Brigitte Riebe: Die schöne Philippine Welserin

  • Augsburg, 1556. Die Bürgerstochter Philippine Welserin lebt mit ihrer Mutter, den beiden Brüdern und ihrer Schwester in dem alten Peutingerhaus in Augsburg. Für ihre Mutter sammelt sie regelmäßig am Fluss Heilkräuter. Eines Tages jedoch begegnet sie dort Caspar Reinhard.Obwohl sie immer noch für Ferdinand von Habsburg schwärmt, lässt sie sich auf eine Affäre mit Caspar ein. Als diese jedoch nicht ohne Folgen bleibt, ist sie sogar bereit Caspar zu ehelichen. Dieser jedoch macht sich mit einer anderen Jungfer aus dem Staub und lässt Philippine sitzen. Kurz darauf erkrankt Philippine schwer und verliert die Leibesfrucht.


    Philippine wird zu ihrer Tante Kat nach Bresnitz zur Erholung geschickt. Dort begegnet sie auch Ferdinand wieder. Ihre alte Schwärmerei flammt wieder auf und entwickelt sich zur Liebe, die auch von Ferdinand erwidert wird. Still und heimlich heiraten die beiden. Doch vor der Welt gilt sie als Buhlin von Ferdinand und die Kinder, die sie ihm schenkt als Kegel oder Bastarde. Aber Philippine kämpft, um ihre Liebe, ihre Ehe, ihre Kinder und schließlich sogar um ihr eigenes Leben...



    Brigitte Riebe schreibt seit Jahren historische Romane oder auch Krimis. Im Gmeiner-Verlag ist dies allerdings ist erstes Buch. In der Kategorie historische Kriminalromane steigt sie gleich mit einer der faszinierendsten Frauenfiguren des 16. Jahrhunderts ein. Philippine Welser, Tochter von Anna Welser, neigte – vielleicht auch durch ihre Mutter beeinflusst – dazu, sich viel mit Heilkräutern und ihrer Wirkungsweise zu befassen. Ganz in der Tradition der Hildegard von Bingen, führte ihre Mutter ein Kräuterbuch, in dem sie alles wissenswerte notierte. Die Mutter schenkte der Tochter eine Abschrift des Buches, welche Philippine bis zu ihrem Tod durch eigene Notizen ergänzte und fortführte.


    Die Autorin wollte in dem Buch den Lesern die Gelegenheit geben, Philippine nahe zu kommen. Dazu wählte sie neben der auktorialen Erzählweise noch das Stilmittel eines fiktiven Tagebuchs. In diesem Tagebuch kommt Philippine selbst zu Wort und berichtet dem Leser von ihrem turbulenten Leben, ihrer Liebe, den Sorgen und Nöten bezüglich ihrer Ehe mit Ferdinand und deren Legitimierung. Aber auch Intrigen und die Macht der Heilkräuter finden darin Platz.


    Das Buch umfasst 15 Kapitel, dazu ein Prolog und ein Epilog. Jedes Kapitel ist einer Pflanze gewidmet. Auf der Rückseite des Kapiteldeckblattes findet man den lateinischen Namen sowie bekannte Synonyme. Auf der nächste Seite ist eine Skizze der betreffenden Pflanze abgebildet, darunter werden die positiven und negativen Wirkungen aufgezählt.


    Die Autorin hat nicht nur Ausführlichkeit zum Leben der Philippine Welser recherchiert, sondern sich auch mit Heil- und Giftkräutern befasst. Im Anhang und der Danksagung findet man eine kleine Auswahl ihrer Quellen wieder.


    Der Prolog startet 1580, Philippine ist schon eine ältere Frau und es ist unklar, ob sie den Tag überleben wird. Daher lässt sie ihr Leben noch einmal für den Leser Revue passieren.


    Im Epilog wird der Tag von Prolog beendet und der Kreis schließt sich. Ein historisches Nachwort, das Fakten und Daten jener Zeit, sowie einige Worte zu Dichtung und Wahrheit enthält rundet das Buch und damit auch die Geschichte um Philippine Welser ab.


