Der Film "Django" hatte einen so durchschlagenden Erfolg daß man nun flugs jeden Scheiß mit diesem Namenszusatz versah - auch wenn der Film selbst nichts mit Corbuccis Helden zu tun hatte.
Und es klappt heute immer noch!
Nachdem nun auch Hollywoods B-Film-Wiederkäuer Nummer 1 den bisherigen Tiefpunkt seines Schaffens mit dem Namen Django aufgewertet hat ist es wohl Zeit einmal einen Blick auf das Original zu werfen.
Irgendwo im amerikanisch-mexikanischen Grenzgebiet. Eine Gruppe Mexikaner ist dabei eine Frau auszupeitschen, zur Strafe, weil sie weggelaufen ist.
Schüsse fallen, die Mexikaner fallen.
Die Frau allerdings ist mitnichten aus dem Schneider. Eine Gruppe ehemaliger Südstaatler hat die Mexikaner erschossen und macht sich nun daran, die "rassisch nicht ganz einwandfreie" zu verbrennen.
Doch wie so oft kommt dann einer vorbei und versaut allen den Spaß!
Ein Typ in zerlumpten Yankeeklamotten, der einen Sarg hinter sich herzieht wechselt einige Worte mit dem Konföderiertenverein - man kommt zu keiner Einigung - und zieht dann blitzschnell seinen Colt und der Süden hat schon wieder einen Niederlage zu beklagen
Der nächstgelegene Ort gleicht einer Geisterstadt - nur der Kneipenwirt und seine Nutten sind noch da. Zu ihnen kommen einmal die Südstaatler unter Major Jackson und wenn der wieder weg ist die mexikanischen Rebellen unter ihrem Anführer Hugo.
Jackson hört von dem seltsamen Fremden und macht auch sofort mit einigen Kumpels seine Aufwartung. Nach einem sehr doppeldeutigen Wortgeplänkel erschießt Django alle Männer von Major Jackson und fordert diesen auf, am nächsten Tag mit allen 40 ihm verbliebenen Leuten aufzukreuzen.
Dieser tut wie geheißen und führt seine Leute am nächsten Tag in die Stadt - wo Django und sein Sarg schon auf ihn warten.
Klar was jetzt kommt....
Und nun erscheint auch der mexikanische Rebellenführer Hugo , ein alter Freund Djangos, dem er sein Leben verdankt. Alle zusammen überfallen ein mexikanisches Fort und stehlen das Gold, das Jackson hier gehortet hat.
In der Nacht - alle feiern den gelungenen Coup und sind bald schon ziemlich hacke - pack Django das Gold in seinen Sarg und verschwindet mit der Frau.
Doch Hugos Mannen holen die Flüchtenden ein, die Frau wird angeschossen und schwer verletzt und der Sarg.....
....versinkt im Treibsand.
Hugo bringt Django nicht um (er ist ihm was schuldig - jetzt sind sie quitt), aber erlässt seine Hände mit Gewehrkolben und Pferdehufen zerstampfen, dann reiten die Mexikaner fort - nach Mexiko.
Sie kommen allerdings nie an, sondern fallen in einem Hinterhalt von Jackson und der mexikanischen Armee.
Django schleppt die schwerverletzte Frau in den Saloon und begibt sich dann zum Friedhof, auf Major Jackson wartend. Dieser erscheint auch, als Django immer noch herauszufinden versucht wie man mit zu Brei gestapften Händen einen Colt abfeuert....
Der Film: Anfang der 60er dachten sich einige Filmschaffende in Italien, es wäre eine tolle Idee mal Wildwestfilme zu drehen. Sie taten dieses so häufig, das es sich lohnte das ganze Italowestern zu nennen.
90% aller Italowestern sind vermutlich scheiße! (Grob geschätzt - könnten mehr sein) Ein kleiner Rest hingegen ist nicht nur ausgesprochen großartig sondern hat das Genre nachhaltig geprägt und ich behaupte mal bereichert!
Vor allem drei Regisseure sind hier als die wichtigsten zu nennen, und lustigerweise heissen die mit Vornamen alle Sergio.
Leone kann man sicherlich als "Erfinder" des Italowestern als eigenes Genre bezeichnen. Er war der Ästhet, bei ihm sieht sogar das Leutetotschießen schön aus.
Sollima war der Intelektuelle, gesellschafliche Themen und eine Symbolik die auf ebenjenediese hinweist prägen seine berühmte Trilogie.
Und Corbucci ist der dreckige Stinker, derjenige, der den Finger dahin steckt wo es wehtut.
Und Django tut weh!
Der Western ist gemeinhin weit, heiß, trocken und staubig. Django ist vor allem naß, dreckig, nah dran.
Wärend des Vorspanns sehen wir Django durch eine matschige, verregnete Landschaft ziehen, seinen Sattel auf der Schulter und den Sarg an einem Seil durch den Modder watend- Sein Gesicht sehen wir nicht.
Was genau ihn antreibt wird nie enthüllt - wie es scheint hat Jackson Djangos Frau ermordet wärend dieser im Krieg war - auf der falschen Seite, in dieser Gegend.
Clint Eastwoods Figur in Leones Dollar-Trilogie gestattete sich nur ganz selten einen Moment zum Gefühlezeigen. Er war vor allem ein efizienter Killer, der dem großen Geld hinterherjagte.
Glenn Ford spielt in dem amerikanischen Western "The fastest gun alive" einen Mann, der zwar der schnellste Schütze im Westen ist - der es allerdings aus Feigheit nicht einmal fertigbrachte den Mord an seinem Vater zu rächen....
In einer Serie von Western verkörperte James Stwart einen oft von der Vergangenheit gezeichneten gebrochenen Helden, welcher aber über sich hinauswächst und schlußendlich erlöst wird.
Corbucci vereinigt sie alle in der Figur des Django - doch statt eines mit Schuldkomplexen überlandenem Jammerlappen kommt etwas vollkommen Neues zustande.
Django will seinen Frieden finden! Wie, das ist ihm scheißegal! Er ist sogar bereit seine Rache aufzugeben um in Wohlstand und Reichtum dem seligen Vergessen anheimfallen zu dürfen.
Und er lernt auf die harte Tour das es Seelenfrieden nie im Sonderangebot gibt.
Soviel dazu.
Regie und Kamera-Arbeit sind exzelent, der Zuschauer ist immer mittendrin - sehr oft steht der Kamera "etwas im Weg", was den dokumentarischen Stil deutlich unterstreicht!
"Django" ist sicherlich ein wirklicher zeitloser Klassiker, egal welche Definition man darob bemüht. Es mag nach mehr als 40 Jahren Filmgeschichte oft nicht leichtfallen, zwischen all denen die von diesem Film bis heute inspiriert und/oder beeinflußt wurden die Großartigkeit des Originals zu sehen..... zuviele haben Ideen daraus aufgegriffen und kopiert (vor dem Amidiletanten - zu dem komme ich noch mit dem rechne ich noch ab!)
Seinen Platz in der Filmgeschichte hat Django jedenfalls sicher - und Achtung, er hat seinen Sarg noch dabei!