Arbeitsbedingungen bei Amazon

  • Zitat

    Original von beowulf
    Das nennt man den Lauf der Welt und nicht Jeff Bezos ist der Böse, sondern seine Konkurrenten, die einfach weiterschlafen.


    Aber das Zitat von ihm (Ich wiederhole: Ich möchte, dass Sie vorgehen, als wollten Sie den ganzen traditionellen Buchhandel arbeitslos machen ) spricht doch für sich. Muß ich dann gutheißen, daß seine Konkurrenten es ihm gleichtun??? :wow Wo bleibt denn da die Menschlichkeit? Konkurrenzfähigkeit kann doch kein Freibrief sein für solche Gebaren? Nein, tut mir leid, kann ich als Konsument nicht gutheißen. :-(

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Ich entscheide das für mich sehr salomonisch: Jeff Bezos kann und wird meine Meinung über seine Person ohnehin gleichgültig sein. Aber ob er nun ein ökonomisches Genie oder ein charakterliches A... ist oder beides - niemand kann mich zwingen, bei ihm einzukaufen, wenn ich nicht will.


    Und zur Zeit will ich meistens nicht :).


    Zum Thema Forenkosten: ich habe schon gesehen, daß auf Webseiten zu Beginn eines Jahres ein Spendenmarathon gestartet wurde, um die Serverkosten abzudecken. Wie das technisch gehandhabt wird, weiß ich allerdings nicht.

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

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  • Er ist schlicht Kaufmann, der Millionen investiert in eine Technik, die seine Kunden zufrieden stellen soll. Das ist etwas anderes als ein vorprogrammierter Online- Shop. Und ja, wer nicht will muss da nicht kaufen.

  • Beowulf, DAS ist letztlich das entscheidende: die Bedingungen auf dieser Welt sind ja nicht vom Himmel gefallen. Wir haben, ob uns das bewusst war oder nicht, fleißig daran mitgearbeitet.
    An der Verödung der Innenstädte durch die riesigen Einkaufszentren auf der grünen Wiese. An den unglaublichen Arbeitsbedingungen in Schlachthöfen durch den Kauf von Fleisch für 2,99 € pro Kilo.
    Am Erfolg von Amazon und Co.
    Wir sind es, die da einkaufen, weil es so bequem, die Auswahl so groß, die Preise so günstig sind.


    Nicht alles ist schlecht an Online-Shops. Auch für kleine Anbieter haben sich ganz neue Möglichkeiten eröffnet, sich Märkte zu eröffnen, neue Kunden zu finden.


    Wichtig ist, sich darüber bewusst zu werden, dass wir als Verbraucher und Kunden nicht zur Untätigkeit verdammt sind, sondern sehr wohl die Möglichkeit haben, Einfluss zu nehmen. Dies erfordert Zeit, Phantasie und Hartnäckigkeit. Aber es lohnt sich!

  • Zitat

    Original von Fritzi


    Aber das Zitat von ihm (Ich wiederhole: Ich möchte, dass Sie vorgehen, als wollten Sie den ganzen traditionellen Buchhandel arbeitslos machen ) spricht doch für sich. Muß ich dann gutheißen, daß seine Konkurrenten es ihm gleichtun??? :wow Wo bleibt denn da die Menschlichkeit? Konkurrenzfähigkeit kann doch kein Freibrief sein für solche Gebaren? Nein, tut mir leid, kann ich als Konsument nicht gutheißen. :-(



    :write


    Das erinnert mich an ein Flugzeug von Ryanair, das auf Strecken nach Italien eingesetzt wurde und auf dem in riesigen Lettern "Arrivederci Alitalia" prangte. Sorry, sowas tut man nicht.


    Dem Zitat von Jeff Bezos möchte ich noch eines von Dave Clark hinzufügen, Logistikvorstand von Amazon, zu den Streiks der Gewerkschaft für Einzelhandelslöhne:


    "Warum sollten wir uns von jemand erpressen lassen, der damit droht, das Weihnachtsfest der Kinder zu ruinieren?"

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

  • Zitat

    Original von xania
    Bei Büchern ist Amazon meist nicht billiger, bei anderen Waren schmerzt der Preis schon. Ich habe zu Weihnachten ein Gesellschaftsspiel im kleinen Spielladen gekauft. Unverbindliche Preisempfehlung 25 Euro, Ladenpreis auch 25 Euro, Amazonpreis 14 Euro.


