Über die Länge eines Buches

  • Mir ist egal, wie umfangreich ein Buch ist, Hauptsache es ist gut. Es gibt Bücher unter 200 Seiten, die ich klasse finde und wo ich sagen würde: länger hätte es auch nicht sein sollen, sonst funktioniert es nicht mehr. Es gibt Bücher mit 800 Seiten, wo ich sage: da ist keine Zeile zu viel.


    Aber grundsätzlich bevorzuge ich umfangreichere Bücher, weil ich gerne viel Zeit mit einem wirklich guten Roman verbringe und nicht nur einen Nachmittag.


    Und bei Büchern, die mir nicht gefallen, sind mir schon 100 Seiten zu viel.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Ich sehe es so wie Kirsten. Geniales Kurzgeschriebenes, das mir gerade in den Sinn kommt:


    Christa Wolf - Kein Ort. Nirgends - 110 Seiten
    Siegfried Lenz - Landesbühne - 128 S
    Albert Camus - Der Fremde - 160 S
    J.-P. Sartre - Das Spiel ist aus - 144 S
    Daniel Kehlmann - Ruhm - 208 S
    Stefan Zweig - Schachnovelle - 112 S
    Elias Canetti - Die Stimmen von Marrakesch - 96 S
    Bernhard Schlink - Der Vorleser - 208 S
    Philip Roth - Jedermann - 176 S
    John Steinbeck - Von Mäusen und Menschen - 128 S
    Friedrich Dürrenmatt - Die Physiker - 96 S
    Max Frisch - Homo Faber - 208 S


    und so weiter und so fort ...

  • Für mich hängt die Qualität eines Buches auch nicht von der Seitenanzahl ab, allerdings muss ich ehrlich gestehen, wenn ich die Bücher im Laden sehe, dann greife ich ehr zu den dickeren Büchern, wenn ich mir die Buchrücken durchlesen möchte.
    Ich liebe ja historische Romane. Nur leider finde ich da (genauso, wie in anderen Genres auch) das Angebot - wie soll ich sagen - überschwemmt?
    Ist genauso wie mit den ganzen erotischen Romanen.. ich habe beim Stöbern auf buch.de festgestellt, dass ja irgendwie im Moment jeder versucht so nen Roman auf den Markt zu bringen.
    Genauso war's als die Fantasy aktuell waren, oder wie die historischen ihren Höhepunkt hatten.
    Da habe ich leider oft daneben gegriffen, da war's wie im Kino mit den Trailern, das spannenste/interessanteste wurde schon vorher erzählt und im Buch wurde dann nur dahingeplänkelt *seufZ* :wow

  • Früher konnten mir Bücher gar nicht dick genug sein, weil ich, wenn ich mich mal eingelesen hatte, gerne lange in einer Welt war. Inzwischen bin ich zu ungeduldig für dicke Bücher (und historische Romane hängen mir eh zum Hals raus). Meine bevorzugte Buchlänge ist im Moment 300-350 Seiten.

  • Zitat

    Original von beisswenger
    Ein Buch ist so dick, wie es sein muss!


    Da bin ich anderer Meinung. In vielen Bücher werden so unwichtige Geschichten und Handlungen bis ins kleinste Detail erzählt, dass dadurch für mich die Spannung verloren geht. Aus diesen Gründen denke ich mir manchmal so: Oh man, da hätte man sich aber gut 200 Seiten sparen können.


    Beispiel: Der zweite Band von Bis(s).
    Gefühlte 300 Seiten lang trauert sie Edward hinterher und in den letzten 100 Seiten geht es dann ganz schnell. Weniger Liebeskummer und dafür das Ende besser erzählen hätte durch aus gereicht, und hätte für mich das Buch nicht so unerträglich gemacht.

  • Es geht ja auch anders, man denke an die Serien oder Trilogien, wie bei Herr der Ringe, Harry Potter, oder auch die Krimis von Donna Leon oder die Skandinavier. Auch mancher Regiokrimi hat sich zur Serie entwickelt.
    Hier wird eine straffe Geschichte erzählt, und weil die Figuren und der Stoff so gut ankommen, wird eine weitere Geschichte erzählt usw. Der Spannungsbogen wird nicht überspannt, und der Leser hat einen langen Genuss, freut sich umso mehr auf die nächste Ausgabe.


    lG, Christine

  • Ich mag Bücher mit weniger als 200 Seiten nicht, die sind ausgelesen, kaum hat man mit ihnen begonnen :grin


    Bei historischen iRomanen denke ich, dass da ein Buch so viele Seiten hat wie es haben muss, selten denke ich nach dem Lesen, dass man die Geschichte hätte kürzen können.

  • Zitat

    Ich mag Bücher mit weniger als 200 Seiten nicht, die sind ausgelesen, kaum hat man mit ihnen begonnen


    Prinzipiell nehme ich die ganz dünnen auch erst mal nicht so für "voll". Habe aber in den letzten Jahren immer mal wieder festgestellt, dass es wirklich Autoren gibt, die in wenigen Seiten eine ganze Welt entstehen lassen können und auf einer Handvoll Seiten mehr zu sgen haben, als andere auf 1000 Seiten. Quantität ist nicht gleich Qualität.
    Als Beispiele nenne ich hier - nach meiner subjektiven Meinung - die Bücher von Mechthild Borrmann sind fürchterlich dünn und fürchterlich gut. Wahnsinn, wieviel Stimmung und Info die Frau in 200 Seiten packt.
    Umgekehrt habe ich die Frau des Ratsherrn gelesen und mich duch die 672 Seiten dieses historischen Romanes gequält. Da hätte man mit der Hälfte auch alles erzählt. Wobei sowas natürlich immer Geschmackssache ist.


