Mrs. Roosevelt und das Wunder von Earls Diner von Edward Kelsey Moore

  • Ich habe das Buch im Rahmen des Amazon-Vine-Programms gelesen, nach Absprache mit dem Verlag und Amazon, kann das Buch auch bereits vor der Sperrfrist rezensiert werden.


    Kurzbeschreibung
    Erscheinungstermin: 18. März 2013
    All-You-Can-Read – ein köstliches Debüt, das auf der Zunge zergeht!


    Seit fast vierzig Jahren gehen die drei Freundinnen Odette, Clarice und Barbara Jean miteinander durch dick und dünn. Und ungefähr genauso lang ist das Dreiergespann nur als die »Supremes« bekannt. Jeden Sonntag treffen sie sich gemeinsam mit ihren Ehemännern in Earl’s Diner, wo sie einst ihren Spitznamen erhielten. Unter den wachsamen Augen von Big Earl, dem Besitzer des Diners, wuchsen sie zu dem heran, was sie heute sind: drei kluge, witzige und starke Frauen. Und auch nach seinem Tod hat Big Earl weiterhin ein Auge auf seine »Supremes« – so wie auch andere gute Geister, denn dem Charme dieser außergewöhnlichen Ladys kann einfach niemand widerstehen ...


    Über den Autor
    Edward Kelsey Moore wurde 1960 in Indianapolis geboren. Er studierte Musik und Cello an der Indiana University und an der State University in New York. Er ist ein begeisterter aber unbeständiger Gärtner und ein enthusiastischer Amateur-, ehemals Profi-Barkeeper. Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl's Diner ist sein erster Roman.


    Meine Meinung:
    Das ist mein Buch des Jahres, was sag ich eines der besten Bücher seit Jahren. Wirklich ich hab es eher halbherzig ausgewählt und war eigentlich an der Thematik nur wenig interessiert, lediglich das Cover fand ich ganz hübsch und dann begann ich zu lesen und trotz 40 Fieber, Schüttelfrost und Hustenkrämpfen, schüttelte es mich vor Lachen, hatte ich Tränchen in den Augen, litt mit den Figuren und lachte mit Ihnen. Es erinnerte mich ein wenig an das von mir ebenfalls heiß geliebte "Verrückt in Alabama" oder auch " Die wunderbaren Yaya-Schwestern". Moore erzählt hinreißend, beißend komisch, witzig, pointiert, wie ich wirklich selten erlebt habe. Der Mann besitzt eine Beobachtungsgabe für seine Mitmenschen, ein Gespür für gute Situationen und realistische aber witzige Dialoge. Ich bin total hingerissen wirklich. Das Buch hat mich umgehauen, die immer wieder einfließende Gesellschaftskritik kommt so gut durch die Geschichte heraus, so ganz ohne mahnenden Zeigefinger, einfach als Denkansatz, Denkanstoß. Die Figuren sind liebenswert, hassenswert und ihre Schicksale so menschlich, daß jeder in diesem Buch einen Charakter findet, in dem er zumindest einen geliebten Menschen wieder erkennt. Gut, Odette sieht Geister, das ist ein etwas mystischer Aspekt, mit dem man als Leser umgehen muß, sie geht mit ihrer "Gabe" aber so herzerfrischend um, daß es eine Freude war, ihre Erlebnisse mit ihrer Mum und Mrs Roosevelt, die einen Hang hat immer bei sterbenden Personen aufzutauchen und außerdem ständig einen im Tee hat, zu lesen. Die Geschichte der Freundschaft und der Prüfungen auf die dieser drei Frauen gestellt werden hat mich hingerissen, begeistert, beflügelt, inspiriert und mich vom Schlafen abgehalten.
    Es war ein fantastisches Leseerlebnis. Ich hoffe so dringend auf weitere Bücher des Autors, dieser Stil und dieser Humor, den möchte ich in Zukunft in meinem Leserleben definitiv nicht missen.
    Das Jahr ist noch jung, aber das ist ganz klar mein Buch des Jahres 2013 und auch in den Jahren vorher gab es nur wenige Bücher, die an dieses wundervolle emotionale und witzige Leseerlebnis herankommen könnten.
    Lesen, ganz unbedingt und sofort lesen. Das ist ein Buch, bei dem man nicht auf das Taschenbuch warten sollte.... nein, wirklich nicht. Lesen!

