Klaus Dermutz - Ernst Happel. Genie und Grantler

  • Titel: Ernst Happel. Genie und Grantler
    Autor: Klaus Dermutz
    Verlag. Die Werkstatt
    Erschienen: November 2012
    Seitenzahl: 319
    ISBN-10: 3895339342
    ISBN-13: 978-3895339349
    Preis: 19.90 EUR


    Das ehemalige Praterstadion in Wien wurde nach ihm benannt. Nach Ernst Happel. Ernst Happel wurde am 29. November 1925 in Wien geboren und verstarb am 14. November 1992 in Innsbruck. Selbst ein erfolgreicher Spieler, wurde er dann als Trainer schon zu Lebzeiten zu einer echten Legende. Seine grössten Erfolge feierte er in den Niederlanden, in Belgien und in Deutschland und natürlich auch in Österreich.


    Ernst Happel wird auch heute noch in Hamburg verehrt. Mit ihm feierte der HSV seine grössten Erfolge. Zweimal Deutscher Meister, Sieger des Europapokals der Landesmeister und Deutscher Pokalsieger.


    Ernst Happel ist auch heute noch für viele Trainer Vorbild. Schließlich war er der Begründer des Pressing und des Forecheckings – und auch die Abseitsfalle brachte er mit nach Deutschland.


    In dieser großartig geschriebenen Biographie geht es nicht nur um den Spieler und Trainer Ernst Happel – es geht auch um den Menschen Ernst Happel. Ein sensibler und gefühlvoller Mensch, nur nach außen hin „grantelnd“. Happel war ein Mensch der wenig redete, der aber mit seinen wenigen Bemerkungen immer genau den Punkt traf. Die Spieler respektierten ihn und stellten seine Anweisungen nie in Zweifel.


    Diese Biographie über Ernst Happel wird diesem wirklich gerecht. Man spürt den Respekt und die Zuneigung des Autors vor diesem Menschen. Einfühlsam geschrieben und merkt man mit jeder Zeile, das Ernst Happel Fussball geatmet und gelebt hat. Ernst Happel, der immer bedauert hat, das die Zahl der Straßenfussballer stetig abnahm und der die Ansicht vertrat, dass gerade der Straßenfussball die echten Ausnahmespieler lieferte.


    Dieses Buch ist aber mehr als eine reine Biographie. Es ist auch eine Reise des Erinnerns. Eine Reise in die Geschichte des europäischen und des Weltfussballs. Man begegnet der österreichischen Wundermannschaft zu Beginn der Fünfziger des vorigen Jahrhunderts, man erfährt eine Menge über die Mentalität der niederländischen Spieler und es gibt auch sehr kritische Bemerkungen über die WM 1978 in Argentinien, das damals von einer Militärjunta diktatorisch regiert wurde. Es ist ein Streifzug durch die Fussballgeschichte – mit Ernst Happel als Mittel- und Orientierungspunkt.


    Hervorzuheben sind die beiden Gespräche mit Happel – eines im Jahre 1986 und das andere im Jahre 1991 und auch Franz Beckenbauer und Felix Magath äußern sich offen über Ernst Happel.


    Zuletzt war Ernst Happel total abgemagert und von seinem Krebsleiden gezeichnet. Trotzdem saß er noch am 28. Oktober 1992 (am 14. November um 17.17 Uhr starb er dann) auf der Trainerbank der österreichischen Nationalmannschaft im Spiel gegen Israel. Seit elf Monaten war Happel Teamchef Österreichs. Und als die österreichische Mannschaft vier Tage nach seinem Tod gegen Deutschland antrat, da lag Happels Kappe und eine Rose auf seinem Platz. Die Stimmung während dieses Spiels war eine ganz besondere. Allen war klar, dass ein Genie des Fussballs gegangen war – der aber im Geiste im Stadion war.


    Der Autor dieses Buches, Klaus Dermutz, wurde 1960 in Österreich geboren, studierte Theologie und Philosophie.


    Fazit: Dieses Buch ist unbedingt lesenswert, gerade auch für die praktizierenden Nostalgiker unter den Fussballfans, transportiert es doch die Stimmungen vergangener Jahre fast perfekt. Und es ist eine wahre Hommage an Ernst Happel, ohne dabei jedoch zu übertreiben. 10 Eulenpunkte

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ernst Happel Genie und Grantler – Klaus Dermutz


    Mein Eindruck:
    Auch von mir bekommt das außerordentlich interessante Buch aufgrund der Begrenzung nach oben lediglich 10 Punkte.
    Natürlich bin ich kein HSV-Fan, da ich die Hamburg-Fans aufgrund ihres Verhaltens auswärts in schlechter Erinnerung behalten habe.
    Doch das ist lange her, die aktuellen Fans will und kann ich nicht beurteilen.
    Ernst Happel und seine Leistungen und fußballerischen Innovationen gerade in Hamburg sind jedoch unvergessen. Es war damals unmöglich, nicht von ihm beeindruckt zu sein. Daher hat er es auch so sehr verdient, dass er immer noch so eine Legende des Fußballs ist.
    Dieses Buch bietet jedoch wirklich ein komplettes Bild des Trainers. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass er auch ein so bedeutender aktiver Fußballer war, der als Verteidiger wenig laufen musste, da er stets den vorausschauenden Blick auf das Spiel hatte und entsprechend reagieren oder auch agieren konnte.
    Als Spieler sammelte er Erfahrungen in Frankreich und nahm auch vom brasilianischen Spiel Akzente auf.


    Mich haben schon die ersten Kapitel des Buches sehr interessiert. Ernst Happel war fast noch ein Kind, als Hitler Österreich an Deutschland anschloss.
    Ernst Happel war ein Trainer, der in Österreich, Deutschland, Belgien und Holland außerordentliche Erfolge erreichte. Durch diese Vielfalt taucht man als Leser tief in die Fußballgeschichte ein.


    Happel errang große Erfolge mit Feyenoord Rotterdam, brachte aber auch den relativ kleinen belgischen Verein FC Brügge drei Mal zur Meisterschaft. Das macht für mich die Größe eines Trainers aus, nicht nur mit fertigen Mannschaften mit vielen Stars arbeiten zu können, sondern auch aus einem Underdog das maximale rauszuholen.


    Ein besonderes Kapitel ist das mit Happel als Trainer der Niederlande 1978 in Argentinien. Ein Land, in dem zu der Zeit die Militärjunta mit aller Härte gegen Oppositionelle vorging. Mindestens 30.000 Menschen wurden damals getötet.
    Holland unterlag im Finale den Argentiniern.
    Einige Jahre später dann die Jahre in Hamburg. 2 x< Meister und Europapokal der Landesmeister. In seinem letzten Lebensjahr wurde er Nationaltrainer von Österreich.


    Der Autor dieser Biographie hat Ernst Happel zwei Mal ausführlich interviewt: 1986 und 1991, diese Interviews sind am Ende des Buches abgedruckt. Dabei kann man den Tonfall Happels in diesen Interviews nahezu hören
    Fotos gibt es auch, aber nur dezent eingesetzt.
    Fazit: Happels Persönlichkeit wird in diesem Buch ganz und gar eingefangen, ohne dabei all zuviel vom Privatleben zu erzählen. Aber bei Ernst Happel zählte wohl sowieso in erster Linie nur der Fußball, für den er lebte.
    Der Autor hat sorgfältige Arbeit geleistet, hier ist nichts hingeschludert, zudem ist das Buch gut lesbar, informativ, spannend und vergnüglich.