Arbeitsbedingungen bei Amazon

  • Zitat

    Original von beowulf
    Wie krank muss man den sein eine Firma, weil der Chef Hensel heißt und sie Europaweit Sicherheitsdienstleistungen anbietet ins Rechtsradikale Lager zu schieben? Nur dami man Amazon, die mit der Firma nichts zu tun haben Schaden kann? Mir tun die Leute leid, die wegen so etwas ihren Job verlieren, die Familien, die in HartzIV zurück müssen. Als Schlecker Pleite ging jaulte alle Welt, dass die armen Schleckerfrauen jetzt keine so gut bezahlten Jobs mehr bekommen und dass doch das Arbeitsklima untereinander so toll war. Schaut mal in den Tiefen dieses Forums zum Thema Schlecker nach. Da hat so ein Bericht eine Boykottwelle ausgelöst.


    Sorry, aber du machst gerade so als solle man die Augen zu machen und ja nicht mal im Ansatz daran denken, das am dem ganzen etwas dran ist.

  • Zitat

    Original von Frettchen
    Ich habe ein bisschen den Eindruck, hier sind nur "Gutmenschen" unterwegs und ich bin das einzige Monster? :yikes
    (...)
    Nicht Amazon ist das Böse auf Erden, die Gesetze gehören geändert. Denn diese befristeten Verträge sind überall üblich.
    Und ich verbesser die Welt sicher nicht, indem ich nicht zu McDoof gehe oder nur noch in die Buchhandlung vor Ort. In meiner Buchhandlung vor Ort gibt es auch keine Vollzeitkräfte mehr. Das Problem liegt doch viel tiefer und wird sicher nicht behoben, nur weil man bei Amazon nicht mehr bestellt und sein Fleisch beim Metzger kauft.


    "Die Welt" verbessern wird alleine ein wenig schwierig, aber es ist sicherlich möglich, vor Ort einiges zu verbessern, bzw. etwas zu erhalten.
    In "meinen" Buchhandlungen vor Ort arbeiten Vollzeit- und Teilzeitkräfte mit unbefristeten Verträgen, wenn ich kein Fleisch esse oder es bei einem Metzger vor Ort kaufe, kann vielleicht einigen Tieren unnötiges Leid erspart werden (Tiertransporte usw.).


    Es gibt zwischen "Gutmenschen" und "Monster", sowie zwischen "etwas tun" und die "Welt retten" noch jede Menge Spielraum. ;-)
    Am einfachsten ist natürlich die Einstellung "ich alleine kann eh nichts ändern" und einfach unverändert weitermachen - trotz besseren Wissens. ;-)


    Nur weil die Gesetze das Handeln von Amazon, Thalia usw. zulassen, muss ich diese Unternehmen nicht unterstützen, sondern kann - insbesondere bei preisgebundenen Büchern - im örtlichen Einzelhandel einkaufen. (sofern das meine Zeit zulässt)

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

  • Ich muss Beo Recht geben, auch ich fand diese Dokumentation nicht sehr gut.
    Meiner Meinung nach wurde da vieles einfach durcheinander geworfen.


    1. Befristete Arbeitsverträge
    Das ist nicht ungesetzlich. Natürlich ist es nicht gut, wenn es davon zu viele gibt. Da teile ich die Meinung von vielen hier: Dies müsste unbedingt seitens der Politik geändert werden.
    Aber hier wurde ja hauptsächlich von Wanderarbeitern gesprochen, die vielleicht auch gar kein Interesse an einer Festanstellung haben. Sie kommen für eine Saison (hier das Weihnachtsgeschäft) und wollen dann wieder nach Hause zu ihren Familien.


    2. Gehalt, Leiharbeitsfirmen und Unterkunft
    Leider wurden diese drei Punkte in dem Bericht unkenntlich miteinander vermischt.


    "Die Arbeiter müssen in eine Sammelunterkunft mit Kaltverpflegung. Und diese auch noch teuer bezahlen. Statt 9,68 Euro stehen in Marias Arbeitsvertrag nur noch 8,52 Euro Brutto. 12% Lohnabschlag. Warum hat Amazon die Arbeiter nicht direkt eingestellt? Hält man dort 12% weniger Lohn für dieselben Bedingungen?"