  • Ich durfte das Buch auch schon lesen.
    Babyjane hat ja schon eine fantastische Rezi geschrieben, da bleibt mir nicht mehr viel zu sagen. :-)
    Bezüglich der Geister war ich am Anfang auch etwas skeptisch, doch ich muss sagen, dass es irgendwie zum Buch und auch zu Odette sehr gut passt.
    Ein wirklich lesenswertes Buch.

  • Ganz so toll fand ich es jetzt nicht ;-).


    Meine Meinung:
    Dreh- und Angelpunkt dieses Romans sind die „Supremes“, Odette, Clarice und Barbara Jean, drei farbige Frauen in ihren mittleren Jahren und seit ihrer Kindheit bzw. Jugend in enger Freundschaft miteinander verbunden. Die Geschichte wird in wechselnden Perspektiven erzählt, in der Ich-Form, wenn es um Odette geht, ansonsten in der 3. Person und - für einen Roman dieses Genres eher ungewöhnlich - von einem Mann!


    Zunächst werden ihre Lebenssituationen in der Gegenwart charakterisiert, man lernt die Supremes kennen, ihre Familien und Freunde – incl. der Intimfeinde ;-) , schnuppert die von Aberglauben gesättigte Atmosphäre von Plainview, einer Südstaaten-Kleinstadt in South Indiana.
    Alle drei Frauen dürfen sich einer etwas aus dem Rahmen fallenden Geburt rühmen, sind in ihrem Leben durch viele Höhen und Tiefen gegangen, die eine mehr, die andere weniger und immer waren sie für einander da. In Rückblenden und Anekdoten erfährt der Leser von ihren Jugendsünden, Fehlentscheidungen und Schicksalsschlägen, wird in so manches „geheime Geheimnis“ eingeweiht, liebt und leidet mit ihnen. Die Übergänge zwischen Vergangenheit und Gegenwart gestalten sich manchmal etwas fließend und sind erst aus dem Zusammenhang erkennbar.


    Sowohl Odette als auch ihre Mutter ist bzw. war in der Lage Verstorbene zu sehen und mit ihnen zu kommunizieren. So gesellt sich zu den „normalen“ Personen dieses Romans eine Reihe von „Geistern“, allen voran die schon im Buchtitel genannte Mrs. Eleanor Roosevelt. Allerdings büßte der sich stets wiederholende Gag mit der ewig betrunkenen Eleanor für meinen Geschmack irgendwann an Originalität ein. Überhaupt war die allgegenwärtige Präsenz der Geister nicht so mein Ding, anfangs ganz nett, gegen Ende aber zu massiv, und manchmal auch verwirrend, nämlich dann, wenn ich nicht wusste, ob die jeweilige Person jetzt noch lebte oder schon verstorben war. Auch hier sind die Übergänge gelegentlich fließend .


    Die humorvolle, selbstironische Erzählweise hat mich, vor allem zu Anfang, amüsiert und mir gefallen. Warmherzig, gespickt mit trockenem Humor, manchmal drastisch und zeitweise herrlich politisch unkorrekt ließ sie mich oft schmunzeln. Aber auch wenn der meist humorvolle Schreibstils der Geschichte Leichtigkeit verleiht, ist sie doch voller Melancholie und manchmal von herzzerreißender Traurigkeit. Trotz der persönlichen Tragödien und Schicksalsschläge bleibt der Grundton jedoch lebensbejahend und positiv.


