Schreibwettbewerbe bei Pseudo-Verlagen

  • Liebe Eulen,


    die Masche ist nicht neu, doch es scheint mir sinnvoll, nochmals darauf hinzuweisen:


    Es gibt Pseudo-Verlage, die versuchen, mit Kurzgeschichten-Wettbewerben
    neue Autoren zu ködern.


    Und das funktioniert so: Der "Verlag" veranstaltet Schreibwettbewerbe,
    für die man zu unterschiedlichen Themen Kurzgeschichten einreichen kann.
    Es lockt die kostenlose Veröffentlichung in einer Anthologie. Dafür wird ein Vertrag angeboten, der absolut seriös erscheint.


    Der Trick daran: Sobald ein Autor (gilt natürlich auch für weibliche Autoren) erfährt, dass seine Geschichte gewonnen hat und veröffentlicht werden soll, wird ihm neben dem seriösen Vertrag auch noch ein Vertrag über eine Mindestabnahme-Menge der Anthologie vorgelegt. Darin verpflichtet er sich, über diesen Nebenvertrag absolutes Stillschweigen zu bewahren. Unterschreibt er den Nebenvertrag nicht, wird seine Geschichte auch nicht veröffentlicht.


    Manchmal bieten diese "Verlage" dann gleich auch noch Seminare in Kreativem Schreiben an. Als Dozenten dienen manchmal durchaus seriöse Autoren, die hoffen, durch ihre Dozententätigkeit bekannter zu werden und deshalb bereit sind, sich auf ein niedriges Honorar einzulassen.


    Bitte fragt mich nicht nach den Namen solcher Pseudo-Verlage. Die werde ich Euch nicht nennen, auch nicht über pn oder E-Mail.


    Herzlichst


    Nadja :wave

  • Leider gibt es viele schwarze Schafe auf dem Markt, denen es nur um den eigenen Gewinn geht.


    Ich denke, man kann nicht oft genug warnen.
    Leider wird auch hier im Forum immer wieder versucht, Autoren zu ködern. Skepsis ist immer angesagt.

  • Ja, Kirsten. Und gerade, wenn es um Anthologien geht, sind die "Verlage" sehr einfallsreich. Zum Beispiel starten sie Schreibwettbewerbe für besonders kurze Geschichten, also z.B. Abenteuergeschichten mit maximal drei Seiten.


    So lassen sich in einer 250-seitigen Anthologie mindestens 80 Autoren unterbringen. Und alle nehmen eine Mindestmenge ab.


    Ansonsten verkauft sich das Buch natürlich schlecht, denn wer möchte schon 80 kurze Abenteuergeschichten von völlig unbekannten (und nicht professionell ausgewählten) Autoren lesen.


    Aber wenn sich der Schriftstellererfolg auch nach dieser Veröffentlichung nicht einstellt, bleibt ja immer noch die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln mit den verlagseigenen Schreibratgebern oder -seminaren.

  • Zitat

    Original von Kirsten Slottke: Leider gibt es viele schwarze Schafe auf dem Markt, denen es nur um den eigenen Gewinn geht.


    Um was geht es bei den Publikumsverlagen?
    Auch sie können nicht von Ehre, Luft, Liebe und warmem Leitungswasser leben und müssen Gewinne einfahren.
    Verlage sind Unternehmen, keine Gutmenschen.


    Zitat

    Original von Kirsten Slottke: Leider wird auch hier im Forum immer wieder versucht, Autoren zu ködern. Skepsis ist immer angesagt.


    Die Anzahl dieser Angebote dürfte sich doch wohl mehr als in Grenzen halten.