    Dieses Zitat ist original aus dem Bericht entnommen. Später heißt es dann aber:
    "Die Firma (Leiharbeitfirma?) übernimmt die Kosten für Unterkunft und (Kalt-)Verpflegung."



    Was mich jetzt interessiert hätte:
    Wird den Arbeitern jetzt noch von den 8,52 Euro Brutto etwas für die Unterkunft und Essen abgezogen oder nicht?


    Wenn ihnen nichts abgezogen wird, dann halte ich diesen Lohn für recht akzeptabel. Ich habe hier in Deutschland in meinem erlernten Beruf nach mehreren Berufsjahren weit weniger verdient (8,10 Euro). Davon musste ich allerdings noch eine Wohnung bezahlen und mich selbst verpflegen.
    Auch musste ich davon meine Busfahrten selbst bezahlen und hatte nicht immer einen Sitzplatz zur Verfügung.
    (Wollt ihr demnächst dann auch die Arztpraxen boykottieren? ;-))


    Die Unterkünfte (wenn sie umsonst genutzt werden durften) fand ich ebenfalls aktzeptabel. Soweit ich es verstanden habe, buchen Touristen in den Sommermonaten diese Unterkünfte um ihren Urlaub dort zu verbringen.
    1 Bungalow für 6 Personen fand ich auch nicht gerade menschenunwürdig.


    Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die Arbeiter gezwungen werden, in diesen "Sammelunterkünften" zu wohnen.
    Ich denke, dass sie selbst möglichst preiswert (oder umsonst) unterkommen möchten, um am Ende möglichst viel Geld mit nach Hause zu nehmen. Ist ja auch verständlich, denn ich würde es genau so machen.
    Nur sich dann darüber beschweren, erscheint mir etwas unverschämt.


    Anders wäre es natürlich, wenn diese Bungalows völlig überteuert vermietet würden. Aber auch dann hätte sicherlich jeder Arbeiter die Möglichkeit, sich eine preiswertere Unterkunft zu besorgen.


    Fazit: Es gibt sicherlich viele schlechte Arbeitsbedingungen in Deutschland und da muss sich einiges ändern.
    Aber diese Dokumentation hat mich nicht überzeugt.

  • Es verwundert doch schon etwas, wenn der Begriff "Gutmensch" quasi zu einem Schimpfwort gemacht wird. Aber egal - bei den Eulendiskussionen erlebt man doch immer wieder Neues, obwohl mach dachte, man würde schon alles kennen.


    Glücklicherweise fehlt mir die Zeit um näher auf die an Lächerlichkeit kaum zu überbietenden Beiträge von Beowulf und Sapperlot einzugehen. Da wird auf die ARD eingeprügelt (Beo) als sei diese Sendeanstalt der erklärte Todfeind. Von euch beiden hätte ich ein wenig mehr Niveau und Substanz erwartet. Ich habe mich getäuscht - mein Problem. :-(


    Und warum soll man die Arbeitsbedingungen bei Amazon nicht kritisieren? Was ist denn so schlecht daran, wenn man einfach mal auch das soziale Gewissen nach vorn lässt?


    Und es geradezu lächerlich und absolut peinlich damit zu argumentieren, dass Arbeitsplätze wegfallen würden, wenn man die Amazonpraktiken kritisiert, wobei Amazon nur ein Arbeitgeber von vielen ist. Also - besser schlimme und unazeptable Arbeitsbedingungen haben und das Maul darüber halten, als sich mit diesen Ausbeuterpraktiken auseinanderzusetzen. Bei einigen der Diskutanten hier fühlt man sich ja wirklich ins finstere 19. Jahrhundert zurückversetzt. Hoch lebe der Manchester-Kapitalismus. Des Deutschen Devise muss lauten: Mund halten, Hacken zusammenknallen und Befehle ausführen.


    Wenn man das hier alles so liest - es könnte einem Angst werden.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Das einzige, was dieser Beitrag konkret über Arbeitsbedingungen bei Amazon enthält ist die Erklärung, die Arbeiterin sei 17km am Tage gelaufen. Ansonsten hat der ganze Beitrag was mit Trenkwalder und H.E.S.S. zu tun. Darum geht es, der Beitrag als Situationsbeschreibung wie weit spanische, gut ausgebildete Bürger bereit sind in ihrer Not dort zu gehen, wäre interessant gewesen, aber als Angriff auf Amazon ist er billigste antikapitalistische Schublade.


