• Ich habe ja heute im Netz gelesen das der Vater versucht den Film zu stoppen, weil er völlig überzogen und als Trinker dargestellt wird.


    Quelle


    Außerdem hat er wohl ein Buch geschrieben, in dem er seine Version der Geschichte erzählt und er zweifelt wohl an, das seine Tochter jahrelang in einem Kellerverlies leben musste.


    Das ist ja wohl so richtig ein Schlag ins Genick. Selbst wenn es Familienstreitigkeiten gibt, so etwas muss ja nun wirklich nicht sein. Fakt ist ja nun mal das sie entführt wurde und jahrelang festgehalten wurde. Wie kann sich ein Vater dann so verhalten? Da will wohl einer auch Aufmerksamkeit und vor allen Dingen Kohle. :bonk

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Zitat

    Original von Macska
    Da will wohl einer auch Aufmerksamkeit und vor allen Dingen Kohle. :bonk


    Hat die Kampusch ja selbst gesagt, dass er z.T. sogar Fotografen "eingeladen" hat, wenn Kampusch bei ihren Eltern zu Besuch war. Da kann man echt nur mit dem Kopf schütteln...

    "Katzen achten nicht drauf, welche Namen wir ihnen geben. Sie haben ihre eigenen Namen und brauchen unsre nicht. Darum schaut einen eine Katze auch immer so mitleidig an, wenn man sie beim Namen ruft, den man ihr gegeben hat, als ob man es nie lernt.

  • Ich war dann also gestern Abend gezwungenermaßen im Kampusch-Film und fand, dass ich mir das Geld hätte sparen können und ich bin jetzt der festen Überzeugung, dass so ein Film keine gute Idee war. Eine Freundin von mir wollte unbedingt rein und die fand den Film ganz O. K.


    Mich hat wahnsinnig gestört, dass die Synchro unglaublich schlecht war. Vor allem bei Nataschas Mutter passte es hinten und vorne nicht. Und wenn man erst mal auf so was aufmerksam geworden ist, nervt einen - zumindest mich - das die ganze Zeit. Bei Natascha und ihrem Entführer wurde es dann ein bisschen besser, aber professionell ist anders.


    Natascha wurde von zwei Schauspielerinnen dargestellt. Erst als 10-Jährige, dann wurde als 14-Jährige gewechselt, glaub ich. Die kleine Natascha war gut getroffen, fand ich. Sie ähnelte den Bildern schon sehr, die man so im Kopf hatte. Die andere Schauspielerin hatte mit Frau Kampusch eigentlich keine Gemeinsamkeiten, was ich unglaublich irritierend finde. Bei einem so präsenten Thema und einer so öffentlichen Person hätte ich mir eine andere Schauspielerin gewünscht. Ich fand, sie hatte nicht mal Ähnlichkeit mit sich selbst in jüngeren Jahren.


    Gut, der Film an sich hat jetzt nichts Weltbewegendes an den Tag gebracht. Ob man nun wollte oder nicht, in groben Zügen hat man die Geschichte der Natascha Kampusch ja schon mitbekommen. Das war auch bei mir so. Keine unglaublichen Erkenntnisse. Ich wusste allerdings nicht, dass der Entführer Natascha gezielt entführt hat. Ich dachte immer, sie wäre zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Der Rest hat mich jetzt nicht so überrascht. Ich fand es sogar über weite Strecken ziemlich langweilig. Oder darf man das bei so einem Thema nicht sagen?


    Da ich schon mehrfach gehört hatte, dass einige Menschen den ganzen Film über weinen, war ich auf die Nüchternheit nicht vorbereitet. Selbst meine überemotionale Begleiterin hat nicht eine Träne verdrückt (und sie hat selber 2 Kinder). Das will schon was heißen. Es war sehr, sehr nüchtern erzählt. Das fand ich ganz gut. Denn unglaublich emotionale Ausweitungen hätte ich wirklich sehr befremdlich gefunden.


    Als wir aus dem Film kamen - und das Kino war ziemlich voll - war ein Gesprächsfetzen, den ich zuhauf aufgeschnappt habe: "Einige Sachen scheinen der aber trotzdem ganz gut gefallen zu haben!" Oder: "So unsympathisch war der Entführer ja gar nicht!" Und da sehe ich auch genau das Problem. Der Darsteller des Entführers wirkte teilweise natürlich nicht wie ein Monster. In manchen Momenten wirkte er nur allzu "normal". Außerdem hat die "absolut nicht normal entwickelte" Natascha das für sie Beste aus der Situation gemacht und hat versucht, zu überleben. Manchmal hat sie glücklich gelächelt und in einigen Situation wirkte sie nicht ganz unglücklich. Was die Menschen ohne groß nachzudenken da jetzt wieder draus machen, war mir schon von Anfang an klar. Das ist der Grund, warum ich den Film für keine gute Idee halte. Aber ich bin es glücklicherweise nicht, deren Leben er erzählt und die darüber entscheiden musste, ob er gezeigt werden darf.

  • Zitat

    Original von Groupie


    Als wir aus dem Film kamen - und das Kino war ziemlich voll - war ein Gesprächsfetzen, den ich zuhauf aufgeschnappt habe: "Einige Sachen scheinen der aber trotzdem ganz gut gefallen zu haben!" Oder: "So unsympathisch war der Entführer ja gar nicht!" .


    Solche Aussagen sind natürlich absolut daneben.


