Brigitte Riebe: Die schöne Philippine Welserin
Kurzbeschreibung (Quelle:Verlagsseite)
DAS FEUER DER LILIE Die Bürgerstochter und der Kaisersohn – eine verbotene Liebe, die im 16.
Jahrhundert alle Standesgrenzen sprengt und am Hof der Habsburger
Skandal über Skandal heraufbeschwört. Philippine Welser und Ferdinand
II. verlieben sich, heiraten heimlich und bekommen vier Kinder. Doch je
stärker ihre Verbindung wird, desto größer werden auch die Widerstände.
Schließlich erkrankt Philippine an einem unheilbaren Leiden. Man
munkelt, sie sei vergiftet worden …
Das Porträt einer klugen, mutigen Frau, die sich gegen Standesgrenzen zur
Wehr setzte. Die Aufzeichnungen einer Forscherin, die sich mit
Naturmedizin befasste, ganz in der Tradition der Hildegard von Bingen.
Und zugleich die wohl schönste Liebesgeschichte des 16. Jahrhunderts.
Autorin (Quelle:Verlagsseite)
Brigitte Riebe, geboren 1953 in München, ist promovierte Historikerin.
Nach ihrer Tätigkeit als Verlagslektorin arbeitet sie seit 1991 als
freie Schriftstellerin. Unter anderem veröffentlichte sie die Bestseller
„Die Braut von Assisi“ und „Die Sünderin von Siena“. Bekannt ist sie
für ihre akribische historische Recherche, die Liebe zum Suspense und
den Mut, Geschichte literarisch gegen den Strich zu bürsten. Sie lebt
mit ihrem Mann in München.
Allgemeines
Erscheinungstermin: 4.März 2013 im Gmeiner Verlag
broschiertes Taschenbuch mit 336 Seiten
Zwei Erzählstränge, wechselnd zwischen der personalen Erzählweise aus der Perspektive der Protagonistin und der Ich-Erzählung in einem fiktiven Tagebuch
Aufbau
Prolog, 15 Kapitel, Epilog, "Historisches Nachwort, Danksagungen, Abbildungsnachweis
Jedes Kapitel trägt als Titel den Namen einer Heilpflanze, auf der ersten Doppelseite der jeweiligen Kapitel findet man eine historischen Kräuterbüchern entnommene Abbildung der Pflanze mit Auflistung der diversen lateinischen und (volks)deutschen Pflanzennamen sowie der positiven und negativen Wirkung.
Inhalt
Der historische Kriminalroman schildert das Leben der Augsburger Kaufmannstochter Philippine Welser (1527 - 1580) zwischen 1556 und 1580. Der Prolog spielt auf Schloss Ambras bei Innsbruck im Jahre 1580, Philippine ist schwer krank (vergiftet?) und liegt im Sterben. Sie lässt noch einmal ihr Leben ab dem 1556, als sie sich in den Kaisersohn Ferdinand (Erzherzog Ferdinand II von Habsburg 1529 - 1595 ) verliebte, Revue passieren.
Der Hauptteil schildert ihre sich vertiefende Liebesbeziehung zu Ferdinand, die sich unter der Obhut ihrer Tante Katharina von Loxan auf Schloss Bresnitz entfaltet. 1557 heiraten Ferdinand und Philippine heimlich. Weil Philippine jedoch als Bürgerliche nicht ebenbürtig ist, muss sie ein zurückgezogenes Leben führen und ihre eigenen Kinder als sogenannte "Schwellenkinder" (angebliche Findelkinder, die als Neugeborene auf ihrer Türschwelle abgelegt wurden) "adoptieren". Insgesamt bekommt sie vier Kinder: die Söhne Andreas und Karl, sowie ein Zwillingspärchen, das im Kleinkindalter verstirbt. Die Ehe zwischen Philippine und Ferdinand verläuft harmonisch, ist aber überschattet durch die Anfeindungen durch Ferdinands Umfeld. Den meisten Leuten gilt seine Frau als "Buhlerin" und die Kinder als "Bastarde". Erst nach zwanzigjähriger Ehe werden die überlebenden Söhne vom Papst als ehelich eingestuft, sodass sie zumindest ein berufliches Fortkommen haben.
In diesem Roman, der laut der Autorin ausdrücklich keine Biographie ist, trachtet man Philippine sogar nach dem Leben, teilweise aus persönlichen Motiven, größtenteils aus politischen Gründen, damit Ferdinand für eine dynastische Verbindung frei wird...
Persönliche Beurteilung
Auch wenn dieses Buch ein historischer Krimi mit fiktiven Elementen ist, bemerkt man die gewohnt gründliche Recherche der Autorin, die sich intensiv mit dem Leben der Welserin beschäftigt hat. Die meisten Romanfiguren sind historisch und deren Charaktere sind wirklichkeitsgetreu angelegt. So hat Philippine Welser tatsächlich ein Kochbuch und ein Buch über Heilkräuter hinterlassen. Ursprünglich stammen diese Schriften zwar von ihrer Mutter Anna Welser, die Tochter hat sie aber mit persönlichen Aufzeichnungen weitergeführt und mit den darin beschriebenen Heilkräutern aus ihrer eigenen Apotheke die (ärmere) Bevölkerung um Schloss Ambras herum behandelt. Der Leser erfährt Interessantes über den Nutzen und die Gefahren der damals gängigen pflanzlichen Therapien.
Die beiden Erzählstränge (Erzählung in der dritten Person aus Philippines Perspektive einerseits und fiktives Tagebuch andererseits) ergänzen einander perfekt und erlauben es, quasi in die Haut der Titelheldin zu schlüpfen, sich mit ihr an ihrer harmonischen Familie zu freuen und mit ihr um ihr eigenes und das Leben ihrer Kinder zu bangen.
Äußerst gelungen ist die Aufmachung dieses Romans, der jeweils zu Kapitelbeginn einem altertümlichen Heilkundewerk gleicht, tatsächlich sind die Abbildungen zwei solchen Schriften von 1543 und 1737 entnommen worden. Im vorderen und hinteren Einband findet man das "Autogramm" der Phylipina Welserin sowie erneut die Abbildungen der diversen (Un-)Heilpflanzen.
In einem historischen Nachwort äußert sich die Autorin ergänzend zu Fakten und Daten, Dichtung und Wahrheit. Ein Stammbaum der Habsburger und der Welser wäre noch eine sinnvolle Ergänzung gewesen.
Fazit
"Die schöne Philippine Welserin" ist ein gut recherchierter, mit fiktiven Krimi-Elementen versehener Roman über das Leben der gleichnamigen Augsburger Patriziertochter, die in den Hochadel einheiratete. Neben der fesselnden und anschaulichen Erzählweise besticht er durch seine außergewöhnlich schöne optische Gestaltung. Sehr lesenswert für Freunde guter historischer Romane!
9 Punkte