    Es wäre sicherlich nicht uninteressant etwas über die Arbeitsplatzsituation bei Amazon zu erfahren - nur das hat dieser Beitrag nicht gemacht.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

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  • Zitat

    Original von beowulf
    .....


    Es wäre sicherlich nicht uninteressant etwas über die Arbeitsplatzsituation bei Amazon zu erfahren - nur das hat dieser Beitrag nicht gemacht.


    Das sehe ich auch so.


    Übrigens dürften wir wohl viele Sachen nicht mehr machen, wenn wir, wie ich finde mit Recht, gegen Zeitarbeit, Niedriglöhne etc sind.
    Z.B.
    -RTL gucken (in meinem Bekanntenkreis arbeitet eine seit über 8 Jahren auf Zeitvertägen, interessant, dass diese ohne Unterbrechung sind.....ist das legal??)
    -in Hotels übernachten (es gibt unglaublich viele und auch ganz renommierte Hotels, die ein paar Festangestellte haben und ansonsten alle anderen nur auf Minijobb-Basis anstellen)
    -in Restaurants essen gehen (selbe Situation wie in Hotels)
    -mit vielen Fluglienien fliegen (die wenigsten Airlines bieten heute noch direkt Festverträge an)
    -oder, damit verbunden, angeblich durch die Sicherheitskontrolle gehen (obwohl ich mich hier etwas schwer tue, da der Grundstundenlohn in Düsseldorf bei über 12€ liegt)
    -alt werden und ins Pflegeheim müssen, oder krank etc.


    Das soll alles keine Entschuldigung für evtl sehr schlechte Arbeitsbedingungen bei Amazon sein. Aber so sieht es leider in viel zu vielen Bereichen aus :-(


    Bevor ich hier eine klare Meinung zu Amazon bekomme, müsste ich einfach mal viel mehr Informationen erhalten - und die haben mir in dem Bericht leider gefehlt.

    Anna Karenina (LR), Der blinde Mörder (LR), Alias Grace (LR), Die Bücherdiebin (LR), Das Rosenholzzimmer (LR), Töchter des Nordlichts

  • Zitat

    Original von beowulf
    Ansonsten hat der ganze Beitrag was mit Trenkwalder und H.E.S.S. zu tun. Darum geht es, der Beitrag als Situationsbeschreibung wie weit spanische, gut ausgebildete Bürger bereit sind in ihrer Not dort zu gehen, wäre interessant gewesen, aber als Angriff auf Amazon ist er billigste antikapitalistische Schublade.


    Trenkwalder und H.E.S.S. sollten vielmehr in den Fokus gerückt werden. Und man sollte endlich einmal kapieren, mit welchen perfiden Methoden solche Unternehmen wie Amazon, Google aber auch Facebook ihre Macht immer weiter ausbauen, wie sie langsam die demokratische Grundordnung aushebeln, wie sie die sozialen Arbeitsbedingungen - die über sehr lange Zeit mühsam erkämpft wurden - zurückfahren. Und unsere Schnarchnasen-Gewerkschaften segnen das auch noch ab.


    Zeitarbeit, vermittelt durch Zeitarbeitsfirmen, ist im höchsten Maße unsozial, bekommt der Arbeitnehmer doch nicht das, was er sich eigentlich erarbeitet hat. Denn auch die Zeitarbeitsfirma zockt ihn erst einmal ab.


    Und - lieber billige antikapitalistische Angriffe als den Abbau unseres Sozialstaates zu akzeptieren. Leider sind es nur die LINKEN die vor dem Abbau von Arbeitnehmerrechten warnen. CDU, SPD, FDP und Grüne dagegen machen eifrig mit, wenn es darum geht die Menschen in diesem Lande genau genommen wieder "neu zu versklaven".

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich habe die Reportage nicht gesehen, nur am anderen Tag kurz davon im Radio etwas mitbekommen. Ich bin jedoch dafür, dass man weiterhin bei Amazon Bücher bestellt. Selten hat ein online Shop so eine riesen Auswahl wie Amazon und selten sind Bücher soo günstig. ...


