Arbeitsbedingungen bei Amazon

  • Wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs:


    http://www.ardmediathek.de/das…amazon?documentId=8636814


    Amazon hat nahezu weltweit ein gutes Stück des Versandgeschäfts an sich gerissen, neue Märkte überhaupt erst entstehen lassen, und, ja, es ist ja auch irre bequem, komfortabel - und dazu auch noch unschlagbar preiswert. Ich bin auch ein ziemlich guter Kunde von denen, und natürlich längst nicht mehr nur, was Bücher anbetrifft - vom Badmintonschläger bis zur Zitronenpresse, ich kaufe viel dort. Aber vielleicht sollte man wirklich mal darüber nachdenken, ob Bequemlichkeit und günstige Preise alles rechtfertigen. Zum Beispiel eben dieses zynische Spiel mit menschlichen Schicksalen.

  • Zitat

    Original von Tom
    Aber vielleicht sollte man wirklich mal darüber nachdenken, ob Bequemlichkeit und günstige Preise alles rechtfertigen. Zum Beispiel eben dieses zynische Spiel mit menschlichen Schicksalen.


    Das sollte wirklich eine Überlegung wert sein. Ich kaufe so gut wie nichts mehr bei Amazon.


    Bücher kaufe ich entweder in kleinen Buchläden oder bei www.buch24.de.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Unsere Smartphones werden in China zu Hungerlöhnen zusammengebaut, unsere Computerbauteile enthalten Edelmetalle aus afrikanischen Todesminen, unser Palmöl vernichtet den Regenwald, unsere ach so traditionsreichen Molkereien betreiben riesige Monokulturen mit Gentechnik, unsere Schuhe werden in Indonesien von Kindern geschnürt, unsere Pflastersteine werden ohne Atemschutz in Indien geklopft... und dann soll ich ernsthaft mein Gewissen durch den Verzicht von Käufen bei Amazon beruhigen?

  • Zitat

    Original von Seinfeld
    Unsere Smartphones werden in China zu Hungerlöhnen zusammengebaut, unsere Computerbauteile enthalten Edelmetalle aus afrikanischen Todesminen, unser Palmöl vernichtet den Regenwald, unsere ach so traditionsreichen Molkereien betreiben riesige Monokulturen mit Gentechnik, unsere Schuhe werden in Indonesien von Kindern geschnürt, unsere Pflastersteine werden ohne Atemschutz in Indien geklopft... und dann soll ich ernsthaft mein Gewissen durch den Verzicht von Käufen bei Amazon beruhigen?


    Wegschauen und so weitermachen wie bisher ist wohl auch nicht der richtige Weg.


    Vieles von dem was du aufzählst ist den Menschen nicht bekannt - ganz mies ist es aber, wenn man es weiß und es ignoriert.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Tom: Aber vielleicht sollte man wirklich mal darüber nachdenken, ob Bequemlichkeit und günstige Preise alles rechtfertigen.


    Ersetze man durch ich und Du hast den ersten Schritt in die richtige Richtung unternommen.


    Die Aufregung um diesen Beitrags verstehe ich allerdings nicht; ebenso nicht den Auftritt des SPD-Mitglieds, den ich als scheinheilig empfand.
    Amazon hält sich an die rechtlichen Grenzen und wir erinnern uns, dass es die Regierung Schröder war, die die Agenda 2010 verabschiedet hat, auch wenn die Sozialdemokraten jetzt nichts mehr davon wissen wollen.
    Würde sich jetzt ein Arbeitsloser auf einen Job bei Amazon bewerben und einen befristeten Arbeitsvertrag erhalten, der mehrfach verlängert wird, dann würde er sich konform der Agenda 2010 verhalten. Und dieser Umstand wird nun angeprangert?


    Amazon bewegt sich in den Grenzen unserer Rechtsordnung, die ganz offensichtlich nicht am Menschen orientiert ist. Wohin der Weg führt, wenn man Amazon meidet, ist auch klar. Mit sinkenden Umsatzzahlen wird es zu einem Stellenabbau kommen, der ebenso wenig wünschenswert ist.
    Kurzum, die Welt ist nicht so einfach wie wir sie gern hätten. Kauft man bei Amazon ein, erhält man Arbeitsplätze mit fragwürdigen sozialen Bedingungen; kauft man dort nicht ein, vernichtet man Arbeitsplätze.