    Manche Szenen fand ich grenzwertig kitschig – und habe einige dennoch sehr genossen, eine meiner liebsten:




    Zum Ende hin wurde es mir zu sentimental, zu viele Wendungen, die letztlich zu rosarot und konstruiert in das unvermeidliche Happy End münden. Dabei gab es das für mich perfekte Ende einige Seiten vor dem tatsächlichen Schluss, auch hier noch mal gespoilert:




    Fazit:
    Eine nette Geschichte, die sicher ihre Leser finden wird, mich insgesamt jedoch ein bisschen enttäuscht hat. Trotz des humorvollen Erzählstils und der eigenwilligen Figuren konnte sie mich nicht so richtig und vor allem nicht knapp 450 S. lang fesseln. Für meinen Geschmack erging sich der Autor an einigen Stellen zu lange in uninteressanten Details und schmückte die Geschichte mit zu vielen langatmigen Anekdoten aus. Natürlich gehören Klischees zu einem solchen Roman, aber ein paar weniger hätten sicher nicht geschadet und es hätten,wie gesagt, einige Seiten weniger sein dürfen, insbesondere die letzten :grin .

  • Zitat

    Original von Lumos
    Wolke und ich wollen das Buch in Kürze als Wanderbuch einstellen.


    Wenn sie den Thread eröffnet hat, setze ich hier einen Link für die interessierten Eulen. :wave


    Gefällt mir :fingerhoch :fingerhoch :fingerhoch :fingerhoch

  • Zitat

    Original von belladonna
    auch wenn mich der Preis fürs englische Taschenbuch im Moment noch etwas abschreckt.


    LG, Bella


    Das Buch kommt auch erst diese Woche in UK raus. Deshalb ist es auch noch als englische Ausgabe noch recht teuer!
    Ute

  • Edward Kelsey Moore: Mrs. Roosevelt und das Wunder von Earl's Diner
    Limes Verlag 2013. 448 Seiten
    ISBN-13: 978-3809026235. 19,99€
    Originaltitel: The Supremes at Earl's All-You-Can-Eat
    Übersetzerin: Carolin Müller


    Inhalt
    In Earl's Diner, einem kleinen Restaurant, kreuzten sich schon vor über 30 Jahren die Wege dreier Paare aus Plainview im südlichen Indiana. Odette, deren Erinnerungen sich mit der Erzählerstimme des Romans abwechseln, verheiratet mit dem Polizisten James, Clarice, duldsame Ehefrau des chronisch untreuen Richmond, und Barbara Jean, deren trostlose Jugend sie dazu brachte, eine Versorgungsehe mit dem zwanzig Jahre älteren Lester einzugehen. Die drei Frauen, seit einem gemeinsamen Ballbesuch die „Supremes“ genannt, sind seit ihrer Kindheit dicke Freundinnen. Jede der sechs Figuren kennt die Schwächen der anderen, überflüssig, sich noch gegenseitig etwas vorzumachen.


    Die Handlung spielt in der Gegenwart, als Odette schon schwer erkrankt ist, und entwirrt die Beziehungen der drei Frauen in Rückblicken. Edward K. Moores Figuren sind farbig, in allen Hauttönen von Zimt bis Ebenholz. Außer Earl's Diner sind drei unterschiedliche baptistische Kirchen-Gemeinden Fixpunkte in der kleinen Stadt. Neben der üblichen kleinstädtischen Bigotterie bietet die Konkurrenz der Kirchen zusätzliche Anlässe, sich untereinander genauestens zu beäugen und übereinander zu klatschen. In Plainview zeugen Männer wie Clarices Vater außereheliche Kinder; wie auf Barbara Jean sieht die Gemeinde allein auf diese Kinder alleinstehender Mütter herab. Heiraten zwischen Schwarz und Weiß sind ebenso undenkbar wie der schwarze Earl, der einen Weißen in seinem Restaurant einstellt. Selbst wenn Ehen zwischen den Rassen nicht mehr verboten sind, klafft zwischen dem Erlaubten und dem, was man in Plainview riskieren kann, ein tiefer Graben. Die drei Supremes haben ihre prägenden Jugendjahre vor Martin Luther Kings Bürgerrechtsbewegung verbracht und können ihre Erziehung auch danach nicht so schnell ablegen. Als unerwartete Wendung hält die Geschichte Figuren bereit, die mit Verstorbenen kommunizieren können. Odette gehört schon der zweiten Generation an, in deren Haushalt spukende verstorbene Gattinnen amerikanischer Präsidenten kommende Schicksalsschläge verkünden. Odettes längst verstorbene herumspukende Mutter hat mich nachhaltig verwirrt; sie wird beschrieben, als sei sie noch am Leben.


