Das Ende der Welt - Sara Gran

  • Klappentext:
    San Francisco. Claire DeWitts Ex-Freund Paul wurde in seiner Wohnung erschossen. Zu viele Freunde hat die geniale Ermittlerin schon an den Tod verloren. Nur stetiger Drogenkonsum und ihre einzigartigen Fälle können den Schmerz betäuben. Claire gerät völlig aus dem Gleichgewicht. Getrieben von der Frage, wer Paul ermordet hat, gelangt sie immer näher an ihren eigenen tödlichen Abgrund.


    Die Autorin:
    Bevor Sara Gran, geboren 1971 in Brooklyn, hauptberuflich Schriftstellerin wurde, hat sie in einer Vielzahl von Berufen gearbeitet, die aber allesamt mit Büchern zu tun hatten. Nach ausgedehnten Weltreisen lebt sie nun in Kalifornien.


    Meine Meinung:
    Als ihr Ex-Freund Paul ermordet wird, macht sich die Detektivin Claire DeWitt auf die Suche nach der Wahrheit, denn nicht jeder glaubt an einen missglückten Raubmord. Vielleicht steckt hinter dem Tod des Musikers weitaus mehr, als es auf den ersten Blick scheint, denn hat nicht jeder Mensch eine dunkle Seite?
    Bei Claire trifft dies zumindest zu und im Laufe des Buches bekommt so gut wie jeder Charakter in dieser Beziehung sein Fett weg. Friede-Freude-Eierkuchen-Charaktere wird der Leser in diesem Buch vergeblich suchen und oft genug hatte ich beim Lesen das Gefühl, ich befände mich ebenfalls im freien Fall.


    So fand ich das Buch zu Beginn eigentlich noch herrlich schrullig und auf angenehme Art und Weise sonderbar. Claire ist eine eigensinnige Frau, die eine recht düstere Auffassung vom Leben hat. Allzu gut verständlich, denn im Laufe des Buches erfährt man viel aus ihrer Vergangenheit und erlebt alte Fälle parallel zum aktuellen. Das ist zwar einerseits interessant, entpuppt sich jedoch auf der anderen Seite als etwas verwirrend, da die Kapitel zwischen den einzelnen Erzählsträngen munter hin- und herwechseln.
    Passend dazu wird man natürlich jedes Mal mit neuen Charakteren konfrontiert, was irgendwann zu einem Überangebot an Figuren führt, die auf den Handlungsverlauf der eigentlichen Geschichte [sprich auf die Ermittlung wegen Pauls Tod] eigentlich keinen Einfluss haben und somit teilweise wie nutzlose Platzfüller erscheinen.
    Und auch Claire selbst, die mir zu Beginn interessant erschien, nervt spätestens beim achten Gang zur Toilette, um sich mit Drogen oder Tabletten zu versorgen. Außerdem scheint das Durchstöbern des Arzneischrankes nach dem traditionellen One-Night-Stand mehr zu ihrem Leben zu gehören, als das eigentliche Ermitteln, was in diesem Buch beinahe eine Nebensächlichkeit zu sein scheint. Überraschungen oder unerwartete Wenden gibt es in diesem Buch keine, dafür sucht man aber auch nach Charaktertiefe und vor allen Dingen Charakterentwicklung vergebens. Die Figuren – selbst Claire selbst – wirken eigentlich bis zum Ende hin eher blass.


    Da die Leseprobe den Anschein erweckte, dass Claire einer ganz besonderen Art Detektiv angehört, hatte ich eigentlich auf eine gänzlich andere Art von Buch gehofft. Bis zum Schluss ist es mir ein Rätsel geblieben, inwieweit sich die Schüler des berühmten Detektivs Silette von anderen Ermittlern unterscheiden und vor allen Dingen, warum sie scheinbar um so vieles besser sein sollen. Angeblich. Denn wie das Buch vermittelt, stehen diese Detektive mehr als alle anderen mit einem Bein eigentlich schon in ihrem eigenen Grab.


    Was mich aber am meisten gestört hat, war die Selbstverständlichkeit des Drogenkonsums. Es gab keinen Charakter, der auch nur erahnen ließ, dass damit nicht nur Spaß und Freude und vor allen Dingen eine Erleichterung des Lebens verbunden ist [Claire ist müde? Mal eben ein paar Drogen genommen und schon sind wir wieder fitt!].


    Das einzige wirklich Positive ist die Aufmachung des Buches. Das Cover ist ein echter Hingucker und die abgerundeten Ecken geben dem Ganzen etwas Gemütliches. Auch di aufklappbaren Innenseiten des Einbandes sind toll gestaltet.