    Hinzu kommt, dass ich schon seit einigen treuer Dauerkunde bei Amazon bin. Am Mittwoch musste ich zum ersten Mal den Kundendienst kontaktieren. Ich hatte vermutlich eine Ausländerin dran. (hab sie total schlecht verstanden) aber mir wurde rasch und problemlos geholfen. Zudem haben sie eine kostenlose Hotline. Ruck ruck hat mich jemand aus der Gutscheinabteilung angerufen. Obwohl die Frau sagte es meldet sich jemand per Mail. ... Jedoch gabs einen Zahlendreher im Gutscheincode (der Grund war, der Gutscheincode wurde beim einlösen irgendwie nicht angenommen) . Ich habe im Anschluss noch eine Bestätigungsmail erhalten. Und werde auf diese noch mein Lob aussprechen und für die schnelle Hilfe danken.


    Und Beo hat irgendwie schon Recht. Ich meine, man weiß doch wirklich nicht, ob das stimmt, was in der Reportage berichtet wurde.

    Zündet man eine Kerze an,erhält man Licht.Vertieft man sich in Bücher,wird einem Weisheit zuteil.Die Kerze erhellt die Stube, das Buch erleuchtet das Herz.


    (Sprichwort aus China)

  • Geschätzter Voltaire


    Ich kenne das Deutsche Recht hinten und vorne nicht aber Amazon scheint sich an die geltenden Gesetze zu halten bzw. nutzt den Spielraum der Interpretationsmöglichkeiten dieser Gesetze. Falls Amazon das nicht tut und illegal handelt kann man meiner Meinung dagegen rechtlich vorgehen. Wo ist also das Problem???


    In Deutschland ist man meiner Meinung nach frei den Arbeitgeber zu wechseln wenn es einem nicht passt. Wer bei Amazon nicht zufrieden ist wechselt halt die Firma. Wo ist also das Problem???


    Vielleicht stellen Arbeitgeber Zeitarbeiter ein weil ein viiiieeelll zu grosser Kündigungsschutz für normal Angestellte besteht? Kündigungsschutz etwas lockern und die Firmen getrauen sich wieder vermehrt Personal unbefristet einzustellen.


    Gruss aus einem Land mit ca. 3 % Arbeitslosenquote und relativ wenig Kündigungsschutz! Ob da ein Zusammenhang besteht? :wave

  • Zitat

    Original von beowulf
    Genau das. Der Bericht manipuliert Tatsachen, da die Tatsachen nicht ausreichend waren die vorgefasste Meinung zu transportieren.


    Das interessiert mich jetzt aber schon: Hast du denn in diesem konkreten Fall nähere Informationen wie es dort "wirklich" zugeht? Oder wie kommst du sonst darauf, dass manipuliert wurde?

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]

  • Es gibt ein generelles Problem mit Zeitarbeit in Deutschland. Amazon ist das Paradebeispiel dafür, wo befristete Arbeitsverträge als Arbeitsmarktmittel gerechtfertigt sind, nämlich in Betrieben mit Saisonspitzen. Das Bundesarbeitsgericht hat kürzlich aufgezeigt, wo tatsächlich die Probleme liegen, wenn nämlich Betriebe versuchen den Kündigungsschutz zu umgehen indem sie langfristig Leiharbeiter beschäftigen und die Kernbelegschaft unter der Bagatellgrenze halten. Das hat das Gericht mit der Auslegung, wer länger als drei Monate einen Leiharbeiter beschäftigt hat diesen mitzuzählen geknackt. Das wurde fast nirgends in der Öffentlichkeit diskutiert. Leider. Das Problem, das dieser Film aufgezeigt hat ist eines von Saison- und Wanderarbeitern und wie mit denen umgegangen wird. Haben wir schon lange mit Wanderarbeitern aus Polen und der Spargelernte. Auch da gibt es langsam Verbesserungen, aber sehr langsam. Ich will beileibe nicht Amazon für seine Arbeitsbedingungen loben, ich warne nur vor solchen Auswirkungen wie bei Schlecker. Da wird Schlecker wegen der ausbeuterischen Situation boykottiert und nachher erzählen die Schleckerfrauen, dass sie in Zukunft weniger verdienen und das tolle Arbeitsklima wegfalle - da passt was nicht.