    Während eines beachtlichen Teils des Romans habe ich daran gezweifelt, ob er mehr als einen Einblick in kleinstädtische Verhältnisse zu bieten hat. Doch dann deckte Edward K. Moore Seite für Seite die erstaunliche Persönlichkeit Earls und seinen subtilen Einfluss auf die Beteiligten auf. Earl sorgte wie ein gütiger Vater mit großem Herzen nicht nur für Barbara Jean, auf die ein trostloses Leben allein mit einem wenig vertrauenswürdigen Stiefvater wartete. Auch für James und Chick, den Jungen, den sein gewalttätiger Bruder im Hühnerstall schlafen ließ, sorgte Earl unauffällig. Als Amerika nach dem Tod Martin Luther Kings landesweite Rassenkrawalle befürchtete, war Earl einer der wenigen, die ihr Geschäft geöffnet ließen. Welcher Einheimische würde einem Mann wie Earl etwas tun wollen?


    Mit Earls Tod und Odettes Krankheit bahnen sich Veränderungen im Leben der drei Paare an, die ihre Ursachen in der Jugend der drei Frauen haben. Clarice, ein Abbild ihrer Mutter und wandelndes Klischee der amerikanischen Hausfrau, hat einen Mann gewählt, der wie eine Kopie ihres eigenen Vaters chronisch fremdgeht. Diese perfekte Ehefau und Mutter schlägt doch tatsächlich im Alter noch über die Stränge, um ihren Jugendtraum von einer Karriere als Pianistin neu aufzunehmen.


    Die unterschiedlichen Schicksale der drei Frauen und speziell das Leben von Chick, dem weißen Jungen aus üblen Verhältnissen, steuern zum Ende der Geschichte auf die Frage zu, was für Moores kleine Auswahlmannschaft aus Plainview Glück bedeutet – eine Familie, wirtschaftliche Sicherheit, Treue, die Anerkennung ihrer Mitbürger - oder ändert sich die persönliche Glücksvorstellung im Laufe des Lebens?


    Fazit
    Ein anrührender Roman aus den die USA nachhaltig prägenden 60ern des vorigen Jahrhunderts, der in einigen Szenen für nichtamerikanische Leser haarscharf am Kitsch entlang laviert.


    8 von 10 Punkten

  • Meine Meinung: Eure Rezis sind schuld, dass ich zu diesem Buch gegriffen habe und ich kann sagen, ich habe es nicht bereut. Das Cover hat mich zuerst so gar nicht angesprochen und auch der Klappentext hat mir nicht wirklich aufgezeigt, was für ein Lesevergnügen hier auf mich wartet. Also an alle, die das Buch schon mal kurz angesehen haben: Euch entgeht etwas, wenn ihr es nicht lest!


    Es ist ein ganz besonderes Buch und es geht um ganz besondere Menschen. Odette, Barbara Jean und Clarice, genannt „die Supremes“ sind schon seit ihrer Schulzeit befreundet und seitdem treffen sie sich, später auch zusammen mit ihren Ehemännern, in Earl´s Diner.
    Erzählt wird nicht nur die Geschichte der einzelnen Figuren, sondern auch die gemeinsame Geschichte ihrer Freundschaft und das auf eine so warmherzige Art, dass ich total hin und weg war. Ein wenig hat mich das Ganze an einen meiner Lieblingsfilme „grüne Tomaten“ erinnert. Obwohl die Handlung eine andere ist, die Erzählweise tut genauso gut und auch hier geht es um echte Freundschaft, Menschen, die zueinander stehen, die gemeinsam durch dick und dünn gehen und die den anderen so lieben und akzeptieren, wie er ist.