    Bei dem Roman handelt es sich um keine Biografie, sondern um bekannte Daten und Ereignisse, die die Autorin zu einer Geschichte gesponnen hat. Auch das Tagebuch erwuchs der Fantasie der Autorin, die damit Philippine den Lesern ein wenig näher bringen wollte. In meinen Augen ist ihr das hervorragend gelungen. Bleibt Philippine in der auktorialen Erzählweise recht blass und unscheinbar, wird sie doch durch ihr fiktives Tagebuch greifbarer, farblicher und verletzbarer. Ihre ganzen Schwangerschaften und Verluste ihrer Kinder nagen ebenso an ihr, wie die heimliche Ehe mit Ferdinand. Dies kommt aber erst wirklich in dem Tagebuch zur Geltung.


    Die Geschichte ist in sich abgeschlossen und umfasst einen wesentlichen Teil aus dem Leben von Philippine Welser.


    Der Spannungsbogen wird mit dem Prolog erweckt. Die Überleitung zur Geschichte ist spannend und gleitend gewählt. Zunächst bleibt der Spannungsbogen etwas flacher, da der Bezug zu Ferdinand noch nicht existiert, man als Leser habe schon weiß, dass er eine tragende Rolle spielen wird. So steigt der Bogen erst wieder an, als Philippine Ferdinand im Haus ihrer Tante Kat wiedersieht. Ab da hält er sich konstant bis zum letzten Kapitel. Im Epilog sinkt der Spannungsbogen langsam ab und das Buch klingt leise, aber nachhallend aus.


    Durch den Wechsel zwischen der auktorialen Erzählweise und dem fiktiven Tagebuch, wird der Lesefluss immer wieder etwas eingebremst. Der Stil verändert sich, man muss sich als Leser neu einstellen. Dafür erfährt man Hintergründe, Wissenswertes oder kommt einfach Philippine näher. Der Leser erhält dadurch die Chance, Luft zu holen und das bisher gelesene zu verarbeiten, sich seine eigenen Gedanken zu machen und zudem mit Hilfe von Philippines Tagebuch auch die Zusammenhänge und Hintergründe zu begreifen.


    Wie auch das Leben von Philippine, bietet die Geschichte einige Überraschungen und unvorhergesehene Entwicklungen. Neben der eigentlichen historischen Geschichte, spinnt sich so schnell ein Kriminalroman um das Leben von Philippine zusammen.



    Fazit:


    Das Leben einer faszinierenden Frau aus dem 16. Jahrhundert farbenfroh, plastisch und ergreifend dargestellt. Meine Empfehlung für Leser, die gut recherchierte historische Romane lieben.

  • Aha, auch ok, Du hast es auf alle Fälle wirklich bestens beschrieben.
    Von dieser Autorin gibt es seit kurzem auch einen München Krimi, die kalte Sofie, geschrieben unter dem Namen Felicitas Gruber, ist ein gemeinsames Projekt von Brigitte Riebe und Gesine Hirsch (schreibt ansonsten für TV Serien).
    Habe mir das Buch deswegen auch gekauft und ist auch nett zu lesen, wenn auch etwas ganz anders, aber auf alle Fälle etwas für schrägere Münchenkrimifans.


    LG Hedwig :lesend


    .........überlege derzeit, was ich jetzt anfangen soll nach Julia Kröhn "Kinder des Feuers" und einem Erstlingswerk "Der letzte Getreue der Königin" von V. M. Withworth................

  • Inhalt:
    In ihrem neuen Roman läßt uns Brigitte Riebe an dem bewegten und tragischen Leben der Philippine Welser teilhaben.
    Die bürgerliche "Pippa" heiratet den Erzherzog Ferdinand II. Doch diese Ehe muß geheim bleiben und auch deren Kinder, sogenannte "Schwellenkinder" werden niemals anerkannt werden.
    Doch die Liebe der beiden ist durch nichts zu erschüttern, wodurch sich Philippine viele Feinde schafft und ihr sogar jemand nach dem Leben trachtet.....


    Meine Meinung:
    Diese Geschichte hat mich sehr bewegt.
    Durch den schönen, flüssigen und fesselnden Schreibstil konnte ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen.
    Ich habe Philippine bewundert, mit welcher Stärke sie ihr Schicksal, dass ihr wirklich nur wenig glückliche Zeit ließ, ertragen hat und ihre Liebe zu Ferdinand durch nichts zu erschüttern war.
    Auch dieser Roman wurde von der Autorin wieder hervorragend recherchiert und dem Leser lebendig nahegebracht.
    Sehr gut haben mir die Beschreibungen der Heilkräuter gefallen, welche jedem Kapitel vorangestellt wurden und anschließend geschickt in die Geschichte mit eingeflossen sind.
    Auch das Cover mit dem Bild von Philippine und die Innenausstattung des Buches wirken sehr edel.
    Am Ende erfahren wir in einem interessanten Nachwort, was an der Geschichte stimmt und was Fiktion war.