    Fazit: Mehr ist nicht immer besser, weder bei Charakteren, Zeitsprüngen oder Drogen. Das Buch besaß mir zu wenig Charaktertiefe und schaffte es schlichtweg nicht mich in irgendeiner Form zu fesseln.

    "Sobald ich ein wenig Geld bekomme, kaufe ich Bücher; und wenn noch was übrig bleibt, kaufe ich Essen und Kleidung." - Desiderius Erasmus

  • Meine Meinung: Als ihr Ex-Freund Paul Casablancas erschossen und um einige seiner Gitarren beraubt, in seiner Wohnung aufgefunden wird, beginnt Claire de Witt zu ermitteln, schließlich ist sie Privatdetektivin und zwar ein ungewöhnliche Privatdetektivin – zumindest wird sie bzw. das Buch so beworben und ich freute mich auf etwas Abwechslung und eine neue Figur in der Welt der Ermittler.


    Die Autorin Sara Gran hat den Krimipreis 2013 gewonnen und muss einfach gut sein, dachte ich mir, und ich muss noch entschuldigend dazu sagen, dass ich mich die ganze Zeit bemüht habe, ihre Hauptfigur zu mögen, auch wenn ich mich nicht in sie und ihre chaotischen Denkstrukturen hinein versetzen mochte, aber der gute Wille nutzte nichts – Claire deWitt hat mich letztlich total genervt. Ich kam mir vor, als würde mir jemand, der unter Drogen steht, schnell und ohne Pause und teilweise sinnentleert die Ohren vollblubbern.


    „Der Erzähler ist nicht verantwortlich dafür, den Zuhörer von der Wahrheit des Gesagten zu überzeugen. Ein jeder Zuhörer muss sich die Worte selbst aneignen. Keiner kann das für einen anderen tun.“


    Dieses Zitat aus dem Buch hielt mich die meiste Zeit über Wasser und immer hoffte ich, irgendwann in die Story eintauchen zu können. Natürlich erwartet man bei einem Krimi wenigstens ein ganz klitzekleines bisschen Spannung, doch so sehr ich mich bemühte, mit ihren ständigen Abschweifungen und Gedankensprüngen machte Claire, die als Erzählerin auftritt, auch diese Hoffnung zunichte. Sie beginnt mit Pauls Tod, berichtet, man hat den Eindruck, mitten in einem angefangenen Satz, über verschwundene Miniaturpferde, mixt einen kleinen Beitrag über ihre schrullige Mutter dazu und ist im nächsten Moment dabei, einen Schwank aus ihrer Jugend zu berichten. Dazu kommen noch diverse Besuche und Anrufe bei irgendwelchen Personen, die sie schon lange kennt, nicht nachvollziehbare Gespräche mit ihnen und die Gedanken an Jahre zurück liegende Ermittlungen im Fall einer verschwundenen Freundin.


    Schnupf – zwischendurch (wie selbstverständlich) eine nette kleine Linie Kokain oder ein Tablettchen Vicodon und weiter geht es mit ihrer Logorrhoe…


    Ihre Art zu erzählen ist, als lausche man einer Schnellfeuerwaffe. Viele Sätze sind zugegebenermaßen ziemlich brillant und ihr Humor ist ungewöhnlich und sympathisch, doch die ständigen Sprünge sind auf Dauer sehr anstrengend; zu viele Informationen in zu kurzer Zeit - alles wirkt immer ein wenig zu hastig und kaum ausgesprochen wird weiter gesprungen.


    Trotzdem ist es eine interessante Welt in die Sara Gran ihre Ermittlerin gesetzt hat, die von vielen ungewöhnlichen Figuren bewohnt ist und Claire selber ist eben tatsächlich keine Nullachtfünfzehn-Privatdetektivin, der Fall, bzw. ihre Fälle nehmen keinen vorhersehbaren Verlauf und das Ganze weicht sehr vom üblichen Whodunit ab. Die vielen unterschiedlichen Bewertungen bei Amazon zeigen ja, dass das Buch polarisiert. Entweder man liebt es, oder man mag es gar nicht. Vielleicht war es für mich nicht die richtige Zeit dieses Buch zu lesen und vielleicht gebe ich ihm später noch einmal eine Chance und lese es erneut, doch jetzt habe ich erst einmal genug Claire deWitt „genossen“ und bin selten erleichtert, dass ich das Buch endlich ins Regal stellen kann. 3 Eulenpunkte dafür...