    Das ist der Vorteil für den Einzelnen und wer zahlt schon freiwillig mehr, wenn er das gleiche Produkt woanders günstiger bekommt? Aber an so einem Preisdumping kann Amazon nicht verdienen. So ein niedriger Preis dient einzig dazu, den kleinen Einzelhändler, der am verkauften Produkt verdienen muss, in die Knie zu zwingen und die eigene Marktmacht zu stärken.

  • Zitat

    Original von xania
    Unverbindliche Preisempfehlung 25 Euro, Ladenpreis auch 25 Euro, Amazonpreis 14 Euro.


    Generell hat Lesebär das schon ganz richtig analysiert: Das sind Kampfpreise, mit denen Amazon versucht, die anderen vom Markt zu drängen. Allerdings denke ich noch nicht mal, daß die damit Verlust machen: Amazon zahlt in Deutschland keine Steuern, sondern nur den deutlich niedrigeren Satz in Luxemburg, die Mitarbeiter werden nicht nach dem Tarifvertrag für Versandhändler bezahlt, sondern ebenfalls deutlich darunter und man braucht für riesige Hallen in der Pampa deutlich weniger zu bezahlen als für Ladenlokale in Fußgängerzonen. Zudem hat man die Marktmacht, von den Produzenten / Lieferanten deutliche Rabatte bei den Einkaufspreisen zu erzwingen und ich bin sicher, sie haben auch mit den Logistikunternehmen ganz gute Verträge ausgehandelt.


    Wenn sich das durchsetzt, dürfte unsere Zukunft in etwa so aussehen:
    - deutlich niedrigere Löhne nicht nur für Ama-Mitarbeiter,
    - deutlich höhere Einkommens- und Vermögenssteuern, um die Ausfälle bei Umsatz- und Gewerbesteuer auszugleichen
    - große Leerstände in den Fußgängerzonen


    Heutige Dumpingpreise müssen also in der Zukunft ganz schön teuer bezahlt werden. Ich plädiere dafür, lieber ein Weihnachtsgeschenk weniger zu kaufen.



    Zitat

    Original von beowulf
    Er ist schlicht Kaufmann,


    Einen Menschen, der (mit seinem Konzern) Reader verkauft, die einen zwingen, auch die ebooks bei ihm zu kaufen, und der jedem Kunden, der z.B. aus Datenschutzgründen sein Konto wieder löschen will, den Zugriff auf seine (bezahlten) Dateien verhindert und der obiges Szenario mutwillig herbeiführen will, als “Kaufmann” zu bezeichnen und so zu tun, als ob das alles völlig normal wäre, ist meines Erachtens eine Beleidigung für jeden ehrbaren Kaufmann. Sicher macht er aus der Sicht des Turbokapitalismus, in der es nur noch darum geht, mit allen Mitteln Geld zu machen und am Ende derjenige der größte ist, der am reichsten ist, alles richtig. Die Frage ist aber doch: Wollen wir so eine Welt? Ist das normal? Wohin wird das führen? Wenn das Gebaren von Amazon erstmal als gesellschaftlich akzeptiert ist, wird es neue Grauzonen geben, in die man vordringen kann. Ich hoffe, daß wir recht bald die Kurve kriegen und “Kaufleute” wie Herrn Bezos in die Schranken verweisen.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • LeSeebär, das ist ja leider ein ganz allgemeiner Trend: Einsparungen jetzt führen zu höheren Ausgaben entweder an anderer Stelle oder zu einem späteren Zeitpunkt.


    Ganz beliebt ist das ja auch bei den öffentlichen Haushalten und ich bin sicher, dass in vielen Fällen die so hoch gepriesenen Einsparungen letztlich zu höheren Ausgaben geführt haben. Nur hat die dann eine andere Kasse bezahlt.
    Es würde mich sehr interessieren, ob es da seriöse Untersuchungen drüber gibt.