    Fazit:
    Ein rundum stimmiges Buch, welches ich unbedingt weiterempfehlen möchte und vergebe daher 5 von 5 Punkten.


    LG Märchenfee

  • Philippine Welser, Kaufmannstochter aus Augsburg, verliebt sich in den Erzherzog Ferdinand. Dieser erwidert die Gefühle der schönen Pippa und so kommt es zu einer für damalige Verhältnisse höchst unstandesgemäßen Verbindung zwischen der Bürgertochter und dem Kaisersohn. Ihre Heirat müssen sie geheim halten und Philippine muss einen entsprechenden Vertrag unterzeichnen. Ob der jungen Frau die Konsequenzen dieser Liebesheirat so bewusst waren? Ihre eigenen Kinder muss sie als Findelkinder ausgeben und dann an Eltern statt annehmen, man trachtet man nach dem Leben und schimpft sie eine Hure. Doch die unerschütterliche Liebe zwischen Ferdinand und ihr überdauert alle Widrigkeiten und hält jahrzehntelang an.


    Eine Geschichte wie aus einem Film, aber mit wahrem Hintergrund. Die Autorin schildert den Lebensweg der Philippine Welser hier nicht als streng belegte Biographie, sondern schmückt die Geschichte spannend aus. Durch Tagebucheinträge kommt man als Leser Pippa sehr nahe und fühlt und leidet mit ihr. Eine fiktive Kriminalhandlung bringt erhebliche Spannung in die Geschichte.


    Leider umfasst das Buch nur gute 300 Seiten und so bleibt nicht allzuviel Raum für Details und Ausschmückungen. An einigen Stellen hätte ich mir davon etwas mehr gewünscht. So bleibt vieles der Interpretation und Phantasie des Lesers überlassen.


    Schön gestaltet wurde das Buch, indem jedem Kapitel die Zeichnung einer bestimmten Pflanze und ihre besondere Wirkungsweise vorangestellt wurde. Die Wirkung von Pflanzen spielt eine große Rolle im Buch und in Philippines Leben.


    Eine fesselnde Geschichte über eine höchst interessante Frauenfigur des 16. Jahrhunderts und eine ganz besondere Liebesgeschichte.

  • Im Forum Histo Couch hat dieser Roman immerhin einen Monatshistoricus erhalten, obwohl diese Autorin dort nicht viele Fans hat, das spricht für sich und freut mich auch sehr für Frau Riebe, diese Auszeichnung hat sie wohl verdient.


    LG Hedwig :write

  • Die im 16. Jahrhundert lebende Tochter des Patriziers Franz Welser aus Augsburg konnte am Ende ihres Lebens auf eine bewegende Biografie zurückblicken. Die wegen ihrer Schönheit bekannte Frau war schon in jungen Jahren in Ferdinand II. von Habsburg verliebt. Doch die unterschiedlichen Stände machten es ihr unmöglich, eine nähere Beziehung mit ihm vorzustellen. Als die nähere Bekanntschaft zu einem andern jungen Mann nicht folgenlos blieb, musste die kräuterkundige Mutter eingreifen. Dieses Geheimnis musste sie nun zeitlebens gut verbergen. Vor allem, nachdem Ferdinand sie nun doch in sein Schloss bat. Das Paar bekam im Laufe der Jahre vier gemeinsame Kinder, die jeweils als Findelkinder ausgegeben wurden. Philippine setzte nach Jahren die Hochzeit vor Kaiser Ferdinand I. durch, wurde jedoch vertraglich verpflichtet, darüber zu schweigen. Die Ehe wurde dennoch immer wieder als glücklich beschrieben.


    Philippine füllte ihr Leben auf Schloss Ambras mit der Erziehung ihrer Kinder, von denen die Zwillinge bereits im Kleinkindalter sterben. Ihr ältester Sohn Andreas wird später Kardinal werden, sein jüngerer Bruder Karl Soldat. Desweiteren vertieft sie das Wissen um Kräuterkunde und schreibt sogar ein Heilbuch und ein Kochbuch. Rätsel gibt immer noch ihr Tod im Jahre 1580 auf. Die 53-jährige scheint dahin zu siechen und es konnte bis heute nicht geklärt werden, ob sie sukzessive vergiftet wurde.