  • Diese "Nebenverträge" sind in meinen Augen sittenwidrig und daher nichtig. Sicher sind Nebenabreden durchaus zulässig und es kann auch da eine besondere Vertraulichkeit verabredet werden, wenn aber diese Nebenabreden dem eigentlichen Vertragswerk widersprechen - und das scheint hier der Fall zu sein, wenn ich es richtig verstanden habe - dann sind diese Nebenabreden gegenstandslos da nichtig.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Wenn die Pflichtabnahme nicht schon aus den Wettbewerbsbedingungen hervorging ("Kleingedrucktes"?), wo - offenbar nur - die "kostenlose Veröffentlichung in einer Anthologie" versprochen wurde, dann muss der Verlag im Gewinnfall ohne Mindestabnahme veröffentlichen. Bleibt die Frage, ob man bei einem solchen Gurkenverlag überhaupt veröffentlichen will, denn das schadet in der Vita eher. Und die weitere Frage, warum man bei solchen Verlagen - über die man inzwischen viel per Netz erfahren kann (einfach mal nach "Rico Beutlich" googeln) - überhaupt an Ausschreibungen teilnimmt.


    Diese Salamitaktik der Zuschussverlage ist vielschichtig und offenbar nicht totzukriegen, weil immer noch Leute ihren Krempel wild durch die Gegend schicken, ohne sich vorher zu informieren.


    Merke: Jeder kann sich "Verlag" nennen. Und viele, die eigentlich überhaupt keine Verlage haben, tun es auch.

  • Zitat

    Original von Tom
    Bleibt die Frage, ob man bei einem solchen Gurkenverlag überhaupt veröffentlichen will, denn das schadet in der Vita eher.


    Selbstverständlich stimme ich Dir zu, Tom. Allerdings sind mir Verlage bekannt, die offen damit werben, dass sie pro Wettbewerb zwischen 500 und 600 Einsendungen bekommen. Nun kann man natürlich überlegen, ob diese Zahl gefaket ist. Aber selbst wenn es nur 200 sein sollten, finde ich das schon viel.

  • Es ist doch viel sinnvoller seine Kurzgeschichten hier bei den Eulen zu veröffentlichen als in einem dieser obskuren "Verlage".


    Denn hier bei den Eulen wird man lediglich für seine Geschichte erschossen, erdrosselt, gehängt, gevierteilt, erstochen, erwürgt, gesteinigt - mehr dann aber auch nicht..... ;-)


    .....und so ein wenig Kritik schadet ja auch nicht. :-)

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Salonlöwin


    Um was geht es bei den Publikumsverlagen?
    Auch sie können nicht von Ehre, Luft, Liebe und warmem Leitungswasser leben und müssen Gewinne einfahren.
    Verlage sind Unternehmen, keine Gutmenschen.


    Natürlich müssen sie Gewinn einfahren. Aber der Gewinn entsteht primär durch den Verkauf an die Leser und nicht durch den Verkauf an die Autoren.
    Seriöse Verlage arbeiten auf Augenhöhe mit ihren Autoren zusammen und nicht so, als wären Autoren ihre Kunden.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Es ist doch viel sinnvoller seine Kurzgeschichten hier bei den Eulen zu veröffentlichen als in einem dieser obskuren "Verlage".


    Denn hier bei den Eulen wird man lediglich für seine Geschichte erschossen, erdrosselt, gehängt, gevierteilt, erstochen, erwürgt, gesteinigt - mehr dann aber auch nicht..... ;-)


    .....und so ein wenig Kritik schadet ja auch nicht. :-)


    :write :write.

  • Hallo, Nadja.


    Zitat

    Allerdings sind mir Verlage bekannt, die offen damit werben, dass sie pro Wettbewerb zwischen 500 und 600 Einsendungen bekommen.


    Jede noch so belanglose Ausschreibung generiert regelmäßig hohe drei-, zuweilen sogar vierstellige Teilnehmerzahlen. Mini-Verlage, die für erste Anthologien Autoren suchen, winzige, unbekannte Autorengruppen, die Literaturpreise ausschreiben, weiß der Geier. Selbst der allererste "Short Story Award" der 42erAutoren, aus dem später der Putlitzer Preis hervorging, hat fast tausend Einsendungen generiert - damals noch ohne flächendeckende Werbung über das seinerzeit noch junge Netz. Zu gewinnen gab es ganze hundertfünfzig Euro. Inzwischen hat sich der Preis bei ungefähr 750 Einsendungen pro Jahr eingependelt.


    Viele Autoren schicken ihren Krempel einfach überall hin, ganz egal, ob das Zeug den Ausschreibungsbedingungen, gar der Thematik entspricht, oder sie ändern irgendwelche Texte für jede Ausschreibung leicht ab. Es sind also nicht 500 Beiträge * Anzahl der Ausschreibungen, sondern vielleicht 30 Prozent wirklich neue Beiträge pro Ausschreibung.