  • LeSeebär
    Das hast du wunderbar dargestellt.
    Offenbar will aber auch niemand die Gefahr sehen die von Amazon ausgeht. Die "Geiz-ist-geil-Mentalität" hat sich schon viel zusehr festgesetzt. Das vielleicht auch irgendwann der eigene Arbeitsplatz betroffen sein könnte, will man nicht sehen oder man verschliesst sehenden Auges eben selbige. Das vermeintliche Schnäppchen von heute kann schon bald der Einkommenskiller von morgen sein.


    Rumpelstilzchen
    Als ehemaliger Leiter einer Haushaltsabteilung in einer Hamburger Behörde muss ich dir leider widersprechen.
    Man kann die öffentlichen Haushalte nicht mit einem Privatunternehmen vergleichen. Die öffentlichen Haushalte gründen sich rechtlich auf die Bundeshaushaltsordnung und den jeweiligen Landeshaushaltsordnungen. Der Staat arbeitete nicht nach Gewinngesichtspunkten. Würde er kostendeckend arbeiten, würde beispielsweise ein Personalausweis nicht nur 30 EUR kosten, sondern müsste rund 700 EUR kosten. Der Staat ist zu einer sparsamen Haushaltsführung verpflichtet und Aufgaben die sich über mehrere Jahre hinziehen, müssen vorher in die Mifrifi eingestellt werden. Daueraufgaben sind im Rahmen der Gesetzlichen Leistungen I unabhängig von den jeweiligen Einnahmen immer zu tätigen. So kann man davon ausgehen, dass in einem Etat allenfalls 5 Prozent des Aufgabenvolumens nicht von vornherein festgelegt sind. Alle anderen Ausgaben sind nicht oder so gut wie nicht variierbar.
    Und bei der Aufstellung des Haushaltes, gerade auch im Bereich der Investitionen, müssen immer die Folgekosten mit aufgeführt werden - soweit sie denn überhaupt schätzbar sind.
    Die öffentlichen Haushalte werden nach dem Grundsatz der Wirtschaftlichkeit, dem Prinzip der Gesamtdeckung, dem Bruttoprinzip und dem Grundsatz der Verhältnismässigkeit aufgestellt. Letztendlich entscheidet aber immer ein Parlament über den Haushalt, liegt das Etatrecht doch ohne Ausnahme bei der Legislative.
    Einsparungen führen nicht zwangsläufig zu höheren Ausgaben zu einem späteren Zeitpunkt. Gerade auch durch Privatisierungen werden die öffentlichen Haushalte entlastet. Und auch die Auslagerung staatlicher Aufgaben in Anstalten öffentlichen Rechts oder in LHO-Betriebe kann zu einer Entlastung der Haushalte führen.
    Planungsfehler (Elbphilharmonie, Flughafen Berlin-Brandenburg) führen natürlich zu höheren Kosten; sie werden allerdings medial ausgeschlachtet, während Planungsfehler in der Wirtschaft von den Kunden bezahlt werden und die Mehrkosten Eingang in die jeweilige Kalkulation finden. Und sehr oft erfahren die Kunden gar nicht, dass sie für Missmanagement zur Kasse gebeten werden.
    Öffentliche Haushalt aber sind - nun einmal öffentlich.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    LeSeebär, das ist ja leider ein ganz allgemeiner Trend: Einsparungen jetzt führen zu höheren Ausgaben entweder an anderer Stelle oder zu einem späteren Zeitpunkt.


    Das Phänomen als solches ist schon uralt. Über offizielle Statistiken weiß ich nichts, aber irgendwer (verdi???) veröffentlicht doch immer mal wieder, wieviel Milliarden dem Staat entgehen, weil man bei den Finanzbeamten spart. Keine Ahnung, wie seriös das ist. Aber solange unser Finanzminister sagt, die Steuereinnahmen sind hoch genug, ist doch alles in Ordnung. :bonk


    Aber auch wenn jeder merkt, wenn der Staat mit einem Sparkurs auf dem Holzweg ist, so hat sich trotzdem im Privaten der Trend des Schnäppchenjagens durchgesetzt. Daß man dafür später bezahlen muß, ist auch eigentlich schon seit Jahrzehnten bekannt, aber man kann es den Leuten leider nicht oft genug um die Ohren hauen. Besser einmal richtig (= 100%) gespart, als immer nur 20% auf alles.


    Trotzdem glaube ich, daß die Auswirkungen noch deutlich gravierender sind, wenn wir Amazon weiter auf den Leim gehen.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)