    Jeder der Supremes hat so seine Eigenheiten - Clarice erträgt ihren untreuen Ehemann, Barbara Jean kann einige Dinge aus ihrer Vergangenheit nicht los lassen und Odette schließlich sieht Geister.
    Diese Geister sind keine unheimlichen und mystischen Heimsuchungen, sondern sie sind einfach da und plaudern, oder nerven manchmal ziemlich, so wie Mrs. Roosevelt, die Begleiterin von Odettes Mutter, die meist sternhagelvoll auftaucht und gern auf Tuchfühlung mit Menschen geht, die bald das zeitliche segnen werden. Irgendwie passen diese Geister in das Tagesgeschehen und wirken ebenso schrullig und teilweise komisch, wie die Lebenden, mit denen die Freundinnen zu tun haben.


    Die Handlung ist zeitweise traurig, stimmt nachdenklich, wird plötzlich urkomisch und ist doch immer so voller Wärme erzählt, dass man sich einfach wohlfühlt in dieser Kleinstadt mit diesen ganz besonderen Menschen.


    Erst als ich das Buch beendet hatte, sah ich mir die Information zum Autor an und ich war erst einmal total erstaunt, dass es sich um ein männliches Wesen handelt. Zu sehr geht es hier um weibliche Belange und die Erzählweise kam mir so weiblich und sensibel vor (nicht zuletzt, weil Odette teilweise als Ich-Erzählerin auftritt), dass ich es fast nicht glauben wollte, dass das ein Mann geschrieben hat. Ich will auf jeden Fall mehr davon und hoffe, er kann diese hohe Qualität auch in seinen nächsten Büchern, die hoffentlich recht bald folgen werden, halten.


    Für mich war das eine wunderschöne Lesezeit und das Buch würde ich als absolutes Wohlfühlbuch bezeichnen und in die Kategorie „Ein Buch wie eine warme Decke“ setzen. 10 kuschelige Eulenpünktchen dafür.

  • Jeden Sonntag nach der Kirche treffen sich die Ehepaare Clarice und Richmond Baker, Odette und James Henry sowie Barbara Jean und Lester Maxberry in Earl´s All-You-Can-Eat Diner in Plainview, einer Kleinstadt in Amerika. Eröffnet wurde das Lokal in den 1960ern von Big Earl und seiner Frau Thelma und von Anfang an war das Lokal Treffpunkt der farbigen Jugend der Kleinstadt. Von Anfang an mit dabei waren auch Odette und Clarice, später auch Barbara Jean, die einfach nur die "Supremes" genannt wurden und der Name haftet ihnen heute noch an. Nach Thelmas Tod heiratete Big Earl erneut, doch Miss Minnie, von Beruf(ung) Wahrsagerin, erreichte niemals die Beliebtheit von Thelma. Vor einigen Jahren setzte sich Big Earl zur Ruhe und Little Earl, sein Sohn mit Thelma, übernahm zusammen mit seiner Frau Erma Mae das Lokal. Doch nach wie vor ist die Beliebtheit desselben ungebrochen.


    Das Leben der drei "Supremes" jedoch ist nicht so perfekt, wie es den Anschein hat. Mittelpunkt der illustren Truppe ist Odette, die vor fünfundfünfzig Jahren auf einem Platanenbaum geboren wurde und von daher keinerlei Angst kennt. Als sie eines morgens in der Küche auf ihre Mutter trifft, ist sie nicht weiter verwundert - warum, auch? Zwar ist diese bereits seit sechs Jahren tot, aber ihre Gabe, Geister zu sehen hat sie anscheinend auf ihre Tochter vererbt. Als sie jedoch ihrer Tochter offenbart, dass sie Big Earl getroffen hat, mag Odette es einfach nicht glauben. Big Earl, der Fels in der Kleinstadt soll verstorben sein - hoffentlich irrt sich ihre Mutter. Doch auch Clarices Leben ist nur auf den ersten Blick perfekt. Sie hatte das unheimliche Glück die Liebe ihres Lebens zu heiraten, doch dieser nimmt es mit der ehelichen Treue alles andere als genau. Seit Jahren schaut Clarice über die Eskapaden ihres Mannes hinweg, so wurde es ihr schließlich von Zuhause eingetrichtert. Barbara Jean hingegen könnte ein fast perfektes Leben führen. Sie ist mit Lester, einem steinreichen Unternehmer verheiratet, der sie förmlich anbetet, doch den Tod ihres Sohnes hat sie nie verwunden und droht noch immer an den Folgen dessen zu zerbrechen.