  • Natürlich kann man den Arbeitsplatz wechseln wenn man bei Amazon nicht zufrieden ist. Man geht dann zum nächsten Arbeitgeber der ähnlich unsozial agiert. Das ist es doch gerade. Andere Arbeitgeber werden ähnlich oder genauso agieren wie Amazon. Der Arbeitnehmer hat so oder so die A.....Karte!


    Und schon ist man auf dem Weg in eine Gesellschaft wo der reine Profit im Vordergrund steht und die sozialen Arbeitsbedingungen immer mehr verwässert werden. Und wo das geltende Arbeitsrecht zudem immer wieder umgangen wird.


    Und das soziale Arbeitsbedingungen trotzdem für den Arbeitgeber Gewinn abwerfen sieht man daran, dass die deutsche Volkswirtschaft zu den stärksten und leistungsfähigsten Volkswirtschaften der ganzen Welt zählt - und das bei einem Volk von nur 80 Mio. Einwohnern. So ist beispielsweise die deutsche Automobilindustrie führend - und der grösste Autoproduzent der Welt - VW - ist trotzdem ein Arbeitgeber mit einem sozialen Gewissen und mit menschenwürdigen Arbeitsbedingungen.


    Das Aufweichen des Kündigungsschutz würde dazu führen, dass wir zu einer "Hire-And-Fire-Arbeitswelt" verkommen, wo der Schwache nicht mehr den Schutz der Gesellschaft geniesst. Bisher sind wir mit unserem Kündigungsschutz sehr gut gefahren. Sozialpolitik, und dazu gehören auch die Arbeitsbedingungen im weitesten Sinne, muss auch die Schwachen mit ins Boot nehmen, muss für eine soldarische Gesellschaft sorgen - sollte niemand am Straßenrand stehen lassen. Und eine Volkswirtschaft die funktioniert - Deutschland hat es bewiesen - kann auch unter humanen Arbeitsbedingungen gute Gewinne erwirtschaften.


    Leider befinden wir uns in einer Zeit, wo die Wirtschaft sagt wo es langgeht - und der Staat fügt sich, die Gesellschaft übt sich im Stiefellecken. Ob das nun wirklich erstrebenswert ist, mag einmal dahingestellt bleiben. Gewinne werden privatisiert - Verlust werden sozialisiert. Und wir, das dumme Stimm- und Arbeitsvieh machen mit, im besten Kadervergehorsam.


    Hüten wir uns vor amerikanischen und schweizerischen Verhältnissen, deren Werte auf das reine Profitdenken reduziert wurden. Aber wir sind auf dem Wege dahin.......

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich habe soeben etwas gegoogelt... Im westlichen Europa stehen Länder mit relativ wenig Kündigungsschutz in vielen Arbeitsmarktrelevanten Dingen wesentlich besser da als Länder mit hohem Kündigungsschutz. Ich würde mal unvoreingenommen darüber nachdenken warum. Selbst Angestellte des Staates, Kantonen und Gemeinden sind in der Schweiz kündbar. Das hält einen gewissen Leistungsdruck aufrecht.


    In der Schweiz bezahlen Arbeitgeber hohe Löhne und wir haben gute Sozialleistungen und einen weltweit fast unvergleichlichen sozialen Arbeitsfrieden. Eine "Hire and Fire Arbeitswelt" haben wir hier nicht. Ein Arbeitnehmer arbeitet da wo es ihm gefällt und eine Firma hat Angestellte mit denen sie zufrieden ist. Eine Win-Win Situation.


    Wie gesagt ein zu hoher Kündigungsschutz führt dazu das Arbeitgeber vermehrt Zeitarbeiter einstellen. Ein Arbeitgeber muss die Möglichkeit haben sich von ungeeigneten Angestellten unkompliziert innert mindestens 3 Monaten zu trennen dann geht er auch vermehrt unbefristete Arbeitsverhältnisse ein genauso wie ein Arbeitnehmer sich auch auch schnell und unkompliziert vom Arbeitgeber trennen kann. Ein Arbeitgeber wird den Teufel tun gute Angestellte einfachso ziehen zu lassen.

  • Zitat

    Original von sapperlot
    Ich habe soeben etwas gegoogelt... Im westlichen Europa stehen Länder mit relativ wenig Kündigungsschutz in vielen Arbeitsmarktrelevanten Dingen wesentlich besser da als Länder mit hohem Kündigungsschutz. Ich würde mal unvoreingenommen darüber nachdenken warum. Selbst Angestellte des Staates, Kantonen und Gemeinden sind in der Schweiz kündbar. Das hält einen gewissen Leistungsdruck aufrecht.