  • Hallo, Seinfeld.


    Das ist eine sehr beliebte Argumentation, die sich gut zur Selbsttäuschung eignet. Warum soll ich Eier von freilaufenden Hühnern kaufen, während in Afrika täglich zehntausende Kinder verhungern? Das ist doch schließlich noch viel schlimmer, und mein karger Beitrag zur artgerechteren Haltung von Nutztieren ändert daran nichts.


    Es verbietet Dir aber niemand, Dich mit beiden Problemen zu beschäftigen. Die Arbeitsbedingungen bei Amazon mögen sich lächerlich gegen jene in der Diktatur China ausnehmen, in der mehr als achtzig Prozent unserer Konsumprodukte hergestellt werden. Du darfst versuchen, bewusster einzukaufen - und Dich zugleich bemühen, Deine Möglichkeiten zu nutzen, um auf Amazon einzuwirken. Du musst es natürlich nicht.


    Und, klar, wenn man sich mit jedem gravierenden Problem auseinandersetzen würde, das das Leben auf unserem Planeten erschwert, hätte man nichts Anderes mehr zu tun. Aber auch kleine Änderungen mögen letztlich bewirken, dass große eintreten.


  • Das ist etwas zu kurz gedacht.
    Es sind solche Konzerne wie Amazon, Facebook und auch Google die für unsere Rechtsordnung eine erhebliche Gefahr darstellen.


    Und nur weil Sozialdemokraten mit der Agende 2010 eine große Dummheit gemacht haben - unter starker Mitwirkung auch der anderen Parteien - muss man dieser Agenda ja nun nicht sklavisch ergeben sein.


    Und wie jede noch so lange Reise mit dem ersten Schritt bekannt - so kann man doch sein Verhalten ändern und fängt da schon mal bei Amazon mit an.......

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Salonlöwin
    Wohin der Weg führt, wenn man Amazon meidet, ist auch klar. Mit sinkenden Umsatzzahlen wird es zu einem Stellenabbau kommen, der ebenso wenig wünschenswert ist.
    Kurzum, die Welt ist nicht so einfach wie wir sie gern hätten. Kauft man bei Amazon ein, erhält man Arbeitsplätze mit fragwürdigen sozialen Bedingungen; kauft man dort nicht ein, vernichtet man Arbeitsplätze.


    Die Ware wird dann in den meisten Fällen woanders gekauft und dort können dann neue Arbeitsplätze entstehen. Ich möchte solches Verhalten - auch wenn es sich im Rahmen der legalen Möglichkeiten bewegt - nicht unterstützen, wenn möglich.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

  • Zitat

    Original von Lumos


    Und wie soll man das in die Betrachtungen bzw. Entscheidungen einfließen lassen :gruebel?


    Vielleicht durch eine virtuelle Spendendose für die Büchereule (anstelle des Amazon-Programms)? Das Autorenforum Montsegur hat so was in der Art. Dann könnte ich auch endlich mal was für die Büchereule tun, ich bestelle meine Bücher nämlich selten bei Amazon.

  • Voltaire, Amazon ist für mich kein Problem. Die Konzernpraktiken sind bekannt und ich habe in der Vergangenheit dort nur sehr wenig gekauft, weniger aus political correctness, sondern weil ich nicht gern im Internet bestelle. In der Hinsicht bin ich sehr altmodisch. Auch ansonsten konsumiere ich sehr bewusst und mit Blick auf soziale Bedingungen, letztlich bin aber auch ich nur ein Mensch und mein Tag hat 24 Stunden.
    Abstriche ergeben sich zwangsläufig und guten Gewissens könnte ich in keine Filialbuchhandlung mehr gehen, wenn ich die Betriebsrats- und Gewerkschaftsmeldungen der Buchhandelsketten verfolge.

  • Zitat

    Original von Salonlöwin
    Abstriche ergeben sich zwangsläufig und guten Gewissens könnte ich in keine Filialbuchhandlung mehr gehen, wenn ich die Betriebsrats- und Gewerkschaftsmeldungen der Buchhandelsketten verfolge.