    Dennoch, oder gerade deswegen, halten die drei Freundinnen zusammen wie Pech und Schwefel. Als es sich jedoch als wahr herausstellt, das Big Earl verstorben ist, ist dies erst der Beginn eines überaus schicksalhaften Jahres. Der Verlust der Kleinstadt ist ennorm, Big Earl war ein überaus geachtetes und beliebtes Mitglied. Als auch noch am Tag der Beerdigung Lester stirbt, sind dies nur die ersten Vorboten des Unheils, das über die "Supremes" hereinzubrechen scheint. Odette und Clarice tun alles, um ihre Freundin über den erneuten Verlust hinwegzuhelfen, doch auch bei ihnen schlägt das Schicksal zu. Richmond setzt seiner Frau nunmehr öffentlich der Schande der Untreue aus und bei Odette, der guten Seele der Gruppe, wird Krebs diagnostiziert. Werden es die drei Freundinnen schaffen, trotz allem zusammen zu halten oder werden ihre Freundschaft und ihr Leben an den Schicksalsschlägen zerbrechen?


    Ein Roman über eine Freundschaft, die schon fast ein halbes Jahrhundert währt! Den Plot fand ich detailliert und ansprechend ausgearbeitet, jedoch empfand ich die Story bzw. die Richtung, in die sie sich entwickelt hat, wenig überraschend. Die Charaktere wurden sehr facettenreich und tiefgründig erarbeitet, wobei ich ja gestehen muss, dass ich mein Herz an Odette und ihren absolut liebenswerten Ehemann James verloren habe - die Frau hat Richtig Pfeffer intus und ist einfach herrlich erfrischend. Den Schreibstil empfand ich als angenehm zu lesen, wobei dieses Genre bzw. diese Art der Literatur bekanntlich ja nicht zu meinen Vorlieben gehört. Abschließend kann ich sagen, dass es sich um einen sehr einfühlsamen Roman um eine Jahrzehnte andauernde Freundschaft handelt, die bis dato alles Höhen und Tiefen überstanden hat und die auch den Kampf gegen neuerliche Schicksalsschläge aufnimmt.

  • Drei Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Odette, die eine glückliche Ehe führt und sich mit Verstorbenen unterhält, Clarice, die mit ihrem untreuen Mann wechselnd glücklich unglücklich ist und Barbara Jean, die die Trauer über den bereits lange zurückliegenden Tod ihres damals siebenjährigen Sohnes mit Alkohol und der Bibel zu ertragen versucht.
    Die drei verbindet eine Freundschaft seit ihrer High School-Zeit und sie treffen sich seit vierzig Jahren jeden Sonntag in Earl's Diner. Der kluge Roman erzählt in Rückblenden und in der Gegenwart von ihren Leben, es steht immer wieder jemand anderes im Fokus, von den Schicksalschlägen, den Höhepunkten. Dabei entfaltet sich ein Kaleidoskop von Gefühlen, von kleinen Gesten und großen Nichtigkeiten. Am Ende hatte ich das Gefühl, mit den "Surpremes", wie die drei Freundinnen genannt werden, ebenfalls seit vierzig Jahren befreundet zu sein und mich jeden Sonntag mit ihnen getroffen zu haben. Ich litt mit, ich freute mich mit, ich tauchte tief in die Leben ein und war den Protagonisten ganz nah.
    Edward Kelsey Moore zeigt in seinem Debütroman ein feines Gespür für die zwischenmenschlichen Töne, er beobachtet gut und erzählt witzig und spart auch ernste Themen wie Rassendiskriminierung nicht aus. Er erzählt davon, wie wichtig es ist, Freunde zu haben, mit denen man alles teilt, die einen blind verstehen und auch noch aus dem tiefsten Loch herausholen können. Wie etwas noch größer, noch intensiver wird, wenn man es mit anderen erleben kann. Ein wunderbares Buch von einem Autor, von dem ich gerne noch mehr lesen möchte.
    Ich habe nur einen Kritikpunkt und der betrifft nicht den Autor oder den Roman, sondern den deutschen Titel. warum konnte man nicht einfach etwas Neutrales nehmen? Im Original heißt das Buch The Supremes at Earl's All-You-Can-Eat, damit wird keine Richtung vorgegeben und keine Erwartungshaltung aufgebaut. Das fand ich ziemlich schade, das hat mir nämlich das Ende etwas versaut.

