vikorn und sein Katoey-Kollege Pi-Lek.
Meine Meinung:
Mit "Der buddhistische Mönch" hat John Burdett im Jahr 2007 den dritten Teil der Serie um den buddhistischen Polizisten mit dem unaussprechlichen Namen Sonchai Jitpleecheep vorgelegt.
In den Mittelpunkt seines Thrillers stellt John Burdett den Tod der Edelprostituierten und Ex-Geliebten von Sonchai, Damrong, den der Polizist während der Vorführung eines Snuff-Videos unvorbereitet in der Polizeistation ansehen muss. Sonchai, den die Beziehung zu Damrong nie losgelassen hat und die ihn in seinen Träumen verfolgt, will ihren Mörder finden.
Ausgehend von dieser Situation strickt der Schritsteller ein feines Geflecht von Beziehungen aus früheren Romanen fort.
Immer wieder erinnert sich der Polizist bei der Spurensuche an seine frühere Beziehung und lässt gleichzeitig neue Verbindungen entstehen. Da Sonchai sich bewusst ist, in seinen aktuellen Fall nicht nur emotional verstrickt zu sein, sondern auch außenstehendes Wissen zu benötigen, bittet er seine amerikanische FBI-Freundin Kimberley nach Bangkok zu reisen. Gemeinsam dringen sie in die Szene ein, die es sich leisten kann, Edelprostituierte zu bestellen und stoßen dabei auf eine korrupte Gesellschaft aus Anwälten, hochrangigen Politikern, Wirtschaftsmächtigen und den Ex-Ehemann von Damrong, der an ihr mitverdient hat.
Sonchai, der in der Sache weiter vordringt, wird alsbald von seinem Vorgesetzten zurückgehalten, um keine politischen Skandal zu erzeugen. Doch die Nächte lassen ihm keine Ruhe und seine schwangere Lebensgefährtin Chantra merkt, dass Damrong immer noch nicht aus dem Leben des Polizisten verschwunden ist.
Währenddessen hat Kimberley begonnen, für den wesentlich jüngeren und sehr attraktiven Pi-Lek zu schwärmen und wird schonend durch Sonchai zur Besinnung gebracht.
John Burdett versteht mehr als die eigene Story seine Charaktere hervorragend zu zeichnen und mit dem notwendigen Feingefühl die Situation eines Katoey zu beschreiben, der sich auf seine Geschlechtswumwandlung vorbereitet und danach kaum die Chance erhalten wird, seine Arbeit als Polizist fortzusetzen.
Doch John Burdett beschränkt sich in seinen Beschreibungen nicht nur auf vordergründige, für Thailand bekannte Phänomene wie Prostitution, Korruption und Ladyboys, sondern dringt weiter vor. Er lässt seinen Ermittler aufs Land fahren, dorthin wo ein Tourist kaum anzutreffen sein wird und erzählt von dörflichen Strukturen, von Familienverhältnissen und Ehrbegriffen, die die offensichtliche und traurige Wahrheit über Armut und Hunger verdecken.
Aus diesem sozialen Gefüge stammen Damrong und ihr jüngerer Bruder, dem die Edelprostituierte mit ihren Einkünften ein besseres Leben ermöglichen wollte. Genau diese Verhältnisse sind es, die den Thriller völlig unerwartet und doch so sehr thailändisch mit einem Schuss Mystik enden lassen.
"Der buddhistische Mönch" ist ein ausgezeichneter Roman und Thriller, dessen Stärken in erster Linie in der Beschreibung der lokalen Gegebenheiten und der Mentalität seiner unterschiedlichen Figuren liegen, ein Gesellschaftsporträt eines Landes zwischen Entwicklung und Tradition, das sich hochspannend und informativ liest und zuletzt eine Kriminalgeschichte, die nur den Auslöser für eine Geschichte vor vermeintlich exotischer Kulisse bietet.