    Ich habe den Film letzte Woche auch gesehen.
    Als Film fand ich ihn ziemlich gut gemacht, nicht reisserisch und nicht voyeuristisch. Die beiden Darstellerinnen der Natascha fand ich überzeugend, besonders die der jüngeren Natascha.
    Ich weiss nicht, wie Natascha Kampusch während ihrer Gefangenschaft ausgesehen hat. War sie wirklich so extrem abgemagert? Diese Bilder fand ich schon ziemlich schrecklich. Ansonsten hat mir die Schauspielerin gut gefallen.
    Ich war froh, dass der Film die Geschichte ziemlich nüchtern erzählt hat. So war es für mich als Zuschauer relativ "gut" zu ertragen. Es gab keine Szenen, bei denen ich dachte "das geht jetzt aber nicht".
    Sicher kann man sich als Zuschauer trotzdem bei Weitem nicht vorstellen, wie sich diese lange Zeit auf Natascha ausgewirkt hat. Dass man eine gewisse Beziehung zu der einzigen Bezugsperson, die man über Jahre hat, entwickelt, halte ich für normal.
    Im Film wurde Natascha als starke Persönlichkeit dargestellt. Das muss sie auch sein, denn sonst hätte sie diese Zeit bestimmt nicht durchgehalten.


    Wie gesagt, ich habe nie ein Interview mit Natascha Kampusch gesehen, sie nie live erlebt. Von daher bin ich ohne vorgefertigte Meinung über ihre Person in den Film gegangen und habe es nicht bereut, ihn mir angesehen zu haben.


    Aussagen von Menschen, wie die von dir genannten Groupie, finde ich schlichtweg nur zum :bonk.

  • Ist aber kein Wunder, dass solche Reaktionen kommen, weil der Film einfach viel zu schlecht und unsensibel umgesetzt war. Wie gesagt, ich erinnere da nur an "Der Untergang" von damals......

    "Katzen achten nicht drauf, welche Namen wir ihnen geben. Sie haben ihre eigenen Namen und brauchen unsre nicht. Darum schaut einen eine Katze auch immer so mitleidig an, wenn man sie beim Namen ruft, den man ihr gegeben hat, als ob man es nie lernt.

  • Zitat

    Original von Baby_Tizz
    Ist aber kein Wunder, dass solche Reaktionen kommen, weil der Film einfach viel zu schlecht und unsensibel umgesetzt war. Wie gesagt, ich erinnere da nur an "Der Untergang" von damals......


    Das sind doch jetzt aber zwei völlig verschiedene paar Schuhe ...

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

    :lesend Anthony Doerr - Alles Licht das wir nicht sehen (Hörbuch)


  • Da kann ich Dir nur zustimmen. Ich finde den Vater einfach zum k... . Der will bestimmt nur selber in die Öffentlichkeit und auf seine Weise absahnen.


    Ich habe das Buch hier in einer Leserunde gelesen und war von dem Buch ziemlich mitgenommen. Ob ich mir den Film anschaue weiß ich noch nicht - wenn dann nur auf DVD und nicht im Kino.


    Viele Grüße

  • Zitat

    Original von Susannah


    Das sind doch jetzt aber zwei völlig verschiedene paar Schuhe ...


    Genretechnisch natürlich, ja.
    Aber auch da wurde es so falsch umgesetzt, dass anschließend ein paar Leute rausgegangen sind mit dem Kommentar: "Ach, sooo böse war der ja gar nicht."

    "Katzen achten nicht drauf, welche Namen wir ihnen geben. Sie haben ihre eigenen Namen und brauchen unsre nicht. Darum schaut einen eine Katze auch immer so mitleidig an, wenn man sie beim Namen ruft, den man ihr gegeben hat, als ob man es nie lernt.

  • Zitat

    Original von Baby_Tizz


    Genretechnisch natürlich, ja.
    Aber auch da wurde es so falsch umgesetzt, dass anschließend ein paar Leute rausgegangen sind mit dem Kommentar: "Ach, sooo böse war der ja gar nicht."


    Na, wenn den Leuten dermaßen das Hirn fehlt, hilft auch keine sensiblere Umsetzung.

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

    :lesend Anthony Doerr - Alles Licht das wir nicht sehen (Hörbuch)

  • Ist aber leider ein Großteil der Menschheit so. Wage ich jetzt mal zu behaupten :help

    "Katzen achten nicht drauf, welche Namen wir ihnen geben. Sie haben ihre eigenen Namen und brauchen unsre nicht. Darum schaut einen eine Katze auch immer so mitleidig an, wenn man sie beim Namen ruft, den man ihr gegeben hat, als ob man es nie lernt.

  • Zitat

    Original von Rosenstolz
    Ist ja wohl klar, dass der Entführer nicht über Jahre hinweg nur ein Monster, gewalttätig und so weiter war.................
    Das war doch alles um einiges vielschichtiger.


    Und das gilt eigentlich auch fuer Hitler in "Der Untergang". Wir machen es uns zu einfach, wenn wir sagen, dass solche Menschen einfach "Monster" sind. Sie sehen nach aussen oft recht normal aus, haben sogar vielleicht einen gewissen Charme. Sie sind Menschen und menschlich - und dennoch sind sie zu absolut unmenschlichen Taten faehig.


    Und dieser Gegensatz macht diese Menschen eben auch so besonders gefaehrlich. Natascha konnte ja nie wissen, wann ein eher "normales" Verhalten nicht in der naechsten Sekunde zu Gewalttaetigkeit umschwenken wuerde. Daher bleibt ja auch die Angst - und die Gefuegigkeit - in scheinbar ungefaehrlichen Momenten.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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