Bildung schützt vor Arbeitslosigkeit

  • Zitat

    Original von Branka


    Viele Arbeitslose haben einfach kein Interesse an einem job, wie auch, wenn sie fast genauso viel Geld bekommen wenn sie zu Hause hocken statt Arbeiten zu gehen. Daran müsste etwas geändert werden.


    Hallo Branka,


    noch gar nichts von Hartz 4 gehört...??

  • wenn ich nicht studiert hab werd ich eher gekündigt als wenn ich studiert hab?


    find ich scheiße!


    man kann sich auch "selbst" bilden.
    sachbücherlesen etc.


    oder zählt dies auch?

  • Ich finde ja, dass Arbeitslosigkeit heute viel mehr mit fehlender Flexibilität als mit fehlender Bildung zu tun hat. Mit Flexibilität meine ich die Bereitschaft, auch einmal andere Berufsfelder, verwandte Berufe etc. in Erwägung zu ziehen - schließlich geht es beim Arbeiten ja nicht nur um Selbstverwirklichung, sondern auch und vor allem darum, Geld zu verdienen und seinen Lebensunterhalt selbständig bestreiten zu können.


    Dazu gehört allerdings auch, dass die Arbeitgeber viel flexibler werden als sie bislang sind und nicht dogmatisch auf bestimmte Ausbildungen für bestimmte Arbeitsplätze pochen.


    Die Waldfee

  • Die geringe Flexibilität zeigt sich übrigens schon bei den vielen Jugendlichen, die keinen Ausbildungsplatz finden. 2004 blieben mehrere zigtausend Ausbildungsplätze unbesetzt, weil sich keine Interessenten fanden. Viele Jugendliche möchten einen bestimmten Beruf erlernen und ziehen keine Alternativen in Betracht. Woher kommt das??


    Nochmal die Waldfee

  • Arbeitslosigkeit und Langzeitarbeitslosigkeit sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe. Arbeitslosigkeit kann jeden treffen - die entscheidende Frage ist, wie schnell man wieder einen Job findet. Da sprechen die Zahlen eine ganz eindeutige Sprache: Geringqualifizierte haben sehr schlechte Chancen, wieder Arbeit zu finden, während hochqualifizierte meist rasch wieder einen Job finden und nur sehr selten von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind.


    Hochqualifiziert bezieht sich hierbei aber auf die berufliche Qualifikation und nicht auf (humanistische) Bildung.

  • Hallo Obelix,


    würde mich ja mal interessieren, wie das mit Hochqualifizierten ist, die direkt von der Uni kommen, also noch keine Berufserfahrung haben?


    Ich hatte bei Bewerbungsgesprächen immer den Eindruck, dass viel mehr Wert auf Berufserfahrung als auf Zeugnisse und Diplome gelegt wird. (Zuviel Berufserfahrung ist wiederum nicht gut, weil die Erwartungen an das Gehalt dann zu hoch liegen...).


    Grüße,


    die Waldfee

  • [quote]Original von Obelix
    während hochqualifizierte meist rasch wieder einen Job finden und nur sehr selten von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind.
    quote]


    Dezenter Zusatz aus Erfahrung:
    Aber auch nur solange die 4 als erste Ziffer erst ein paar (max 4) Jahre das Alter anführen.
    Ab 45 ist man entweder in der Riege derer, die in den Wirtschaftsteilen der Zeitungen erwähnt werden und bei Entlassung (bzw. Vertragauflösung) entsprechende Abfindungen kassieren oder du darfst dich zu 70 % in die Schlangen der Schwervermittelbaren einreihen.


    Ausnahme selbstverständlich Berufspolitiker oder höhere Parteimitglieder


    Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von dyke ()

  • Zitat

    Ausnahme selbstverständlich Berufspolitiker oder höhere Parteimitglieder


    Haben sie überhaupt eine höhere Bildung?
    Meiner Meinung nach nein.


    Micha !!!

