Der Weg der Töchter - Yejide Kilanko

  • Graf Verlag, 2013
    Gebundene Ausgabe: 384 Seiten


    Originaltitel: Daughters Who Walk This Path


    Kurzbeschreibung:
    Der Überraschungsbestseller aus Kanada: Ein mutiges, mitreißendes Romandebüt über eine Kindheit in Nigerias Millionenstadt Ibadan. Das Mädchen Morayo erlebt das Erwachsenwerden behütet, aber voller Tabus: es wird eine Odyssee, aus der sie stark und voller Zukunftspläne hervorgeht. Sie ist pfiffig und temperamentvoll, die kleine Morayo, die mit ihrer geliebten Schwester in einer modernen nigerianischen Familie aufwächst. Eine herrliche Großfamilie, wo viel gekocht und gefeiert, aber auch hart gearbeitet wird. So ist es das Normalste der Welt, dass Bros T, der charmante, etwas halbstarke Cousin der Mädchen hier aufgenommen wird. Anfänglich ist Morayo begeistert von diesem Familienzuwachs, aber dann überfordert, als Bros T sie nachts bedrängt... Ein dichtes Netz des Schweigens legt sich plötzlich über das Haus, und Morayo erfährt von ihren Eltern keinen Trost, im Gegenteil, es ist, als sei sie selbst schuld. Bei Morenike, die seinerzeit ein ähnliches Schicksal erlitten hat, findet sie ein neues Zuhause und eine weibliche Verbundenheit, die sie zu einer starken und engagierten Persönlichkeit werden lässt. Das erkennt auch Kachi, Morayos erste Liebe aus der Schulzeit…


    Über die Autorin:
    Yejide Kilanko, geboren 1975 in Ibadan, Nigeria, wuchs als Tochter eines Universitätsprofessors und seiner Frau auf. Als Jugendliche entdeckte sie für sich Autoren wie Nadine Gordimer, Wole Soyinka und Chinua Achebe. Sie studierte Politikwissenschaften in Ibadan und zog 2000 mit ihrem Mann in die USA, später nach Kanada, wo sie heute als Kindertherapeutin arbeitet. Sie hat selbst drei Kinder. DER WEG DER TÖCHTER ist ihr erster Roman.


    Über die Übersetzerin:
    Uda Strätling lebt in Hamburg und hat u.a. Sam Shepard, David Bowman, John Edgar Wideman und Andrew Sean Greer übersetzt.


    Mein Eindruck:
    Der Weg der Töchter ist ein beeindruckendes Romandebüt über das Leben in Nigeria
    Die Art der Icherzählung bindet den Leser eng an die Protagonistin und ihre Erlebniswelt. Es fällt leicht, das Mädchen Morayo und ihre kleine Schwester zu mögen.


    Das komplexe Buch zeigt Moreyas Leben in einem großen Zeitraum, der sich über die Jahre von 1982 bis 2007 erstreckt. Diese Jahre sind in Abschnitte aufgeteilt: Die unbeschwerte Kindheit in Ibadan, der Missbrauch und die Folgen, die unsteten Studienjahre in Lagos, schließlich die Jahre der inneren Befreiung aber auch das Wiedersehen mit dem Täter.


    Auffällig ist, dass sich die Beschreibung der Kindheit i Nigeria in gewisser Weise nicht so zwangsläufig von einer Kindheit unterscheidet, wie wir sie kennen.
    Der Missbrauch beendet die Kindheit. In der Familie wird der Vorfall, nachdem er entdeckt wurde, totgeschwiegen. Auf Verständnis und Trost trifft Morayo nur durch Frauen, die das Selbe erlebt haben.


    Der Roman behandelt als Hauptthema den sexuellen Missbrauch an einem Kind und die Folgen, aber man sollte das Buch nicht darauf reduzieren, da gleichzeitig auch das Alltagsleben in Nigeria detailliert gezeigt wird.


    Stilistisch ist die Autorin nicht ausschweifend, das hat mir zugesagt. Man darf gespannt sein, was von der Autorin noch folgen wird.

  • Der Leser begleitet Morayo von über 25 Jahre und erlebt ihre Entwicklung vom kleinen Mädchen hin zur selbstbewussten jungen Frau. Obwohl die Familie äußerlich recht weltoffen wirkt, ist sie noch eng verstrickt in traditionelle Ansichten und Konventionen, die Morayo nach den Übergriffen ihres Cousins hart treffen. Der Autorin ist es sehr gut gelungen, das Leben in dieser Großfamilie zu beschreiben. Man taucht in das Leben in der afrikanischen Großstadt ein, lernt die Familienmitglieder mit allen ihren guten und schlechten Eigenschaften und das sie umgebende Netzwerk von Freunden und Nachbarn kennen. Yejide Kilanko erzählt sehr persönlich, einfühlsam, warmherzig und in einer äußerst lebendigen Sprache. Die der Autorin eigene Kenntnis des Landes, seiner Besonderheiten und Traditionen werden auf jeder Seite des Romans spürbar und sorgen für eine atmosphärisch dichte Stimmung. So werden letztlich auch moralische Fragen aufgeworfen, die überall auf der Welt ihre Berechtigung haben. Letztlich zeigt es aber deutlich auf, welchen Herausforderungen sich junge Frauen in Nigeria stellen müssen, die ihren eigenen Weg gehen wollen.


    „Der Weg der Töchter“ ist ein wirklich beeindruckendes Debüt der in Kanada mit nigerianischen Wurzeln lebenden Autorin. Man darf auf weitere Romane von Yejide Kilanko gespannt sein. Ihr Erstling ist ausgesprochen beeindruckend und nachhallend. Es bescherte mir eine sehr angenehme und interessante Lesezeit. Ich empfehle es sehr gern weiter.