    Das unterschreibe ich.
    Ich für meinen Teil kaufe sehr viel online und auch viel bei amazon, allerding habe ich in der letzten Zeit angefangen das kritisch zu betrachten a) wegen Toms Link, und außerdem ist mir der Umgang mit Daten Seitens Amazon etwas gruselig geworden.



    sehr skeptische Grüße von Elbereth :wave


    Hier die passende Lektüre!

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Schön ist das natürlich nicht, aber kommt das jetzt alles überraschend? Ich weiß nicht, nee. Für mich nicht wirklich. Globalisierung, Amerikanisierung, Shop till you drop, Dienstleistungsgesellschaft, Geiz ist Geil,...hat eben alles seinen Preis.


    Und wo Nachfrage ist, ist auch Angebot. Da muss sich jeder an die eigene Nase packen, inwiefern er daran "Schuld" ist und was er daran ändern kann. Ich erlebe es immer öfter, dass sich Menschen stundenlang in der Apotheke beraten lassen und dann (höchstwahrscheinlich) für nen Eurofuffzig ihren Kram in der Internetapotheke bestellen. So sind die Zeiten, gibt ja auch zuviele Apotheken/Buchhändler/Landmetzgereien, die alle viel zu teuer sind.


    Und wenn es im Moment einen "Skandal" um Pferdefleisch in TK- Rindfleischlasagne gibt, so ist das zwar eine Sauerei, aber genauso wenig verwunderlich. Betroffenen macht mich das nicht, denn ich vergesse nie, dass hinter der Ware Fleisch ein Lebewesen steckt.


    Ganz ehrlich glaube ich, dass schlechte Arbeitsbedingungen, Ausbeutung etc erst am Anfang stehen, da es der Mehrheit der Verbraucher letztendlich egal sein wird und nur der Preis eine Rolle spielt. Und Apple- User geben zwar mehr Geld aus, moralisch freikaufen können auch die sich nicht. ;-)


    Edit: Salonlöwins Beitrag kann ich voll und ganz :write

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von rienchen ()

  • rienchen, wie eigentlich immer genau auf den Punkt. Auf mein iPhone verzichte ich trotzdem nicht. ;-)


    Und made, ich fühle mich mittlerweile in unglaublich vielen Entscheidungen längst nicht mehr frei. Was kann man denn heutzutage überhaupt noch guten Gewissens machen? Ich bemüh mich ja nach bestem Wissen und Gewissen, aber ich bin weit davon entfernt, darin perfekt zu sein.

  • Groupie : Muss man das denn? Wenn man es so genau nehmen will, müssten wir eigentlich irgendwo als Eremit existieren.


    Ich denke, wenn jeder an seinen Gewohnheiten ein bisschen was ändert und manchmal dem sozialen Gewissen den Vorzug gibt, dann ist schon viel erreicht. Von der Idee, alle Menschen mitziehen zu können um die Welt zu verbessern, hab ich mich verabschiedet.

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

    :lesend Anthony Doerr - Alles Licht das wir nicht sehen (Hörbuch)

  • Danke für den Beitrag. Ich bemühe mich, nach Möglichkeit bewusst einzukaufen. Und dieser Beitrag regt zum Nachdenken an. Man kann als Verbraucher einiges bewirken, aber nicht alles. Leider gibt es auch in anderen großen Konzernen in Deutschland Missstände bez. Zeitarbeit. Aber das ist wohl politisch so gewollt.


    Vor Weihnachten war folgender Artikel in unserer Zeitung:
    http://www.bo.de/Nachrichten/W…ihnachtsstress-bei-Amazon


    Nicht nur bei Amazon sieht es so aus. Die Konzerne sind auf maximalen Gewinn aus. Wenn der Gewinn ausbleibt oder das Management eine "Umstrukturierung" plant werden eben Arbeitsplätze gekündigt. Wenn die Arbeiter eh nur auf Zeit arbeiten, und ohne Betriebsrat ist das doch praktisch für den Konzern.


    Aber es lohnt sich darüber Gedanken zu machen und Konsequenzen zu ziehen.