    So, so. Und wie ist es beispielsweise mit Norwegen? Das Land mit dem höchsten Lebensstandard in Europa? Nicht nur in Bezug auf die Arbeitsbedingungen ein sehr soziales Land; Kündigungsschutz ist dort übrigens sehr ausgeprägt. Und man könnte auch noch Schweden als Beispiel anführen. Zwar ist es nicht mehr der reine Wohlfahrtsstaat, aber in Bezug auf die sozialen Arbeitsbedingungen immer sehr weit vorn mit dabei.


    Und das was du schreibst, dass der Leistungsdruck aufrechterhalten bleibt, nutzt nur dem Starken, der Schwache wird untergebuttert - es lebe die egoistische Ellenbogengesellschaft.


    btw.: Um hier nichts Falsches zu schreiben, habe ich eben gerade mit meinem Schwager in Norwegen telefoniert (er lebt dort seit 1987) und er hat meine Ansicht in vollem Umfange bestätigt.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Das Aufweichen des Kündigungsschutz würde dazu führen, dass wir zu einer "Hire-And-Fire-Arbeitswelt" verkommen, wo der Schwache nicht mehr den Schutz der Gesellschaft geniesst.


    Was genau verstehst du unter "Schwache"?


    Der Kündigungsschutz schützt im gleichen Atemzug auch Arbeitnehmer, die für ein Unternehmen Gift sind. Sicherlich, bei einem Riesen wie Amazon dürften ein paar faule Äpfel nicht die Welt ausmachen, aber es ist in meinen Augen verständlich, dass Arbeitgeber [allgemein] die Daumschrauben des Kündigungsschutz gerne mit befristeten Verträgen umgehen. Es ist einfacher faule, unsoziale, unpassende und problematische Arbeitnehmer auf diese Weise... nun... aussortieren zu können. Den Grundgedanken dahinter kann ich [in einem Familienunternehmen arbeitend] durchaus verstehen. Natürlich bleiben dabei auch Menschen auf der Strecke, die es nicht verdienen, aber der Arbeitsmarkt ist eben auch ein [knallharter] Wettbewerb. Und solange es für jede Stelle zig Bewerber gibt und sich die Unternehmen nicht schwer tun offene Posten neu zu besetzen, wird sich daran nicht viel ändern. Arbeitskraft ist Massenware und die ist 'billig'.


    Und ich zweifle ehrlich gesagt daran, dass der Staat, auch wenn er wollte, den Unternehmern mit Gesetzen das Streben nach Reichtum verbieten kann. Vielleicht ist es möglich ein Loch zu stopfen, aber da tut sich gleich daneben sicher wieder ein neues auf.
    Das soll jetzt keine Ausrede sein, nichts zu tun, bzw. nicht über sein eigenes Konsumverhalten nachzudenken, aber ich denke nicht, dass es helfen wird amazon zu boykottieren.

    "Sobald ich ein wenig Geld bekomme, kaufe ich Bücher; und wenn noch was übrig bleibt, kaufe ich Essen und Kleidung." - Desiderius Erasmus

  • Voltaire, Du unterstellst mit deiner Pauschalisierung gerade 100 % der Arbeitgeber in Deutschland fiese, egostische und ungerechte Menschen zu sein. Arbeitgeber sind alles :teufel während Angestellte alles :engel sind. Ich würde das Ganze etwas differenzierter sehen. Gibt es hier im Forum Eulen die selbst Arbeitgeber sind? Fühlt ihr euch nicht angegriffen?

