Suhrkamp, 1982
153 Seiten
Kurzbeschreibung:
Vor ein paar Jahren hatte Franz Horn einen Selbstmord versucht. Da er nicht gelang, wurde er zu Horns Mißerfolgen gezählt: Horns Zeit war vorüber, er gehörte zu den rapid Älterwerdenden. Die Tatsache, dass auch Dr. Liszt, der Kollege und Freund, der von seiner Familie Verlassene und dem Alkohol Ergebene, in diesen neuen Zeiten keine Chance mehr hatte, war ohne Trost für ihn; Liszt weigerte sich, sein Verbündeter zu sein. Ja, es hatte den Anschein, als sei er ein Feind geworden. Warum nicht einen Brief schreiben, in dem er Liszt den historischen Anteil an der Krise ihrer Beziehung oder Freundschaft zuweisen konnte? Und Franz Hörn begann zu schreiben. Das Buch ist ein Abrechnungsfest, ein Befreiungsunternehmen: der Bericht von der schweren Erträglichkeit des wirklichen Lebens. Dieser rücksichtslos leidenschaftliche Brief zeigt uns einen Weg, um (wieder) in den Besitz der eigenen Vernunft zu kommen.
Über den Autor:
Martin Walser, geboren 1927 in Wasserburg, lebt in Überlingen am Bodensee. Für sein literarisches Werk erhielt er zahlreiche Preise, darunter 1981 den Georg-Büchner-Preis und 1998 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Außerdem wurde er mit dem Orden «Pour le Mérite» ausgezeichnet und zum «Officier de l’Ordre des Arts et des Lettres» ernannt..
Mein Eindruck:
Brief an Lord Liszt ist die direkte Fortsetzung von Jenseits der Liebe. Es geht wieder um den Angestellten Franz Horn, der für Arthur Thiele arbeitet und Dr.Liszt ist sein ehemaliger Konkurrent.
Jetzt legt die Literaturtheorie nahe, das es sich bei dem Verhältnis dieser drei um Walser, Siegfried Unseld und Uwe Johnson handelt, aber man muss versuchen, sich beim Lesen von solchen nahe liegenden Vergleichen fernhalten, wo bliebe sonst die Literatur?
Ganz einfach ist das nicht, da bestimmte Szenenoffensichtlich im realen Leben nahezu identisch vorkamen, z.B. wie Liszt die Armbanduhr von Horn in einem Restaurant weggeworfen hat. Das ist Walser mit Uwe Johnson auch passiert.
Diese Deckungsgleichheit zwischen Figuren der Fiktion und Realität ist mir im Vorgängerroman nicht aufgefallen.
Der Roman hat ganz den bekannten Walser-Sound, den ich beim Lesen fast hören kann.
Ab Seite 28 beginnt Franz Horn dann seinen ausufernden Brief, immer nur ganz kurz unterbrochen, bis Horn dann doch immer wieder ein ausführliches PS anfügt.
Dieser Brief ist eine Art Aufrechnung. Der Ton wird im Brief für meinen Geschmack unangenehm. Horn wirkt klagend, vorwurfsvoll, kleinlich.
Diese Komponente gibt es bei Walser-Figuren öfter und letztlich schmälert das in meinen Augen die Qualität mancher Bücher. Brief an Dr.Liszt ist ein bitteres Buch!
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ASIN/ISBN: 3518046322 |