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Ich habe "The Help" (auf deutsch "Gute Geister") geliebt. Ich hatte gehofft, dass dieses Buch in eine ähnliche Richtung geht, was es grundsätzlich auch tut.


    60er Jahre, Schwarze gegen Weiße, Freundschaft, Liebe, Ärgernisse, ... Alles gute Zutaten.


    Ich hatte jedoch ziemlich lange Probleme mit diesem Buch. Zum einen mit den Personen. Wer ist nun wer und mit wem verheiratet? Ich konnte es mir kaum merken, irgendwann hatte ich es aber drauf.


    Dann der Wechsel aus der Ich-Perspektive von Odette wieder zum Erzähler. Das störte mich doch sehr.


    Und so manches ist mir zu ausführlich und langsam erzählt.


    Doch irgendwann nahm das Buch Fahrt auf, man erfährt Hintergründe, warum manche Protagonisten sind wie sie sind und ab da hatte ich auch keinerlei Schwierigkeiten mehr, sie zu unterscheiden. Das passierte aber erst etwa nach der Hälfte, so dass ich mich auch auf den Humor einlassen konnte.


    Als ich zuklappte, war ich echt zufrieden mit der Geschichte, doch es dauerte halt.


    Daher nur 7 Punkte von mir.

  • Zum Inhalt selbst wurde ja schon viel und ausführlich erzählt, weshlab ich mir das jetzt erspare.
    Es hat bei mir auch etwas gedauert bis ich mich mit dem Buch angefreundet habe. Zu sehr erinnerte es mich an typisch amerikanische Softromane vor allem der Cookieclub.


    Wenn man das aber mal weglässt und sich dem Gefühl der Supremes hingibt was da ist, gegenseitige Toleranz, Achtung, Hilfe, wenn es notwendig ist, aber auch klare Worte wenn sie angebracht sind und immer wieder die Liebe zueinander und die Fürsorge, dann hat man hier ein wunderschönes Buch, über eine Gemeinschaft, die man sehr selten erleben darf und doch so notwendig wäre in unserer Welt.
    Sicher werden einige Gemeinplätze bedient die aber für mich nie so vordergründig sind, dass sie stören.
    Dann ist da eine der schönsten Liebeserklärungen die ich je lesen durfte zwischen Odette und James.
    Es ist aber auch ein Buch vom Abschied nehmen, Sterben und loslassen. Trotz allen Witzes und Skurillität spürt man den Ernst dahinter.


    Und, wenn sterben so vor sich ginge, wäre es doch ein Abenteuer.


    Allerdings habe ich immer auf das "Wunder" von Earls Diner gewartet das irgendwie entweder woanders oder in einer Art und Weise stattfand, dass es nicht aufgefallen ist. Was aber, da muss ich Nachtgedanken recht geben, nur im deutschen Titel und völlig unnötig vorkommt.
    Musste man da auf das "Wunder von Manhattan" hinweisen um bessere Verkaufszahlen zu erzielen?