    Ich liebe dicke Bücher z.B. von Rebecca Gable. Bei neuen Autoren schrecke ich erst mal ein bisschen zurück und warte auf andere Meinungen.


    Ein dickes Buch benötigt viel meiner Lebens-Lesezeit und sollte diese dann auch zu meiner Zufriedenheit ausfüllen. Ein dünnes Buch, welches nicht so gut ist enttäuscht mich zwar braucht aber weniger meiner wertvollen Zeit und die Enttäuschung ist subjektiv geringer als bei einem dicken Schinken. :grin


    Historische und Fantasy dürfen also gerne schön dick sein wenn beisswengers Grundsatz zutrifft: Ein gutes Buch ist so dick, wie es sein muss. Die Betonung liegt also auf gut. :-)

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Ninni Schulman - Den Tod belauscht man nicht

    Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von hollyhollunder ()

  • Zitat

    Original von hollyhollunder


    Prinzipiell nehme ich die ganz dünnen auch erst mal nicht so für "voll". Habe aber in den letzten Jahren immer mal wieder festgestellt, dass es wirklich Autoren gibt, die in wenigen Seiten eine ganze Welt entstehen lassen können und auf einer Handvoll Seiten mehr zu sgen haben, als andere auf 1000 Seiten. Quantität ist nicht gleich Qualität.


    Nee das wollte ich nicht anzweifeln :nono Klar gibt es kurze Bücher die Top sind.

  • Zitat

    Original von hollyhollunder
    [QUOTE]I
    Als Beispiele nenne ich hier - nach meiner subjektiven Meinung - die Bücher von Mechthild Borrmann sind fürchterlich dünn und fürchterlich gut. Wahnsinn, wieviel Stimmung und Info die Frau in 200 Seiten packt.


    Ich habe mir gerade "Der Geiger" von Mechthild Borrmann angesehen, klingt vielversprechend - danke für den Tipp!


    lG, Christine

  • Zitat

    Ich habe mir gerade "Der Geiger" von Mechthild Borrmann angesehen, klingt vielversprechend - danke für den Tipp!


    Der Geiger muss ich auch noch lesen - hat aber auch super Kritiken.
    Kann z. B. Wer das Schweigen bricht empfehlen. War ein Monatshighlight.


    Zitat

    Nee das wollte ich nicht anzweifeln Nein, nein Klar gibt es kurze Bücher die Top sind.


    Klang so, als würdest Du bei dünnen Büchern nicht zugreifen. So hab ich es verstanden, nicht dass Du nicht weißt, das was gutes drinnen stecken kann. :-)

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Ninni Schulman - Den Tod belauscht man nicht

    Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Zitat

    Original von JustMeNico


    Da bin ich anderer Meinung. In vielen Bücher werden so unwichtige Geschichten und Handlungen bis ins kleinste Detail erzählt, dass dadurch für mich die Spannung verloren geht. Aus diesen Gründen denke ich mir manchmal so: Oh man, da hätte man sich aber gut 200 Seiten sparen können.


    Beispiel: Der zweite Band von Bis(s).
    Gefühlte 300 Seiten lang trauert sie Edward hinterher und in den letzten 100 Seiten geht es dann ganz schnell. Weniger Liebeskummer und dafür das Ende besser erzählen hätte durch aus gereicht, und hätte für mich das Buch nicht so unerträglich gemacht.


    Da geb ich dir Recht... Mir ging es bei diesem Buch genauso! Ich fand den allzu ausführlich beschriebenen Liebeskummer Bellas auch unerträglich... Stellenweise wollte ich das Buch am liebsten weglegen, weil ich dachte, das ginge nun bis zum Ende so weiter - was ja auch beinahe stimmte. In diese Geschichte hätte ruhig noch ein bisschen mehr Handlung reingepasst.
    Allgemein passiert bei den Biss-Büchern so wenig, dass man aus den 4 Bänden eigentlich einen einzigen, etwas dickeren hätte machen können.


    Aber okay, eigentlich geht es hier ja um historische Romane.. :grin Ist aber trotzdem ein gutes Beispiel für "Seitenzahlschinderei".

  • Zitat

    Original von blackrose
    Aber okay, eigentlich geht es hier ja um historische Romane.. :grin Ist aber trotzdem ein gutes Beispiel für "Seitenzahlschinderei".


    Da ich keine historischen Romane lesen, mich aber an der Dsikussion bzgl. die Dicke eines Buches beteiligen wollte, viel mir kein besseres Beispiel ein als das :grin

  • Ein richtiger, gut recherchierter historischer Roman braucht meines Erachtens mehrere hundert Seiten, um die Erzählung zu entwickeln, zumal sich diese meist über mehrere Jahrzehnte, wenn nicht sogar Jahrhunderte spannt.


    Wenn es sich jedoch um einen Roman "vor historischer Kulisse" handelt, also nur die Erzählung als solches und nicht die geschichtlichen Ereignisse im Vordergrund stehen, dann könnte eine zu umfangreiche Seitenanzahl zu viel sein.


    Mir geht es eigentlich wie vielen hier: Die Geschichte und der Schreibstil müssen mich packen, dann ist die Seitenanzahl ziemlich egal.