    Brigitte Riebe stellt aus diesen Fakten eine mitreißende historische Romanbiografie zusammen. Die lässt durch ihre farbigen Schilderungen das Leben bei Hofe im 16. Jahrhundert erneut erwachen. Das Geschehen ist detailgenau recherchiert und benötigt kaum fiktive Figuren für einen Spannungsbogen. Die Tagebucheinträge lassen den Leser ganz nah an Philippine herankommen und vermitteln die jeweilige Stimmung. Jedes Kapitel wird mit einem Heilkraut und dessen Wirkung eingeleitet, sodass man schon bald den weiteren Verlauf der Geschichte erahnen kann. Das etwas mehr als 300-seitige Buch bietet kurzweilige Unterhaltung, ist jedoch fern vom Genre des historischen Krimis. Diese Klassifizierung kann sicher zu Enttäuschungen führen. Wer das Buch allerdings als Porträt einer starken Frau liest, wird auf seine Kosten kommen. 8 Eulenpunkte von mir.

  • Von Brigitte Riebe gibt es seit Ende Oktober 2013 einen neuen historischen Roman, "Die geheime Braut" mit Handlung zur Zeit Luthers.
    Auch dieser Roman ist Frau Riebe wieder hervorragend gelungen, jede Menge historische Persönlichkeiten und Fakten, aber auch Spannung und Tiefgang, eben ein echter Riebe Roman. :-)


    Die schöne Philippine bleibt trotzdem einer meiner Favortis dieser Autorin. :write


    LG Hedwig :lesend

  • Danke für den Hinweis.Ich lese bevorzugt historische Romane.


    Brigitte Riebe hat einen guten Schreibstil, ich habe schon einige Bücher von ihr gelesen, das vorgestellte natürlich auch. Zumal ich in der Nähe von Ausburg wohne und auch die örtlichen Begebenheiten gut nachvollziehen kann, denn viele der historischen Bauten sind noch gut erhalten.

    Ein schönes Buch ist wie ein Schmetterling. Leicht liegt es in der Hand, entführt uns von einer Blüte zur nächsten und lässt den Himmel ahnen.( LaoTse) :flowers

  • Ja, dann muss ich hier für Frau Riebe keine Werbung mehr betreiben.... :-)


    Ich mochte vor allem "Hüterin der Quelle" , aber auch "Die Hexe und der Herzog" und vom Vorjahr "Die Pestmagd", aber auch ihre Romane mit Handlung in Ägypten wie "Auge des Mondes" und "Schwarze Frau vom Nil" ganz besonders.
    Dann habe ich noch "Moon" toll gefunden.
    Überhaupt mag ich alle ihre Roman, aber manche eben besonders, das hat vor allem mit den Themen zu tun. :write


    Noch viel Spaß beim Lesen, LG Hedwig :lesend

  • 16. Jahrhundert: Philippine Welser ist 29 Jahre alt, als sie Erzherzog Ferdinand kennen und lieben lernt. Ihre Liebe wird erwidert, ist aber eigentlich unmöglich, denn sie ist eine Bürgerliche und er ist der Sohn eines Kaisers! Trotzdem kommen sich die beiden immer näher und werden ein Liebespaar. Sie heiraten sogar, doch darf es niemand wissen...


    Meine Meinung:


    Ein wunderbarer Historischer Roman, der sehr gekonnt und auf eine sehr angenehme Art geschichtliche Fakten mit Fiktion vermischt.


    Wir dürfen Philippine "Pippa" Welser kennenlernen, die eine sehr beeindruckende, mutige und starke Frau war.


    Durch Tagebucheinträge im Buch kommt man ihr als Leser sehr nahe, nimmt Anteil an ihrem Leben und an ihrem Leid. Und Leid hat sie - trotz der großen Liebe zu Ferdinand - wirklich mehr als genug.


    Dank des angenehmen Schreibstils der Autorin und der Faszination dieser Geschichte bin ich nur so durch dieses Buch geflogen. Es war sehr spannend, fesselnd, rührend und dabei auch noch lehrreich.


    Mich hat das Buch bzw. die Geschichte von "Pippa" sehr beeindruckt, und sie wird mir ganz sicher noch lange in Erinnerung bleiben.