Verlag: Diogenes
Gebundene Ausgabe: 128 Seiten
Kurzbeschreibung:
Fünf Novellen, die im Südwesten von Berlin spielen und durch die sich der Teltowkanal mit seinen schwarzen Krähen, versteckten Villen und unwegsamen Waldstücken wie ein roter Faden zieht. Darüber ein Himmel, der durch eine Aschewolke plötzlich verschlossen wird.
Über den Autor:
Hartmut Lange, 1937 in Berlin-Spandau geboren, studierte an der Filmhochschule Babelsberg Dramaturgie. 1960 erhielt er eine Anstellung als Dramaturg am Deutschen Theater in Ostberlin. Von einer Reise nach Jugoslawien kehrte er nicht in die DDR zurück. Er ging nach Westberlin, arbeitete für die Schaubühne am Halleschen Ufer, für die Berliner Staatsbühnen und am Schiller- und am Schloßpark-Theater. Lange schreibt Dramen, Essays und Prosa. 2003 wurde er für sein Werk mit dem Italo-Svevo-Preis ausgezeichnet.
Mein Eindruck:
Dieser schmale Band versammelt fünf Novellen, die durch den Ort Berlin und einigen Motiven zusammengehalten werden.
Gleich die erste “Die Ewigkeit des Augenblick” ist mein Favorit. Es geht um einem Mann, der nach dem Tod seiner Frau aus dem Tritt gerät. Er kann nicht mehr sein normales Leben weiterführen. Er gibt seinen Beruf Architekt auf und wird Taxifahrer in Berlin. Für kurze Zeit reist er nach Paris, nur um dort im Museum ein Gemälde von Gustave Caillebotte anzusehen, dass seine Frau einst so mochte. (Auch das Buchcover zeigt ein Gemälde dieses Künstlers) Doch leider ist das Gemälde zu der Zeit als Leihgabe an ein anderes Museum gegeben. Im Zustand der Hoffnungslosigkeit kehrt er ins triste Berlin zurück.
Überhaupt wird in den Geschichten nicht das Touristen-Berlin beschrieben, vielmehr ist es oft der schmucklose Teltowkanal im Süden Berlins oder die Krähen an der Knesebeckbrücke, die die Atmosphäre bestimmen.
Die Titelgeschichte hat auch ungewöhnliche Momente.
Die Cellistin ist die kürzeste Novelle mit nur 2 Kapiteln und besitzt ein mystisches Element.
Hartmut Lange ist Spezialist für Novellen. Diese 5 sind leicht rätselhaft und offenbar sich nicht immer auf den ersten Blick, doch der Leser spürt auch das unausgesprochene.
Wer mehr über diesen ungewöhnlichen Schriftsteller erfahren möchte, dem empfehle ich, Monika Marons Laudatio auf Hartmut Lange zur Verleihung des Italo Svevo-Preises von Monika Maron zu lesen. Da analysiert sie zutreffend und nachvollziehbar Stil und Themen dieses Autors.
Möglicherweise werden mir die Novellen inhaltlich nicht lange im Gedächtnis bleiben, aber die Stimmung, die sie ausstrahlen vielleicht schon.