  • Inhalt oder Klappentext ist wohl nicht mehr nötig. ;-)


    Meine Meinung


    Dieses Buch habe ich im Juni zufällig in der Onleihe gefunden. Zunächst war ich ein wenig skeptisch, ob das wirklich was für mich ist, hab mich aber dann doch dafür entschieden. Nach relativ vielen Krimis, Romanen, in denen Menschen in extremen Lebenssituationen geschildert wurden und mehr oder weniger epischer Fantasy wollte ich mal wieder ein Buch über Menschen in ihrem Alltag, über Themen wie Freundschaft, Liebe, Höhepunkte und Tiefschläge des Lebens.


    Ich habe es keinen Moment bereut. Ich liebe es, wenn ein Buch mich sowohl zum Lachen, als auch zum Weinen bringen kann. Gerade der Aspekt, dass Odette und ihre Mutter in der Lage sind, mit Verstorbenen zu kommunizieren (eigentlich der Teil, der mich am Anfang hat zweifeln lassen), führte dazu, dass dieses Buch mir besonders gefallen hat.


    Die Charaktere sind sehr vielschichtig, man kann die Handlungen jedes einzelnen nachvollziehen. Das Beziehungsgeflecht ist am Anfang verwirrend, man versteht es aber in den Rückblenden Stück für Stück mehr. In dieses Buch konnte ich richtig eintauchen, ich hatte das Gefühl, mit den Charakteren im Diner zu sitzen, auf der Veranda bei ihnen zu stehen, mit ihnen auf Beerdigungen zu trauern - einfach Teil ihres Lebens zu sein, mit ihnen befreundet zu sein.


    Solche Bücher findet man nur selten - deshalb 9 von 10 Punkten.

  • Mir ging es zunächst wie geli73. Durch die Wechsel in der Erzählperspektive hatte ich erst einige Zeit Probleme, mich im Figurenwirrwarr zurecht zu finden. Als ich mir dann aber sicher war, dass Odette die Ich-Erzählerin ist und durchschaut hatte, wer mit wem, wollte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen.


    Edward Kelsey Moore ist es gelungen, eine wunderbare Geschichte über ungewöhnliche Freundinnen zu erzählen, die den Herausforderungen des Lebens trotzen.


    Das "Wunder" im deutschen Titel hätte es für mich nicht gebraucht. Ich habe auch viel weniger den Eindruck eines Wunders, sondern den von drei starken Frauen gewonnen, die es schaffen, ihre Freundschaft zu einer derartigen Stärke zu vereinen, dass sie selbst den größten Widrigkeiten zu trosten vermögen.


    Odettes Schilderungen der jenseitigen Personen, die sie zu sehen in der Lage ist, empfand ich dabei derart charmant, dass ich fast hoffe, dass es wirklich ein bisschen so ist, wenn man stirbt.


    Das Buch versprüht einen subtilen Witz und einen Charme, der das Lesen zu einem echten Vergnügen macht. Daher von mir 9 von 10 Punkten (einen Punkt Abzug gibt es für leichte Längen in der Mitte des Buches).

    With freedom, books, flowers and the moon, who could not be happy? - Oscar Wilde


    :lesend Rock My World - Christine Thomas

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  • Ich durfte das Buch als Wanderbuch lesen ... Dankeschön :-)



    Ein sehr schönes Buch über Freundschaft. Die Atmosphäre dieser Zeit kam sehr gut rüber. Alle Charaktere sind liebvoll ausgearbeitet. Mich hat der Erzählsprung nicht gestört ich fand es flüssig zu lesen. Das Buch ist witzig, traurig und macht auch etwas nachdenklich.
    Was für mich mit der Geschichte rüberkam war das es nie einen Grund gibt aufzugeben das es immer einen Weg gibt egal wie verzweifelt und hoffnungslos eine Situation erscheint. Das wenn Menschen zusammenhalten füreinander da sind man auch die schwierigsten Situationen im Leben gemeinsam sehr viel besser bewältigen kann wenn man weis da sind Freunde, Familie usw die einem den Rücken stärken.


    Ein schönes tiefsinniges Buch das aber dadurch weder seinen Witz noch einen Charm verliert.

    :weihnachtsbaum


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