Meine Lebensreise – Martin Walser

  • Herausgeber: Thomas Schmid
    Verlag: Corso, 2012
    Gebundene Ausgabe: 152 Seiten



    Kurzbeschreibung:
    Martin Walser in der Welt. Er empfinde den Begriff “Heimatschriftsteller” als Auszeichnung, sagte Martin Walser einmal. Dass er, dem der Bodensee-Raum die Welt bedeutet, sich auch als Reiseschriftsteller auszeichnen kann und alles andere als provinziell ist, beweist dieser Band eindrucksvoll und leichtfu ßig. Er enthält Tagebuchaufzeichnungen, die Walser auf seinen Reisen zwischen 1952 und 1977 gemacht hat. Fru h reist der junge Rundfunk- und Fernsehredakteur nach London und Paris, aber auch zu Filmaufnahmen ins winterliche Warschau und zu einem Filmfestival ins tschechische Karlovy Vary (Karlsbad), in dem sich der alte k.u.k.-Geist mit dem herben Charme des Sozialismus mischt. Spätere Reisen gehen – mal per Schiff, mal per Flugzeug – in die USA: zu Henry Kissingers Summerschool in Harvard oder zu Gastdozenturen, etwa in Austin/Texas. Manchmal ist Walser zu Lesereisen unterwegs – im Portugal Salazars oder in Frankreich, wo er die Eigenheiten des etwas exzentrischen Leiters des Goethe-Instituts so sanft wie bestimmt karikiert. Eine Woche lang leitet er in einem japanischen Gebirgsdorf ein Literaturseminar, im sowjetischen Moskau nimmt er an einem pompösen Schriftstellerkongress teil. Und er bereist kreuz und quer die Insel Tobago – im Auftrag des stern, der dann seine Reportage nicht drucken wird, weil sie nicht fröhlich genug ausfällt. Walser ist kein verklärender Reisender, er sucht keine blaue Blume. Nie ist er versucht, sich der neuen Umgebung anzupassen, bewusst bleibt er ein Fremder, ein anderer – und ist gerade deswegen ein genauer Beobachter, der der Fremde fast spielerisch auf die Schliche kommt.


    Über den Autor:
    Martin Walser, geb. 1927 in Wasserburg/Bodensee, lebt heute in Nußdorf/Bodensee. 1957 erhielt er den Hermann-Hesse-Preis, 1962 den Gerhart-Hauptmann-Preis und 1965 den Schiller-Gedächtnis-Förderpreis. 1981 wurde Martin Walser mit dem Georg-Büchner-Preis, 1996 mit dem Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg und 1998, dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels und dem Corine - Internationaler Buchpreis; Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten 2008 ausgezeichnet.


    Mein Eindruck:
    Meine Lebensreisen, so der leicht pathetische Titel dieses Reisebuches mit auffälligem Cover, beinhaltet Tagebuchauszüge von Martin Walser, die sich mit seinen Reisen in verschiedene Länder befassen.
    Das schön gestaltete Buch ist im Corso-Verlag erschienen, der inzwischen leider insolvent ist.


    Als ich das Buch vor einem Jahr gekauft hatte, war ich zuerst enttäuscht, dass es sich um Texte handelt, die bereits veröffentlicht waren, mit einer Ausnahme (der DDR-Text).
    Doch jetzt mit Abstand kann ich das Buch richtig genießen und bin sogar ziemlich beeindruckt, was es sprachlich bietet.


    Der erste Text ist von 1952, also mehr als 60 Jahre alt. Damals war Walsers Stil noch experimenteller.
    Die Titel der Abschnitte sind poetisch: „Eine lange betäubte Vergangenheit bricht hervor“, oder „Der Park der alten Männer“.
    Inhaltlich erinnern viele Sätze Walsers an seine Aphorismen von „Meßmers Reisen“
    Aus seinen Überlegungen und Beobachtungen entspringen Assoziationen und Imaginationen.


    Walser reist nach London (mehrfach), nach Paris, Moskau, Warschau, Rotterdam, Edinburgh und andere Städte. Er besucht Länder wie Japan, Trinidad und Tobago, wo er einen Artikel für den Stern schreiben soll, der dann schließlich nicht gedruckt wird.
    Manchmal ist auch die Reise selbst der Mittelpunkt. Nach New York reist er mit dem Schiff, nur um da vor Ort wenig zu schreiben und dann wieder abzureisen.


    Obwohl es sich um Tagebuchauszüge handelt, sind die Texte literarisch. Das muss man auch dem Herausgeber danken, der treffend ausgesucht und sinnvoll gekürzt hat.
    So werden die Texte zu Konzentraten die aus den besten Stellen der Tagebücher mit Bezug zu Reisen extrahiert sind.


    ASIN/ISBN: 3862600459