    Und Firmennamen wie "R. G. Fischer Verlag", "Novum Verlag", "Deutsche Literaturgesellschaft", gar "Cornelia Goethe Literaturverlag" klingen für Laien auch erst einmal großartig. Viele Neuautoren haben nicht die allergeringste Ahnung davon, wie all das funktioniert. Wer sich nicht helfen lassen will, dem kann man eben auch nicht helfen. Allen anderen sei empfohlen, der o.g. Suchempfehlung zu folgen - oder beispielsweise dieses Buch hier zu lesen:

  • Zitat

    Original von Salonlöwin


    Du hast offensichtlich noch kein Eulentreffen besucht ;-).


    Da hast du recht. Leider noch nicht.


    Vielleicht hatte ich mit meinen kleinen Verlagen bislang einfach Glück, was das anbetraf.


    Plaudere mal aus dem Nähkästchen ;-)

  • Verlage und ihre Autoren sind Geschäftspartner. Wie sich der eine dem anderen gegenüber verhält, hängt von vielen Faktoren ab - ein Debütant, dem in letzter Sekunde irgendein Fernerliefenplatz im Herbstprogramm zugeschustert wurde, steht anders da als ein Erfolgsautor, der inzwischen den zehnten Roman vorlegt, der als Spitzentitel in Millionenauflage startet. Das betrifft das Geschäftliche der Beziehung, also alles von der Vorschussverhandlung übers Marketing bis zur Nebenrechteverwertung. Wie sich die Redaktionsphase gestaltet, also die Zusammenarbeit mit dem Lektor, hängt nach meiner Erfahrung weder von der Größe/Seriösität des Verlags, noch (sehr) vom Standing des Autors ab, sondern in erster Linie von der Chemie zwischen Lektor und Autor. Und natürlich von der Zeit, die der eine für den anderen aufwenden kann - in beiden Richtungen.


    Verlage sind Unternehmen, die davon existieren, Bücher profitabel zu publizieren. Nicht zuletzt deshalb mag es auch den einen oder anderen "seriösen" Verlag geben, der Neuautoren ein bisschen übervorteilt, schließlich geht es Neuautoren hauptsächlich darum, überhaupt erst einmal veröffentlicht zu werden, weshalb sie oft dazu bereit sind, alles mögliche abzunicken. Schon aus diesem Grund sei jedem Autor empfohlen, sich mit einer Agentur zu verbünden. Je kleiner der Verlag, umso mehr mag sich all das (Geschäftliche) "auf Augenhöhe" abspielen, aber dafür sind die Garantien auch gering - und die Umsätze meistens ebenfalls.

  • Zitat

    Original von Salonlöwin


    Komm zum Eulentreffen und mach Deine eigenen Erfahrungen :wave.


    Früher oder später komme ich bestimmt. Es ist nur nicht immer so einfach Job, Kinder und Freizeit unter einen Hut zu bringen.
    Kennenlernen würde ich euch ja schon gern :-) :wave

  • Zitat

    Original von Kirsten Slottke
    Tom
    Was die Umsätze anbetrifft, stimme ich dir zu.
    Aber ist man als Neuling froh, wenn man "wenigstens" einen kleinen seriösen Verlag findet.


    Davon leben könnte ich nicht. :grin



    Tja, Ihr Lieben,


    da kann ich natürlich nur wild zustimmen. Aber wir sollten uns doch freuen, dass es diese kleineren und kleinen seriösen Verlag gibt.


    Und im "richtigen" Genre haben Autoren ja durchaus die Chance, nach den ersten Büchern zu einem größeren Verlag zu wechseln, falls sie das möchten.



    Haltet Euch wacker


    Nadja

  • Zitat

    Original von Nadja Quint
    Aber wir sollten uns doch freuen, dass es diese kleineren und kleinen seriösen Verlag gibt.


    Gerade bei diesen "kleinen" Verlagen kann man großartige Bücher finden. Bücher, die nicht nur den breiten Publikumsgeschmack bedienen. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.