    Auf dem Dachboden lebten wir vier, Christopher, Carrie, Cory und ich.
    Nur drei gehen wieder fort von hier.


    V.C. Andrews

  • Selbst wer studiert hat, hat keine Garantie, einen Job zu finden als Berufseinsteiger. Vielfach werden zu Beginn des Studiums Fächer als begehrte Berufe angeboten, die nach Abschluß keinen Betrieb mehr interessieren. Und die jungen Menschen stehen dann im Abseits, weil seitens Politik und Wirtschaft der falsche Gaul gesattelt wurde. Vor wenigen Jahren wurde z.B. die "Greencard" erfunden, weil wir so wenige Informatiker hatten. Heute stehen auf ein Stellenangebot zehn Neuinformatiker auf der Matte. Da stimmt doch der Meter nicht mehr.
    Wenn ich mir die Stellenangebote so anschaue, dann greife ich mir auch immer an den Kopf: gesucht werden junge Leute unter dreissig mit langjähriger Berufserfahrung. Wenn man weiß, wie alt die Neueinsteiger nach einem Studium sind, dann passt die Forderung einfach nicht mehr.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.



  • Also ich war tatsächlich noch nicht arbeitslos, aber man bekommt durch die Medien ja genug mit. Und ich kenne jemand, der sich einen Scheiß um Arbeit schert, lieber zu Hause hockt als sich was zu suchen. Ich denke, ich muss nicht selbst Arbeitslos gewesen sein, um mir eine Meinung bilden zu dürfen. Und es gibt Fälle, in denen das Arbeitsamt eine ganze Menge bezahlt, und zwar genug um zu Hause zu bleiben. Das mit den 1 Euro Jobs ist ja in dem Sinn auch nichts schlechtes und bringt den ein oder anderen sicher wieder in Arbeit. Man sollte sich nur mal die Berichte anschauen, die über die Willigkeit der Arbeitslosen berichten. Ich hab zwar schon einige gesehen, die arbeiten wollen, aber genauso viele gab es die darauf keinen Wert legen. Wenn es bei dir anders ist, ok. Dagegen sage ich auch nichts, aber es gibt trotzdem genug arbeitslose die kein Interesse haben. Und dabei bleib ich, ob ich nun selbst schon einmal Arbeitslos war oder nicht.

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner

  • Zitat

    Original von Waldfee


    Hallo Branka,


    noch gar nichts von Hartz 4 gehört...??



    Klar hab ich schon was von Hartz 4 gehört, und möglicherweise ändert das auch was an der Einstellung, aber da gibt es auch wieder zwei Seiten. Die einen bekommen weniger, andere bekommen mehr. Das habe ich mittlerweile auch schon oft gehört. Also denke ich, wird es wenige geben, die sich des Geldes wegen etwas suchen.

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner


  • zum bafög: nein, das bekommt leider nicht jeder! wenn die eltern gerade so viel verdienen, dass die kinder eben KEIN bafög mehr kriegen, aber auch kaum das zusätzliche geld fürs studium der kinder aufbringen können...
    klaro kann man dann sleber arbeiten gehen so nachmittags oder nachts nach der uni eben (und dann aus 10 20 semetser- leicht übertrieben ;)- machen)


    aber was ist- mal ganz im ernst- wenn man eben nicht so DER ÜBERFLIEGER ist und viel lernen muss?! soll man dann trotzdem noch nach der uni stundenlang arbeiten, um sich das geld für s studium zu finanzieren?!?! dann werden es aber wirklich 20 semester...


    bildung ist eben nicht mehr kostenlos und das ist sie in vielen ländern nicht, aber so läuft es eben in d-land darauf hinaus, dass viele reiche sich bilden und studieren können und viele nicht so gut situierte eben nicht....
    bildung kostet und das teilt langsam aber sicher die gesellschaft wieder schön in zwei hälften; in die armen und "dummen" ( im sinne von keine weiterbildungsmöglichkeiten magels geld) und die reichen, die bildung genießen durften.... vielleicht sehe ich das alles auch etwas schwarz, aber so sieht es für mich irgendwie derzeit aus...


    also ich stimme da mit his überein!