  • Zitat

    Original von Frettchen
    Ich habe ein bisschen den Eindruck, hier sind nur "Gutmenschen" unterwegs und ich bin das einzige Monster? :yikes
    Was das Fleisch angeht, ist mein Gewissen rein, ich esse schon seit Jahren keins mehr.
    Bei McDonalds war ich auch zuletzt mit 17. Bücher bestelle ich online vor in der Buchhandlung vor Ort, weil ich nicht doppelt hinrennen möchte. Aber ich bestelle bei Amazon durchaus gerne Elektrogeräte, wenn die da 50 Euro günstiger sind als woanders.
    Nicht Amazon ist das Böse auf Erden, die Gesetze gehören geändert. Denn diese befristeten Verträge sind überall üblich.
    Und ich verbesser die Welt sicher nicht, indem ich nicht zu McDoof gehe oder nur noch in die Buchhandlung vor Ort. In meiner Buchhandlung vor Ort gibt es auch keine Vollzeitkräfte mehr. Das Problem liegt doch viel tiefer und wird sicher nicht behoben, nur weil man bei Amazon nicht mehr bestellt und sein Fleisch beim Metzger kauft.


    Ganz sicher nicht.


    Deshalb gehe ich auch generell nicht wählen, auf meine Stimme kommt es nämlich nicht an. Man braucht auch keine Kinder in eine Welt zu setzen, die böse ist und ohnehin keine Zukunft hat. Ich habe genug mit MIR zu tun. Sich in jemanden zu verlieben macht auch keinen Sinn, der stirbt nämlich irgendwann einfach weg und lässt einen zurück. Überhaupt- wozu eigentlich leben?


    Mich nerven ja Hardcoreveganer auch, die mir erzählen, dass sie ihre Katze ausschließlich vegetarisch und bio ernähren, während die andere Hälfte der Menschheit verhungert. Mich nerven aber auch Menschen, die mich wegen meinem Mörderapparat von Trümmerröhrenfernseher auslachen, der immer noch in meinem Wohnzimmer steht, weil er einwandfrei funktioniert. Schließlich bekommt man Riesenflachbildschirme auch schon fürn Appel und nen Ei nachgeschmissen! (haben die auch ein besseres Fernsehprogramm?) Oder die, die sich zu fein sind, in der versifften Kindergaderobe mal eben den Dreck wegzufegen, ist ja schließlich die Aufgabe der Putzfrau, die man für 7 Euro/Std dafür bezahlt!


    Ja, ich gebe es zu. Ich sympatisiere mit Menschen, die sich gegen Gentrifizierung wehren und ihre Häuser besetzen, obwohl ich selber nicht zu "denen" gehöre. Ich bin manchmal wütend auf Gesetze, die mir verbieten, einer alten, achtigjährigen Oma mal schnell ein BTM- Pflaster auf die Haut zu kleben, weil sie es mir ihrer faltigen Haut alleine einfach nicht mehr richtig hinbekommt und nicht nochmal drei Stunden beim Arzt anstehen möchte. Es wäre sinniger, einfach die Hände in der Schoß zu legen, die Augen zuzumachen, das ist eben so, ich bin ja vom Gesetzgeber abgesichert. Ich mache es trotzdem. Ich widersetze mich. Das ist meine kleine Rache, die mich noch lebendig fühlen lässt. :grin


    Mach was gegen das, was Dich stört oder lass es bleiben. Es interessiert mich nicht.

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Zitat

    Original von Asmos


    Was genau verstehst du unter "Schwache"?


    Zu den Schwachen zählen oftmals die Arbeitnehmer, die beispielsweise aufgrund ihres Alters dem Druck nicht mehr gewachsen sind. Aussortieren? Sperrmüllabfuhr anfordern? Zu den Schwachen zählen aber auch die, die sich für das Unternehmen den Arsch aufgerissen haben, sich kaputt und krank gearbeitet haben und nun durch das Unternehmen in die Mülltonne entsorgt werden.


    Zu den Schwachen zählen auch die Arbeitnehmer, die aufgrund ihres Arbeitslohnes nicht menschenwürdig leben können, die, obwohl sie den ganzen Tag über hart arbeiten, trotzdem noch aus staatlichen Mittel unterstützt werden müssen. Ein gerechter Mindeslohn würde hier Abhilfe schaffen. Aber nein - die Politik richtet sich hier wider besseres Wissen nach den einseitigen Interessen der Konzerne. Wir begeben uns hier in eine Abhängigkeit die nicht Not tut.


    Was mich ein wenig tröstet ist, das die jungen Arbeitnehmer, die heute so vehement die inhumane Leistungsgeselllschaft bejahen - die Alten von morgen sind und ich kann nur hoffen, dass sie dann ebenso mies behandelt werden, wie sie heute ihren Jugendwahn leben.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.