Kazuki Kaneshiro - Fly, Daddy, Fly

  • Klappentext:


    Ein Mädchen wird so brutal zusammengeschlagen, dass sie stationär behandelt werden muss. Die Sache wird vertuscht. Der Täter, ein junger Nachwuchsboxer, soll ungeschoren davonkommen. Ihr Vater, ein gewöhnlicher Angestellter, unsportlich und nicht mehr der jüngste, will Rache. Der Weg ist ritterlich, aber verrückt: Er fordert den Boxer zum Kampf. Mann gegen Mann. Nur wer den Mut hat, aus dem Alltag auszubrechen, kann die Welt verändern.
    (Quelle: amazon.de)


    Der Autor:


    Kazuki Kaneshiro, geboren 1968 in Japan, Zainichi-Koreaner. Erhielt im Jahr 2000 für seinen ersten Roman GO! – deutsch 2011 bei cass – den renommierten Naoki-Preis. Fly, Daddy, Fly erschien 2005 und wurde noch im selben Jahr in Japan verfilmt (Regie: Izuru Narushima) und als Manga aufgelegt. Im Jahr darauf folgte eine zweite – koreanische – Verfilmung (Regie: Jong-tae Choi).
    (Quelle: amazon.de)


    Meine Meinung:


    Ich habe den Autor erst vor ein paar Wochen für mich entdeckt. Und nachdem mich bereits sein Debüt »Go!« sehr positiv überrascht hatte, konnte mich nun auch »Fly, Daddy, Fly« überzeugen - ein knapper, grandioser Roman; wenngleich er »Go!« nicht ganz erreicht.


    Kazuki Kaneshiro scheint ein Mann knapper Worte bzw. Romane zu sein. Keine großen erzählerischen Schnörkel, kommt er stattdessen nach einer kurzen Einführung schnell zur Sache, baut die Geschichte ebenso schnell auf und bringt sie nicht weniger rasch zum Ende. Längen hat der Roman keine. Dafür Spannung und die ein oder andere berührende kleine Szene. Ein wenig musste ich bei »Fly, Daddy, Fly« an die Rocky-Filme denken. Ein Underdog im Training für den großen Kampf - das ist kein neues Muster, wird hier aber gekonnt umgesetzt. Der Ausbruch aus einem starren Alltag, das Kräfte zehrende Hinarbeiten auf ein Ziel, die Entfremdung innerhalb der eigenen Familie … alles wird sehr gut nachvollziehbar geschildert. Daneben greift Kaneshiro auch in seinem zweiten Roman das Thema der Zainichi-, der in Japan lebenden Koreaner auf, wenn auch nur am Rande.


    Wer häufiger japanische Romane liest, wird bald die üblichen Verdächtigen an Übersetzer(inne)n kennen. Die hier tätige Katja Busson war mir vorher fremd, sie macht ihre Sache aber recht ordentlich; natürlich kann ich das Buch nicht mit dem Original vergleichen, es liest sich auf Deutsch jedoch sehr flüssig. Die einzige Auffälligkeit ist, dass sie besonders am Anfang häufig Sätze wie »[...] dass der Unterschied zwischen Fujita und mir, der ich kaum weniger arbeitete ...« schreibt; das »Ich« in der Form liest man so nicht besonders häufig, kommt hier aber oft vor.


    Fazit: Ein knapper, starker Roman, der - wie gesagt - nicht an seinen ersten rankommt, aber dennoch absolut empfehlenswert ist für Freunde japanischer Literatur. Hoffentlich kommt bald mehr von diesem wunderbaren Autor ...