  • Zitat

    Das heißt, daß man auch mit hohen Qualifizierungen rausfliegen kann bzw. von vorneherein keine feste Anstellung findet.
    Statistisch gesehen haben Qualifizierte bessere Chancen. Die Zahlen sind klar. Ungelernte, wenig Qualifzierte stellen immer noch den höchsten Anteil der Arbeitslosen und Schwervermittelbaren. Aber in den Medien wird das zuweilen so dargestellt, als ob höhere Qualifizierung eine [U]Sicherheit [/Ugegen Arbeitslosigkeit sei.
    Das ist sie nicht.
    Es gibt keine Sicherheiten mehr. Keine sichere Option.
    Es gibt nur noch die höhere Wahrscheinlichkeit einer sichereren Perspektive, wenn man besser qualifiziert ist.
    magali



    Danke Magali , Du legst mir die Worte in den Mund. Genauso war's gemeint und eigentlich doch auch verständig ausgedrückt!?



    LG leseratte007

  • Das dachte ich bis vor einem halben Jahr auch.


    Dann verlor mein Mann (Berufsausbildung, abgeschlossenes Studium, Berufserfahrung, unter 40 Jahre alt) seinen Job - und findet seitdem keinen neuen. Er ist da nicht allein.


    Es gibt auch nicht mehr für alle Akademiker Arbeit..... Natürlich sind statistisch gesehen und überhaupt und sowieso seine Chancen besser als die eines ungelernten Arbeitslosen. Aber Statistik ist im Alltag manchmal nicht leicht zu praktizieren. :-(

  • Zwar ist es unbestritten, dass Leute mit geringer Ausbildung (ohne Schulabschluss oder mit Hauptschulabschluss ohne Quali) es schwerer haben, Arbeit zu finden, aber ich habe den Eindruck, dass es heutzutage auch hochgebildete Akademiker schwer haben. Der Verlobte meiner Nichte ist Archäologe, Examen mit 1,0, Promotion ebenso, aber in seinem Feld gibt es nicht so viele Jobs.
    Eine Schulfreundin von mir hatte früher als Ärztin ebenfalls ein massives Problem: man befürchtete, sie könne schwanger werden und damit unrentabel werden.
    Meine beste Schulfreundin ist promovierte Apothekerin, wolte aber, da sie auch Familie hat, keine eigene Apotheke aufmachen, sondern in einer Apotheke Teilzeit arbeiten. Pustekuchen, sie war überqualifiziert: einige (männliche)Apotheker wollten sie nicht einstellen, da es nicht gut aussähe, wenn der Chef eine(n) promovierte(n) Angestellte(n) habe...
    Auch eine sehr gute Ausbildung schützt nicht automatisch vor Arbeitslosigkeit.

  • Interessant.


    In Österreich gibt es folgende Reihenfolge, welche Schichten von Akademiker besonders von Arbeitslosigkeit betroffen sind:


    Am Meisten betroffen sind bei uns Sozialwissenschafter.


    Darauf folgen - man glaubt es kaum - Wirtschaftswissenschafter (!!!) und dann sogar Rechtswissenschafter (!!!).


    Geisteswissenschafter sind kaum arbeitslos. Der AMS Österreich sagt, dass Geisteswissenschafter am flexibelsten sind und sich quasi fast überall einfügen können.


    Von wegen brotlose Studien. Solange man sich auf nichts versteift, ist alles möglich.


    Gruß

  • Zitat

    Original von Historikus
    Geisteswissenschafter sind kaum arbeitslos. Der AMS Österreich sagt, dass Geisteswissenschafter am flexibelsten sind und sich quasi fast überall einfügen können.


    Wie bei uns im Supermarkt um die Ecke: Lautsprecher: "Herr Doktor Hoppenstedt zur Käsetheke, Doktor Hoppenstedt: Käsetheke!"